Wilmersdorf ist ein Ortsteil im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin. Der historische Kern Alt-Wilmersdorf befindet sich an der Straße Wilhelmsaue. Bis zur Fusion mit dem ehemaligen Bezirk Charlottenburg im Jahr 2001 gab es einen eigenständigen Bezirk Wilmersdorf im Westteil von Berlin. Dieser umfasste die heutigen Ortsteile Halensee, Schmargendorf, Grunewald und den namensgebenden Ortsteil Wilmersdorf.
Wilmersdorf Ortsteil von Berlin | |
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Koordinaten | 52° 29′ 0″ N, 13° 19′ 0″ O |
Höhe | 43 m ü. NHN |
Fläche | 7,16 km² |
Einwohner | 101.557 (31. Dez. 2023) |
Bevölkerungsdichte | 14.184 Einwohner/km² |
Postleitzahlen | 10707, 10709, 10713, 10715, 10717, 10719, 10777, 14197 |
Ortsteilnummer | 0402 |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Geografische Lage und Stadtplanung
Wilmersdorf liegt auf der Hochfläche des Teltow im Südwesten des heutigen Berlins. Es grenzt im Norden an den Ortsteil Charlottenburg, im Westen an die Ortsteile Halensee und Schmargendorf, im Süden an die zum Bezirk Steglitz-Zehlendorf gehörenden Ortsteile Steglitz (Breitenbachplatz und Südrand der Kreuznacher Straße) und Dahlem sowie im Osten an die zum Bezirk Tempelhof-Schöneberg gehörenden Ortsteile Friedenau (am Rheingauviertel) und Schöneberg.
Zwischen dem Olivaer Platz und Cicerostraße bildet der Kurfürstendamm die Nordgrenze zum angrenzenden Ortsteil Charlottenburg, sodass die Hausnummern des Boulevards auf der südlichen Straßenseite auf dieser Höhe bereits zu Wilmersdorf gehören.
Als stadtplanerisches Zentrum des Ortsteils wurde ab 1870 die sogenannte Wilmersdorfer Carstenn-Figur von Johann Anton Wilhelm von Carstenn auf dem Gelände des ehemaligen Rittergutes Wilmersdorf angelegt.
Die Besonderheit der Carstenn-Figur zeichnet sich durch eine großzügig angelegte Mittelallee (zwischen 1872 und 1874 unter dem Namen Kaiserstraße angelegt, von 1874. bis 1950: Kaiserallee, ab 1950: Bundesallee) mit darauf zulaufenden Straßenzügen aus, die ihrerseits von vier symmetrischen Schmuckplätzen eingefangen werden, hier namentlich Nikolsburger Platz, Fasanenplatz, Nürnberger Platz und Prager Platz.
Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde die Bebauung der östliche Seite der Wilmersdorfer Carstenn-Figur stark beschädigt. Die Stadtplanung der 1960er Jahre mit dem autogerechten Ausbau von Bundesallee, Spichernstraße und des Nürnberger Platzes zerstörte außerdem das Bild eines geschlossenen, symmetrischen Ensembles, sodass die Figur heute selbst aus der Luft kaum noch erkennbar ist. Deutlich weniger Zerstörungen erlitt der Bereich westlich der Bundesallee, sodass hier die alte städtebauliche Struktur wesentlich besser zu erkennen ist, Nikolsburger Platz und Fasanenplatz blieben als zentrale Schmuckplätze erhalten.
Geschichte
Siedlungsgeschichte
Die Gründung erfolgte vermutlich nach 1220 im Zuge des Landesausbaus der jungen Mark Brandenburg, zu deren Stabilisierung die askanischen Markgrafen Siedler ins Land riefen. Ein Dorf der slawischen Vorbevölkerung hat hier sehr wahrscheinlich nicht bestanden. 1293 wurde Wilmerstorff erstmals urkundlich erwähnt. Es befand sich im Besitz der Uradelsfamilie von Wilmersdorff.
