Gobelin-Manufaktur

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Die Bezeichnung Gobelin, umfasst als kunsthistorischer Gattungsbegriff die französischen Wandteppiche einer Pariser Manufaktur. Häufig wird der Name im Sprachgebrauch allgemeinen für Tapisserien benutzt. Streng genommen bezeichnet der Begriff Gobelin die gefertigten Tapisserien der Pariser Manufacture des Gobelins, den Gobelins.

Begriff

Der Begriff Gobelin leitet sich vom Namen der Eigentümer der Gebäude einer Scharlachfärberei ab. Diese befand sich bis zum Verkauf an eine Tapisserie Manufaktur im Besitz der Familie Gobelin. Die Gebäude lagen in Faubourg Saint-Marcel auf dem heutigen Gebiet des heutigen 5. Arrondissement. In diesen Gebäuden an der Bièvre, einem Nebenfluß zur Seine, begannen die beiden Niederländer Frans van den Plancken und Marc de Commans den Betrieb einer Manufaktur für Wandteppiche, die Gobelins.

Vorgeschichte

Mit dem Beginn der Herrschaft des Hauses Bourbon durch Henri de Navarre begann eine breite wirtschaftliche Förderung der Tapisseriekunst in Frankreich. Heinrich IV. verfolgt nach seiner Thronbesteigung 1589 eine frühe Form merkantilistischer und protektionistischer Wirtschaftspolitik. Durch die Wiederbelebung des alten in Frankreich verwurzelten Handwerkes versucht Heinrich IV. den Importen niederländischer Manufakturen durch eigene französische Produkte zu begegnen. Diese Pläne wurden langfristig in ein wirtschaftliches Aufbauprogramm Frankreichs integriert, und durch den mit der Verwaltung der Finanzen beauftragten Maximilien de Béthune, duc de Sully, baron de Rosny gesteuert.

Die Gründung der Académie Royale de Peinture et de Sculpture in Paris war ein bedeutender Schritt auf dem Weg der Zentralisierung der Künste in Frankreich. Die frühe Institutionalisierung, die zum Vorbild der Gründung weiterer Akademien in ganz Europa wurde ermöglichte eine weitgehende kulturelle "Domestizierung". Sie führte zur Herausbildung des "Staatsstiles", dem "style Louis XIV". Als Mittel der Propaganda diente die Kunst im Ancien Régime bis weit in das 18. Jahrhndert den Plänen der Machterweiterung und der Repräsentation des Hauses Bourbon.

Nach 1661 wurde durch den Minister der Finanzen Jean-Baptiste Colbert, Marquis de Seignelay die merkantilistische Tradition, auch als Colbertismus bezeichnet, noch ausgeweitet. Ein großangelegtes Programm verband dabei die Handwerke und dekorativen Künste unter zentraler, absolutistischer Führung und Kontrolle in der Manufacture royale des tapisseries et des meubles de la Couronne. Diese Vereiningung diente neben der wirtschaftlichen Belebung Frankreichs der Umsetzung des propagandistischen Zieles, das Haus Bourbon als führende Macht Europas zu repräsentieren.

Die Initiative zur Reformierung der Tapisserieherstellung begannen bereits um 1601. Zu diesem Zweck werden in den Niederlanden ansässige Meister der Tapisserie geworben und zur Gründung einer Manufaktur berufen. Der von Heinrich IV. gewünschte Technologietransfer betraf insbesondere die Verbreitung der schnelleren niederländischen Basselissetechnik. Die ältere, in Frankreich übliche Hautelissetechnik ermöglichte im Unterschied zu dieser eine stetige und bessere Kontrolle des Arbeitsergebnisses. Sie war aber der holländischen Technik à la marche an Produktivität weit unterlegen. Gleichzeitig wurde das bisherige Entlohnungssystem auf Zeitbasis abgeschafft. Das niederländische System der Entlohnung nach gefertigter Quadratelle wurde eingeführt.

