Petersberg (Siebengebirge)
Der Petersberg ist einer der Berge des Siebengebirges. Seine Höhe beträgt 331 Meter über dem Meeresspiegel. Ihm zu Fuße liegt die Stadt Königswinter. Bekannt geworden ist er auch durch das Grandhotel, das wegen seiner Nähe zur Bundesstadt Bonn als Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland dient.


Geschichte
Frühe Geschichte
Archäologische Funde belegen, dass bereits 3500 v. Chr. Menschen auf dem Petersberg siedelten. Bei Bauarbeiten wurde 1936 auf der Spitze ein Ringwall freigelegt, der im ersten vorchristlichen Jahrhundert von den Kelten erbaut wurde. Diese Trockenmauer hatte eine Länge von über einem Kilometer und seine ursprüngliche Breite betrug circa drei Meter und seine Höhe vermutlich 3 bis 4 Meter.
In der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts ließ sich der Ritter Walter auf dem damals unbewohnten Berg nieder. Weitere Männer schlossen sich ihm später an und sie wurden die Gemeinschaft der Augustiner Chorherren, die um 1131 die Gebäude der Augustinereremitenklause errichteten. Bei Grabungen wurde 1980 das Fundament einer fünfschiffigen Kirchenanlage gefunden, die vermutlich in zwei Abschnitten ab 1136 errichtet wurde. Der erste Bauabschnitt war der 10 m breite und 27 m lange Kirchenkern. Diese Kirche und der ganze Standort wurde von den Augustinern 1176 wieder aufgegeben. 1189 wurden die die verlassenen Gebäude von Zisterziensermönche aus der Abtei Himmerod auf Anordnung des Kölner Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg übernommen. Die Zisterzienser weihten die Kirche dem Heiligen Petrus und ergänzten sie um zwei lange Seitenschiffe und zwei kürzere Außenschiffe. Die Außenschiffe waren jeweils wieder eigene Kapellen, die Anlage hatte zwei viereckige Türme. Urkundlich wird sie 1312 als auf dem höchsten Punkt des Bergs befindliche Wallfahrtskirche erwähnt. Im 16. Jahrhundert erfolgte eine Instandsetzung. Urkundlich wird sie letztmalig 1556 erwähnt und hat vermutlich bis in das 18. Jahrhundert bestanden.
Etwa drei Jahre später zogen die Zisterzienser in eine Siedlung am Fuße des Berges. Es entstand daraus die neue Abtei Heisterbach im Peterstal.
Die heute auf dem Petersberg vorhandene Kapelle, ein barocker Saalbau, wurde 1763 von dem Heisterbacher Abt Hermann Kneusgen errichtet und 1764 von ihm als Wallfahrtskirche geweiht. Die Inneneinrichtung stammt noch im Wesentlichen aus ihrer Entstehungszeit. Zwischen 1934 und 1936 wurde die Kapelle mit geändertem Dachreiter wieder hergestellt. Der Bund hat die Kapelle 1979 miterworben und auch die Verpflichtung, sie für den Gottesdienst zu erhalten.
Anfänglich unter dem Namen Stromberg bekannt (erste urkundliche Benennung unter diesem Namen: 1142), kam der Berg durch die Peterskirche zu seinen heutigen Namen.
Die zum Gipfel führenden Bittwege sind alte Wallfahrtswege von Königswinter. Sie führen zur Wallfahrtsstätte des Heiligen Petrus. Zwölf steinerne Kreuze aus der Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg markieren den Weg.