Die Siedler aus Schwaben, Thüringen, Flandern und Westfalen lebten von der Landwirtschaft und vom Fischfang im Wilmersdorfer See, der zur eiszeitlichen glazialen Rinne der Grunewaldseenkette gehörte und 1915 nach langen Verlandungsprozessen zugeschüttet wurde. Nach wechselnden Besitzverhältnissen wurde Wilmersdorf zum landesfürstlichen Dominalgut, während Schmargendorf der Familie von Wilmersdorff zufiel. Ausgedehnte Schafzuchten standen lange im Mittelpunkt der Arbeit.
Millionenbauern in der Gründerzeit
Mitte des 18. Jahrhunderts erwarben die ersten Berliner der rasant wachsenden Stadt Land und Bauernhäuser in „Deutsch-Wilmersdorf“ und richteten sich Sommersitze in der Wilhelmsaue ein, dem ursprünglichen Dorfkern, der heute zwischen Mehlitz- und Blissestraße liegt. Bodenspekulanten, Bauinvestoren sowie die auf Raum angewiesene Ringbahn kauften Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedenen Großbauern ihre Felder ab, die dank des unerwarteten Geldsegens als Millionenbauern in die Geschichte eingingen, wie die Familien Gieseler und Mehlitz.
Darunter auch Otto Schramm, der mit der Badeanstalt am Wilmersdorfer See und dem bekannten Tanzpalast Schramm den Ruf als Seebad Wilmersdorf begründete. Mit der Zuschüttung des Sees endete diese Ära, auf dem Seegelände entstanden Sportplätze, die in den 1920er Jahren in den Grünzug Volkspark Wilmersdorf einbezogen wurden. Dieser innerstädtische Grünzug in der ehemals sumpfigen Niederung (Fenn) reicht vom benachbarten Schöneberger Rudolph-Wilde-Park über den Fennsee bis zur Stadtautobahn. Auf dem Gelände der Badeanstalt wurde zwischen 1925 und 1928 nach Plänen des Architekten Jürgen Bachmann der sogenannte „Schrammblock“ erbaut. Die Wohnanlage mit einer der ersten unterirdischen Großgaragen, mit Hofterrassen und Vorgärten füllt das gesamte Viereck zwischen den Straßen Am Volkspark, Schrammstraße, Hildegardstraße und Livländische Straße in einem Gebäudezug.
Historischer Kern: Wilhelmsaue
Eine weitere Millionenbauernfamilie, die Familie Blisse (Namensgeber der Blissestraße), ermöglichte 1911 mit einer Stiftung über drei Millionen Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 21 Millionen Euro) den Bau eines Waisenhauses, das „Blissestift“ in der Wilhelmsaue. In dem historischen Gebäude sind heute verschiedene kommunale Einrichtungen untergebracht, unter anderem ein Schulhort und eine Ganztagsbetreuungseinrichtung.
Gleichfalls in der Wilhelmsaue liegt die Auenkirche aus den Jahren 1895 bis 1897. Das neugotische dreischiffige Backsteingebäude mit dem farbigen Christusmosaik über dem Eingangsportal stammt von Max Spitta und ersetzte die alte Wilmersdorfer Dorfkirche aus dem Jahr 1772, deren Vorgängerin dem Brand von 1766 zum Opfer fiel. In der Wilhelmsaue 126 liegt das älteste Haus von Wilmersdorf, das Schoeler-Schlösschen von 1752, das – wie der anschließende kleine Schoelerpark – den Namen seines letzten Bewohners, des Augenarztes und Medizinalrates Heinrich Schoeler (1844–1918) trägt.
Als Stadtteil zu Berlin
Im 19. Jahrhundert bürgerte sich für das Dorf die Bezeichnung Deutsch Wilmersdorf zur Unterscheidung von Märkisch Wilmersdorf und Wendisch Wilmersdorf ein. Am 1. April 1906 erhielt die Gemeinde Stadtrecht und den offiziellen Namen Deutsch-Wilmersdorf. Mit dem 1. April 1907 schied Deutsch-Wilmersdorf aus dem Kreis Teltow aus und wurde ein selbstständiger Stadtkreis. Der erste und einzige Bürgermeister und nach 1909 auch Oberbürgermeister war Ernst Habermann (1866–1958), der seit 1897 bereits das Amt des Gemeindevorstehers innegehabt hatte und später der Namensgeber des Habermannplatzes[1] wurde.