Werksgeschichte

Die Gründung nach 1607

Drei niederländische Meister Frans van den Plancken später François de la Planche aus Oudenarde und sein Schwager Marc de Comans und dessen Bruder Marc de Comans aus Antwerpen erhielten 1607 ein königliches Patent das zur Gründung einer neuen Manufaktur in Paris führte. Dieses Patent umfasste zahlreiche Privilegien wie Bürgerrechte, Braurechte, Steuererleichterung, finanzielle Beihilfen, freie Unterkunft, Pensionen und die Zusicherung der Marktregulierung durch strikte Einfuhrverbote für bestimmte niederländische Wandteppiche. Dem gegenüber wurden die Preise der Waren, die Anzahl der Gezeuge, deren Standorte in Frankreich, sowie eine kontinuierliche Entwicklung der Manufakturen gefordert. Die Größe des neuen Ateliers, mit ca. 60 Gezeugen, war denen in Brüssel weit überlegen. Neben Paris wurden Standorte in Amiens ab 1604 bis nach 1633, Calais ab 1614 bis 1620 und Tours ab 1613 bis nach 1618 errichtet.

Der Beginn der Produktion im Pariser Atelier der Gobelins begann nach dem Umzug aus ungeeigneten und nur vorübergehend genutzten Räumen, wahrscheinlich noch während der ersten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts.

Die Frühe Phase der Gobelins

Das De la Planche-Comans-Atelier

Aus den ersten beiden Jahrzehnten des De la Planche-Comans-Atelier existieren nur wenige Aufzeichnungen die zu Art, Organisation und Umfang der Produktion Auskunft geben. Die Manufaktur war in einzelne Werkstätten unterteilt, die von verschieden flämische Meister wie Lucas van den Dalle, Filip de Maecht und Hans Tayer geleitet wurden. Die überwiegende Zahl der Tapisserien entstand auf den tieflitzigen, liegenden Basselisse Stühlen. Hautelissearbeiten wurden für besondere Aufträge separat vereinbart.

Bedeutende Serien der Frühen Periode sind die Geschichte des Coriolan und die Artemisiafolge. Die in zehn Serien hergestellte Artemisiafolge ist die bedeutendste Figurenfolge am Beginn der Manufaktur. Sie ist ein frühes Beispiel des propagandistischen Gebrauchs der Tapisseriekunst zur Verherrlichung der Dynastie der Bourbonen.

Nach dem Tod Hendrik Leramberts (*....; † 1608) teilte sich das Amt des peintre pour les tapisseries du roi ab 1608 Laurent Guyot gemeinsam mit Guillaume Dumée. Dabei hatte Guyot als Kartonmaler den größten Anteil am Erfolg des Ateliers. Unter ihm entstanden Serien wie die Könige von Frankreich oder die Jagden des König Franz’I. auch als Rayerpaiß bekannt. Die umfangreichste Serie zum Pastor fido entstand in Zusammenarbeit von Laurent Guyot und Guillaume Dumée.

Weitere beliebte Serien waren die Dianafolge von Toussaint Dubreuil und die Asträafolge. Zwischen 1622 und 1623 fertigte Peter Paul Rubens zwölf Kompositionen zur Konstantingeschichte für den Nachfolger Heinrichs Ludwig XIII. In der Wahl der Motive der Tapisseriefolgen während der ersten Hälfte der 17. Jahrhunderts überwogen die weltlichten Themen. Erst durch Simon Vouet werden neue religiöse Folgen neben der Raffalekompositionen der Apostelgeschichte entwickelt.

Neben der Produktion von Tapisserien nutzten die Inhaber und Nachfolger des Ateliers zugleich ihre Verbindungen in die Niederlande um durch die zugesicherten Importbeschränkungen ein Monopol auf den Handel mit niederländischen Tapisserien zu errichten.

Nach dem Tod von François de la Planche 1627 übergab Marc de Comans das Unternehmen an die ältesten Söhne der Gründer Raphael de la Planche und Charles de Comans. Durch Streitigkeiten zwischen den Söhnen zerbrach die Zusammenarbeit und die Werkstätten wurden 1634 geteilt.

Die Teilung des Ateliers nach 1634

Das Comans-Atelier

Nach dem Tod Charles de Comans übernahm ab 1634 Louis-Alexandre Comans die Leitung des Comans-Ateliers. Comans war in den Räumen der Gobelins verblieben.

