Die Csárdásfürstin ist eine Operette in drei Akten von Emmerich Kálmán. Die Uraufführung fand am 17. November 1915 im Johann-Strauß-Theater in Wien statt. Das Libretto stammt von Leo Stein und Bela Jenbach. Mehrere Filmadaptionen haben diese Operette, die als Kálmáns erfolgreichste gilt, zum Gegenstand.
Werkdaten | |
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Originaltitel: | Die Csárdásfürstin |
Originalsprache: | Deutsch |
Musik: | Emmerich Kálmán |
Libretto: | Leo Stein, Bela Jenbach |
Uraufführung: | 17. November 1915 |
Ort der Uraufführung: | Johann-Strauss Theater, Wien |
Personen | |
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Die Handlung spielt in Budapest und Wien, unmittelbar vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Entstehungsgeschichte
Im Jahr 1914 erarbeiteten die beiden Librettisten gemeinsam mit Kálmán den ersten Akt der Oper, die ursprünglich den Titel Es lebe die Liebe erhalten sollte. Dazu zogen sie sich in den Kurort Marienbad zurück. Die Hauptperson des Stückes sollte die rumänische Sängerin Sylva Varescu werden – worauf auch heute noch der rumänische Name hinweist.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Juli 1914 wurde die Arbeit an dem Werk etwa ein Jahr lang unterbrochen, da nicht absehbar war, ob es in Wien in nächster Zeit überhaupt einen Theater- und Opernbetrieb geben würde. Erst im Sommer 1915 nahmen Komponist und Autoren die Arbeit wieder auf, diesmal in Bad Ischl. Dieser Einschnitt des Kriegsbeginns spiegelt sich auch in den Liedtexten des zweiten und dritten Aktes wider. Außerdem wurde aus der rumänischen eine ungarische Sängerin.
Um die Uraufführung am 17. November 1915 zu einem unverwechselbaren Ereignis zu machen, wurde der neue Titel Die Csárdásfürstin verwendet, da die Oscar-Straus-Operette Rund um die Liebe mit einem ähnlichen Titel gerade erst Aufsehen erregt hatte. Die Premiere war ein grandioser Erfolg, der bis zum Mai 1917 533 weitere Aufführungen folgten. Bereits im Jahr 1916 wurde das Werk auch an anderen deutschsprachigen Häusern sowie in Ungarn und Schweden aufgeführt. 1917 folgen dänische, finnische, polnische und russische Übersetzungen sowie die amerikanische Erstaufführung (in ungarischer Sprache).
Trivia
Dass der angebliche "Direktor des Johann-Strauß-Theaters, Hubert Marischka", die Premiere für einen Freitag, den 13., ansetzte, um dem abergläubischen Kálmán, auf den er nicht gut zu sprechen war, einen Streich zu spielen, ist eine unhaltbare Legende, da der 13. November 1915 ein Samstag war und außerdem nicht Hubert Marischka, sondern Erich Müller der Direktor des Johann-Strauß-Theaters war.
Wahr ist jedoch, dass dieser ursprünglich geplante Uraufführungstermin trotzdem kein Glück brachte, denn der Sänger des Boni, Josef König, war an diesem Tag indisponiert, was eine Verschiebung um einige Tage erforderlich machte.
Handlung
1. Akt
Sylva Varescu, eine erfolgreiche Chansonnière, bereitet sich in einem Budapester Theater auf ihre Amerikatournee vor. Ihr Verehrer, der Wiener Fürstensohn Edwin Lippert-Weylersheim, will sie entgegen den Wünschen seiner Eltern davon abhalten und heiraten. Sie erwirken daher einen Einberufungsbefehl und lassen diesen durch Eugen Rohnsdorff, einen Verwandten, an Edwin überbringen. Außerdem haben die Eltern bereits eine Verlobung mit seiner Cousine, Komtesse Stasi, arrangiert und in Anzeigen veröffentlicht. Als Boni, ein Freund Edwins, diese Anzeige Sylva zukommen lässt, reist sie verstimmt in seiner Begleitung nach Amerika ab.