Ab 1912 führte die Stadt die Bezeichnung Berlin-Wilmersdorf. Zum 1. Oktober 1920 wurde die Großstadt als Wilmersdorf nach Groß-Berlin eingemeindet, sie hatte damals bereits 139.468 Einwohner.
Das jüdische Wilmersdorf
Der Bezirk hatte in der Zeit der Weimarer Republik einen starken jüdischen Bevölkerungsanteil, 1933 betrug er 13,5 %. Bei den Gymnasialschülern waren 30 % jüdischen Glaubens, es gab fünf jüdische Privatschulen. Viele bekannte Künstler und Schriftsteller wohnten in Wilmersdorf, unter anderen George Grosz, Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann, Anna Seghers und Arnold Zweig. An den 1922 in der Koenigsallee in Grunewald von Rechtsradikalen ermordeten Reichsaußenminister Walter Rathenau erinnert dort ein Gedenkstein. Die jüdische Gemeinde hielt ihre Gottesdienste zunächst in Privatsynagogen ab, 1929 wurde in der Prinzregentenstraße eine große Gemeindesynagoge errichtet, die für 2300 Besucher Platz bot. Das Gebäude wurde in der sogenannten „Reichspogromnacht“ vom 9. zum 10. November 1938 von SA-Trupps teilweise zerstört, die Reste des Gebäudes wurden 1958 abgetragen. An den heute hier befindlichen Wohnhäusern erinnert eine Gedenktafel an die Wilmersdorfer Synagoge.
Im Jahr 2007 wurde in der Münsterschen Straße für die wachsende jüdische Gemeinde das Jüdische Bildungszentrum Chabad eröffnet, das neben einem Kindergarten, einer Schule und einem koscheren Restaurant auch eine Synagoge beherbergt.
Gemeindevorsteher/Bürgermeister von Wilmersdorf
Zeitraum | Name |
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1875–1877 | Westhoff |
1877–1886 | Robert Heinrich Eduard Wegener |
1886–1892 | Karl August Bernhard Güntzel |
1892–1897 | Friedrich Wilhelm Karl Stork |
1897–1921 | Ernst Habermann (ab 1906 Bürgermeister, ab 1909 Oberbürgermeister) |
Quelle: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf[2]
Viertel und Stadtquartiere
Ludwigkirchplatz
Die Gegend um den Ludwigkirchplatz, zwischen Lietzenburger Straße im Norden und Hohenzollerndamm im Süden, mit der namensgebenden St. Ludwigskirche, ist geprägt von Gastronomie und der Nähe zum nahgelegenen Kurfürstendamm. Der Kiez ist vor allem die Ausgehgegend des Ortsteils, neben zahlreichen Restaurants gibt es viele Cafés, Bars und Einzelhandel.[3]
Östlich des Ludwigkirchplatzes, zwischen Fasanenplatz und Bundesallee, finden sich das Haus der Berliner Festspiele, die Bar Jeder Vernunft und die musische Fakultät der Universität der Künste.
Güntzelkiez
Die Gegend südlich des Hohenzollerndamms, zwischen Uhlandstraße, Bundesallee und Berliner Straße, ist allgemein als Güntzelkiez bekannt, benannt nach der zentralen Güntzelstraße und dem angrenzenden gleichnamigen U-Bahnhof. Das Viertel ist geprägt durch mehrere gut erhaltenen Straßenzüge der Gründerzeit und den Schmuckplätzen Hohenzollernplatz und Nikolsburger Platz.[4]
Prager Platz
Der Prager Platz, östlich der Bundesallee, wurde 1870 als Schmuckplatz angelegt und war lange Zeit eines der kulturellen Zentren im Berliner Westen. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde der Platz und die umliegende Gegend beinahe vollkommen zerstört und lag anschließend brach. Die ihn umschließenden Straßen und der nah gelegene Nürnberger Platz wurden in den 60er Jahren autogerecht ausgebaut, um die Zufahrt in die nördlich anschließende City West zu erleichtern. 1987, anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, wurde der Platz unter ästhetischen Gesichtspunkten neugestaltet. Heute ist der Platz wieder ein belebtes Ortsteilzentrum mit Supermärkten, Restaurants, Cafés und einem Einkaufscenter. Er ist außerdem Erholungs- und Freizeitbereich für die umliegenden Wohnviertel.
