Vorlage:Infobox Fernsehsender 9Live ist ein privater deutschsprachiger Fernsehsender, der sich durch telefonische Gewinnspiele und Werbung finanziert. Die vorgeblichen Gewinnspiele sind juristisch umstritten, da sie laut der Meinung von Kritikern möglicherweise illegales Glücksspiel darstellen, was allerdings laut einem Urteil des Landgerichts Frankfurt zumindest in Deutschland nicht der Fall ist.
Unabhängig davon, ob Anrufer zum Moderator durchgestellt oder ob sie nur auf eine Bandansage geleitet werden, bezahlen sie 0,49 Euro pro Anruf aus dem Festnetz der Deutschen Telekom oder 0,70 Euro pro Anruf aus Österreich. Selbst bezeichnet sich der Sender als Mitmachfernsehen oder als Deutschlands erster Quizsender. Obwohl das Mitmachen/Anrufen nur für Personen ab 18 Jahren erlaubt ist, darf der Sender sein Programm auch tagsüber zu jugendschutzrelevanten Zeiten ausstrahlen. Eine altersbezogene Zugangskontrolle, wie sie bei Spielhallen und Spielcasinos vorgeschrieben ist, findet nicht statt. Aus technischer Sicht wäre eine Zugangskontrolle auf das TV-Spielangebot durch Verschlüsselungssysteme problemlos möglich (vgl. Jugendschutz-Zugangskontrolle beim Bezahlfernsehen PREMIERE).
Die Geschäftsführerin Christiane Salm Prinzessin zu Salm-Salm hat inzwischen ihre Anteile an die ProSiebenSat.1 Media AG verkauft. 9Live ist eine hundertprozentige Tochter der Euvia Media AG, die wiederum zu hundert Prozent der ProSiebenSat.1 Media AG gehört. Lizenziert ist 9Live durch die Bayerische Landeszentrale für neue Medien. Der Umsatz von 9Live betrug 60,6 Millionen Euro im Jahr 2002 und 78,7 Millionen Euro im Jahr 2003.
Bis zum Frühjahr 2005 büßte 9Live durch sein Sendekonzept, das von Kritikern als höchst untransparent und unfair erachtet wird, 50 Prozent seiner Marktanteile ein, obwohl man in der Zeit deutlich an Reichweite dazugewonnen hatte. Der Marktanteil liegt derzeit bei 0,2 Prozent. Außer zur Selbstnutzung produziert 9Live auch ähnliche Call-In-Shows mit anderen Moderatoren für andere, insbesondere der Senderfamilie angehörige Fernsehsender. Aber auch für externe Sender und sogar für einen britischen TV-Sender werden Spiele dieser Art produziert.
Geschichte
Hervorgegangen ist 9Live am 1. September 2001 aus dem Privatsender tm3. Das Ziel des am 25. August 1995 gestarteten Senders war es zunächst, Frauen zu unterhalten, beispielsweise mit der Gedächtnis-Moderatorin Andrea Sokol oder Modesendungen. tm3 hatte seinen Sitz in München, Geschäftsführer war Marco Deutsch. Dieser leitet seit 2003 bei der Bavaria in München Grünwald Hollywood Cinema (vom 27. November 2003 bis 14. Juli 2004 als eigener Sender über Satellit zu empfangen, danach Programmblock bei Fashion TV).
Im Oktober 1999 wurde ein Zulassungsantrag folgender 6 Spartenprogrammen von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien genehmigt:
- TM3 - Leben & Wohnen: Traumgarten
- TM3 - Leben & Wohnen: Schönes Ambiente
- TM3 - Leben & Wohnen: Gesundes Genießen
- TM3 - Leben & Wohnen: Typgerechte Mode
- TM3 - Sport
- TM3 - Kinospaß
Im selben Jahr hatte sich der ehemalige Frauensender für 850 Millionen Mark für 4 Jahre die Champions-League-Rechte gesichert und bis zum Verkauf an RTL und PREMIERE im Jahr 2000 eine Saison live übertragen.
