Amiga

Commodore Amiga Heimcomputer
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Dieser Artikel behandelt Amiga-Computer. Für das gleichnamige DDR-Schallplattenlabel für Popmusik siehe Amiga (Schallplatten).


Allgemein

Der Commodore Amiga war ein bis Mitte der 1990er weit verbreiteter Computer, der besonders in seinen kleinen Varianten als Heimcomputer beliebt war. (Der Begriff Amiga kommt aus dem Spanischen und bedeutet Freundin.) Er hatte für seine Zeit erstaunliche Multimediafähigkeiten und ein Multitasking-Betriebssystem. Der Amiga hat bis heute als Nischenprodukt überlebt.


Keyboard-Modelle

  • Amiga 500 (CPU MC68000 7,14 MHz, 512 Kilo-binary-Byte (KiB)1 RAM) Besonderheiten: der Standard-Amiga, galt als Kult und Computer für Millionen.
    • Amiga 500 Plus (CPU MC68000 7,14 MHz, 1 MiB1 RAM) Besonderheiten: besaß ein erweitertes Chipset (ECS), das sich allerdings oft inkompatibel mit Software erwies, die entgegen der Programmierrichtlinien mit direkten Hardwarezugriffen arbeitete, daher nicht sehr erfolgreich.
  • Amiga 600 (CPU 7,14 MHz MC68000, 1 MiB1 RAM) Besonderheiten: hatte zusätzlich einen PCMCIA-Typ-II-Anschluss und integrierten TV-Modulator; Akzeptanz war aufgrund fehlender 10er-Tastatur und ECS auch gering.
    • Amiga 600HD (CPU MC68000 7,14 MHz, 1 MiB1 RAM) Besonderheiten: Festplatte serienmäßig.
  • Amiga 1200 (CPU Motorola MC68EC020 14 MHz, 2 MiB1 RAM) Besonderheiten: neuer Grafik-Chipsatz (AGA), IDE-Controller und Platz für eine interne 2,5"-Festplatte, sehr erfolgreich.

Anmerkung

1) zu der Zeit noch als "Kilobyte" bzw. "Megabyte" bezeichnet.

Desktop- und Tower-Modelle

Amiga-500-Station mit A2000ern als Monitorstütze

Amiga PPC - Mainboard-Modelle

  • AmigaOneG3-XE (CPU 800 MHz G3 750FX)
  • AmigaOneG4-XE (CPU 800 MHz G4 7455) Besonderheiten: Letzter Hardwarestandart des Amiga, läuft mit LinuxPPC oder AmigaOS 4.0 Pre-Release.

Spielekonsolen und CD-Player

  • CDTV
  • CD32 Besonderheiten: Noch vor der Playstation die erste 32-Bit-Konsole der Welt. Stellte mit Tastatur im Prinzip einen vollwertigen Amiga 1200 dar.

Geschichte

Das erste Modell war der Amiga 1000, der 1985/1986 auf den Markt gebracht wurde. Er glich sehr dem Commodore 128D - allerdings nur vom Aussehen. Eine optionale Erweiterungsbox namens Sidecar ermöglichte parallel zum Betrieb des Amiga-Betriebssystems auch die Benutzung von MS-DOS.

Datei:Amiga 500 und Computerspiele.jpg
Amiga 500 und junger Computerspieler mit Turrican 1

Später folgten die Modelle Amiga 500 (als Nachfolger des legendären C64) und der Amiga 2000, der den damals modernen Desktop-PCs glich. Für professionelle Anwender wurde auch ein Rechner namens Amiga 2500/UX angeboten, auf dem parallel ein UNIX-Betriebssystem (AMIX) verfügbar war. Technisch gesehen waren die Amiga 2500-Modelle mit dem normalen Amiga 2000 identisch, aber durch den Einbau eines zusätzlichen Prozessorboards (mit einer 68020- bzw. 68030-CPU) deutlich leistungsfähiger.

Als Bindeglied zwischen Amiga und der PC-Welt besaß der Amiga 2000 sowohl die Amiga-eigenen Zorro-2-Slots als auch PC-typische ISA-Steckplätze. Diese konnten mit einer Brückenkarte (dem Nachfolger des Sidecar) erweitert werden. Damit besaß man dann einen vollwertigen PC im Amiga, auf den man von Amiga-Seite zugreifen konnte. Auch dieses Konzept war seiner Zeit weit voraus.