Fehrbelliner Platz
Die Gegend um den Fehrbelliner Platz war bis in die 1920er Jahre weitestgehend unbebaut. Im Norden des Platzes war 1904 der Preußenplatz angelegt worden, der in der Weimarer Republik zum Preußenpark umgestaltet wurde. Das dortige Wohnviertel wurde im Bauhausstil errichtet, die meisten Straßen wurden nach Provinzen des Deutschen Reiches benannt, wie die Sächsische Straße, die Pommersche Straße oder die Württembergische Straße. Weiter nördlich gelangt man zum Kurfürstendamm mit der Schaubühne am Lehniner Platz, der an dieser Stelle die Nordgrenze des Ortsteils bildet. Ebenfalls in den 1920er Jahren wurden erste Behördenbauten am Fehrbelliner Platz errichtet. Der gleichnamige U-Bahn-Anschluss war bereits 1913 eröffnet worden. Großangelegte Erweiterungen des Platzes erfolgten unter den Nationalsozialisten, zuletzt mit dem neuen Rathaus Wilmersdorf, das 1943 fertiggestellt wurde. In südlicher Nähe des Platzes befindet sich Deutschland älteste Moschee, die sogenannte Wilmersdorfer Moschee, die 1924 auf eine Initiative in Berlin lebender muslimischer Studenten errichtet wurde.Berlinweit bekannt und beliebt ist die sogenannte Thaiwiese im Preußenpark, ein allwöchentliches Picknick am Sonntag, bei dem Menschen ostasiatischer Abstammung aus ganz Berlin im Park zusammenkommen, um an improvisierten Verkaufsständen Gerichte aus ihren Herkunftsländern anzubieten.
Wilhelmsaue
Die Wilhelmsaue mit der Auenkirche und dem Schoeler-Schlösschen ist der alte Ortskern der ehemaligen Landgemeinde Wilmersdorf.
Nördlich zur Wilhelmsaue verläuft die Berliner Straße, die historische Verbindungsstraße zwischen Wilmersdorf und Alt-Berlin, bis heute eine der Hauptverkehrsadern des Ortsteils. Südlich der Wilhelmsaue liegt der Volkspark Wilmersdorf, an Stelle des ehemaligen Wilmersdorfer Sees, einst am Ortsrand der historischen Landgemeinde Wilmersdorf gelegen. In Folge der immer städtischer werdenden Umgebung des historischen Ortskerns, wurde der See 1915 aufgrund starker Verschmutzung und zunehmender Verlandung trocken gelegt. Die Zeit überdauert hat hingegen der westlich an den Volkspark angrenzende Fennsee.
Bundesplatz
Im Jahr 1950 wurden Kaiserplatz und Kaiserallee in Bundesplatz und Bundesallee umbenannt, um die Zugehörigkeit West-Berlins zu Bundesrepublik zu betonen. Um den Platz herum war ab 1888 das damals sogenannte Kaiserplatzviertel entstanden. Das Viertel war vor allem für großbürgerliches Wohnen mit geräumigen Etagenwohnungen angelegt worden, das in seiner damaligen Gestalt vor allem westlich des Bundesplatzes weitestgehend erhalten blieb. Anders der Bundesplatz selbst, der ebenso wie die Bundesallee, in den 1960er Jahren autogerecht umgestaltet wurde, was den ehemaligen parkähnlichen Charakter des Platzes weitestgehend verschwinden ließ. Bekanntheit erlangte das Viertel durch die Langzeitdokumentation Berlin – Ecke Bundesplatz, die ausgewählte Bewohner von 1986 bis ins Jahr 2012 filmisch auf ihrem Lebensweg begleitet und dabei ein Vierteljahrhundert Berliner Zeitgeschichte dokumentiert.
Rheingauviertel
Das Rheingauviertel wurde kurz vor dem Ersten Weltkrieg als Landhauskolonie nach englischem Vorbild fertiggestellt und ist in dieser Gestalt bis heute beinahe unverändert erhalten. Die Straßen sind benannt nach Städten und Orten des Rheingaus und in den Motiven der Schmuckelemente an den Fassaden finden sich zahlreiche Andeutungen an den Weinbau in der namensgebenden Region. Um den zentralen Rüdesheimer Platz existiert eine bunte Mischung aus Gastronomie und Einzelhandel.
