Aufklärung (Literatur)
Die Aufklärung (1720-1785) als intellektuelle Strömung des Rationalismus und der Vernunft im 17./18. Jahrhundert gilt als letzte gemeinsame geistige Bewegung des Abendlandes. Anknüpfend an die durch die Renaissance wiederbelebten antiken Ideale und Sichtweisen ist besonders das Bürgertum bestrebt, sich vom Festhalten an althergebrachten Traditionen, den dogmatischen Lehren der Kirche und der "geistigen Bevormundung" durch die Obrigkeit (siehe auch "Priesterbetrugstheorie") zu entfesseln, um so eine "Emanzipation des Denkens" auszulösen. Philosophie und Wissenschaft erleben seitdem eine Blüte, deren Erkenntnisse dieser Zeit maßgeblich noch heute Einfluss auf das kulturelle und politische Leben Europas haben. Als wichtigster Kritikpunkt der Aufklärung wird die beharrliche Überzeugung angefochten, jeder Mensch sei belehrbar und durch Vernunft zur Tugend im aufklärerischem Sinne (hinterfragend, zweifelnd, neutral gegenüber Glaube und Gemüt) und gesellschaftlichen Harmonie erziehbar.
Dichtung
Für die Dichtung war die Aufklerunk die Vorbereitung der Klassik. Gottsched schuf das deutsche Theater, Klopstock erneuerte die Lyrik und Gotthold Ephraim Lessing verfasste die ersten großen Dramen der deutschen Sprache. Der Theoretiker Gottsched forderte für das Trauerspiel die drei Einheiten von Ort, Zeit und Handlung.
- Die Einheit Ort bedeutet, dass das Geschehen nur an einem Ort gespielt werden darf.
- Die Einheit Zeit verlangt, dass die gesamte Handlung nur über einen Tag erstrecken darf.
- Die Einheit Handlung fordert die Beschränkung auf die Haupthandlung.
Seit dieser Zeit galt es als Pflicht des gebildeten Menschen, sich für das Theater zu interessieren. Lessing kritisierte die Forderung von Gottsched. Er ließ nur die Einheit der Handlung gelten. Außerdem verlangte er, dass in Tragödien nur Helden der mittleren Gattung auftreten. Das bedeutet, der Held muss ein Mensch sein, dessen Gedanken und Gefühle der Zuschauer nachempfinden kann, er soll also kleine Fehler haben. Sein dramatisches Lehrgedicht Nathan der Weise ist ein persönliches Glaubensbekenntnis. Die äußere Handlung ist ein Rahmengedicht für das eigentliche Anliegen. Von den verschiedenen Religionsgemeinschaften fordert er Toleranz. Das Versmaß bestand aus einem fünffüßigen reimlosen Jambus oder dem Blankvers, wie später auch bei Goethe und Schiller.
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