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Ruhrschifffahrt

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Schleuse Dahlhausen

Die Ruhrschiffahrt hatte im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt.

Auf Geheiß des preußischen Königs Friedrich II. ("Königliche Preußische Wasser- und Ufer-Ordnung für den Ruhr-Strom, in der Graftschaft Marck" vom 10. Mai 1781) wurde die Ruhr bis Holzwickede schiffbar gemacht. Sie diente vor allem dem Transport von Steinkohle, aber auch Salz, Getreide und anderer Güter aus dem Ruhrtal und den benachbarten Tälern.

Inbesondere wurden in den Jahren 1776 bis 1780 zwischen Duisburg und Langschede 16 Schleusen angelegt, an denen später bis zu 80 Schiffe täglich geschleust wurden. Zumeist bestanden sie noch aus Holz, später wurden sie dann mit Steinen erneuert. Zuvor hatten die Stauwehre nur der Energiegewinnung zum Mühlenbetrieb gedient. Heute dienen die Wehre auch der Wasserwirtschaft. Herzstück der Ruhrschiffahrt waren die Duisburger Häfen. Die Schiffbarmachung der nördlich gelegenen Emscher von Crange bis zum Rhein war von 1767 bis 1774 mit der preußischen Regierung verhandelt, aber ergebnislos geblieben. Die Ruhrschiffahrt hingegen boomte und machte die Ruhr seinerzeit zu den meistbefahrenen Flüssen Europas, obgleich die Ruhrs ab Witten nur bis 1801 befahren wurde.

Die Ruhraaken hatten eine Länge von 34 m, eine Breite von etwa 5 m und konnten etwa 165 Tonnen transportieren. Sie waren besegelt und wurden von Zugtieren auf den mit Ruhrsandstein gepflasterten Leinpfaden gezogen. Diese Art des Schiffziehens an den bis zu 400 m langen Leinen wird als Treideln bezeichnet. Buhnen sorgen dafür, dass auch bei Niedrigwasser eine Fahrrinne besteht. Die Kohlen wurden an den Kohlenniederlagen übernommen. Um 1860 wurden so auf den Aaken etwa 870.000 Tonnen Steinkohle nach Duisburg verschifft.

Die Schleusen besassen eine genormte Kammerlänge von etwa 44,5 m und eine Breite von etwa 5,4 m. Daneben befanden sich oftmals Häuser für die Schleusenwärter.

Zu den Schleusen zählen (in Klammern die Flußkilometer:

Mit der Errichtung der Ruhrtal-Bahn (1872-1876 ) verlor die Ruhrschiffahrt ihre Bedeutung, um 1890 fuhren die letzten Kohlenschiffe. Mit der Errichtung der Kanäle Dortmund-Ems-Kanal (1899), Rhein-Herne-Kanal (1914) und Wesel-Datteln-Kanal (1931) machte die Schiffahrt im nördlichen Ruhrgebiet Fortschritte.

Auf dem Ruhrstauseen Kettwiger See (1950), Baldeneysee (1933), Kemnader See (1979), Harkortsee (1931) und Hengsteysee (1929) verkehren heute Personenschiffe zur Naherholung. Dem Wunsch der Initiative „Das Ruhrtal“ nach mehr Anlegestellen treten die Natur- und Umweltschutzverbände mit einer Forderung nach mehr stiller Erholung und dem Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten entgegen. Auf dem Fluss prägen Ruderer und Kanuten das Bild, auf den Seen auch Windsurfer und kleine Segelboote. Die heute zumeist sehr gut ausgebauten, fast überall asphaltierten früheren Treidelwege der Ruhrschiffahrt teilen sich, nicht immer konfliktfrei, heutzutage Spaziergänger, Hundebesitzer, Fahrradfahrer und Skater.

Siehe auch: Duisburg-Ruhrorter Häfen, Innenhafen Duisburg

Literatur

  • Wilhelm Behrenbeck: Die Schiffbarmachung der Ruhr, Hamburg, 1926
  • Gustav Adolf Wüstenfeld: Die Ruhrschiffahrt von 1780-1890, 1978, ISBN 392201402X
  • Walter Ollenik, Jürgen Uphues: Von Mühlen, Schleusen und Turbinen. Klartext-Verlag. ISBN 3-89861-375-5