Für die New York Times ist die den Platz flankierende Rüdesheimer Straße eine der zwölf schönsten Straßen Europas.[5]
Künstlerkolonie
Im Süden des Rheingauviertels liegt die Künstlerkolonie. Die Siedlung wurde von den damaligen Interessenvertretungen der Künstler und Schriftsteller ab 1927 errichtet und beherbergte in ihrer Geschichte zahlreiche Literaten und andere Kulturschaffende. Die Häuser sollten vor allem zweckmäßig sein und günstigen Wohnraum bieten und stellen so einen Kontrast zum großzügig angelegten Rheingauviertel im Norden oder den großbürgerlichen Straßenzügen des im Süden angrenzenden Steglitz
Botschaften
Im Ortsteil befinden sich Die Botschaften folgender Länder:
Verkehr
Schienenverkehr
In Wilmersdorf liegen die U-Bahnhöfe der Linie U9
sowie die U-Bahnhöfe der Linie U3
Die Linie U7 kreuzt die Trassen der Linien U3 und U9 und hält in Wilmersdorf an folgenden U-Bahnhöfen:
Die S-Bahn-Züge der Ringbahnlinien S41, S42 und S46 halten an folgenden Wilmersdorfer Bahnhöfen:
- Hohenzollerndamm,
- Heidelberger Platz (ehemals: Bahnhof Berlin-Schmargendorf) und
- Bundesplatz (bis 1993 hieß dieser Bahnhof Berlin-Wilmersdorf, davor bis 1938 Berlin-Wilmersdorf-Friedenau).
Während der S-Bahnhof Berlin-Wilmersdorf seit dem Tag der Wiedereröffnung der südlichen Ringbahn am 17. Dezember 1993 wie der darunterliegende U-Bahnhof der Linie U9 nunmehr auch Bundesplatz heißt, wurde der an der Ortsteilgrenze zu Friedenau zwischen den S-Bahnhöfen Innsbrucker Platz und Bundesplatz gelegene Güterbahnhof Berlin-Wilmersdorf in den 1970er Jahren aufgegeben.
- Historische U-Bahnhöfe der Linie U3
Individualverkehr
Eine verkehrsreiche Verbindung durch Wilmersdorf ist das Teilstück der Stadtautobahn 100, das zwischen den Anschlussstellen 14 – Schmargendorf (vormals: Autobahnkreuz Wilmersdorf) und 17 – Innsbrucker Platz verläuft. An der Anschlussstelle 14 führt die ehemalige A 104 in Richtung Süden nach Steglitz. Sie ist auf einem Teilstück ein Zubringer der A 100 und an der Schlangenbader Straße mit Wohnhäusern überbaut. Weitere wichtige Verkehrsadern in Wilmersdorf sind
- die Bundesallee,
- der Hohenzollerndamm,
- der Südwestkorso,
- die Wiesbadener Straße sowie
- die Mecklenburgische Straße.
Bauwerke
- Das 1930 fertiggestellte Sankt-Gertrauden-Krankenhaus erhielt 1945 Glasmalereien und ein Apsismosaik von Charles Crodel nebst Ergänzungen von 1973.
- Die Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße ist weltweit einzigartig. Sie stammt aus der Zeit der Insellage West-Berlins in den 1970er Jahren und war der Versuch, die knappen Innenstadtflächen rationell zu nutzen.