Auch für diese Zeit können viele der erhaltenen Tapisserien nicht eindeutig einem der Ateliers zugeschreiben werden. Serien wie Rinaldo und Armida oder die Götterliebschaften wurden von beiden, aus dem De la Planche-Comans-Atelier hervorgegangenen, Werkstätten hergestellt.

Das Atelier wurde 1670 mit dem Tod von Hippolyte de Comans geschlossen.

Das De la Planche-Atelier

Raphael de la Planche übergab die Leitung des Ateliers in Saint-Germain de Près 1661 seinem Sohn Sébastien-François de la Planche. Das Atelier umfasste 13 große, 9 mittlere und 38 kleine Gezeuge mit 200 Arbeitern.

Eine der bedeutenden Serien des Ateliers war die der Jahreszeiten und Elemente Les Rinceaux. Sébastien-François glücklose Leitung führte zur Abwanderung der Arbeiter in die nach 1662 gegründete königliche Manufaktur.

1667 mußte die Manufaktur liquidiert werden. Die verbleibende Substanz ging in den Besitz der Garde Meuble über.

Die Gründung der Manufacture royale des tapisseries nach 1662

Datei:Lebrun Einzug Alexanders.jpg
Charles Lebrun: Alexanderfolge, Szene: 00 Ort, nach 1665

Die Enteignung des Tapisserieatelier in Maincy 1661 durch Ludwig XIV. , nach der opulenten fête von Nicolas Fouquet im halbfertigen château de Vaux-le-Vicomte bildete einen der Ausgangspunkte für die Gründung einer königlichen Tapisseriemanufaktur. Mit der Auflösung des Ateliers und der Übernahme der Manufaktur gehen die handwerklichen Fertigkeiten von Jean Lefebvre und das malerische Talent Lebruns in die neu gegründete königliche Manufaktur über. Die ersten Arbeiten der Gobelins knüpfen unmittelbar an die von Lebrun in Maincy gefertigten Entwüfe an. Lebrun bleibt bestimmend für die ersten 25 Jahre nach Gründung der königlichen Werkstätten.


Zwischen 1662 und 1667 wurde durch den neuen Finanzminister Jean-Baptiste Colbert ein Konzept der Zentralisierung der dekorativen Künste entwickelt das zur Gründung der Manufacture royale des tapisseries et des meubles de la Couronne führte, in welche die Königliche Tapisserie-Manufaktur eingegliedert wurde. Die Aufgabe der Manufaktur war es, die Einrichtung der königlichen Schlösser herzustellen. Zum künstlerischen Direktor zwischen 1662 und 1690 wurde Charles Lebrun (* 1619; † 1690) verpflichtet. Das Oeuvre von Charles Lebrun wurde zum bestimmenden künstlerischen Einfluss der ersten beiden Jahrzehnten nach ihrer Gründung.

Neben Lebrun sind für die Tapisserei am Beginn der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts vor allem die Arbeiten von Philippe de Champaigne, Jaques Stella und Laurent de La Hire von Bedeutung, die sich von überschänglich bewegten Bildstil Vouet durch eine ruhige, strengere und klassisch basierende Komposition abgrenzen.

In diesen Jahren beschäftigte die Manufaktur etwa 250 Tapisseries und 50 Lehrlinge. Sie verfügte über eine eigene Färberei unter der Leitung von Joss van Kerkhove und stellte das notwendige Rohmaterial selbst her. Die Werkstätten der Gobelins hatten die beauftragten Serien selbständig zu kalkulieren. Als Teil der königlichen Werkstätten war die interne Struktur der Gobelins in einzelne Ateliers aufgeteilt. Sie war anfangs in vier verschiedene Werkstätten gegliedert. Drei der Ateliers arbeiten an hochlitzigen Stühlen, ein weiteres arbeitete an tieflitzigen, Wirkstühlen. Geleitet wurden die Ateliers der haute lisse von Jean Lefebvre, Henri Laurent und Jan Jans der Ältere das ab [[1668] von seinem Sohn Jan Jans der Jüngere weitergeführt wurde. Das von Beginn an arbeitende basse lisse Atelier von Jean de la Croix wurde 1667 um ein weiteres Atelier ergänzt. Die Leitung von Jean Baptist Mozin, übernahm nach 1690 Dominique de la Croix.

