Das Stadthaus Ulm ist das zentrale Gebäude auf dem Ulmer Münsterplatz – abgesehen vom Ulmer Münster selbst. Es wurde von dem New Yorker Architekten Richard Meier entworfen.
Das Stadthaus vom Turm des Ulmer Münsters | |
Daten | |
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Ort | Ulm ![]() |
Architekt | Richard Meier |
Eröffnung | 12. November 1993 |
Besucheranzahl (jährlich) | rd. 200.000 (Ausstellungen, Veranstaltungen) |
Betreiber |
Stadt Ulm
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Leitung |
Karla Nieraad
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Website | |
ISIL | DE-MUS-664317 |
Lage
Der Münsterplatz liegt im Zentrum der süddeutschen Stadt Ulm. Der Platz wird von vielen Geschäftshäusern gesäumt, die überwiegend nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. Der Platz wird vom Stadthaus dominiert, das mit seiner weißen Fassade und modernen Architektur einen deutlichen Kontrast zum gotischen Münster darstellt.
Geschichte
Das Barfüßerkloster
Auf der Fläche des heutigen Stadthauses befand sich über viele Jahrhunderte ein Kloster. Der Bau wurde vor 1250 begonnen (Grundsteinlegung des Ulmer Münsters war 1377) und später immer wieder erweitert.[1] Dieses westlich ans Münster angrenzende Barfüßerkloster beherbergte nach der Reformation mit der Lateinschule (später Gymnasium bzw. Gymnasium academicum) die oberste Bildungseinrichtung der Stadt.[2]
1878, kurz vor Vollendung des Kirchturms des Ulmer Münsters, wurde das Barfüßerkloster abgerissen und der Münsterplatz „freigelegt“. Das Ziel war, einen freien Blick auf den höchsten Kirchturm der Welt zu erreichen. Der nun freiliegende Platz sollte umgehend mit einer anspruchsvollen Architektur bebaut werden.[3]
Leere auf dem Münsterplatz
Es schien seither immer deutlich, dass der Münsterplatz zu groß war, trotz des hohen Kirchturms. Um die Neugestaltung des Münsterplatzes wurde trotzdem lange gerungen. Es sind insgesamt 17 Wettbewerbe dokumentiert, der erste im Jahre 1924 mit 467 eingereichten Entwürfen.[4][5][6]
1986 lehnte die Mehrheit in einem Bürgerentscheid[7][8] eine Neubebauung zwar ab; allerdings erreichte dieser das Quorum nicht und war somit für die Stadt nicht verbindlich. Entsprechend fiel die Entscheidung durch den Stadtrat, den Münsterplatz zu bebauen.
Das Stadthaus
An Stelle eines Pavillons, der bisher die Touristeninformation beherbergt hatte, sollte das so genannte Stadthaus des New Yorker Architekten Richard Meier erbaut werden. Es sollte eine „begehbare Skulptur“, Platz für Ausstellungen, Konzerte, Tagungen, Vorträge etc. sein, auch die Touristeninformation wieder enthalten und zudem Gastronomie.
Das Stadthaus wurde 1993 eröffnet. Es blieb in der Bevölkerung lange umstritten, da es in den Augen vieler architektonisch nicht zum gotischen Münster passe.[9][10]
Heute passt sich das Stadthaus in die architektonische Neugestaltung des gesamten Bereiches zwischen Ulmer Rathaus und Münsterplatz ein, bei dem eine vierspurige Straße durch zahlreiche Neubauten ersetzt wurde. Der Bau des Stadthauses fällt somit an den Beginn der Gestaltung der so genannten Neuen Mitte Ulms.
Nutzung
Das Stadthaus zeigt Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst sowie zu Themen aus dem Bereich der Architektur und Zeitgeschichte.
