Hauländer

Deutsche Erstsiedler jenseits der Oder in Preußen und Polen-Litauen
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Als Hauländer wurden in Preußen und Polen-Litauen deutsche Siedler bezeichnet, die auf königlichen (oder zumindest adeligen) Ländereien – den sogenannten Domänen – angesiedelt wurden. Bis 1807 fand man sie vor allem in Posen und Ostpreußen.

Der Ort Konkolewo Hauland (heute Kąkolewo), gegründet 1720, zwischen Neutomischel (heute Nowy Tomyśl) und Grätz (heute Grodzisk Wielkopolski) auf einer Karte der Provinz Posen von 1905

Es handelt sich bei ihnen um Kolonisten, die im Wesentlichen zwei Aufgaben zu erfüllen hatten. Zunächst mussten viele dieser Kolonisten das ihnen zugeteilte Land urbar machen. Neben Rodungen bedeutete dies vor allem auch die Trockenlegung von Sümpfen und weitere wasserbauliche Maßnahmen. Da das notwendige Know-how insbesondere im niedersächsischen, niederländischen und flandrischen Raum kursierte, wurden insbesondere, aber keinesfalls ausschließlich, Immigranten aus diesen ohnehin dicht bevölkerten Gebieten angeworben. Die zweite wesentliche Aufgabe war dann die Bewirtschaftung des Landes. Für das Land zahlten sie zunächst nichts. Allerdings entrichteten sie einen jährlichen Zins. Man kann also von einer Art Pachtverhältnis sprechen.

Hauländer siedelten in eigenen Dörfern, den Hauländereien. Für sie galt ein liberaleres Recht als für den üblichen Bauern in Preußen, der im Fronverhältnis zum jeweiligen Gutsherrn/Junker stand und damit dessen Leibeigener war. Die Vereinbarungen mit den adeligen Landbesitzern sicherten den Hauländern ihren Status zu.

Die Bezeichnung Hauländerei geht vermutlich auf mittelalterliche deutsche Ansiedlungen in heute polnischen und litauischen Gebieten zurück. Auch damals gab es bereits nachweislich Holländereien (polnisch: Olędrzy). Dies bedeutet aber keineswegs, dass alle Hauländer aus dem Bereich der heutigen Niederlande stammten. Zwar waren viele Hauländer Mennoniten aus den Niederlanden, aber auch aus Nord- und Ostdeutschland kamen Hauländer. Sogar Polen waren häufig in Hauländereien zu finden.

Literatur

  • Joachim Rogall (Hrsg.): Land der großen Ströme. Von Polen nach Litauen (= Deutsche Geschichte im Osten Europas). Siedler, Berlin 1996, ISBN 3-88680-204-3.
  • Kurt von Staszewski, Robert Stein: Was waren unsere Vorfahren? Amts-, Berufs- und Standesbezeichnungen aus Altpreußen (= Einzelschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V. Bd. 2, ZDB-ID 570710-9). Selbstverlag des Vereins, Königsberg 1938.