Die der Neugründung der Manufaktur folgenden Jahre bilden die golden Jahre der Tapisserie für Frankreich und Europa. Unmittelbar mit Colberts Nachfolger begann der künstlerische Einfluß von Charles Lebrun zu schwinden. Zunehmende finanzielle Schwierigkeiten durch die Außenpolitik und der Reputationsverlust des Direktors nach dem Tod Colberts führten zur Schwächung der Position Lebruns. Beschnitten durch den ministre des Finances de Louis XIV Generalkontrolleur der Finanzen Claude Le Pelletier und François Michel Le Tellier, marquis de Louvois (* 1641; † 1691) Surintendant des Bâtiments Minister für öffentliche Gebäude, war Lebrun nur noch formal Direktor der königlichen Werkstätten.

Nach dem Tode von Charles Lebrun wurde von Louvois Pierre Mignard (* 1612; † 1695) zum neuen Direktor bestimmt. Im Zeitraum seiner Tätigkeit von 1691 bis zur Schließung 1694 blieb Mignard ohne größere Wirkung für die Manufaktur. Der Einschränkung des Betriebes ging dem langsamen Bedeutungsverlust voraus und führte 1694 aus Geldmangel zur vorübergehenden Schließung. Ab 1699 wurde das Atelier jedoch aufgrund der großen Nachfrage wieder eröffnet.

Die Wiedereröffnung der Manufacture royale des tapisseries nach 1699

Antoine Coypel


Charles Coypel


Die Gobelins nach 1789

Im weiteren wurde der Betrieb für die Dauer der Französischen Revolution geschlossen und 1871 durch die Kommunarden in Brand gesteckt, jedoch nicht vollständig vernichtet.

Die Manufacture nationale des Gobelins im 19. Jahrhundert

 
NN: Linderhof, Oberammergau Raum, um 1878


1826 wurde die Herstellung der Teppiche für Böden der Savonnerie mit der von Wandteppichen aus den Gobelins räumlich vereinigt. Die Manufacture de la Savonnerie zog in die Werkstätten der Gobelins ein.

Die Gobelins im 20. Jahrhundert

Die Manufaktur ist derzeit im Besitz des Französischen Staates und kann besucht werden. 42 avenue des Gobelins, 75013 Paris

Jean Lurçat

Künstlerische Merkmale

17. Jahrhundert

Allgemein

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts sind die Arbeiten der verschiedenen Ateliers in Paris nur schwer zu trennen, da sie oft die gleichen Vorlagen verwenden wie z. B. die Artemisiafolge, die Coriolanfolge oder die Psychefolge. Auch die Signaturen in den Bordüren, wie das P – für Paris und die fleur de lie wird sowohl vom Atelier Doubout-Laurent als auch vom Atelier Plancken-Commans benutzt.


Manierismus

Im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts, bleiben die in der Manufaktur ausgeführten Tapisserien formal und kompositorisch der Tradition des 16. Jahrhunderts verhaftet. Für die erste Phase der Manufaktur sind dabei die Kompositionen von Antoine Caron (* 1521; † 1599) und die ihm folgende Generation von Ambroise Dubois (*1542; † 1614) über Toussaint Dubreuil (*1561; † 1602) bis zu Martin Freminet (*1567; † 1619) prägend.

Eine Ausnahme dabei bilden die von Peter Paul Rubens 1622-1623 gefertigten Vorlagen der Konstantingeschichte. Aber erst, mit dem Engagement von Simon Vouet nach 1627 setzt sich der barocke Einfluss in der Malerei und der Tapisserie in Paris durch. Die Mehrzahl der Tapisseriefolgen indes die bis zur Gründung der Manufacture royale des tapisseries et des meubles de la Couronne 1662 gefertigt und nach den vorhandenen Kartons wiederholt werden stehen in der Tradition des italienischen Manierismus.