2. Akt
Wenige Wochen später wird bei den Lippert-Weylersheims in Wien die Verlobung von Edwin und seiner Cousine Stasi bekanntgegeben. Plötzlich erscheint Sylva, die sich nicht zu erkennen gibt, mit Boni und gibt sich als dessen Frau aus. Edwin, der sie noch immer liebt, bittet seinen Freund Boni um die Scheidung, weiß er doch, dass dieser eigentlich Stasi liebt (wie Boni ihm einmal gestand). Sylva glaubt Edwin und willigt in die angebliche Scheidung ein. Kurz vor der Verkündung macht man ihr klar, dass sie nicht gesellschaftsfähig sei, es sei denn sie nähme einen Adelstitel an. Da enthüllt sie ihre wahre Identität als Csárdásfürstin, was zu einem Skandal ausartet.
3. Akt
Im dritten Akt kommen alle Personen wieder in einem Wiener Hotel zusammen. Dabei stellt sich unter einigen Missverständnissen und Turbulenzen heraus, dass Feri-Bacsi, ein Freund Edwins, in dessen Mutter seine ehemalige Liebe Hilda, eine Provinzprimadonna, erkennt. Damit entgleiten Fürst Leopold die Argumente gegen eine Hochzeit von Edwin und Sylva. Alle willigen in diese Ehe ebenso wie in jene von Boni und Stasi ein.
Bekannte Lieder und Arien
Die bekanntesten Lieder und Titel aus der Csárdásfürstin sind unter anderem:
- „Heia, heia, in den Bergen ist mein Heimatland“
- „Die Mädis vom Chantant“
- „Ja, Mädchen gibt es wunderfeine“
- „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“
- „Machen wir's den Schwalben nach“
- „Jai Mamám, Bruderherz, ich kauf' mir die Welt“
- „Weißt du es noch“
- „Das ist die Liebe, die dumme Liebe“
- „Tanzen möcht' ich, jauchzen möcht' ich“
- „Nimm Zigeuner deine Geige“
- „Habt euch lieb“
Musikalischer Höhepunkt ist jedoch das neuerliche Aufeinandertreffen von Edwin und Sylva im zweiten Akt: ein melancholischer Walzer in der Tonart c-moll.
Wichtige Inszenierungen
- 2000: Semperoper (Sächsische Staatsoper Dresden) – Regie: Peter Konwitschny
- Konwitschny verlegt den zweiten und dritten Akt in ausgebombte, zerstörte Hotels sowie in den Schützengraben, um den Kontrast zwischen heiterer Musik und Handlung und dem düsteren weltpolitischen Hintergrund zu unterstreichen.
- 2003: Schlossgartenfestspiele Neustrelitz – Regie: Wolfgang Lachnitt
- Freiluft-Inszenierung bei den größten Operettenfestspielen Deutschlands.
- 2010: Lehár Festival Bad Ischl – Regie: Wolfgang Dosch
- "Wolfgang Dosch inszenierte Emmerich Kálmáns Operette „Die Csárdásfürstin“ temporeich und mit viel Witz, einem unschlagbar musikalischen Ohr und choreographischen Auge, ohne dabei in Ehrfurcht vor einem unbestreitbaren Meisterwerk zu erstarren." (Quelle: gundl.at)
- 2014: Semperoper (Sächsische Staatsoper Dresden)
- Konzertante Aufführung am 28. Dezember 2014, zeitversetzt ausgestrahlt im ZDF. Dirigent Christian Thielemann, Sänger: Anna Netrebko, Juan Diego Flórez, Pavol Breslik u.a.
- 2016: Theater Hagen (Hagener Philharmoniker)
- Begeistert aufgenommene Neuinszenierung am Theater Hagen im Herbst mit Veronika Haller in der Titelrolle. Weitere Sänger: Kenneth Mattice, Rainer Zaun, Richard van Germert, Maria Klier, Werner Hahn, Marilyn Bennett u.a.; Regie: Holger Potocki; Dirgent: Steffen Müller-Gabriel. Mit zeitkritischen Bezügen im Bühnenbild und per Videoeinspielung. https://www.youtube.com/watch?v=Rm9QOWl3Qr8
Verfilmungen
- 1919: Die Csárdásfürstin – Regie: Emil Leyde
- 1927: Die Csárdásfürstin – Regie: Hanns Schwarz mit Liane Haid
- 1934: Die Csárdásfürstin – Regie: Georg Jacoby mit Mártha Eggerth und Hans Söhnker
- 1951: Die Csardasfürstin – deutscher Musikfilm unter der Regie von Georg Jacoby mit Marika Rökk und Johannes Heesters.
- 1972: Die Csárdásfürstin – Regie: Miklós Szinetár mit Anna Moffo und René Kollo
Siehe auch
- Csárdás, Tanz
- Csárdás, Komposition von Vittorio Monti