Benutzer:Petermichaelgenner/Spielwiese

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Die Kantate auf den Tod Kaiser Josephs II. (WoO 87) ist ein Werk für Solostimmen, Chor und Orchester, das der 19-jährige Ludwig van Beethoven 1790 in der kurkölnischen Residenzstadt Bonn auf der Grundlage einer Elegie des 21-jährigen Severin Anton Averdonk schuf.

Bonn als Zentrum des Illuminatenordens

Die Universität Bonn war eine Hochburg der katholischen Aufklärung. In der Residenzstadt der Erzbischöfe und Kurfürsten von Köln hatte auch der Illuminatenorden unter dem Decknamen Stagira eines seiner Zentren. Zu den elf bekannten Bonner Illuminaten zählten Beethovens Lehrer, der Hoforganist Christian Gottlob Neefe (Deckname Glaucus), und zwei weitere Musiker. In seinem Ursprungsland Bayern 1784 verboten, war der Orden in Bonn zunächst unbehelligt geblieben. 1786 hatte sich aus den Mitgliedern eine Lesegesellschaft konstituiert.[1]

Joseph II. und die Musik

Anders als in Amadeus von Peter Shaffer (Drama) und Miloš Forman (Film) dargestellt, war der erste Herrscher des Hauses Österreich-Lothringen[2] ein eminenter Musikkenner. Als Mäzen hatte er großen Einfluss auf die Entwicklung der europäischen Musik, deren wichtigstes Zentrum damals Wien war. Nachdem er am Burgtheater, das er seit 1776 persönlich leitete, ab 1778 Opern in deutscher Sprache gefördert hatte[3], wandte er sich fünf Jahre später wieder der italienischen Opera buffa zu. Dabei waren ihm nur die besten Komponisten, Librettisten, Sänger, Instrumentalisten und Werke gut genug. Namentlich bewunderte und förderte er das Genie Mozarts, doch schätze er auch andere Komponisten wie Paisiello, Salieri[4] oder Martín y Soler. Italienerinnen, die in seiner Truppe zweite oder dritte Rollen sangen, kehrten als Primadonnen in die Heimat zurück.[5] Daneben war Joseph II. ein enthusiastischer Liebhaber der Instrumentalmusik, unterhielt eine Harmoniemusik und spielte trotz seines enormen Arbeitstempos regelmäßig mit einigen seiner Musiker Cello.[6]

Entstehung

Quirin Mark: Abschied Josephs II. von seinen Vertrauten, 1790.

1787 war der 16-jährige Beethoven nach Wien gereist, um Kompositionsunterricht bei Mozart zu nehmen, doch hatte er schon nach kurzer Zeit nach Bonn zurückkehren müssen, weil dort seine Mutter im Sterben lag.

Die Kantate entstand während Beethovens Zeit in Bonn zwischen seinen zwei Wien-Aufenthalten, von denen letzterer zu Beethovens dauerhafter Übersiedlung in die Kaiserstadt führte.

Nach dem Tod Kaiser Josephs II. am 20. Februar 1790 organisierte die Lese- und Erholungsgesellschaft in Bonn, eine Nachfolgeorganisation des verbotenen Illuminatenordens, für den 19. März eine Trauerfeier und beauftragte Beethoven mit der Komposition einer Trauerkantate.

Wie das Protokoll der letzten Vorberatung vom 17. März 1790 vermerkte, konnte „die vorgeschlagene Cantate (...) aus mehreren Ursachen nicht aufgeführt werden. Eben so soll alles andere Geräusch soviel wie möglich vermieden werden.“[7] Der Grund soll in Beethovens kompositorischen Ambitionen begründet gewesen sein, welche die Fähigkeiten der kurfürstlichen Kapelle überstiegen habe. Beethoven vollendete das Werk spätestens Mitte 1790.

Dieses Werk sowie die für Josephs Nachfolger Leopold II. komponierte Kantate zur Erhebung von Leopold II. gelten als erste Kompositionen, die Beethoven nach 1786 vollendete; ob er zwischen 1786 und 1790 Kompositionen schrieb, ist unsicher.[8]

Text

Léonard Defrance: Allegorie auf das Toleranzpatent Josephs II., 1781 (Musée des Beaux-Arts, Dijon)

Chor

„Todt! Todt! Todt! Todt, stöhnt es durch die öde Nacht. Felsen, weinet es wieder! Und ihr Wogen des Meeres, heulet es durch eure Tiefen: Joseph der grosse ist todt! Joseph, der Vater unsterblicher Thaten, ist todt! Ach todt! Todt! Todt!“

Rezititativ

„Ein Ungeheuer, sein Name Fanatismus, stieg aus den Tiefen der Hölle, dehnte sich zwischen Erd’ und Sonne, und es ward Nacht!“

Arie

„Da kam Joseph, mit Gottes Stärke riss das tobende Ungeheuer er weg, weg zwischen Erd’ und Himmel, und trat ihm auf’s Haupt.“

Arie mit Chor

„Die stiegen die Menschen an’s Licht, da drehte sich glücklicher die Erd’ um die Sonne, und die Sonne wärmte mit Strahlen der Gottheit.“

Rezitativ

„Er schläft, von den Sorgen seiner Welten entladen. Still ist die Nacht, nur ein schauderndes Lüftchen weht wie Grabes Hauch mir an die Wange. Wessen unsterbliche Seele du seist, Lüftchen, wehe leiser! Hier liegt Joseph im Grabe und schlummert im friedlichen Schlaf’ entgegen dem Tage der Vergeltung, wo du, glückliches Grab, ihn zu ewigen Kronen gebierst.“

Arie (Wiederholung Chor)

„Hier schlummert seinen stillen Frieden der grosse Dulder, der hienieden kein Röschen ohne Wunde brach, der unter seinem vollen Herzen das Wohl der Menschheit unter Schmerzen bis an sein Lebensende trug.“

Zur Musik

Für die Orchesterbehandlung orientierte sich Beethoven an Opern von Benda, Gluck, Dittersdorf, Paisiello und Mozart, deren Partituren er in den Archiven des kurfürstlichen Hoftheaters einsehen konnte.

Der von Severin Anton Averdonk, einem Schüler von Eulogius Schneider, verfasste Text arbeitet mit typischen Sprachbildern der Spätaufklärung: Der verstorbenen Kaiser wird mit der „Sonne“, seine Reformen werden mit „Strahlen der Gottheit“ gleichgesetzt. In der Beethoven-Rezeption wird der Text als ungelenk beurteilt.

Die Kantate ist symmetrisch strukturiert mit einem Eingangschor in c-Moll und einem Schlusschor, der eine unveränderte Wiederholung des Eingangschors darstellt. Innerhalb der Chöre finden sich zwei Satzpaare mit der Abfolge Rezitativ-Arie und der Aria con coro „Da stiegen die Menschen ans Licht“ als Zentrum. Beethoven verwendete die Oboenmelodie zu Beginn der Arie später in seiner Oper Fidelio für Leonores Arie „O Gott! Welch' ein Augenblick!“

Beethovens Anspruch, innerhalb der konventionellen Satzanlage vokale und orchestrale Möglichkeiten der Musik möglichst auszureizen, kommt unter anderem in den Wechseln zwischen Orchester und Soloinstrumenten, Chorpartien und dem Solistenquartett sowie rein instrumentalen und A-cappella-Partien zum Ausdruck.