- Eine Besonderheit in Wilmersdorf sind die aufwendig gestalteten erhaltenen U-Bahnhöfe aus der Kaiserzeit auf der Linie U3 zwischen den Stationen Hohenzollernplatz und Rüdesheimer Platz
Sakralgebäude
Kirchen
- Altlutherische Kirche Zum Heiligen Kreuz, erbaut 1907–1908 von Heinrich Straumer
- Evangelische Vater-Unser-Kirche, erbaut 1959–1961 nach Plänen von Werner March
- Evangelische Auenkirche, neugotischer Backsteinbau, erbaut 1895–1897
- Erste Kirche Christi, Christian Science in der Wilhelmsaue 112
- Evangelische Kirche am Hohenzollernplatz, erbaut 1930–1933 von Fritz Höger und Ossip Klarwein im Stil des norddeutschen Backsteinexpressionismus
- Römisch-katholische Kirche Sankt Ludwig am Ludwigkirchplatz, erbaut 1897
- Römisch-katholische Kirche St. Marien auf dem Bergheimer Platz, erbaut 1913–1914
- Evangelische Lindenkirche, erbaut 1935–1936
- Russisch-Orthodoxe Christi-Auferstehungs-Kathedrale, erbaut 1936–1938
- Römisch-katholische Heilig-Kreuz-Kirche in der Hildegardstraße 3a, erbaut 1910–1912
- St. Petrus, Kirche der Priesterbruderschaft St. Pius X. am Breitenbachplatz, erbaut 2001–2005
- Christianskirken, Kirche der evangelisch-lutherischen Dänischen Kirche im Ausland, heutiger Bau 1967 eingeweiht
- Schwedische Kirche Berlin, Kirche der evangelisch-lutherischen Schwedischen Kirche im Ausland, erbaut 1929, im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, 1952–1955 erweitert und umgebaut
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Russisch-Orthodoxe Christi-Auferstehungs-Kathedrale
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Erste Kirche Christi Wissenschaftler von Otto Bartning
Moscheen
- Wilmersdorfer Moschee (historisch: Berliner Moschee), die älteste existierende Moschee in Deutschland. 1924 an Stelle eines Vorgängerbaus von 1915 errichtet.
Synagogen
Theater und Spielstätten
- Schaubühne am Lehniner Platz
- Bar Jeder Vernunft
- Haus der Berliner Festspiele
- Theater Coupé
- Theater unterm Turm
Höhere Bildungseinrichtungen
- Universität der Künste (Fakultät für Musik)
- Lateinamerika Institut (LAI)
- Philipp-Pfaff-Institut
- IBZ Berlin
- Institut für Psychologische Psychotherapie und Beratung Berlin e. V.
Schulen
- Annie Heuser Schule (Waldorfschule), Eisenzahnstraße 37
- Birger-Forell-Grundschule, Koblenzer Straße 22–24
- Cecilien-Grundschule, Nikolsburger Platz 5
- Comenius-Schule (Grundschule und Schule für Schwerpunkt Autismus und Förderbedarf Lernen), Gieselerstraße 4
- Hanns-Fechner-Grundschule, Gieselerstraße 4 (nach Schließung 2003 übernommen durch die benachbarte Comenius-Schule)
- Ernst-Habermann-Grundschule, Babelsberger Straße 24/25
- Finkenkrug-Schule (Schule für Geistigbehinderte), Mannheimer Straße 21/22
- Friedrich-Ebert-Oberschule (Gymnasium), Blissestraße 22
- Goethe-Gymnasium, Gasteiner Straße 23
- Grundschule am Rüdesheimer Platz, Rüdesheimer Straße 24–30
- Johann-Peter-Hebel-Grundschule, Emser Straße 50
- Johannes-Schule Berlin (Waldorfschule), Bundesallee 38
- Katharina-Heinroth-Grundschule, Münstersche Straße 15–17 (2002 entstanden durch Zusammenlegung von Michael-Grzimek- und der Paul-Eipper-Grundschule)
- Katholische Schule Sankt Ludwig (Grundschule), Düsseldorfer Straße 13
- Kläre-Bloch-Schule (Berufsoberschule), Prinzregentenstraße 60
- Marie-Curie-Oberschule (Gymnasium), Weimarische Straße 21
- Nelson-Mandela-Schule (Gesamtschule), Pfalzburger Straße 23
- Otto-von-Guericke-Oberschule (Realschule), Eisenzahnstraße 47/48
- Peter-A.-Silbermann-Schule (Abendgymnasium), Blissestraße 22
- Robert-Jungk-Oberschule (Gesamtschule), Sächsische Straße 58
- Rudolf-Diesel-Oberschule (Hauptschule), Prinzregentenstraße 33/34
- Schwedische Schule in Berlin (Svenska skolan i Berlin), Landhausstraße 26–28
- Leopold-Ullstein-Schule, ehemaliges OSZ Wirtschaft
Jugendhilfe
Von 1980 bis 2000 betrieb das Bezirksamt (Dezernent Jugend) die überregional bekannte Jugendberatung JOKER.