Dem Amiga 2000 folgte der Amiga 3000 sowie dessen Tower-Variante, die zum ersten Mal ein neues Betriebssystem in einem modernen 3D-Look mit sich brachten. Dieses hatte zahlreiche Neuerungen und Optimierungen, die noch heute in modernen Betriebssystemen wiederzufinden sind (AmigaOS 2.0). Auch der Amiga 3000 wurde, nicht zuletzt dank des fortschrittlichen Betriebssystems, ein Erfolg.

Mit dem Amiga 600 wurde dem Amiga 500 ein Nachfolger geschaffen, der später durch den Amiga 1200 abgelöst wurde. Beide konnten nicht den Erfolg des Amiga 500 fortsetzen. Zum Zeitpunkt der Einführung des Amiga 1200 wurde auch dessen großer Bruder, der Amiga 4000 (sowie Tower-Variante) als Nachfolger des Amiga 3000 auf den Markt gebracht.

Die Modelle Amiga 500/600/1200 waren eine kostengünstige Variante. Tastatur, Floppy (Diskettenlaufwerk) und die Hauptplatine bildeten eine Einheit. Beim A600 und A1200 war unter anderem auch noch Platz für eine 2.5" ATA Festplatte, im A1200 ließ sich mit ein wenig technischem Geschick und einem passenden Adapterkabel auch eine 3.5"-Platte einbauen.

Die Modelle Amiga 2000/3000/4000 waren erweiterbare Systeme, in denen zusätzliche Laufwerke und Erweiterungskarten integriert werden konnten. Die Modelle 3000 und 4000 wurden auch als Tower-Versionen angeboten und waren im oberen Preissegment angesiedelt - vergleichbar mit heutigen High-End-Rechnern. Auch die Tastaturrechner verfügen über einen Expansion-Slot, in den Erweiterungskarten eingesetzt werden konnten.

Commodore versuchte bereits Anfang der Neunziger Jahre, mit dem CDTV (einem Amiga im Design eines CD-Players), den Amiga als Multimedia-Plattform zu positionieren und in die Wohnzimmer zu bringen. Zu dieser Zeit entstand auch das Autorensystem AmigaVision. Kurz vor dem Niedergang von Commodore folgte dann das CD32 (1993), das verblüffende Ähnlickeit mit der PlayStation (Ende 1994) des Herstellers Sony hatte.

Hardware

Wichtigstes Kennzeichen der Amiga-Hardware waren die spezialisierten Custom-Chips, die den Amiga in bestimmten Bereichen anderen Plattformen überlegen machten. NAchteil der Chipsätze war eine Inflexibilität des Systems. Die Nachbildung dieser Chips ist auch das Hauptproblem bei der Emulation von Amiga-Systemen.

Das Bussystem des Amiga war der so genannte Zorro Bus mit 24-Bit-Adressraum (A500/1000 seitlich durch einen 86poligen Anschluss), (A2000 Zorro 2 intern durch mehrere 100polige Anschlüsse), (A3000/A4000 Zorro 3 mit 32-Bit-Adressraum, mehrere 100polige Anschlüsse, 32 Bit wurde durch Multiplexen der Signalleitungen erreicht). Durch einen Adapter konnte man Zorro-2-Karten an einem Amiga 500/1000 betreiben. Selbstverständlich liefen auch alle Zorro-2-Karten noch am Zorro-3-Bus, da am Bus selbständig erkannt wurde, ob es sich bei der Karte um eine 16- oder 32-Bit-Karte handelte. Es konnten keine handelsüblichen IBM-kompatiblen Steckkarten eingebaut werden.

Der Amiga hatte aber schon eine Autokonfiguration (ähnlich dem Plug-and-Play), die es dem Betriebssystem ermöglichte, Adressen und Interrupts den Karten zuweisen zu können. Daher gab es keine Konflikte wie bei den ISA-Slots des IBM-kompatiblen Systems.

Eine weitere herausragenden Möglichkeit des Amiga war die Genlock-Fähigkeit. Dies ermöglichte beispielsweise (Chroma-) Keying - das Ersetzen einer bestimmen Farbe im Computerbild in Echtzeit durch ein Videobild. Deshalb wurde der Amiga oft zum Videoschnitt, zur Vertitelung oder für aufwendige Blenden benutzt. Auch professionelle Bluebox-Anwendungen waren verfügbar.

Später wurden für den Amiga Grafikkarten angeboten, welche die beim Original vorhandenen Videofähigkeiten um "flimmerfreie" Darstellungen für im Büro notwendiges Arbeiten liefern sollten. Zu dieser Zeit machte der IBM-kompatible Computer zusammen mit Windows seinen Siegeszug in die Büros der Welt.