Im Saal, der bis zu 320 Personen Platz bietet, finden fast täglich zumeist öffentliche Veranstaltungen zu Gegenwartsthemen aus den Bereichen Politik, Medien, Wissenschaften, Medizin, Soziales, Wirtschaft, Kultur usw. statt. Zudem richtet das Stadthaus seit 1996 jedes Frühjahr ein themenorientiertes Festival neuer Musik aus. Mit der Reihe „zuhören hinschauen“ fördert das Stadthaus junge Künstler.
Die Tourist-Information ist im Erdgeschoss des Stadthauses beheimatet, sie ist eine wichtige Anlaufstelle für Besucher aus aller Welt. Derzeit verzeichnet Ulm rund 7 Mio. Tagestouristen pro Jahr.
Die Gastronomie im Stadthaus und diverse kommerzielle Anbieter ergänzen das Angebot.
Ausstellung
- 2011: Abheben – die Vision vom Fliegen
Literatur
- Stephan Barthelmess, International Creative Management (Hrsg.): Richard Meier – Stadthaus Ulm. International Creative Management, Niederstotzingen 1993, ISBN 3-9803357-1-2
- Anja Göbel, Karla Nieraad, Katja Storr: Stadthaus Ulm. 2. Auflage, Ulm 2005, ISBN 978-3-934727-06-9
- Richard Meier: Stadthaus Ulm. Edition Axel Menges 1995, ISBN 3-930698-09-9
- Richard Meier, E. M. Hallworth (Übers.), Anke Zeppenfeld (Übers.), Karla Nieraad (Bearb.): „Das Stadthaus hat einen besonderen Platz in meinem Herzen“: Anmerkungen zum Stadthaus Ulm. Reihe: Edition Stadthaus, Bd. 1, Stadthaus, Ulm 2007, ISBN 978-3-934727-19-9
- Manfred Sack (Text), Klaus Kinold (Fotos), Axel Menges (Hrsg.), Michael Robinson (engl. Übers.): Richard Meier, Stadthaus Ulm. Reihe: Opus, Bd. 9, Ed. Menges, Stuttgart 1994, ISBN 3-930698-09-9
- Adolf Silberberger: Neugestaltung Ulmer Münsterplatz. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1993, ISBN 3-88294-195-2
- Max Stemshorn, Alexander Wetzig (Hrsg.): Münsterplatz, ein europäischer Stadtraum im Wandel: der Ulmer Münsterplatz in Geschichte und Gegenwart. 2. Aufl. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 2005, ISBN 3-88294-358-0
- Manfred Sack: Luxus? Warum nicht. In: Die Zeit, Nr. 47/1993
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ ulm.de (PDF; 181 kB)
- ↑ ulm.de
- ↑ bad-bad.de
- ↑ stadthaus.ulm.de
- ↑ Ingrid Honold: Der Ulmer Münsterplatz: Wettbewerbe und Projekte zu seiner städtebaulichen und architektonischen Gestaltung. Dissertation Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Institut für Architektur, Tübingen, 1993
- ↑ Stadthaus am Ulmer Münsterplatz. In: archINFORM; abgerufen am 1. Dezember 2009.
- ↑ Bleibt Ulm Ulm? In: Die Zeit, Nr. 39/1987, S. 59, zum Bürgerentscheid
- ↑ Stadt Ulm (Hrsg.): Münsterplatz – Bürgerentscheid am 20.9.87. Reihe: Stadt Ulm. Information, Ulm 1987
- ↑ Mirjam Roller: Diskussionen und Akzeptanz der Neugestaltung des Ulmer Münsterplatzes. In: Blaubeurer geographische Hefte 10, Denkhaus, Blaubeuren 1996, ISBN 3-930998-10-6
- ↑ Mathias Schreiber: Meiers Milch. Das Ulmer Stadthaus von Richard Meier, einst Anlaß einer Bürgerrevolte, wird diese Woche eingeweiht – Bau-Frevel am berühmten Münsterturm? In: Der Spiegel. Nr. 45, 1993, S. 246, 248 (online).