Formal und kompositorisch zeichnen sich die manieristischen Entwürfe vom Beginn des Jahrhunderts durch schlanke und stark gestreckte Figuren und Gesichter aus. Dabei entsprechen die Entwürfe von Antoine Caron denen der Valois Tapisserie vgl. in den Tapisserien "Fontainebleau", " Polnische Botschafter", " Reise". Die manieristischen Kompositionen werden geprägt von den perspektivisch gestaffelten Figurengruppen die überwiegend und ohne räumlichen Zusammenhang ihrer Bedeutung entsprechend an Größe zunehmen noch den „gotischen Geist“ entsprechen. Eine im Bildzentrum dargestellte Handlung wird oftmals durch die bedeutendsten Einzelpersonen (Auftraggeber) an den Bildrändern eingefasst. Dabei gehen die kulissenartig den Handlungsraum begrenzenden Architekturen in ein vom Bildvordergrund getrenntes Landschaftsprospekt über.

Die Figurenkomposition, Landschaften und Verduren werden von den traditionell breiten französischen Bordüren eingefasst. Im Unterschied zu den Niederländischen Tapisserien weisen die Gobelins dieser Zeit im Allgemeinen Bordüren aus hellen plastischen Figuren- und Kartuschenkombinationen auf einem dunklen Hintergrund als umlaufende Rahmung auf.

Barock – frühe Phase 1625-1662

Vouets barocker Einfluss auf die Malerei ist außerordentlich. Schüler wie Eustache Le Sueur Charles Poerson und Charles Lebrun setzten die, nach dem Tod Vouets auch unter dem Einfluss von Nicolas Poussin stehende klassische Entwicklung der Malerei fort. Ab den 50er Jahren schaffen sie neue Vorlagen für die Pariser Tapisseriemanufaktur.

Vouets bewegte barocke Kompositionen weisen eine stärkere Plastizität auf. Er reduziert die archäologische Detailfülle und vereinfacht die überkomplizierte Komposition. Seine klaren geschlossenen Umrisszeichnungen, Figurengruppen und Einzelfiguren bewirken eine größere Klarheit. Neben den ausdrucksstarken und befreiten Gesichtern gewinnt das malerische Element in der Tapisserie an Bedeutung.

Barock – mittlere Phase 1662-1694

Durch den Einfluß von Charles Lebrun gewinnt nach 1662 das zeichnerische Element in den Tapisserien der Gobelin an Bedeutung. Lebrun, der am Beginn seiner Ausbildung stark durch den malerischen Stil seines Lehrers Simon Vouet geprägt wurde, folgte Poussine nach Italien. Hier erhält er wichtige, sein späteres Werk prägenden Anregungen durch die Malerei der italienischen Renaissance von Raffaello Santi und Giulio Romanos. Die Werke der Barockmaler Pietro da Cortona, Guido Reni, Agostino Carracci und Lodovico Carracci bilden die Grundlagen für einen graphischen zeichnerischen Stil und die Monumentalität seiner Arbeiten.

Die nach 1662 unter Lebrun entstanden Tapisserien werden immer mehr zum Bestandteil einer integrierten Raumarchitektur. Anfangs bilden die noch bereiten Bordüren die sekundäre Wandgliederung. In der Folge werden die traditionell breiten Bordüren durch schmalere Leisten abgelöst. Die Tapisserie wird zum Bild, dem innerhalb einer gegliederten Wandfläche des Innenraumes ein vorbestimmter, fester Platz zugewiesen wird. In der Integration aller dekorativen Künste entwickelt Lebrun damit das für das 18. Jahrhundert bestimmenden Raumkonzept.

Der durch Monumentalität und Phatos geprägt Stil Lebruns verlor bereits in den letzten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts zunehmend an Einfluß. Die Realität auf dem Schlachtfeld und der zunehmende Einfluß des Exotischen, der ersten Chinawelle als auch der Grotesken in den Arbeiten von Jean Louis Berain, der Ältere (*1637; † 1711) und Noël Coypel machten den großen Stil Lebruns zunehmend obsolet. Die Beauvais Tapisserie war dabei mit ihrer Groteskenfolge dieser Entwicklung der Pariser Gobelin Manufaktur voraus.