Anfang 2001 startete auf tm3 die Reiseshow urlaubsreif, im selben Jahr noch in sonnenklar umbenannt. Auf dem Konzept dieser Sendung bauend wurde 2003 daraus der Sender sonnenklar TV.
Sendungen
Aktuell
- Alles auf Rot!
- Bei uns
- Brunch
- Der unfassbare Gewinn
- Die Quiz Show (Wiederholungen von Sat.1)
- Feierabend
- Funny Money
- Lanotte
- Las Vegas
- Neun Live Gold-Show
- Neun Live Royal
- Planet 9
- Richtig oder Schmerz
- sonnenklar
- Talkshows (Wiederholungen von Das Geständnis, Nicole, Andreas Türck, Talk Talk Talk und Arabella von Pro Sieben
- Tarot heute
- Urlaubsglück
- Werd' reich!
Softpornografisches
Nachts kommt von 2.00 Uhr bis 6.00 Uhr „Sexy Night at 9Live“. Die Sendung besteht hauptsächlich aus Telefonsex-Werbung und diversen Softporno-Clips, überwiegend mit einzelnen Frauen als Darsteller.
Ehemalig
- 90 Live
- Aber bitte mit Schlager
- Alle gegen Draeger!
- Alles auf Rot[licht]
- Best of Harald Schmidt Show
- Die Vorher Nachher Show
- Do it yourself
- Flash - Die 9Live Castingshow
- Geld oder Risiko
- Geld unters Volk
- Glücksrad
- Greif ab
- Greif an
- Hallo Uwe!
- Im Stadl
- Jupiter & Co.
- Leichter Leben
- Neun Live Klassenzimmer
- Neun Live Plattenteller
- Neun Live Tierfilm
- News nach 9
- News nach 12
- Tanzmarathon
- Quizzo
- Reiseclub
- Sag's Richtig
- Schürmanns Gebot
- Sie wünschen? Wir Kochen!
- Spielplanet
- Sprich dich aus
- Starlight
- T-Online Show
- Time out! Das Sekundenquiz
- VIP - News
- Die 100.000-Euro Frage: Jörg Draeger stellte Donnerstags um 21:00 Uhr 5-6 Fragen. Zu jeder Frage gibt es 10 Sekunden zur Beantwortung. Bei einigen Fragen wurden Antwortmöglichkeiten vorgestellt, bei einigen nicht. Die ersten 5 Fragen hattend en Wert 100-500 Euro. Wenn man die 100.000-Euro Frage beantworten wollte, bekam man 10 Sekunden Zeit und keine Antwortmöglichkeiten. Bei richtiger Antwort winkten dem Kandidaten 100 000 Euro. Bei falscher blieben die 500. Wenn man die Frage nicht wollte, bekam man 1000 Euro und das Spiel war beendet. Die Sendung war eine recht unterhaltsame Thursday-Night-Show mit Publikum im Studio und attraktiven aussehenden Assistentinnen.
- 9Live-Supertor: Zwei Kandidaten treten im KO-Modus gegeneinander an. Per Telefon wird ein Schuss auf das Tor im Studio aus einer sich bewegenden Ballkanone abgegeben. Jeder Kandidat hat drei Versuche. Torwart in diesem „Elfmeterkrimi“ der besonderen Art war der frühere Bundesligaspieler Uli Stein. Zur Abwechslung durften auch Zuschauer im Studio einen Schuss per „Hot-Button“ abgeben.
- 9Live Pisa: Peter Illmann (Formel Eins) bzw. Frank Jakob moderierte die Quizshow zur Pisa-Studie. Zu Gast war als Experte ein Professor der Uni München. Es wurde über das "Pisa"programm geredet, Schulformate anderer Länder vorgestellt und über die Fragen diskutiert. Die Fragen waren Themenspezialisiert. (Geo&Co(Geographie), Abc&co(Deutsch), Explosiv(Chemie), Damals(Geschichte)...). Für die Fragen gab es 100,-, 200,- und 300,- Euro. Die 4 Frage war die Pisafrage, bei der eine Frage aus der Pisastudie oder eine Frage der Anlehnung an die PISAStudie. Für die gab es 500 Euro mit ausführlicher Erklärung der Lösung.