Entwicklungen ab dem 19. Jahrhundert
1834 wurde die Domäne Petersberg an den Kaufmann Joseph Ludwig Mertens verkauft. Seine Gattin Sibylle Mertens-Schaaffhausen, eine Bankierstochter, die auch als Rheingräfin bekannt war, ließ dort für sich einen Sommersitz errichten. 1888 wurde mit einem Hotelbau im Stil der deutschen Renaissance gegonnen. Ende des 19. Jahrhunderts ließen die Kölner Gebrüder Nelles, die das Gelände erworben hatten, zusätzliche Bauten sowie einen Pavillon errichten und eröffneten 1892 das Hotel. Zu dieser Zeit führte die 1889 erbaute Petersbergbahn auf den Petersberg, die 1958 eingestellt und später abgerissen wurde. Das Hotel hatte keinen wirtschaftlichen Erfolg und ging nach Zwangsversteigerungen an Ferdinand Mülhens (Inhaber der Kölner Firma 4711). Durch die Bemühungen des neuen Besitzers wurde der Berg berühmt. Er ließ das Hotel von 1912 bis 1914 durch den Architekten Heinrich Müller-Erkelenz in ein neubarockes Kurhotel umbauen. Außerdem wurden in den 1930er Jahren die Rheinterrassen sowie 1927 eine Straße zum Gipfel eröffnet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Petersberg bis 1951 Sitz der Alliierten Hohen Kommission. Hier unterzeichnete Bundeskanzler Konrad Adenauer, dessen Wohnhaus im nahe gelegenen Rhöndorf liegt, am 22. November 1949 das ihm von den Alliierten Hochkommissaren vorgelegte Petersberger Abkommen. Adenauer war mit der Familie des US-amerikanischen Hochkommissars John Jay McCloy verwandt.
Bundesgästehaus
Nachdem die Bundesregierung zwischen 1955 und 1969 häufiger das zwischenzeitlich unter der Leitung des Breidenbacher Hofs in Düsseldorf stehende Hotel für hohe Staatsgäste gemietet hatte, erwarb die Bundesrepublik Deutschland den Petersberg im Jahre 1978 mit allen Gebäuden und dem circa 109 Hektar großen Gelände für 18,5 Mio DM von der Familie Mülhens, um mit Schloss Gymnich (wurde nach Inbetriebnahme des Petersberges 1990 geschlossen) zusammen ein neues Gästehaus für Staatsbesucher zu schaffen. Der offizielle Titel lautet Gästehaus der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland. Nach längeren und aufwändigen Umbauten für 137 Millionen Mark ab 1985 (Entwurf von Horst Linde) erfolgte 1990 die Inbetriebnahme. Seither haben nahezu alle Staatsoberhäupter und Regierungschefs der Länder, mit denen die Bundesrepublik Deutschland diplomatische Kontakte pflegt, auf dem Petersberg gewohnt. Diese können auf dem Hubschrauberlandeplatz des Berges landen.
Auch nach dem Umzug von Teilen der Bundesregierung nach Berlin fungiert der Petersberg als Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland („Deutsches Camp David“) und Alleineigentümer ist weiterhin der Bund. Das Bundesfinanzministerium gibt in der Fortschreibung des Berichts zu Verringerungen der Beteiligungen des Bundes an, einen Verkauf der Gästehaus Petersberg GmbH zu prüfen. Politiker aus der Region sprechen sich gegen einen Verkauf aus, da damit nicht die historische Bedeutung und das Berlin/Bonn-Gesetz berücksichtigt würden. Nach einem Verkauf könnte das Gästehaus durch die Bundesregierung wieder angemietet werden. Ein Verkaufsversuch in den 1990er-Jahren scheiterte.
Das Hotel gehört zur Steigenberger-Kette und kann von Privatpersonen gemietet werden. So nutzte Michael Schumacher den Petersberg mit der kleinen Kapelle für die Hochzeit mit seiner Frau Corinna im Jahr 1995.
Im Dezember 2001 stand der Petersberg als Schauplatz der Afghanistan-Konferenz im Mittelpunkt des Weltinteresses. Auch die Folgekonferenz am 2. Dezember 2002 fand an gleicher Stelle statt: der Berg mit nur einer gewundenen Zufahrtstraße lässt er sich leicht abschirmen.
Seit 2005 wird auf dem Petersberg auch die Sendereihe „WissenschaftsFORUM Petersberg“ produziert. Sechsmal im Jahr unterhalten sich Experten und Politiker in der Phoenix-Diskussionsrunde in der gläsernen Rotunde über unterschiedliche wissenschaftliche Themen.