18. Jahrhundert

Barock – späte Phase 1699-1715


Rokoko


Handwerkliche Ausführung

17. Jahrhundert

Die handwerkliche Ausführung der Arbeiten der Gobelins des 17. Jahrhunderts bleibt weitestgehend den tradierten Techniken des letzten ersten Jahrhunderts verbunden. Trotz des ausgeprägteren malerischen Ansatzes im Barock wird die 1669 und 1671 von Colbert gesetzlich für die Tapisseries festgelegte Farbpalette aus 120 Farbtönen bis zum Ende des Jahrhunderts beibehalten. Das benötigte Rohmaterial Wolle und Seide wird in der angegliederten Färberei mit Naturfarben erzeugt. Farbige Schattierungen werden weiterhin durch Schraffen hachures erzeugt, und die feineren und harten Konturen durch Schlitze. Metallfäden aus Silber und Gold kamen in einzelnen kostbaren Hautelisseausführungen zum Einsatz.

Eine bedeutende Veränderung des 17. Jahrhundert war die Einführung der Basselissetechnik. Der Entwurf wurde dabei auf den früher vorrangig in Tempera- und später auch in Ölfarbe gefertigten Karton kopiert. Dabei wurden die entsprechenden Veränderungen zur Anpassung an die Tapisserieausführung vorgenommen.

In der Basselissetechnik und wurde diese dann im Untersied zur haute lisse, mittels der durchsichtigen calques Pausen, als gespiegelte Umrißzeichnung auf die gespannten Kettfäden übertragen.

Eine weitere Veränderung lag in der stärkeren Spezialisierung der Ateliers und Werkstätten begründet. Neben der allgemeinen Trennung in Entwurf, Karton und Tapisserie, speziealisieren sich der Kartonnier und der Tapisseries auf einzelne Bereiche wie Tiere, kleine Figuren und Landschaften, Architekturen, große Figuren und Gesichter.

18. Jahrhundert

19. Jahrhundert

Imitate

Bei so genannten "unechten Gobelins" handelt es sich um Jacquardweberei. Die Gobelinmalerei ist eine Nachahmung der gewirkten Gobelins durch farbige Bemalung eines dem Gobelin ähnlichen gewebten Stoffes. Die Gobelinstickerei versucht den echten Gobelin mittels eines besonderen Flachstiches auf Leinwand mit Wolle oder Seide gestickt nachzuahmen.

Tapisseriefolgen der Gobelins

17. Jahrhundert

Manierismus


Barock – frühe Phase 1625-1662


Barock – mittlere Phase 1662-1694


Wiederholungen – nach 1667


18. Jahrhundert

Barock – späte Phase 1699-1715


Rokoko


Neoklassizismus


19. Jahrhundert

20. Jahrhundert

Pariser Tapisserie Manufakturen

16. Jahrhundert

17. Jahrhundert

weitere bedeutende Französische Manufakturen

17. Jahrhundert

18. Jahrhundert

Archive

Museen

Literatur

  • Göbel, Heinrich (1923-1934) Wandteppiche, 6 Bde.,
  1. 1. Teil: Die Niederlande. 1-2 2 Bde., 1923;
  2. 2. Teil. Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. 1-2. 2 Bde., 1928;
  3. 3. Teil. Die germanischen und slawischen Länder. 1-2. 2 Bde. 1933 und 1934; Leipzig: Klinkhardt & Biermann.
  • Heinz, Dora (1963) Europäische Wandteppiche I. Von den Anfängen der Bildwirkerei bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, Braunschweig: Bibliothek für Kunst- und Antiquitätenfreunde Bd. 33.
  • Heinz, Dora [1995) Europäische Tapisseriekunst des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Geschichte ihrer Produktionsstätten und ihrer künstlerischen Zielsetzungen, Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag.
  • Joubert, Fabienne (1993) La Tapisserie, Turnhout: Brepols.
  • Yates, Frances A. (1975) The Valois Tapestries, London: Routledge & Kegan Paul.