Katzen

Familie der Ordnung Raubtiere (Carnivora)
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Die Katzen (Felidae) sind eine Familie aus der Ordnung der Raubtiere (Carnivora) innerhalb der Überfamilie der Katzenartigen (Feloidea).

Katzen
Königstiger (Panthera tigris tigris)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Superclassis: Kiefermäuler (Gnathostomata)
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Vorlage:Ordo: Raubtiere (Carnivora)
Vorlage:Superfamilia: Katzenartige (Feloidea)
Vorlage:Familia: Katzen
Wissenschaftlicher Name
Felidae
Fischer 1817

Im Erscheinungsbild und im Verhalten ähneln die meisten Katzen der weit verbreiteten Hauskatze: Sie haben geschmeidige Körper, ein weiches Fell, kurze Gesichter und relativ kleine Schädel. Die Ohren stehen aufrecht, sind spitz bis rundlich und können in verschiedene Richtungen gedreht werden. Wie bei allen Raubtieren sind die Augen - zum räumlichen Sehen - nach vorne gerichtet. Das Größenspektrum der Katzen variiert erheblich, von 30 cm Körperlänge bis 200 cm.

Körperbau

Augen

Die Augen der Katzen sind im Verhältnis zum Schädel relativ groß. Die Pupillen der Katzenaugen sind in ihrer Öffnungsgröße stark veränderbar, bei hellem Umgebungslicht sind die Pupillen bei Kleinkatzen senkrecht schlitzförmig oder bei anderen Katzenarten klein und rund, bei Dunkelheit sind diese extrem weit geöffnet. Katzen verfügen über eine reflektierende Schicht (Tapetum lucidum) hinter der Netzhaut im Auge, die jene Lichtanteile, die die Netzhaut durchdrungen haben, zurückspiegelt, so dass diese noch ein zweites Mal auf die Netzhaut treffen. Diese Schicht bewirkt neben einer verbesserten Dämmerungssicht auch eine Reflexion des auffallenden Lichts auf die Augen in der Dunkelheit (vergleiche auch Katzenauge als ugs. Bezeichnung für Reflektoren). Das Stäbchen/Zapfenverhältnis der Netzhautrezeptoren liegt bei etwa 63:1 (vergleiche beim Mensch: 20:1), variiert jedoch sehr stark zwischen Zentrum der Netzhaut (10:1) und Peripherie (200:1). Katzen sehen daher auch bei wenig vorhandenem Umgebungslicht (Dämmerung, Nacht) noch sehr gut. Farben werden von Katzen jedoch nur eingeschränkt wahrgenommen, völlig farbenblind sind sie jedoch nicht. Da die Katze ihre Augen kaum nach links oder rechts bewegen kann, muss sie, um in eine andere Richtung sehen zu können, ihren Kopf bewegen. Durch die nach vorne gerichteten Augen ergibt sich eine starke Überschneidung der Sehachsen, was ein besseres räumliches Sehvermögen bedeutet. Der Sichtwinkel der Katze beträgt 200 - 220°. An der Größe der Pupillen lässt sich die Stimmung der Katze ablesen: Sind die Pupillen weit geöffnet, so spricht dies für eine Abwehrhaltung. Sind die Pupillen stark verkleinert, so hat das Tier eine aggressive Stimmung.

Tasthaare

Die Tasthaare (zool. Vibrissen) kennzeichnen die Katze als vorwiegend nachtaktives Tier. Katzen verfügen über Tasthaare insbesondere an der Schnauze, jedoch auch über den Augen und am Unterarm. Die Vibrissen werden durch Luftbewegungen in Vibrationen versetzt, die über Sinneszellen an den Tasthaarwurzeln in ein räumliches Bild der Umgebung umgesetzt werden - Katzen "sehen" dadurch zumindest grobe räumliche Strukturen ihrer direkten Umgebung auch in völliger Dunkelheit. Die Vibrissen sind bereits bei Neugeborenen vollständig ausgebildet, was die Wichtigkeit des Tastsinnes deutlich macht.