Die wohl bekannteste Hardwareerweiterung für den Amiga war der so genannte Flickerfixer. Die ersten Modelle des Amiga (1000, 500 und 2000) konnten ausschließlich Videosignale entsprechend dem PAL oder NTSC-Standard erzeugen, die mit einer Zeilenfrequenz von 15 kHz arbeiten. Höhere vertikale Auflösungen als ca. 256 Pixel waren damit nur durch Verwendung eines Zeilensprungverfahrens möglich, was zu heftigem Flimmern der Darstellung führt. Um dennoch VGA-Monitore ansteuern zu können wurde der Flickerfixer erdacht, der die zwei ausgegebenen Halbbilder zu einem Einzelbild zusammenfügen und sie wie für diese Monitore erforderlich mit der doppelten Zeilenfrequenz von 31 kHz ausgeben konnte. Amiga 500 Plus, 600 und 3000 konnten durch ihr erweitertes ECS-Chipset von sich aus mit unterschiedlichen Zeilenfrequenzen umgehen, mussten dabei allerdings mangels Speicherbandbreite Kompromisse eingehen, was die Auswahl der darstellbaren Farben angeht. Um den Amiga 3000 auch in Büroumgebungen einsetzen zu können, wurde hier ein Flickerfixer bereits ab Werk eingebaut. Mit dem Amiga 1200 und 4000 wurde der Flickerfixer dank des nochmals erweiterten AGA-Chipsets überflüssig.

Vorrangig in den USA benutzten Filmstudios und Fernsehsender den Amiga zusammen mit einer "Toaster" genannten Hardwareerweiterung für die tägliche Arbeit. Bekanntestes Beispiel dafür ist die TV-Serie "Babylon 5", deren Spezialeffekte teilweise mit Amiga-Rechnern erzeugt wurden, ebenso wie bei der TV-Serie "Seaquest DSV". Die 3D-Computerprogramme Cinema 4D (Software) und Lightwave (Software) standen ursprünglich nur auf diesem Rechner zur Verfügung.

Die ersten Festplatten für den Amiga waren schon XT, später dann SCSI 2- und ATA-Festplatten.

Software

Technisch war der Amiga vielen Computern seiner Zeit voraus. Neben den herausragenden technischen Eigenschaften (z. B. PnP in Form der Autoconfiguration), unterstützte das Betriebssystem bereits Präemptives Multitasking im so genannten "Round Robin"-Verfahren - fast zehn Jahre vor der Einführung von Windows 95.

Datei:Amiga Workbench 3.1 Fenster.jpg
Amiga Workbench 3.1 mit einem grünen Hintergrund

AmigaOS, das Betriebssystem des Amiga, war "modular" aufgebaut und benutzte ein System, was seinen Ursprung unter UNIX hat. Der Amiga besaß Geräte-Treiber (Suffix: .device) sowie Shared Libraries (Suffix: .library) und unterstützte Konzepte moderner heutiger Betriebssysteme (Streams, Pipelining, Signals, Message-Queues, usw.). Selbst der von Unix und Linux her bekannte Kommandozeileninterpreter war dem Amiga nicht fremd.

Als Dateisystem verwendete der Amiga das Amiga Fast File System (FFS). Anfangs, als Festplatten im Heimcomputer-Bereich noch teuer waren und eher eine Ausnahme bildeten, wurden Daten auf 3,5" (Zoll) Disketten mit einer Speicherkapazität von 880 KByte gespeichert. Unter späteren Versionen des FFS konnten auch so genannte Double Density Disketten beschrieben werden und das Dateisystem wurde um Journaling-Eigenschaften erweitert.

Bekannt war die so genannte "Guru Meditation". Diese bezeichnet den Zustand eines durch das Amiga Betriebssystem abgefangenen schweren Programmfehlers. Sie ist vergleichbar mit dem "Blue Screen Of Death"/BSOD der auf Windows NT basierenden Systeme seine Heimat hat. Auch wenn diese Fehlermeldung später durch ein nüchternes "Software Failure" ersetzt wurde, blieb der Name bestehen.

Mit der "translator.library" und dem "narrator.device" wurden bei diesem Rechner die Möglichkeit integriert, von höheren Programmiersprachen aus Sprachausgabe zu verwirklichen. Der Amiga war der erste Rechner, der mit Software zur Sprachsynthese ausgeliefert wurde. Dies wurde möglich, weil die Audioausgabe des Amiga auf 8 Bit Digital/Analog-Wandlern basiert.