Wirkung

Zu Lebzeiten Beethovens kam es zu keiner Aufführung der Kantate. Im Herbst 1791 war eine solche in Mergentheim geplant, wo Max Franz als Deutschmeister residiert hatte, doch kam diese nicht zustande.[9]

Einem Bericht von Beethovens Freund Franz Gerhard Wegeler zufolge soll die Joseph-Kantate oder die Leopold-Kantate Joseph Haydn zu der Empfehlung an Beethoven veranlasst haben, bei ihm in Wien Unterricht zu nehmen.[10]

Als die Kantate im Jahr 1884 wiederentdeckt wurde, äußerte sich Johannes Brahms gegenüber Musikkritiker Eduard Hanslick: „Es ist alles und durchaus Beethoven. Man könnte, wenn auch kein Name auf dem Titelblatt stände, auf keinen andern raten“[11]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Richard van Dülmen: Der Geheimbund der Illuminaten (…) Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1975, ISBN 3 7728 0430 6, S. 61 f., 447.
  2. Spätere Bezeichnung: Habsburg-Lothringen.
  3. Die Entstehung von Mozarts Entführung aus dem Serail (1782) war der einzige namhafte Erfolg dieser Bemühungen.
  4. In Mozart und Salieri von Puschkin (Versdrama) und Rimski-Korsakow (Oper) ist das Verhältnis der beiden Komponisten grotesk verzeichnet. Salieri unterrichtete später Beethoven und Schubert.
  5. Caroline Pichler: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben. 1. Band, Wien 1844 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DklQTAAAAYAAJ%26printsec%3Dfrontcover%26hl%3Dde%26source%3Dgbs_ge_summary_r%26cad%3D0%23v%3Donepage%26q%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), S. 78.
  6. Vgl. Derek Beales: Joseph II. Band 1, Cambridge 1987, S. 80, 232–234, 316 f.; Band 2, Cambridge 2009, S. 455–476, 684 f.
  7. Ernst Herttrich: Kritischer Bericht. NGA X, Band 1: Kantaten, 1996, S. 319
  8. Klaus Kropfinger: Artikel Beethoven In: MGG², Personenteil, Band 2, Kassel etc. und Stuttgart – Weimar, 1999, Spalte 697 f.
  9. Franz Gerhard Wegeler, Ferdinand Ries: Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven (Koblenz 1838), Neudruck mit Ergänzungen und Erläuterungen von Alred C. Kalischer, Berlin/Leipzig 1906, S. 20 f.; Alexander Wheelock Thayer: Ludwig van Beethoven's Leben, nach dem Original-Manuskript deutsch bearbeitet von Hermann Deiters, Revision der von H. Deiters bewirkten Neubearbeitung (1901) von Hugo Riemann, Band 1, Leipzig 1907, S. 274
  10. Franz Gerhard Wegeler, Ferdinand Ries: Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven, Koblenz, 1838, Neudruck mit Ergänzungen und Erläuterungen von Alred C. Kalischer, Berlin und Leipzig, 1906, S. 20
  11. Alexander Wheelock Thayer: Ludwig van Beethoven's Leben. Nach dem Original-Manuskript deutsch bearbeitet von Hermann Deiters- Revision der von H. Deiters bewirkten Neubearbeitung (1901) von Hugo Riemann, 5 Bände, Leipzig 1907-1917, Band I, S. 299

Kategorie:Werk von Ludwig van Beethoven Kategorie:Kantate Kategorie:Joseph II. Kategorie:Musik 1790 Kategorie:Chorwerk aus dem 18. Jahrhundert


Gefecht bei Schindellegi

Nach einem Kritiker Paul Stygers

Ein anonymer Kritiker Paul Stygers[1] lässt diesen streitbaren Kapuzinerpater am Gefecht bei Wollerau teilnehmen. Dahinter ist aber wohl ein Fragezeichen zu setzen, da Styger noch am Vortag dabei gewesen war, als die Schwyzer einige Stunden lang Luzern besetzt gehalten hatten. Der Autor schreibt: „Den 30ten (…) griffen die Franken die bey Wollrau vereinigten Schweizer und Glarner mit einem heftigen Feuer aus dem kleinen Gewehr an, sie wurden aber im Beyseyn des Pater Pauls mit beträchtlichem Verlurst bis an den Grenzbach bey Rychtenschwyl zurückgeschlagen; allein die Schweizer (lies: Glarner) wurden durch unvermuthetete Kartetschenschüsse gezwungen, sich auf ihre vorigen Positionen bey Wollrau zu begeben.“ Den Rückzug der Glarner aus Wollerau verschiebt der Autor um einen Tag auf den 1. Mai und fährt fort: „die sich allein überlaßnen Schweizer zogen sich sam dem Pater Paul auf die Schindellegi zurück; indessen giengen die Franken durch die sogenannten Höf gegen dem Ezel zu (…)“[2]

Nach Zschokke

Wie der mit Reding befreundete, aber im Dienst der Helvetischen Republik stehende approbierte lutherische Prediger[3] Heinrich Zschokke[4] in seiner Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone schreibt, war Wollerau der Ort, wo man den Angriff der Franzosen am wenigsten erwartet hatte.[5] Zschokke überliefert die Anekdote, wonach der verblutende Hauptmann Hauser von Näfels von einem französischen Offizier (Fressinet) für einen Landsmann gehalten, aufgehoben und mit den Worten „Muth, Kamerad, Muth!“ getröstet worden sei, worauf Hauser geantwortet habe: „es fehlt mir nicht an Muth, nur an Kräften.“ Auf Anordnung des Franzosen sei er dann in Wädenswil gesund gepflegt worden.[6]

Scharf klagt der Autor sodann den Benediktinerpater an, der die Verteidiger des Etzels kommandiert hatte: „(…) als der infame Pfarrer von Einsiedlen Marian Herzog die Franken vom weiten anrücken sah, verließ er mit seinem vielen Volk und Kanonen diesen unüberwindlichen Paß auf die schändlichste Weise, obschon er den Schweizern mit einem theuern Eyd versprochen hatte, denselben bis auf den letzten Mann zu vertheidigen.“ Dem Autor zufolge wehrten die Schwyzer bei Schindellegi einen Angriff der Franzosen ab, doch sei ihnen dann hinterbracht worden, „daß der meineydige Pfarrer von Einsiedlen den Franken, ohne einige Gegenwehr den Ezel eingeräumt habe, und daß selbige Einsiedlen wirklich besetzt hätten“. Der Autor fuhr fort: „Aus Furcht, sie möchten von ihren Waffenbrüdern, welche beym Rothenthurn lagen, gänzlich abgeschnitten werden, mußten sie ihre vortheilhafte Position an der Schindellegi verlassen, und sich samt ihren Kanonen über die Altmatt gegen den Rothenthurm zurückziehen.“[7]

approbierte lutherische Prediger[8]


Die revolutionären Anfänge der Kantonsschule Aarau

 
Sitz der Kantonsschule war von 1802 bis 1896 das heutige Amthaus.

Die älteste nichtkirchliche Mittelschule der Schweiz wurde von Privaten als Kaderschmiede der Helvetischen Revolution gestiftet. Den Lehrplan bestimmten Postulate der Aufklärung, der Unterricht war antiautoritär. Die meisten Lehrer, worunter die Pestalozzianer Georg Franz Hofmann und Andreas Moser sowie der bedeutende Mathematiker Johann Christian Martin Bartels, stammten aus Deutschland, die meisten Schüler von ausserhalb des neu gegründeten Kantons Aargau, namentlich aus dem Kanton Léman. Schon im Jahr ihrer Gründung wurde die Schule Opfer einer Hexenjagd gegen angebliche Illuminaten. Nach der Auflösung der Helvetischen Republik durch Napoleon wurde sie durch den deutschen Nationalisten Ernst August Evers in ein Gymnasium verwandelt, wobei die verbliebenen Lehrer vertrieben wurden und die Zahl der Schüler auf ein Drittel zurückging. Die Geschichte ihrer Gründung wurde umgeschrieben, die revolutionären Anfänge totgeschwiegen, der Philanthrop Johann Rudolf Meyer Vater als Gründer, Evers als Retter der Schule dargestellt.