Stolpersteine (Auswahl)
-
Nassauische Straße 30
-
Stolperstein für Frieda Prinz vor dem Haus Konstanzer Straße 55
-
Nassauische Straße 54
-
Stolpersteine Güntzelstraße 49
Persönlichkeiten
- Dagmar Altrichter (1924–2010), Schauspielerin und Synchronsprecherin.
- Karl Ernst (1904–1934), Politiker (NSDAP) und Gruppenführer der SA sowie von 1932 bis 1934 Reichstags-Abgeordneter und von 1933 bis zu seinem Tod Mitglied des Preußischen Staatsrates.
- Marlene Dietrich (1901–1992), Filmschauspielerin und Chansonsängerin, lebte ab 1914 mit ihrer Mutter in der Kaiserallee 219/220 (heute: Bundesallee 220), ab 1917 in der Kaiserallee 135. Nach der Heirat mit Rudolf Sieber 1923 bezog das Paar eine Wohnung in der Kaiserallee 17, nach Geburt der Tochter Maria 1924 eine Wohnung in der Kaiserallee 54 (heute: Bundesallee 54). Die Wohnung blieb die gemeinsame Meldeadresse des Ehepaares, bis Sieber in Folge der „Machtergreifung“ Hitlers seiner Frau mit der gemeinsamen Tochter 1933 in die USA folgte.[6]
- Hans-Jürgen Hellriegel (1917–1944), Marineoffizier und U-Bootkommandant im Zweiten Weltkrieg
- Hildegard Knef (1925–2002), Schauspielerin, Chansonsängerin und Buchautorin, lebte in den 1990er Jahren nach ihrer Rückkehr aus den USA nahe dem Prager Platz.[7]
- Elisabeth Pungs (1896–1945), Widerstandskämpferin, lebte ab 1936 in der Wiesbadener Straße 45.
- Erich Maria Remarque (1898–1970), Schriftsteller, lebte bis 1929 in der Wittelsbacher Straße 5. Dort entstand unter anderem sein Roman Im Westen nichts Neues.[8]
- Augustin Souchy (1892–1984), Anarchist und Antimilitarist, wohnte In der vierten Etage der Augustastraße 62 und gewährte hier dem spanischen Anarchisten Buenaventura Durruti mehrere Wochen lang Unterschlupf.[9]
- Erich Kästner (1899–1974), Schriftsteller und Publizist, wohnte 1927–1931 in der Prager Straße. Dort entstand u. a. der Jugendroman Emil und die Detektive.
- Birger Forell (1893–1958), schwedischer Theologe, war von 1929 bis 1942 Pfarrer der schwedischen Gemeinde in Berlin, unterstützte Verfolge des NS-Regimes, bis die Nationalsozialisten ihn zwangen Berlin zu verlassen.
- Maria Gräfin von Maltzan (1909–1997), war eine Widerstandskämpferin. In ihrer Wilmersdorfer Wohnung versteckte sie drei befreundete Juden, zum Teil über Tage hinweg in ihren Bettkästen, vor der Gestapo. Sie unterstützte außerdem Birger Forell bei der Fluchthilfe für jüdische Mitbürger, unter anderem bei der „Aktion Schwedenmöbel“, bei der Möbelstücke nach Schweden versandt wurden, in denen sich Verfolgte versteckt hielten. Im Hof ihres Wohnhauses richtete sie eine Suppenküche für Zwangsarbeiter ein, bis sie selbst in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs ausgebombt wurde. Nach dem Krieg arbeitete sie als Tierärztin in West-Berlin. Erst Jahrzehnte nach Kriegsende wurde ihr Engagement für die Verfolgten des NS-Regimes öffentlich. Der Staat Israel verlieh ihr daraufhin den Titel Gerechte unter den Völkern. Man kann davon ausgehen, dass sie maßgeblich an der Rettung von über 60 politisch oder rassisch Verfolgten beteiligt war.
