Als Kaiser-Heinrich-Bad wird eine Mineralquelle im Norden Beleckes (heute Ortsteil von Warstein) bezeichnet.
Geschichte
Die Behauptung, schon der namengebende Kaiser Heinrich (welcher?) habe in Belecke gebadet, läßt sich aus den mittelalterlichen Quellen nicht erhärten. Auch eine in der heimatkundlichen Literatur immer wieder behauptete Beziehung zwischen dem Ortsnamen Belecke (um 960 als "Baduliki" überliefert) und der Mineralquelle - also Baduliki als Bade-Quelle gedeutet - ist wenig wahrscheinlich. Auffällig ist die Nähe einer Heilig-Kreuz-Kapelle mit einer Kreuzreliquie zum Bad. Auch ein Siechenhaus soll im Bereich der Mineralquelle gestanden haben. Das alles legt eine mittelalterliche Nutzung des mineralisierten Wassers nahe.
Die alte Mineralquelle versiegte um 1890, als in direkter Nachbarschaft zur Quelle eine Provinzialstraße gebaut wurde. 1934 wurde die Quelle vom Belecker Bürger Kaspar Bracht und den arbeitslosen Musikern seines Kolping-Orchesters erneut erschlossen; sie erbauten auch das Badehaus. Dieses bestand zuerst nur aus dem heutigen Mittelteil, der alte Brunnen lag rechts (östl.) neben dem Badehaus. Dieser alte Brunnen ist nur ca. 5 m tief.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Belecke Pläne zum Ausbau eines Kurviertels südöstlich der Belecker Altstadt. Um die Versorgung des Kurviertels mit Mineralwasser sicher zu stellen, wurden weitergehende Untersuchungen durchgeführt. Ergebnis dieser Untersuchung war eine Bohrung direkt vor dem Badehaus, die 1963 niedergebracht wurde. Eine Bohrung im Bereich des geplanten Kurviertels wurde als aussichtslos bewertet. Die Neubohrung erbrachte in 33 m Teufe mineralisiertes, 13º warmes Wasser, das artesisch ausfloss.
Lange galt die Kaiser-Heinrich-Quelle als einzige Mineralquelle des Sauerlandes. Bei Tief-Bohrungen in Arnsberg wurde im Jahr 2005 jedoch deutlich höher mineralisierte und temperierte Sole erbohrt.
Naturwissenschaftliches zur Quelle
Die Kaiser-Heinrich-Quelle liegt geologisch im Bereich des Belecker Sattels. Möglicherweise steigt das mineralisierte Wasser an der Nordflanke des Belecker Sattels auf. Das in der Mineralquelle "Kaiser-Heinrich-Brunnen" austretende Mineralwasser ist ein [Natrium-Chlorid-Wasser]] mit rund 6 g gelösten festen Stoffen auf 1000 g Wasser. Nach geltender Definition ist es somit keine Solquelle, da die Konzentration von Natrium (1,8 statt mind. 5,6) und Chlorid (2,9 statt min. 8,5) zu niedrig ist. Auffällig ist der Gehalt von 1,7 mg Lithium, das nur in wenigen Heilquellen nachgewiesen werden konnte (dort jedoch meist deutlich höher konzentriert ist). Lithium wird therapeutisch als Antidepressivum, vor allem bei manisch-depressiven Erkrankungen, eingesetzt.
Die Untersuchungen erbrachten weiterhin, dass im westlichen Drewer Steinbruch (ca. 1,5 km östlich des Kaiser-Heinrich-Bades) ebenfalls mineralisiertes Wasser festgestellt wurde, das jedoch durch Grund- und Regenwasserzufluß deutlich verdünnt wird (3,7 g gelöste feste Bestandteile auf 1000 g Wasser, gegen knapp 6 g aus der erbohrten Quelle).
Auch ohne Pumpenförderung fließen aus der 33 Meter tiefen Bohrung am Kaiser-Heinrich-Bad 6-10 Kubikmeter des 13º warmen Mineralwassers pro Stunde aus. Bei einem Pumpversuch wurde die Förderung bis auf 24 Kubikmeter pro Stunde gesteigert. Je höher die Pumpenleistung und somit die Schüttung des erbohrten Brunnens ist, desto geringer wird jedoch die Mineralkonzentration im alten Brunnen. Deshalb wurde die Auslaufmenge des erbohrten Brunnens auf ca. 10.000 Kubikmeter pro Jahr gedrosselt.
Literatur:
- Josef Rubarth: Praesidium Baduliki - Belecke. Monographie der Stadt Belecke, im Auftr. d. Stadt hrsg. von Josef Rubarth. Belecke: 1970 (allgemeine und geschichtliche Informationen über das keiser-Heinrich-Bad)
- Karl Fricke: Das Heilquellengebiet von Bad Belecke (Möhne) und die Neuerschließung von Natrium-Chlorid-Wasser 1963. In: Geologisches Jahrbuch 84 (1967), S. 735-754