Aaraus Stadtschulen emanzipieren sich

Realien statt toter Sprachen (1787–1798)

Aaraus Knaben besuchten Ende des 18. Jahrhunderts gewöhnlich neun Jahre die Stadtschulen. Deren Oberstufe stand (abgesehen vom Religionsunterricht) noch immer unter dem Einfluss des Deutschen Humanismus. Da die Unternehmer der Stadt ihre Söhne aber nicht mehr wie künftige Geistliche ausbilden lassen wollten, teilte die Schulordnung von 1787 die Oberstufe auf: In der lateinischen Schule, die auf den Besuch der Hohen Schule in Bern vorbereitete, gab es ausser den alten Sprachen einzig die Fächer Geografie und Geschichte. Ein Jahr später hatte diese Schule nur noch zwei Schüler, was auch am Lehrer lag. An der neu eröffneten Realschule dagegen wurden Vernunftlehre, Naturlehre, Politik (Geschichte, Geografie), Statistik (Staatskunde) und Mathematik unterrichtet, wenn auch an erster Stelle immer noch die Religion stand. Die deutsche Sprache kam endlich zu ihrem Recht, doch wurde das Aufsatzschreiben an den Schreib- und Zeichenmeister delegiert. Französischunterricht erteilte – falls überhaupt – der Unterstufenlehrer. Von Opposition gegen die Herrschaft Berns, dessen Werkzeug die reformierte Staatskirche war, zeugt der Beschluss des Schulrats, Direktor (und einziger Lehrer) der Realschule dürfe nie ein einheimischer Geistlicher werden. Diese Stelle erhielten dann in Zürich ausgebildete Theologen: zuerst Konrad Fischer (…–…) und nach dessen Wahl zum Pfarrer von Tegerfelden (1796) Ludwig Rahn (1770–1836).[9]

1793 erreichten die berntreuen Pfarrer Johann Jakob Pfleger (1746–1819) und Franz Ludwig Stephani (1749–1813), dass schon vom dritten Schuljahr an und möglicherweise auch wieder an der Realschule Latein unterrichtet wurde. Im Gegenzug veränderten zwei spätere Revolutionäre, Fabrikant Johann Georg Hunziker (…–…) und Pfarrer Johann Georg Fisch (1758–1799), beim Weggang von Direktor Fischer den Lehrplan der Realschule: An die Stelle der Fächer Vernunftlehre, Statistik, Moral und Briefschreiben traten Technologie, Gesundheitslehre und Aufsatzschreiben. Naturlehre und Arithmetik wurden auf die Praxis in Landwirtschaft, Handel und Gewerbe ausgerichtet.[10]

1798 wirkten an der Oberstufe der Stadtschulen je ein Lehrer der unteren Lateinschule, der oberen Lateinschule und der Realschule, ein Schreib- und Zeichenmeister sowie ein Singmeister.[11] Daneben existierte eine Privatschule für Knaben, die vom Zürcher Johann Heinrich Rahn (1726–1801) unter Beteiligung seines Bruder Johann Jakob (1728–1802) gegründet worden war.[12] Johann Heinrich war mit einer Freundin von Pestalozzis Frau verheiratet. Das Rahnsche Institut bereitete etwa 24 Zöglinge vorwiegend auf den Kaufmannsberuf vor.[13] Es war durch eine betont familiäre und freie Atmosphäre gekennzeichnet.[14] Leiter war seit 1793 der erwähnte Ludwig Rahn (ein Sohn Johann Heinrichs), mit dem Pestalozzi ebenfalls herzliche Kontakte pflegte.[15]

Fachlehrer statt Theologen (1798–1801)

Im Februar 1798 wollten die Schulknaben, die seit 1789 ein bewaffnetes und uniformiertes Kadettenkorps bildeten, die Aarauer Revolution verteidigen helfen, was ihnen aber nicht gestattet wurde.[16] Zu Beginn der Revolution wurde die obere Lateinschule wegen zu geringen Besuchs aufgehoben.[17]

Als zuständiger Minister der Helvetischen Republik versuchte Philipp Albert Stapfer das Schulwesen zu verbessern. Unter anderem setzte er in jedem Kanton einen Erziehungsrat und in jedem Distrikt einen Schulinspektor ein. Der aargauische Erziehungsrat stand unter der Leitung von Stapfers Freund und Mitarbeiter Fisch und nahm seine Arbeit im November 1798 auf. Im Januar 1799 wandte er sich Aaraus Stadtschulen zu, die Vorbildcharakter erhalten sollten.[18] Bei Fischs Tod im März lag bereits der Entwurf für die Reorganisation der Knabenschulen vor. Auf der Oberstufe, die vier Jahre dauerte[19], unterrichteten neu drei Fachlehrer. Der Religionsunterricht wurde durch eine Stunde Moral ersetzt. Es gab aber – wohl aus Kostengründen – auch einen Rückschritt: Latein war wieder obligatorisch (bis 1804) und beanspruchte am meisten Wochenstunden. Dazu trat neu das Französische. Das Deutsche fristete immer noch ein Schattendasein. Den übrigen Lehrstoff bildeten Geschichte, Konstitution (Verfassungskunde), Geografie, Archäologie (Altertumskunde), Rechnen, Geometrie, Algebra, Trigonometrie, angewandte Mathematik, Naturbeschreibung, Physik, Naturgeschichte, Technologie und Buchhaltung. Daneben war der Unterricht des Schreib- und Zeichenmeisters sowie des Singmeisters zu besuchen.

Der Erziehungsrat ernannte die meisten Mitglieder der neu geschaffenen Stadtschulkommission selber.[20] Der Reform der Stadtschulen erwuchs kein Widerstand, zumal sie keine zusätzlichen Stellen erforderte. Im April 1799 wurde die Stadtschulkommission mit der Ausführung beauftragt. Es ging aber noch bis zum Frühjahr 1800, bis das Lehrpersonal der Oberstufe komplett war: Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) aus Braunschweig unterrichtete Mathematik, Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) aus dem hannoverschen Hoya Geschichte und Geografie und Andreas Wanger[21] (1774–1836) aus Aarau Sprachen. Bartels und Gautzsch sassen auch in der Stadtschulkommission. Gautzsch fungiert dort und später in der Kantonsschulkommission als Aktuar.[22] Der Theologe Wanger hingegen wurde nicht an die Kantonsschule übernommen.

Kaderschmiede der Helvetischen Revolution

Stiftung (1801)

Eröffnung (1802)

Illuminatenverfolgung (1802)

Schüler aus dem ganzen Land (1803)

Umwandlung in ein Gymnasium

Berufung des deutschen Nationalisten Evers (1804)

Vertreibung der Lehrer

Zwei Drittel weniger Schüler

Sexskandal im Hause Evers (1817)

