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Ex-Gay-Bewegung

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Mit dem Ausdruck Ex-Gay-Bewegung (engl. ex-gay movement oder Exodus movement) wird eine Anzahl von Gruppierungen zusammengefasst, die das in der Wissenschaft meist akzeptierte Konzept der sexuellen Orientierung ablehnt, eine Veränderung der homosexuellen Ausrichtung von Menschen erstrebenswert findet und dies mit Beratung und Öffentlichkeitsarbeit erreichen will. Ihre Motivationen rühren von der Ablehnung des gängigen Konzepts der sexuellen Identität her, und werden meist durch religiöse Überzeugung bestärkt. Da die Bewegung vornehmlich von Evangelikalen getragen wird, ist sie vor allem in den Vereinigten Staaten verankert und findet in Europa nur vereinzelt Anhänger.

Motivation und Kritik

Eine Veränderung der sexuellen Orientierung bei Homosexuellen erscheint diesen Gruppen erstrebenswert, weil sie Homosexualität aus verschiedenen Gründen ablehnen. Meist sind das religiöse Gründe, aber zum Teil rührt die Ablehnung auch aus ganz banalem Heterosexismus. In der Sprachregelung der Ex-Gay-Bewegung wird die als sündhaft angesehene Homosexualität oft als "Krankheit" bezeichnet, die "geheilt" werden könne. Diese Einstufung wird jedoch von Medizinern, psychologischen Berufsverbänden und Krankenkassen nicht geteilt, insbesondere wird Homosexualität im ICD-10 nicht erwähnt.

Häufig wird die Entdeckung der tatsächlich vorhandenen homosexuellen Präferenz eines Homosexuellen im Zuge des Coming Out, mit dem oft eine Veränderung des präferierten Geschlechts von Sexualpartnern einhergeht, als Beweis für die Variabilität der sexuellen Orientierung interpretiert. Nach einer anderen Interpretation handelt es sich dabei jedoch um eine schon immer vorhandene latente Homosexualität, die zuvor durch rollenkonformes heterosexuelles Verhalten (nicht Empfinden) überdeckt wurde.

Die Positionen der Ex-Gay-Bewegung sind sehr umstritten, da sie gängige Annahmen und gefestigte Erkenntnisse über sexuelle Orientierung nicht teilen. Insbesondere Vertreter der Gay Affirmative Psychotherapy sehen in den „reparativen Therapien“ ein problematisches Vorgehen, da es in den Klienten Identitätskrisen und damit verbundene psychische Störungen (Depression, Suizidalität) induziere oder verschärfe. Damit nützen diese Ansätze nicht nur nichts, sie schaden vielmehr den Klienten.

Eine satirische Rezeption der Bewegung ist der Film "But I'm A Cheerleader" von Jamie Babbit (USA 1999).

Vertreter der Ex-Gay-Bewegung

Gruppen, die der Ex-Gay-Bewegung zuzuordnen sind, und die sich meist aufgrund verschiedener religiösen Standpunkten unterscheiden, sind vornehmlich in den USA anzutreffen. Dazu gehören z.B. die NARTH, die Dachorganisation PATH, sowie im jüdischen Umfeld die Gruppe JONAH. Im deutschsprachigen Raum ist die Bewegung (der geringeren Akzeptanz von evangelikalen Standpunkten entsprechend) weniger weit verbreitet; es agieren nur sehr wenige Gruppen und Organisationen: dazu zählen Wüstenstrom und die Offensive Junger Christen (sowie die ihr zugeordneten Arbeitsbereiche wie das sog. Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft).

Ex-Ex-Gay

Mittlerweile gibt es auch die Bewegung "Ex-Ex-Gay", die von ehemaligen Anhängern gegründet wurde und die Thesen und das Vorgehen der „Ex-Gay-Bewegung“ kritisch kommentieren.

Aussteiger aus der Ex-Gay-Bewegung wollen vor allem vor den Gehirnwäsche-Methoden und Umpolungsversuchen warnen, die sie teilweise am eigenen Leibe als schädlich erfahren haben. Sie haben sich zu Ex-Ex-Gay zusammengeschlossen. Vor allem evangelikalen Schwulen und Lesben versuchen sie Halt und Schutz vor Organisationen wie Wüstenstrom und OJC zu geben.

Recht auf Veränderung

Hierzu sagt Baum von Zwischenraum: "Auch Zwischenraum tritt für ein Recht auf Veränderung ein und zwar eine Veränderung hin zu einem Menschsein, das die von Gott gegebene sexuelle Orientierung in all seiner Vielfältigkeit und seinen Formen als lebenserfüllendes Geschenk begreift und integriert. Wir sind sehr dankbar, dass wir den Weg der Veränderung gehen und dabei erleben dürfen, wie wir durch das Annehmen unserer Sexualität und deren Integration in unser Menschsein unserer Berufung als Menschen ein Stück näher gekommen sind..."

Hintergrund

Gründe für die Aussteiger der Ex-Gay-Bewegung nennt der Professor für Klinische Psychologie an der Universität Basel und Psychotherapeut Udo Rauchfleisch: "Die eigentliche sexuelle Orientierung mit den daran geknüpften Gefühlen, den erotischen und sexuellen Phantasien sowie den sozialen Präferenzen lässt sich nicht verändern. Die vielen Beispiele von gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen, die unter massivem Druck von außen eine Veränderung vorgenommen haben (d.h. angeblich "geheilt" waren) und über kurz oder lang wieder entsprechend ihrer ursprünglichen sexuellen Orientierung leben, legen ein beredtes Zeugnis für diese prinzipielle Unveränderbarkeit der sexuellen Orientierung ab. Häufig wird die Änderung im Sexualverhalten mit schweren Depressionen, zentralen Selbstwertproblemen und tiefer Verzweiflung erkauft und kann bis zum Suizid der betreffenden Menschen führen, ..."

Literatur

Ex-Gay

Ex-Gay

Ex-Ex-Gay