Ereignisse und Konferenzen auf dem Petersberg
- 1949: Unterzeichnung des Petersberger Abkommens
- 1992: Gipfel des Ministerrats der Westeuropäischen Union (WEU) zur Definition der Petersberg-Aufgaben
- 1999: EU-Gipfeltreffen im Rahmen des deutschen Vorsitz beim Europäischen Rat
- 1999, 6. Mai: Treffen der sieben führenden Industriestaaten und Russlands zu Beratungen über die Kosovo-Krise
- 2000: 15. EU-Außenminister-Konferenz
- 2001, 27. November bis 5. Dezember: Afghanistan-Konferenz
- 2002, 2. Dezember: Afghanistan-Folgekonferenz
- 2005, 5. bis 6. November: Erste Konferenz „Partnerschaft mit Afrika“
Staatsgäste auf dem Petersberg
Die Liste umfasst nur die unmittelbaren Staatsgäste, die Anwesenheit von Staatspräsidenten bei internationalen Konferenzen ist nicht berücksichtigt.
1938
- Neville Chamberlain (Britischer Premierminister, wohnte als erster Staatsgast auf dem Petersberg, während er im Rheinhotel Dreesen mit Hitler über die Sudetenkrise verhandelte)
1954-1969
(Insgesamt 31 Besuche)
- 1954, November: Haile Selassie, Kaiser von Äthiopien
- 1955: Mohammad Reza Pahlavi (Schah von Persien) mit seiner Gemahlin Soraya
- 1965: Queen Elisabeth II. von England
- 1967: Mohammad Reza Pahlavi (Schah von Persien) mit seiner dritten Frau Farah Diba
1973
- Leonid Breschnew, Generalsekretär der KPdSU (auf seinen Wunsch wurde das Hotel für einige Tage wiedereröffnet, dabei fuhr er das Gastgeschenk der Bundesrepublik Deutschland, einen Mercedes Benz, bei der ersten Probefahrt diesen Berg hinunter zu Schrott - Totalschaden.)
Nach dem Umbau 1990
- 1990: Nicéphore Dieudonné Soglo (Premierminister von Benin)
- 1990: Michail und Raissa Gorbatschow
- 1992: Queen Elisabeth II. von England
- 1993: Palästinenserführer Jassir Arafat
- 1993: Kaiser Akihito von Japan
- 1994: US-Präsident Bill Clinton mit Frau Hillary
- 1994: Dänische Königin Margarete II.
- 1998: König Hussein von Jordanien
- 2004: Mohamed Hosni Mubarak, (Staatspräsident von Ägypten)
- 2005: Michail Gorbatschow (ehemaliger Staatspräsident der Sowjetunion)
Ausstattung
Bei der Ausstattung des Bundesgästehauses wurde sowohl auf Sicherheit wie auch auf Luxuriösität geachtet. Rund um den Berggipfel ist ein Sicherheitszaun gezogen, an dem Überwachungskameras und Scheinwerfer angebracht sind. Auf dem Plateau befinden sich mehrere Sicherheitsschranken. Auf dem äußeren Gelände gibt es ein Wachhäuschen.
Das Gästehaus Petersberg umfasst mehrere Tagungsräume sowie die für 5-Sterne-Hotels übliche Ausstattung. Im südlichen Bereich befindet sich die gläserne Rotunde. Besonders dieser Raum wurde zur Stätte bedeutender Konferenzen. Um das Gebäude gibt es große Parkflächen und zusätzlich eine Tiefgarage. Das Gästehaus wird rundum von parkähnlich angelegten Gehwegen umgeben, die im Norden auf die Rheinterrasse mit Außengastronomie münden.
Neben dem Ausblick von der Rheinterasse insbesondere auf Bonn sowie den Drachenfels wurde noch ein kleinerer Aussichtspunkt mit Blick auf die bergseitigen Stadtteile Königswinters Heisterbacherrott, Vinxel und Stieldorf eingerichtet.
-
Alte Zufahrtsstraße
-
Rotunde
-
Überwachungskameras neben Lampen
-
Der Südflügel des Gästehauses
-
Parkweg zur Rotunde
-
Park
-
Blick auf den Rhein im Winter
-
Skolamed, Gesundheitseinrichtung auf dem Bergplateau
Weblinks
- Commons: Petersberg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Gästehaus Petersberg
- Informationsseiten von Steigenberger
- Geschichte des Petersberges im Siebengebirge