Umschreibung der Gründungsgeschichte

Totgeschwiegene Revolutionäre

„Vater Meyer“ als angeblicher Gründer

Evers als angeblicher Retter

Literatur

  • Johann Georg Fisch: Denkschrift über die letzten Begebenheiten in der Bernerischen Munizipalstadt Arau im Argau. Basel 1798.
  • Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) (Sankt Gallen 1800).
  • Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802.
  • Andreas Moser: Lieder zur Aufmunterung zur Tugend, zur Beförderung menschlicher Geselligkeit, zur Erhöhung der Freuden und zur Belebung des beglückenden Frohsinns (…) Erstes Heft (mehr nicht erschienen), Aarau 1802.
  • Johann Jakob Pfleger: Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung über Mosers gesunden Menschenverstand (…) Arau 1802.
  • Andreas Moser: Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. (…) Helvetien (Bern) 1802.
  • Georg Franz Hofmann: Ueber Entwicklung und Bildung der menschlichen Erkenntnisskräfte, zur Verbindung des Pestallozzischen (sic) Elementarunterrichts mit dem wissenschaftlichen Unterrichte in Realschulen. Basel/Arau 1805.
  • (Ernst August Evers:) Fragment der Aristotelischen Erziehungskunst, als Einleitung zu einer Prüfenden Vergleichung der antiken und modernen Pädagogik, nebst einem Beytrag zur Geschichte der Kantonsschule in Aarau. Basel/Aarau 1806.
  • Ernst August Evers: Vater Johann Rudolf Meyer, Bürger von Aarau, eine Denkschrift. Aarau 1815.
  • Franz Xaver Bronner: Der Canton Aargau, historisch, geographisch, statistisch geschildert (…) 2 Bände, Sankt Gallen/Bern 1844.
  • Martha Reimann: Die Geschichte der Aarauer Stadtschulen von ihren Anfängen bis zum Ende der bernischen Herrschaft (1270–1798). Aarau 1914.
  • Ernst Jörin: Der Aargau 1798–1803, vom bernischen Untertanenland zum souveränen Großkanton (Argovia 42). Aarau 1929.
  • Peter Genner: Von Aarau nach Bayern, Auswanderung und Niedergang der Unternehmerfamilie Meyer. In: Aarauer Neujahrsblätter, 2. Folge, 85/2011, S. 36–69, 86/2012, S. 97–143.
  • Peter Genner: Nach dem Ende der Klosterherrschaft – Schweizer Revolutionäre im Pfaffenwinkel. In: Der Welf (Schongau). 13/2013, S. 69–192.
 
Joseph Reinhawiederum durch einen Deutschenrt: Johann Rudolf Meyer Sohn, ca. 1790
 
Johann Samuel von Gruner, Federskizze von Klara Reinhart, um 1800.
 
Johann Ulrich Schellenberg (1773–1838): Andreas Moser, 1800.
 
Johann Christian Martin Bartels.
 
Aarau auf dem Aareplan von Samuel Kyburz, 1809. 1: Meyerhaus. 2: Kantonsschule. 3: Telliring (von Andreas Moser konzipierter ältester Turnplatz der Schweiz).
 
Joseph Reinhart: Pfarrer Johann Jakob Pfleger, 1788.
 
Joseph Maria Christen:
Franz Xaver Bronner.
 
Joseph Maria Christen:
Ernst August Evers.

Johann Rudolf Meyer (Fabrikant, 1768)

Der Seidenbandfabrikant und Naturforscher Johann Rudolf Meyer Sohn (1768–1825) betrieb die Gründung der ältesten Kantonsschule der Schweiz.

1801 stellte Meyer den bayerischen Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806) als Hauslehrer und Bibliothekar ein. Wohl unter dessen Einfluss forderte er in einem Aufsatz, „daß bey jeder öffentlichen Erziehung, die sey körperlich oder geistig, keine Einmischung von Glaubensmeinungen irgend einer Art statt habe“.[23] Zusammen mit Gruner gab er den Anstoss zur Gründung der 1802 eröffneten ältesten Kantonsschule der Schweiz. Auch Moser beteiligte sich daran. Ausserdem führte er an Aaraus Stadtschulen die Pestalozzische Unterrichtsmethode ein. Wegen Mosers anderweitiger Beanspruchung schickte Meyer seine Söhne in Pestalozzis Institut in Burgdorf. Sein Vater und Jérôme halfen bei der Finanzierung der Kantonsschule. Er selber unterrichtete dort unentgeltlich Chemie und Physik. Leiter der Schule wurde der erste Redaktionssekretär der helvetischen Regierung, Georg Franz Hofmann. Mathematiklehrer Johann Christian Martin Bartels war wie Meyer ein Lichtenberg-Schüler. Moser schuf mit dem Telliring den ältesten Turnplatz der Schweiz. In seinem 1800 erschienenen Werk Gesunder Menschenverstand[24] hatte er neben der Demokratie auch offen den Deismus propagiert. Deshalb machte ihn Aaraus erster Pfarrer Johann Jakob Pfleger wenige Monate nach Eröffnung der Kantonsschule zur Zielscheibe einer Hetzkampagne.[25] Damit gab der altgesinnte Geistliche das Signal zum Ausbruch der Konterrevolution gegen die Helvetische Republik (Stecklikrieg), die Berns Aristokratie von langer Hand vorbereitet hatte. Mit dem Tod bedroht, musste Moser nach München fliehen. In der Folge wurden alle übrigen Kantonsschullehrer der revolutionären Periode entlassen und die meisten von ihnen aus Aarau vertrieben.

Die Verfolgung von Anhängern der Helvetischen Republik liess die Familie Meyer ihre Fabrik und ihr Vermögen nach Bayern transferieren, wo Kurfürst Max Joseph und sein Minister Montgelas radikale Reformen durchführten.

Johann Samuel von Gruner

Zusammen mit seinem Freund Meyer betrieb Johann Samuel von Gruner (1766–1824) die Gründung der Kantonsschule. Laut der Schrift Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau war er es, „der den ersten Gedanken und Plan zur Errichtung der Kantonsschule entworfen und in Aufnahme gebracht hat“.[26]

Johann Rudolf Meyer (Fabrikant, 1739)

Dass Meyers gleichnamiger Vater (1739–1813) der Gründer der Kantonsschule gewesen sei, ist eine der Legenden, die dessen Leben umweben.

Die Gründung der ältesten Kantonsschule der Schweiz (1801/02) wurde von Meyers Sohn Johann Rudolf und von dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner betrieben. Beteiligt daran war auch der Hauslehrer von Meyers Enkeln, der bayerische Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806). Meyer zeichnete den höchsten Beitrag an die Betriebskosten und hielt die Eröffnungsrede[27].

1802 veranstaltete Aaraus oberster Pfarrer Johann Jakob Pfleger eine Hetzkampagne gegen Moser, der sich in einem 1800 veröffentlichten Werk[28] offen zum Deismus bekannt hatte. Der Moserhandel und die nachfolgende Konterrevolution gegen die Helvetische Republik (Stecklikrieg) veranlassten Meyer, Fabrik und Vermögen nach Bayern zu transferieren.

Hieronymus Meyer

Auch Meyers Bruder Hieronymus (1769–1844) half 1801/02 bei der Finanzierung der ältesten Kantonsschule der Schweiz. Deren Gründung wurde von seinem Bruder Johann Rudolf und von dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824) betrieben. Beteiligt daran war auch der Hauslehrer von Johann Rudolfs Kindern, der bayerische Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806). Eine Hetzkampagne gegen Moser, der in einem 1800 veröffentlichten Werk[29] den Deismus propagiert hatte, und die anschliessende Konterrevolution gegen die Helvetische Republik veranlasste die Familie Meyer 1802, nach Bayern auszuwandern.

Andreas Moser (Schriftsteller)

An der Gründung der Kantonsschule war der bayerische Schriftsteller Andreas Moser (1766–1806) beteiligt. Er schuf für die Schüler den ältesten Turnplatz der Schweiz. Am Vorabend der Konterrevolution von 1802 (Stecklikrieg) wurde er als angeblicher Illuminat zur Zielscheibe einer Hetzkampagne.

