Weiße Seerose

Art der Gattung Seerosen (Nymphaea)
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Die Weiße Seerose (Nymphaea alba) ist eine ausdauernde Art aus der Familie der Seerosengewächse (Nymphaeaceae). Sie gilt als typische Vertreterin der Schwimmblattpflanzen, nach der die Verlandungszone von Gewässern sogar Seerosenzone genannt ist.

Weiße Seerose
Weiße Seerose (Nymphaea alba)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subclassis: Seerosenähnliche (Nymphaeidae)
Vorlage:Ordo: Seerosenartige (Nymphaeales)
Vorlage:Familia Seerosengewächse (Nymphaeaceae)
Vorlage:Subfamilia Nymphaeoideae
Vorlage:Genus Seerosen (Nymphaea)
Vorlage:Species: Weiße Seerose
Wissenschaftlicher Name
Nymphaea alba
L.

Erscheinungsmerkmale

Die Weiße Seerose trägt dunkelgrüne Blätter und wohlriechende, halbgefüllte große weiße Blüten mit einer goldfarbenen Mitte, die den gesamten Sommer von Juni bis September über erscheinen. Die Blüten, die eine Größe von 9 bis 12 Zentimeter im Durchmesser erreichen, sind aus vier grünen Kelchblättern sowie zahlreichen spiralig angeordneten weißen Kronblätter aufgebaut. Die Kronblätter gehen in die gleichfalls zahlreichen Staubblätter über. Die Blüten schließen sich abends und bei Regenwetter. Sie tragen reichlich Blütenstaub, mit denen sie ihre Besucher, meist Fliegen, Schilfkäfer und Hummeln anlocken. Die Früchte der Pflanze sind halbkugelig bis eiförmig. Die Samen sind schwimmfähig und werden im Gefieder von Wasservögel in andere Gewässer verbreitet. Die Seerose nutzt als eine ihrer Ausbreitungsstrategie die sogenannte Zoochorie.

Die Blätter haben einen Wachsüberzug, der sie vor der Benetzung auf der Oberseite schützt. Sie sind lederartig derb, um den aufprallenden Regentropfen und dem Wellengang widerstehen zu können. Die für die Atmung wichtigen Spaltöffnungen befinden sich - anders als bei Landpflanzen - auf der Blattoberseite. Die Blätter haben außerdem weitmaschige Lufträume im Gewebe, von wo aus die durch die Spaltöffnungen aufgenommene Atemluft durch Luftkanäle im Stängel zum Wurzelstock geleitet werden. Auf diese Weise wird der im sauerstoffarmen Teichgrund steckende Wurzelstock mit Atemluft versehen.

Die langen Blatt- und Blütenstengel sind sehr elastisch und gleichfalls mit großen Lufträumen versehen.


Die Weiße Seerose ist in Deutschland vollständig geschützt.

Verbreitung und Lebensraum

Die Weiße Seerose kommt in fast ganz Europa bis östlich zum Ural vor. Sie ist in ruhigen Seebuchten, in Teichen und Altwässern von Flüssen zu finden. Als Lebensraum bevorzugt sie stehende oder träge fließende Gewässer, die einen humosen Schlammboden aufweisen. Sie ist in der Lage, eine Gewässertiefe bis drei Meter zu besiedeln. Die besten Wachstumsvoraussetzungen findet sie jedoch bei Wassertiefen bis zu 1,5 Meter.

Verwendung als Gartenpflanze

 

Die Art ist ein Starkzehrer. In nährstoffarmen Teichen muss daher das Wasser gedüngt werden, damit sie reichlich Blüten ansetzt. Es empfiehlt sich, die Rhizome der Pflanze alle drei bis vier Jahre zu teilen.

Verwendung in der Küche

Früher erntete man in Notzeiten die Rhizome und stellte daraus Mehl her, das mit Getreidemehl vermischt zum Brotbacken genommen wurde.

Die Seerose in der Mythologie

Nymphen sind anmutige weibliche Naturgeister aus der griechischen und römischen Mythologie. Eine solche Nymphe fiel in eine große, aber unerwiderte Liebe zu Herakles. Diese hoffnungslose Liebe zehrte so an ihr, dass sie letztendlich an gebrochenem Herzen starb. Die Götter hatten Mitleid mit ihr: Sie ließen sie als Seerose wieder auferstehen. Bei den Griechen heißt sie deshalb auch Herakleios.

Es gibt auch eine Vielzahl von deutschen Sagen um die Weiße Seerose. In vielen wird behauptet, dass Nixen den in die Tiefe des Wassers ziehen, wer sie zu pflücken versuche. Tatsächlich ist schon mancher ertrunken, der die Blüten zu pfücken versuchte. Dies geschieht allerdings weniger, weil Nixen die Pflanze schützen, sondern weil die seilartigen Stiele, mit denen die Blüten mit dem Wurzelstock verknüpft sind, außerordentlich fest sind und mancher Schwimmer sich aus ihnen nicht mehr befreien konnte.

Verwendung in der Heilkunde

Nach der Signaturlehre konnte die Seerose mit ihren strahlend weißen Blütenblättern nur ein Symbol für Reinheit und Keuschheit sein. So war Plinius davon überzeugt, dass der Verzehr von Blüten oder Samen dazu führen würde, dass man zwölf Nächte lang von wollüstigen Träumen verschont bliebe. Ähnlich sah das Dioskurides:

Die Wurzel ist auch gut getrunken wider die unkeuschen Träume, denn sie schaffet sie gänzlich ab.

Diese Überzeugung soll sich bis in die Neuzeit gehalten haben. Seerosensamen unterstützten Nonnen und Mönche in der Einhaltung ihres Keuschheitsgelübdes. Auch eine französische Redewendung weist auf die liebestötenden Eigenschaften hin: einen impotenten Mann umschrieb man mit dem Hinweis, dass er vom Wasser der Seerose getrunken habe.

Die Weiße Seerose hat gelegentlich auch anderweitig Verwendung in der Volksheilkunde gefunden: das getrocknete und pulverisierte Rhizom wurde als adstringierende, antiseptische, schmerzstillende und beruhigende Arznei gegen chronischen Durchfall, Erkrankungen der Vagina, Entzündungen im Mund bzw. Rachen, Furunkel und Verbrennungen eingesetzt.

Es finden sich im Handel Deodorants mit diesem Zusatz.

Literatur

Jantzen, Heidrun und Friedrich; Er liebt mich, er liebt mich nicht – Pflanzen der Liebe, 1996
Fritz Lense; Geschützte Pflanzen und Tiere, Gütersloh 1987

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