Siehe auch
Ausführliche Beiträge zu Wilmersdorf:
Literatur
- Paul Wollschläger: Wilmersdorf in alter und neuer Zeit. Berlin 1968.
- Udo Christoffel (Hrsg.): Berlin Wilmersdorf – Ein StadtTeilBuch. Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1981.
- Udo Christoffel (Hrsg.): Berlin Wilmersdorf – Wilmersdorf, Schmargendorf, Kolonie und Forst Grunewald dargestellt im Kartenbild der Jahre von 1588 bis 1938. Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1983.
- Udo Christoffel (Hrsg.): Berlin Wilmersdorf – In StadtAnsichten. Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1984.
- Udo Christoffel (Hrsg.): Berlin Wilmersdorf – Die Jahre 1920 bis 1945. Wilhelm Möller, Berlin 1985, ISBN 3-9801001-1-1.
- Rolf Lieberknecht, Karl-Heinz Metzger u. a.: Von der Wilhelmsaue zur Carstenn-Figur. 120 Jahre Stadtentwicklung in Wilmersdorf. Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin, Berlin 1987.
- Karl-Heinz Metzger: Wilmersdorf im Spiegel literarischer Texte vom 19. Jahrhundert bis 1933. Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin, Berlin 1985.
- Karl-Heinz Metzger: Kirchen, Moschee und Synagogen in Wilmersdorf. Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin, Berlin 1986.
- Karl-Heinz Metzger, Ulrich Dunker: Der Kurfürstendamm – Leben und Mythos des Boulevards in 100 Jahren deutscher Geschichte. Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin, Berlin 1986, ISBN 3-924812-13-6.
- Lilli Moritz: Die Dorfschule zu Wilmersdorf. Teil II: 1855–1886. In: Jahrbuch Der Bär von Berlin. Verein für die Geschichte Berlins, 13. Jahrgang, Berlin 1964.
- Udo Christoffel (Hrsg.): Berlin Wilmersdorf – Die Juden – Leben und Leiden. Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1987.
- Hans-Ulrich Kamke, Sigrid Stöckel, Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Wilmersdorf. Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke. Band 11. Colloquium Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-7678-0721-1 (Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin).
- Felicitas Bothe-von Richthofen: Widerstand in Wilmersdorf. Berlin 1993, ISBN 3-926082-03-8 (aus der Reihe Widerstand 1933–1945 der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin).
- Udo Christoffel, Elke von der Lieth (Hrsg.): Berlin-Wilmersdorf – Verfolgung und Widerstand 1933 bis 1945. Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin, Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 1996, ISBN 3-922912-39-7.
- Arbeitskreis Geschichte Wilmersdorf (Hrsg.): Bruchstücke – Wilmersdorf. OMNIS Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-933175-55-0.
- Christian Simon: Wilmersdorf – Zwischen Idylle und Metropole. be.bra verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-8148-0210-7.
Weblinks
- Geschichte Wilmersdorfs im Überblick. Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
- Wilmersdorf in alten Ansichten
Einzelnachweise
- ↑ Habermannplatz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- ↑ Bürgermeister und Bezirksbürgermeister
- ↑ Für Flaneure und Genießer: der Ludwigkirchplatz in Wilmersdorf. In: www.qiez.de. Abgerufen am 10. August 2016.
- ↑ Eve-Catherine Trieba: Der Güntzelkiez in Wilmersdorf gehört für uns zu den schönsten Vierteln Berlins. Abgerufen am 9. März 2017.
- ↑ Favorite Streets in 12 European Cities. In: The New York Times. 16. April 2015, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 10. August 2016]).
- ↑ Marlene in Berlin | Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen. In: www.deutsche-kinemathek.de. Abgerufen am 9. August 2016.
- ↑ Prager Platz in Berlin Wilmersdorf. Sehenswürdigkeiten Berlin. Touristeninformationen Berlin Wilmersdorf. In: www.sehenswuerdigkeiten-berlin.de. Abgerufen am 9. August 2016.
- ↑ Kulturring in Berlin e. V.: Kulturführer-Berlin. In: kulturfuehrer-berlin.de. Abgerufen am 9. August 2016.
- ↑ Hans Magnus Enzensberger: Der kurze Sommer der Anarchie (1977), S. 75