Mit der Aussicht, Nachfolger Pestalozzis als Waisenvater in Stans zu werden, liess er sich von Januar bis Mai 1801 von dem Pädagogen in dessen Lehrerseminar in Burgdorf ausbilden. Als die erwähnte Stelle nicht wiederbesetzt wurde, wurde Moser im Juni Hauslehrer und Bibliothekar bei Johann Rudolf Meyer Sohn. In dessen Villa (Meyerhaus) hatte Pestalozzi während seiner Tätigkeit als Propagandist der Helvetischen Revolution 1798 Gastrecht genossen. Meyer hatte drei Kinder.[30] Weil er die Herausgabe einer Enzyklopädie der Chemie[31] vorbereitete, kaufte er ab 1790 gegen 40 000 naturwissenschaftliche Bücher zusammen[32]. Mosers Dienste wurden aber bald auch anderweitig in Anspruch genommen: Er war an der Gründung der Kantonsschule beteiligt, die sein Arbeitgeber und dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824) betrieben. Gleichzeitig führte er zusammen mit dem Unterstufenlehrer Christian Würsten an Aaraus Stadtschulen die Unterrichtsmethode Pestalozzis ein. Um Moser zu entlasten, schickte Meyer seine Söhne in Pestalozzis Erziehungsinstitut in Burgdorf.

Die Anfang 1802 eröffnete Kantonsschule sollte besonders auf „die Berufsarten des Landwirths und Kaufmanns, des Gelehrten und Staatsmannes“ vorbereiten.[33] Als Lehrer der Landwirtschaft war Moser eine zentrale Rolle zugedacht. Daneben unterrichtete er „Zeichnungskunst in Mechanik, Architektur und Maschinenwesen“, Vokalmusik und Gymnastik.[34] Für den Gesangsunterricht veröffentlichte er ein Liederheft mit dem Motto: „Wer arbeitet und sich seines Lebens freut, der ehret Gott.“[35] Neben Freimaurerliedern enthält es auch eine Übersetzung des Revolutionslieds Ah! ça ira, das zum Aufhängen der Aristokraten aufruft. Mit dem Telliring schuf Moser den ältesten Turnplatz der Schweiz – Jahre vor den entsprechenden Anlagen von Turnvater Jahn in Berlin (1811) und von Phokion Heinrich Clias in Bern (1817). Der Präsident der Kantonsschulkommission (Lehrerkonferenz), Georg Franz Hofmann, zählte zu seinen Freunden.

Im Oktober 1801 hatten sich in der Helvetischen Republik die Föderalisten (Anhänger des Ancien Régime) an die Macht geputscht. Nach dem Gegenputsch der Unitarier im April 1802 wurde den Stimmberechtigten am 2. Juni eine neue Verfassung vorgelegt. Dabei bekannten sich die Kantone Aargau und Baden zum Einheitsstaat.[36] Am selben Tag hob der Kleine Rat der Helvetischen Republik die von den Föderalisten eingeführte Zensur auf. Dies ermöglichte es Aaraus erstem Pfarrer Johann Jakob Pfleger (1746–1819)[37], eine Woche später ein Pamphlet zu veröffentlichen, das wie eine Bombe einschlug. Darin bezeichnete er Moser als Haupt einer Verschwörung von Illuminaten[38], die ein neues Heidentum einführen wollten, ja als Antichrist.[39] Dies, obwohl der Angegriffene an seiner neuen Wirkungsstätte nicht für seine religiösen Überzeugungen geworben hatte.

Im anschließenden Moserhandel[40] wichen Aaraus Patrioten der Gretchenfrage aus, wie sie es mit dem Christentum hielten. Moser selbst schwankte in seiner Antwort an Pfleger[41] zwischen Verteidigung und Gegenangriff. Nur vom liberalen Politiker und Publizisten Paul Usteri (1768–1831) erhielt er Unterstützung. Glaubenseiferer verwüsteten den Gemüsegarten von Mosers Freund Würsten und fällten am Telliring Bäume. Die Gegenpartei suchte Pfarrer Pflegers Garten heim.[42] Schließlich ließ man Moser fallen, um den Weiterbestand der Kantonsschule zu sichern. An Leib und Leben bedroht[43], floh Moser nach München[44].

Georg Franz Hofmann

Die Schulkommission der neu eröffneten Kantonsschule wurde von dem aus der Pfalz stammenden Pädagogen Georg Franz Hofmann (1765–nach 1838) präsidiert, der eine der wichtigsten Kanzleistellen in der Helvetischen Republik bekleidet hatte.

Hofmann schreibt: „Jemehr meine Hoffnungen, eine Reformation der Menschen durch politische Revolutionen befördert zu sehen, durch meine täglich schlimmere Erfahrungen sank, desto höher stieg mein Glauben an die Verbesserung des Menschengeschlechts durch die pädagogische Umschaffung Pestallozzi’s (sic) (…)“[45] Nach dem Staatsstreich der Föderalisten (Gegner des helvetischen Einheitsstaates) im Oktober 1801 wurde er mit der Organisation der Kantonsschule in Aarau betraut.[46] Die Gründung dieses bis 1813 privaten Instituts ging von Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824)[47] und Seidenbandfabrikant Johann Rudolf Meyer (1768–1825) aus. Das im November veröffentlichte Programm der Schule trägt Hofmanns Unterschrift. Es heisst darin: „(…) sclavische Huldigung gegen fremde Autorität ist der wahre Tod der Vernunft.“ Die Zöglinge sollten „nützliche Glieder eines freyen Staates“ werden. Jedes Kind dürfe sich entwickeln, wie es seinen Anlagen und Neigungen entspreche.[48] Bei der Erziehung werde man „den Winken und Vorschriften der Natur, der weisesten und sichersten Gesetzgeberin folgen“ und nach dem „Stuffengange der Natur“ vorgehen.[49]

Bei der Eröffnung der Schule im Januar 1802 war Hofmann der Hauptredner.[50] Die führende Zeitung der Helvetik nannte ihn „die Seele des Instituts“.[51] Er übernahm die Fächer Philosophie und Rhetorik. Wie er selber schreibt, wurde sein Unterricht in „Menschen-, Sitten- und Pflichtenlehre (…) oft angefochten und verdächtiget“.[52] Er war mit seinem Lehrerkollegen Andreas Moser (1766–1806) befreundet,[53] einem Deisten und angeblichen Illuminaten, der zur Zielscheibe der im April 1802 entmachteten Föderalisten wurde. Im Vorfeld der Konterrevolution vom darauffolgenden September (Stecklikrieg) musste Moser aus Aarau fliehen. Im Oktober verlangte die Standeskommission des Kantons Bern erfolglos auch Hofmanns Ausweisung.[54]

Klassische versus Menschenbildung

Hofmann war bis 1804 gewählter Präsident der Schulkommission (Lehrerkonferenz). Er bestand darauf, dass sich seine Kollegen an gemeinsam gefasste Entscheidungen hielten. Es kam zu Zwistigkeiten mit Pfarrer Ludwig Rahn (1770–1836), der vor der Gründung der Kantonsschule ein eigenes Erziehungsinstitut in Aarau und die städtische Realschule geleitet hatte.[55] Das System der kollektiven Führung missfiel dem nach dem Ende der Helvetik (1803) eingestellten Altphilologen Luzius Hold (1778–1852). Vom Studium in Halle her an preussisch-autoritäre Verhältnisse gewöhnt, betrieb er die Einsetzung eines Rektors. Als man dieses mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattete Amt nicht ihm anvertrauen wollte, erreichte er die Berufung seines erst 25-jährigen Studienfreunds und Fachkollegen Ernst August Evers (1779–1823). Wie der Mathematiker Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) und der Theologe Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) sah auch Hofmann in Evers die „Beschränktheit der niederdeutschen Magister“ verkörpert, „die meistens außer ihren griechischen und lateinischen Schulbüchern kaum andere Kenntnisse besäßen“.[56] Vergeblich schlug er vor, den jungen Mann nur zum Rektor der kleinen Abteilung für künftige Akademiker (Humanistische Schule) zu machen, ihn selber aber zu jenem der größeren für Kaufleute (Realschule).[57]