- 9Live Mitmachkolleg: Diverse 9Live-Moderatoren stellten Wissenspiele und interessante Quizfragen aus dem Bereich Allgemeinwissen. Dabei haben sie Tipps gegeben und Fakten aus Büchern vorgelesen.
Kritik
Kritiker werfen 9Live vor, bewusst die Regeln der Gewinnspiele vage und den Lösungsweg willkürlich zu formulieren. Häufig wird zum Abschluss eines Gewinnspiels nur das Ergebnis, nicht jedoch der Lösungsweg genannt. Auf diese Weise kann laut den Kritikern eine von mehreren "richtigen" Antworten vom Sender ausgewählt werden, nämlich diejenige, die zuletzt genannt wird. Dadurch können die einzelnen Gewinnspiele in die Länge gezogen werden und die insgesamt ausgezahlte Gewinnsumme verringert sich.
Fragwürdig ist auch die Methode des Senders, mit einer hohen Gesamtgewinnsumme (meist über 20.000 Euro) Anrufer zu locken. Auf den zweiten Blick steht dem Kandidaten nach richtiger Antwort aber nur ein Bruchteil davon zu; der Rest muss durch ein weiteres Jackpot-Spiel gewonnen werden, bei dem die Erfolgsaussichten mitunter im Promille-Bereich liegen. Dies soll folgendes Beispiel eines Jackpot-Spiels illustrieren:
Es ist eine Säule mit 8 Etagen aufgebaut, auf denen sich je zwei klappbare, zunächst verdeckte Tafeln befinden. Auf jeweils einer steht „Weiter“, auf der anderen „Sorry“. Der Anrufer muss sich für die linke oder die rechte Tafel entscheiden. Zeigt die gewählte Tafel beim Aufdecken „Weiter“, darf er die die gleiche Auswahl auf der nächten Etage wiederholen, bei „Sorry“ hat er sofort verloren. Den Jackpot gewinnt der Anrufer also nur, wenn er auf allen 8 Etagen die richtige Tafel aufdeckt, wofür allerdings nur eine vernichtend geringe Chance von lediglich 0,4% besteht. Leute ohne entsprechnede mathematische Kenntnisse werden eventuell eher zur Teilnahme am Spiel animiert, da wahrscheinlich kein so niedriger Wert für die Erfolgsaussichten erwartet wird.
|--|--| „Jackpot“-Etage |--|--| |--|--| |--|--| In diesem Beispiel gewinnt der Anrufer nur, wenn er auf jeder Etage das Gewinn-Symbol |--|--| aufdeckt und so zum „Jackpot“ kommt. Zwar besteht auf jeder Etage eine 50:50-Chance, |--|--| die Gesamtwahrscheinlichkeit, den Jackpot-Gewinn am Ende zu erhalten, ist nur 1 zu 255. |--|--| |--|--|
Der Schwierigkeitsgrad der Gewinnspiele reicht von extrem einfach bis fast unlösbar. Der Zuschauer erkennt häufig nicht, wie komplex der Lösungsweg eigentlich ist. Darüber hinaus verzichtet 9Live gänzlich auf eine Erläuterung des Lösungswegs. Fachleute bewerten dies, im Hinblick auf die Transparenz der Spiele und deren Regeln, als problematisch.