Der Amiga wurde, außer zum Spielen (was beim Amiga 500 eher der Fall war), hauptsächlich zum Bearbeiten von Videos benutzt. Weitere wichtige Anwendungen waren 3D-Animation, Musik (Tracker wie Soundtracker, Futuretracker u. ä. sind heute noch Kult). In den letzten Jahren kamen auch noch Anwendungen wie das Authoring zur langen Liste der Anwendungen hinzu. Bekannteste Vertreter: AmigaVision, eine Autorensoftware für die Erstellung von interaktiven CDs, zur Wiedergabe von Laserdisks und für Karaoke-Anwendungen und Scala, dessen leistungsfähigste Version, Info Channel, auch heute noch in Kabelfernsehanalagen eingesetzt wird. Diese Produkte gab es lange, bevor Hersteller wie Macromedia mit Director den Markt eroberten.

Die Spiele

Bekannte Spiele waren:

weitere Software:


Sehr bekannt wurden auch "Musiker", die mit dem Amiga Musik (siehe auch Chiptune) machten:

Die direkte Konkurrenz des Amigas war damals der Atari ST und ein wenig später der Macintosh von Apple.

GUI

Die GUI des AmigaOS zeichnete sich durch sehr intuitive Bedienung und Font-Sensitivity aus, wie man sie heute eigentlich nur bei Apple findet. Insbesondere http://www.sasg.com/mui/ erfreute sich großer Beliebtheit, alternativ standen auf dem objektorientierten BOOPSI-System basierende Gadgets (=Widgets) zur Verfügung. Wegweisend war auch der konsequente Einsatz sogenannter Datatypes, das sind Codecs, die eine einheitliche Schnittstelle zum Laden und Speichern aller gängigen Dateiformate anbieten.

Der Amiga heute

Obwohl die Mutterfirma Commodore bereits 1994 in Konkurs ging, wurde die Entwicklung dieses Computers nie ganz beendet. Durch den auf Commodore folgenden Eigentümer ESCOM wurde die neue Firma Amiga Technologies gegründet, und von dieser wurden die Modelle Amiga 1200 und Amiga 4000T neu aufgelegt. Das geplante Nachfolgemodell "Walker", das bereits auf der CeBit 1996 vorgestellt wurde, ist aufgrund des Konkurses von ESCOM nicht mehr erschienen.

Die Amiga-Rechte sind dann 1997 von Gateway übernommen worden, deren Tochtergesellschaft Amiga International die vorhandene Hardware weiter vertrieben hat, und 2000 an eine Firma ehemaliger Gateway-Mitarbeiter namens "Amino Development" verkauft worden, die seitdem unter dem Namen Amiga Inc. besteht.

Im Jahr 2003 ist die Hardware eines offiziellen Nachfolgers - des AmigaOne - erschienen, die statt der veralteten 680x0-CPUs von Motorola moderne PowerPC-CPUs enthält. Anfangs stand für diesen Computer nur Linux zur Verfügung, die erste öffentliche Version des neuen AmigaOS 4.0 ist als "Developer Pre-release" im Juni 2004 an alle bisherigen Käufer ausgeliefert worden.


Die Beliebtheit des Amiga-Betriebssystems zeigt sich auch an mehreren Alternativprojekten:

Die Firma Genesi hat die Pegasos-Hardwareplattform auf den Markt gebracht, für die das Betriebssystem MorphOS geliefert wird. MorphOS ist ein zu AmigaOS 3.1 kompatibles Betriebssystem auf Microkernel-Basis. MorphOS basiert auf Konzepten aus den 90er Jahren und war ursprünglich als Nachfolger des AmigaOS geplant, da eine offizielle Weiterentwicklung eine Zeitlang nicht sicher schien. Die Verhandlungen mit Amiga Inc., MorphOS als Grundlage des neuen AmigaOS zu benutzen, scheiterten jedoch, und Amiga Inc. entschied sich, Hyperion Entertainment das AmigaOS auf die PPC-Plattform portieren zu lassen.

Ein weiteres Alternativprojekt ist das zu AmigaOS 3.1 quellkode-kompatible Open-Source-Betriebbsystem AROS, das bisher für x86-Hardware verfügbar ist.


Siehe auch:


Siehe auch: Wikipedia:WikiProjekt Commodore