Mit Hold und Evers trat an der Kantonsschule der Neuhumanismus mit seinem klassischen Bildungskanon an die Stelle des auf Menschenbildung abzielenden Erziehungssystems von Pestalozzi. Alle bisherigen Lehrer verliessen die Schule, die Zahl der Schüler sank auf die Hälfte. Als 1805 ein neues Schulprogramm erschien,[58] über das Hofmann nicht informiert worden war, kündigte auch er. Dies, obwohl er erst im Vorjahr ein Haus an der Laurenzenvorstadt samt dem Bürgerrecht von Aarau erworben und ein Pensionat für Kantonsschüler eröffnet hatte. „Als öffentliche Rechtfertigung gegen öffentliche Kränkungen“ verfasste er die Schrift Über Entwicklung und Bildung der menschlichen Erkenntnisskräfte zur Verbindung des Pestallozzischen (sic) Elementarunterrichts mit dem wissenschaftlichen Unterrichte in Realschulen.[59] Darin schonte er seine beiden Kontrahenten nicht. Hold reichte darauf ohne Erfolg eine Verleumdungsklage ein.[60] Evers aber wurde im Prolog seines Fragments der Aristotelischen Erziehungskunst noch weit polemischer als Hofmann. So bezeichnete er es – an diesen gewandt – als überflüssig, „Ihre pädagogische Ignoranz, das armselige Blendwerk Ihrer hohltönenden Phrasen und die Puppeneitelkeit auf nichtige Vorzüge Ihrem Paar Ohren vernehmlicher darzustellen“.[61]

Johann Christian Martin Bartels

Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) aus Braunschweig war wie Johann Rudolf Meyer Sohn ein Schüler Lichtenbergs. 1800 wurde er Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften an der Realschule sowie Mitglied der städtischen Schulkommission. Ab 1802 unterrichtete er an der neu eröffneten Kantonsschule Mathematik, Handelsfächer und Italienisch. Von Aarau aus besuchte er Pestalozzi]] in Burgdorf. 1802 heiratete er Anna Magdalena Saluz, deren Vater Rektor der Stadtschulen von Chur war. Seine spärliche Freizeit widmete er der höheren Mathematik. Als 1804 Evers Rektor der bisher im Geist Pestalozzis geführten Kantonsschule wurde, kündigte er seine Stelle.

Wilhelm Benjamin Gautzsch

Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) aus Hoya, Hannover, wurde 1800 Lehrer für Geschichte und Geografie an der oberen Knabenschule. Gleichzeitig gehörte er als Aktuar der Stadtschul- und später der Kantonsschulkommission an. 1801/02 führten Andreas Moser und Christian Würsten an den Stadtschulen die Unterrichtsmethode von Johann Heinrich Pestalozzi ein. Darüber berichtete Gautzsch der Munizipalität und der Gemeindekammer, wobei er die Methode „eines der vorzüglichsten Mittel zur Verbesserung des Elementarunterrichts“ nannte.[62]

Er unterrichtete auch an der 1802 eröffneten Kantonsschule, und zwar Geografie, Geschichte und Latein. Dazu brachte er den zahlreichen Waadtländern unter den Schülern die deutsche Sprache bei. Anlässlich der Eröffnung des Instituts sagte der Präsident der Kantonsschulkommission (Lehrerkonferenz), Georg Franz Hofmann, im Zusammenhang mit dem „geographischen, historischen und staatistischen Unterricht“ von Gautzsch, der Geist der Zeit, dem sich auch die Schweiz nicht entziehen könne, verlange über die Grenzen hinaus eine „Annäherung und Verähnlichung der Menschen“.[63] Mit seinen Lehrerkollegen setzte sich Gautzsch für den Deisten Moser ein, als dieser im Vorfeld der Konterrevolution von 1802 (Stecklikrieg) zur Zielscheibe einer Hetzkampagne wurde.

Der Dichter Franz Xaver Bronner, welcher 1803 als Aufseher in einem Pensionat für Kantonsschüler nach Aarau kam, beschreibt Gautzsch als „hochstämmigen, gutmütigen Mann, sehr fleissig in seinem Berufe“[64]. Als 1804 ein Landsmann von Gautzsch, der Neuhumanist Ernst August Evers, Rektor der Kantonsschule wurde, verliessen der Mathematiker Johann Christian Martin Bartels[65] sowie Gautzsch und Hofmann Aarau. Laut Bronner glaubten sie „die Beschränktheit der niederdeutschen Magister zu kennen, die meistens ausser ihren griechischen und lateinischen Schulbüchern kaum andere Kenntnisse besässen, und wollten einem solchen Schulherrn nicht untergeordnet sein“.[66]

Franz Xaver Bronner

Der Dichter Franz Xaver Bronner (1758–1850) aus Höchstädt an der Donau war 1804–1810 und 1817–1827 Lehrer an der Kantonsschule.

Ernst August Evers

Ernst August Evers (1779–1823) aus Isenhagen bei Celle kam 1804 nach Aarau, um die Kantonsschule zu reorganisieren, die nach dem Wunsch ihrer Gründer das geistige Zentrum des neuen Großkantons Aargau werden sollte. Evers gab der Schule eine feste Organisation und einen Lehrplan. Als Kritiker der aufklärerischen Pädagogik wandte er sich dabei gegen die Vorstellung, dass das Individuum der Brauchbarkeit und Nützlichkeit und den Zwängen von Staat und Beruf zu opfern sei. Er stellte vielmehr die umfassende Bildung des Menschen und besonders das Studium der philologischen Fächer in den Vordergrund. … heiratete er … Nüsperli und wurde dadurch zum Schwager Heinrich Zschokkes, der aber seine Begeisterung für den deutschen Nationalismus nicht teilte. 1811 wurde ihm das Ehrenbürgerrecht von Aarau verliehen. 1815 veröffentlichte er eine geschönte, entpolitisierte Biografie Vater Meyers. 1817 musste Evers die Stadt verlassen, nachdem es im Pensionat für Kantonsschüler, das er in seinem Haus betrieb, zu sexuellen Verfehlungen gekommen war.

Egid von Kobell

 
Porträt von Joseph Karl Stieler (Ausschnitt).

Egid oder Ägid Kobell, ab 1809 von Kobell (* 7. April 1772 in Mannheim; † 17. Juni 1847 in München) war Mitglied des bayerischen Staatsrats.

Seine Eltern waren der Maler und Galeriedirektor Ferdinand Kobell (1740–1799) aus Mannheim und die Hofratstochter Maria Anna Lederer (1744–1820) aus Düsseldorf. Einer seiner Brüder war der Maler Wilhelm von Kobell (1766–1853). 1793 übersiedelte er mit diesem von Mannheim nach München.

Egid war 35 Jahre lang Sekretär der bayerischen Regierung[67], dazu Oberaufseher des von König Max Joseph 1817 erworbenen Landsitzes Tegernsee. 1834 wurde er Mitglied der Regentschaft von Griechenland[68], 1835 Gesandter in Athen, 1836 wirklicher Staatsrat. 1809 wurde er Ritter, 1817 Komtur des Zivilverdienstordens, auch erhielt er mehrere ausländische Auszeichnungen. Im Amt des Generalsekretärs des Staatsrats folgte ihm Wilhelms Sohn Sebastian von Kobell (1801–1875), der es 40 Jahre lang ausübte. Die beiden andern Brüder Egids, Innozenz (1765–1818) und Franz (1779–1850), waren Oberappellationsgerichtsrat bzw. Generalsekretär des Staatsministeriums des Innern.

Egid von Kobell hatte mit seiner Gattin, der Lottoadministratorstochter Antonie von Geyser (1779–1816), zwei Töchter: Sophie (1797–1846) heiratete Friedrich von Schlichtegrolls Sohn Antonin (1793–1873), Karoline (1801–1846) den Mineralogen und Mundartdichter Franz von Kobell (1803–1882), Sohn ihres gleichnamigen Onkels. Die Tochter des letztgenannten Paares war die Schriftstellerin Luise von Kobell verheiratete von Eisenhart (1827–1901).