Auch wird der Zeitpunkt der Durchstellung in die Sendung bewusst hinausgezögert. Die zu Beginn des Spiels relativ schwierig zu erratende Lösung soll Anrufer animieren, die eigene Kompetenz unter Beweis zu stellen und den Eindruck erzeugen, dass keine weiteren "Tipps" mehr erfolgen werden, welche auch eine Lösung einem weiteren Zuschauerkreis ermöglichen. Durch willkürlich eingeblendete "Count-downs" wird suggeriert, dass mit Ablauf derselben ein Anrufer gewinnt. Doch statt das Spiel zu beenden und den Gewinn an einen Anrufer auszuzahlen wird das Spiel weiter hinausgezögert (auch mittels Einblendung weiterer "Count-downs" sowie Zusicherung der o.g. "Jack-Pot" Gewinne.
Zwar zahlt der Sender – laut Eigenaussage – monatlich Gewinnbeträge von rund einer Million Euro aus, allerdings lässt diese Äußerung keinerlei Rückschlüsse auf die Gewinnchancen des einzelnen Anrufers zu und ist somit eher als Eigenwerbung zu betrachten. Verfolgt man Berichte in Zeitschriften oder Diskussionen in Internet-Foren, so stößt man nicht selten auf Berichte, dass zugesicherte Gewinne nicht ausgezahlt worden seien. Kritiker werfen dem Sender in der Tat zuweilen eine solche Praxis vor.
Für Aufsehen sorgte der Sender mit einer so genannten „Arbeitslosen-Show“, die vom damaligen Bundesarbeitsminister Walter Riester als absurd und menschenverachtend bezeichnet wurde. In dieser nach kurzer Zeit wieder abgesetzten Sendung wurden bei Anruf Arbeitsplätze verlost.
In der Schweiz ist die Ausstrahlung von 9Live und den von 9Live produzierten Formaten untersagt, da es sich um „verbotene lotterieähnliche Gewinnspiele“ handelt. Dies wird mit der Chancenungleichheit der Teilnehmer sowie die Intransparenz der Formate begründet. So wären die Formate nur dann erlaubt, wenn die Teilnahme an den Gewinnspielen, d.h. der Anruf, kostenlos wäre.
In Deutschland hingegen wies der Senat des Oberlandesgerichts München eine Einstweilige Verfügung des Verbands Sozialer Wettbewerb gegen den Anbieter im Januar 2006 ab, der wegen unlauteren Wettbewerbs (u. a. verbotenes Glücksspiel, Täuschung über die tatsächliche Gewinnaussicht) gegen 9Live geklagt hatte. Die Richter begründeten das Urteil damit, dass „jeder nur halbwegs verständige Teilnehmer wisse, dass immer nur eine Chance bestehe, durch einen Anruf Gewinner eines der angebotenen Gewinnspiele zu werden. Im Übrigen sei den Zuschauern klar, dass sie für die Teilnahme ein Entgelt in Form der Telefongebühren entrichten müssen.“.
Das Urteil behandelt dabei nicht die von vielen Seiten als unseriös bezeichnete und für den Zuschauer intransparente Durchführung von Gewinnspielen, noch berücksichtigt es die Wahrscheinlichkeit, bei einem der Angebote teilnehmen oder gewinnen zu können (z. B. kostenpflichtige Telefonvorauswahl, Spielregeln). Auch die Gewinnquoten in Relation zu den tatsächlichen Anrufern wurden nicht beleuchtet.
Aufgrund dieser Sachlage haben die Wise Guys 2005 dem Sender ein satirisches Lied mit dem Tiel "Neun Live" (auf dem Mini-Album "Weltmeister") gewidmet.
Weblinks
- Kritisches, werbefreies Webforum zu allen Call-In Sendern
- 9Live-Webpräsenz
- 9Live TV-Video Stream
- Abzocke mit undurchsichtigen Spielregeln? ARD plusminus-Beitrag
- Artikel des Report Mainz zur „Arbeitslosen-Show“
- Video: Plus-Minus Bericht über 9Live und die Methoden der Gewinnspiele (wmv Format)
- Urteil des Landesgerichtes Frankfurt in Sachen „Glücksspiel bei 9Live“"