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Vgl. Christian Schweizer: Styger, Paul. In: Historisches Lexikon der Schweiz..
  2. Leben und Thaten des in der Revolutions-Geschichte Helvetiens so berühmten Kapuziners Pater Paul Stiger (…) Ohne Erscheinungsort 1799, S. 10 f.; übernommen von (Heinrich Zschokke:) Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote, 1. Band, (Luzern) 1798, Nr. 14 (2. Vierteljahr 1799), S. 110.
  3. Werner Ort: Heinrich Zschokke (1771–1848). Eine Biografie. Baden 2013, S. 118/120.
  4. 1799 Regierungskommissär in Unterwalden, 1799/1800 im Kanton Waldstätten, 1800 im Tessin, 1800/01 Regierungsstatthalter des Kantons Basel.
  5. Heinrich Zschokke: Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone (…) Bern/Zürich 1801, S. 308 f.
  6. Heinrich Zschokke: Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone (…) Bern/Zürich 1801, S. 310 f.
  7. Leben und Thaten des in der Revolutions-Geschichte Helvetiens so berühmten Kapuziners Pater Paul Stiger (…) Ohne Erscheinungsort 1799, S. 10–12; übernommen von (Heinrich Zschokke:) Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote, 1. Band, (Luzern) 1798, Nr. 14 (2. Vierteljahr 1799), S. 110.
  8. Werner Ort: Heinrich Zschokke (1771–1848). Eine Biografie. Baden 2013, S. 118/120.
  9. Reimann, S. 179/Anm. 1, 185–188, 203–205, 215–217.
  10. Reimann, S. 205–213.
  11. Reimann, S. 182 f., 205/Anm. 1.
  12. Die beiden Seidenfärber und -drucker waren 1772 wegen Zahlungsunfähigkeit aus ihrer Vaterstadt verbannt worden. Vgl. Carl Keller-Escher: Die Familie Rahn von Zürich. 2 Teile, Zürich 1914/1951, ZB (Zürich) LHS 95 GG Ra 1 f.
  13. Bronner, 2. Band, S. 10.
  14. Tobler, S. 7 f.; Stiefel, S. 126.
  15. Reimann, S. 204 (?); Beat Hodler: Junge Schule – lange Geschichte, die Neue Kantonsschule Aarau, Baden 2014, S. …, AKB AG 2598.
  16. Fisch, S. 50, 57.
  17. Jörin (1929), S. 153, 156.
  18. Jörin (1929), S. 151 f.
  19. Jörin (1929), S. 153.
  20. Jörin (1929), S. 154 f.; Jörin (1963–1965), …/…, S. ….
  21. Vgl. Mathias Hefti-Gysi: Wanger, Andreas, in: BLA, S. 819 f.
  22. StAAa, Briefband Kirche und Schule, Schulkommission an Munizipalität, 3. April 1800; Protokoll der Munizipalität, 4. April 1800; StAAG, Protokoll des Erziehungsrats, 15. April und 20. Mai 1800; Bronner (Ms.), S. 9; Roedel, S. 142/Anm. 38.
  23. Ueber Grundsätze der gesellschaftlichen Verbindungen. In unbekannter Publikation, S. 47–58, Separatabdruck Arau 1801. Zitiert nach Rezension in: Der neue schweizerische Republikaner, Bern 11. August 1801, S. 416. In: Der Republikaner nach liberalen Grundsätzen, Bern 27. Dezember 1801, S. 143 f., wird „Meyer, Sohn“ als Autor angegeben.
  24. Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft. (Johann Jakob Hausknecht, St. Gallen 1800); 2. Auflage, (Huber & Co., St. Gallen) 1807 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DycFLAAAAcAAJ%26printsec%3Dfrontcover%26dq%3DGesunder%2BMenschenverstand%2B%C3%BCber%2Bdie%2BKunst%26hl%3Dde%26sa%3DX%26ved%3D0ahUKEwiI94yJscDNAhXrKsAKHcKRC8gQ6AEIHjAA%23v%3Donepage%26q%3DGesunder%2520Menschenverstand%2520%C3%BCber%2520die%2520Kunst%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  25. Johann Jakob Pfleger: Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung über Mosers gesunden Menschenverstand, Arau (9. Juni) 1802. Vergleiche Johann Rudolf Meyer et al.: Dem Bürger Pfleger, Kammerer und erster (sic) Pfarrer in Aarau, (Aarau) 29. Juni 1802; Beyträge zur Beurtheilung der Fehde des Pfarrers und Kammerers Pfleger, mit Mosers gesundem Menschenverstande, (Aarau 1802); dito, Erste Fortsetzung, (Aarau 1802); Johann Rudolf Meyer: Ein freymüthiges Wort über die Zuschrift der 40 Bürger an Herrn Kammerer Pfleger, nebst Beurtheilung seiner Antwort auf dieselbe, (Aarau 1802); Johann Rudolf Meyer: Beleuchtung einiger Stellen in Herrn Kammerer Pflegers Schrift, die Erziehungsanstalten in Arau betreffend, Aarau 1802; Andreas Moser: Der Kampf eines Laien mit einem Priester (…) Helvetien (Bern) 1802 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DuzdOAAAAcAAJ%26pg%3DPA1%26dq%3DDer%2BKampf%2Beines%2BLaien%26hl%3Dde%26sa%3DX%26ved%3D0ahUKEwj53fmqscDNAhUJCsAKHdbgAxQQ6AEIHjAA%23v%3Donepage%26q%3DDer%2520Kampf%2520eines%2520Laien%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  26. Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, (Aarau) 1802, S. 33.
  27. Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802, S. 5–8.
  28. Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft. (Johann Jakob Hausknecht, St. Gallen 1800.)
  29. Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft (Johann Jacob Hausknecht, St. Gallen 1800); 2. Auflage, (Huber & Co., St. Gallen) 1807 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DycFLAAAAcAAJ%26printsec%3Dfrontcover%26dq%3DGesunder%2BMenschenverstand%2B%C3%BCber%2Bdie%2BKunst%26hl%3Dde%26sa%3DX%26ved%3D0ahUKEwiI94yJscDNAhXrKsAKHcKRC8gQ6AEIHjAA%23v%3Donepage%26q%3DGesunder%2520Menschenverstand%2520%C3%BCber%2520die%2520Kunst%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  30. Johann Rudolf (1791–1833), Justine (1792–1806) und Johann Gottlieb (1793–1829).
  31. Systematische Darstellung aller Erfahrungen in der Naturlehre, entworfen von Johann Rudolph Meyer dem Jüngern, bearbeitet von mehreren Gelehrten. 4 Bände (mehr nicht erschienen), Aarau 1806–1808.
  32. Katalog über die von Johann Rudolph Meyer sel. hinterlassene naturwissenschaftliche Bibliothek. Aarau 1827 (überklebt: Schaffhausen 1831).
  33. Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802, S. 19.
  34. Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. Helvetien (Bern) 1802, S. 14.
  35. Lieder zur Aufmunterung zur Tugend, zur Beförderung menschlicher Geselligkeit, zur Erhöhung der Freuden und zur Belebung des beglückenden Frohsinns. Erstes Heft (mehr nicht erschienen), Aarau 1802.
  36. Im Kanton Aargau lautete das Ergebnis 6356 Ja gegen 1793 Nein bei 6412 Nichtstimmenden, im Kanton Baden 6474 Ja gegen 1422 Nein bei 3562 Nichtstimmenden. (Johannes Strickler: Amtliche Sammlung der Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik. 8. Band, Bern 1902, S. 260.)
  37. Bruder von Daniel Pfleger (1751–1829), der 1798 Aaraus Revolutionskomitee präsidiert hatte. Vergleiche Georges Gloor: Pfleger, Johann Jakob. In: Biographisches Lexikon des Aargaus 1803–1957, Aarau 1958, S. 596 f.
  38. In den 1780er Jahren hatte der Geheimbund einen Ableger in der Schweiz besessen, den Pestalozzi leitete (Peter Stadler: Pestalozzi, Geschichtliche Biographie. Band 1, Zürich 1988, S. 275–281).
  39. Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung, über Mosers gesunden Menschenverstand, von Joh. Jakob Pfleger, erster (sic) Pfarrer in Arau. Arau (9. Juni) 1802.
  40. Paul Erismann: Aarau im Stecklikrieg Anno 1802, in: Aarauer Neujahrsblätter 1952, S. 3–21, hier: S. 8; Nold Halder: Geschichte des Kantons Aargau. 1. Band, Aarau 1953, S. 51.
  41. Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. Helvetien (Bern) 1802.
  42. Stadtarchiv Aarau, Protokoll der Munizipalität, 6. Juli 1802, S. 337; 23. Juli 1802, S. 342; 10. August 1802, S. 347 f.
  43. Franz Xaver Bronner: Der Canton Aargau (…) 2. Band, St. Gallen/Bern 1844, S. 13. („Ein Metzger verfolgte ihn mit gezogenem Messer; mit Noth vermochte er sich in ein Bürgerhaus zu retten und durch die Hinterthür zu entfliehen.“)
  44. Münchner Tagblatt, 27. September 1802, S. 619 (23. September: „Moser, Prof. an der Kantonsschule in Arau“); Kurpfalzbaierischer Münchner Anzeiger, 29. September 1802 (22. September: „Hr. Moser, Professor aus der Schweitz“).
  45. Hofmann (1805), S. V f.
  46. Morf (1889), S. 712/Anm.; Morf (1897), S. 1.
  47. Gruner heiratete 1817 die verwitwete Schwester von Hofmanns Landsmann Philipp Franz von Walther.
  48. Kantons-Schule in Aarau, S. 1.
  49. Kantons-Schule in Aarau, S. 2 f.
  50. Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, S. 14–29.
  51. Der Republikaner (Luzern), 16. Januar 1802, S. 17, vergleiche 4. Februar 1802, S. 45/Anm. 1.
  52. Hofmann (1805), S. XVII inklusive Anm.
  53. Christian Roedel: Pestalozzi und Graubünden. Winterthur 1960, S. 143.
  54. Standeskommission von Bern an Regierungsstatthalter David Rudolf Bay, 1. Oktober 1802. In Johannes Strickler (Bearbeiter): Amtliche Sammlung der Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik, 9. Band, Bern 1903, S. 71; von Ernst Jörin: Der Aargau 1798–1803 (Argovia 42), Aarau 1929, S. 227/Anm. 66, falsch interpretiert.
  55. Franz Xaver Bronner (1758–1850), ab 1804 Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften: „(…) die oft erneuerten Gezänke auf den Hausgängen gaben Lehrern und Schülern Aergerniß.“ (Bronner, S. 13.) Vergleiche Evers (1806), S. V, XV, XVI inklusive Anm.
  56. Bronner, S. 14.
  57. Evers (1806), S. XIX.
  58. Evers (1805).
  59. Hofmann (1805), S. III.
  60. Kaiserlich und Königlich bairische privilegirte Allgemeine Zeitung (Ulm), 28. März 1806, S. 347.
  61. Evers (1806), S. XXIV. Vergleiche vom selben Autor: Über die Schulbildung zur Bestialität. Aarau 1807.
  62. Roedel, S. 143.
  63. Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. 1802, S. 24.
  64. Roedel, S. 142.
  65. Bartels war wie Gautzsch 1800 nach Aarau gekommen.
  66. Franz Xaver Bronner: Der Kanton Aargau. 2. Band, St. Gallen/Bern 1844, S. 14.
  67. Ab 1799 Sekretär des Staats- und Konferenzministeriums, ab 1808 Generalsekretär des geheimen Rates, ab 1817 als Titularstaatsrat Generalsekretär des Staatsrats.
  68. Seit 1832 war Otto von Wittelsbach, ein bis 1835 minderjähriger Sohn Ludwigs I., erster König von Griechenland.


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Franz von Ittner

Franz von Ittner (* 11. Februar 1787 in Heitersheim[1]; † 29. August 1821[2] in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Chemiker.

Leben

Seine Eltern waren Joseph Albert von Ittner (1754–1825), Kanzler des Großpriors der deutschen Malteser, und Maria Theresia von Frank (* 1760), Tochter des Kanzlers der Fürsten von Hohenzollern. Ittner war das jüngste von vier Kindern. Den ersten Unterricht erhielt er von Hauslehrern, vom Vater und von französischen Emigranten.

Studium

Als Ittner sechzehn wurde (1803), nahm er das Hochschulstudium auf. Zuerst verbrachte er zwei Semester in Landshut, wo er bei Mediziner Andreas Röschlaub (1768–1835) wohnte und von Botaniker Franz von Paula Schrank (1747-1835) und Pharmazeut Georg Augustin Bertele (1767–1818) gefördert wurde. In Würzburg blieb er drei Semester und wohnte bei Chemiker Franz Lothar August Sorg (1773–1827). In Göttingen blieb er zwei Jahre und hörte Physiker Johann Tobias Mayer (1752–1830) und die Mediziner Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840), Karl Gustav Himly (1772–1837), Friedrich Benjamin Osiander (1759–1822) und Konrad Johann Martin Langenbeck (1776–1851). 1807 wurde er in Freiburg im Breisgau mit einer Dissertation über Blausäure zum Dr. med. promoviert.

Aufenthalt in Paris

Bei einem einjährigen Aufenthalt in Paris lernte Ittner … kennen. Nach seiner Rückkehr arbeitete er im Laboratorium des Pharmazeuten Maximilian Keller in Freiburg im Breisgau. Johann Rudolf Meyer aus Aarau beauftragte ihn damit, als Nachfolger des verstorbenen Ludwig von Schmidt, genannt Phiseldeck (* 1781) die Redaktion der Meyerschen Naturlehre[3] zu leiten, die dann aber aus finanziellen Gründen nicht fertiggestellt werden konnte.[4]

Professor in Freiburg im Breisgau

1808 erhielt Ittner die Approbation als Arzt. Die Universität Freiburg im Breisgau ernannte ihn 1813 zum außerordentlichen, 1818 zum ordentlichen Professor der Medizin und der Naturwissenschaften. Ein Jahr vor seinem Tod erhielt er als Nachfolger von Franz Ignaz Menzinger (1745–1830) den Lehrstuhl für Chemie und Mineralogie. Ittner war Mitglied wissenschaftlicher Gesellschaften in Sankt Petersburg, Bonn und Zürich. Er starb mit bloß 34 Jahren.

Werke

Literatur

  • J(ohann) M(atthias) Alexander Ecker: Biographische Skizze zum Andenken des ordentlichen öffentlichen Professors Dr. Franz von Ittner, vorgetragen am 6. März 1823 in der öffentlichen Sitzung der Gesellschaft für Beförderung der Naturwissenschaften zu Freiburg im Breisgau. Freiburg im Breisgau 1825.
  • Albert Ladenburg: Ittner, Franz von. In: Allgemeine Deutsche Biographie, 14. Band, Leipzig 1881, S. 646 f.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Residenz des Großpriors der deutschen Malteser.
  2. Ladenburg gibt als Todesjahr irrtümlich 1823 an.
  3. Systematische Darstellung aller Erfahrungen in der Naturlehre, entworfen von Johann Rudolph Meyer dem Jüngern, bearbeitet von mehreren Gelehrten. 4 Bände (mehr nicht erschienen), Aarau 1806–1808.
  4. Ecker, S. 10.