Ohren

Katzen verfügen über ein ausgezeichnetes Gehör. Der Frequenzbereich geht hierbei bis etwa 65.000 Hz, was den des Menschen um mehr als das Dreifache übersteigt. Die Ohren einer Katze lassen sich unabhängig voneinander in einem weiten Radius drehen, wodurch es ihr möglich ist, Beutetiere gut hörmäßig in der Richtung zu lokalisieren und selbst bei Dunkelheit durch einen gezielten Sprung zu "erwischen". Die Ohrmuscheln der Katze ist mit Ohrhaaren besetzt um das Eindringen von Fremdkörpern zu verhindern. Die Stimmung der Katze lässt sich auch an den Ohren ablesen: Angelegte Ohren bedeuten zum Beispiel Verteidigungsbereitschaft.

Zunge – Geschmackssinn

Die Geschmackserkennung muss bei Katzen präzise und schnell erfolgen, da diese ihre Nahrung nicht kauen. Die Geschmackserkennung ist nötig, um verdorbene oder ungenießbare Nahrung zu erkennen. Die Zunge ist rau, da diese mit Papillen besetzt ist. Die zentralen Papillen sind mit Dornen besetzt die zum Körper hin zeigen. Diese Dornen dienen zum Kämmen des Felles oder zum Abschaben des Fleisches von Knochen. Die vorderen Papillen dienen der eigentlichen Geschmackswahrnehmung. Dies betrifft vor allem sauer, salzig und bitter. Die Zunge wird auch als „Schöpfkelle“ beim Trinken verwendet.

Gebiss

 
Gebiss einer Katze
 
Krallen der Katze

Ober- und Unterkiefer sind mit einem Scharniergelenk verbunden. Das Gebiss besitzt 30 (Zahnformel: OK: 3-1-3-1; UK: 3-1-2-1) Zähne und ein Diastema. Die Diastema ermöglichen es, dass die Eckzähne (Canini) beim Schließen des Maules aneinander vorbeigleiten können. Die Eck- oder Fangzähne dienen zum Packen und Festhalten der Beute. Die Reißzähne dienen zum Abbeißen von Fleischstücken, die ohne weitere Zerkleinerung geschluckt werden. Die Reißzähne werden durch den vergrößerten letzten Vorbackenzahn (Prämolar) und dem ersten Backenzahn (Molar) gebildet. Sie besitzen zackige Spitzen, die beim Beißen aneinander vorbeigleiten.

Krallen

Katzen sind Zehen- sowie Kreuzgänger und haben an den Vorderpfoten fünf und an den Hinterpfoten vier Zehen. Mit Ausnahme der Geparden, Flachkopfkatze und Fischkatze besitzen alle Katzen herausfahrbare Krallen. Diese werden nur bei Gebrauch durch Anspannen bestimmter Muskeln herausgefahren, damit sie sich beim Laufen nicht abnutzen, sondern scharf bleiben. Bei Nichtgebrauch bleiben sie in Hautscheiden. Das unwillkürliche Herausfahren der Krallen wird durch Sehnen im Zeheninneren verhindert. Zusammen mit den eingezogenen Krallen und den stark gepolsterten Zehen können Katzen sich gut an die Beute heranschleichen. Der Tastsinn an den Pfoten ist sehr stark ausgeprägt, ein Grund aus dem Katzen Gegenstände auch mit den Pfoten untersuchen.

Schwanz

Alle Katzen besitzen einen Schwanz, der beim Halten des Gleichgewichts behilflich ist und auch zur innerartlichen Kommunikation benötigt wird. Bei einigen Katzenarten wie z.B. dem Luchs ist der Schwanz allerdings stark verkürzt.

Verbreitung

Katzen sind auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis verbreitet, in Australien und Ozeanien jedoch lediglich durch Siedler eingeführt worden. Nördlich des 70. Breitengrades kommen keine Katzen vor.

Sozialverhalten

Die meisten Katzenarten sind Einzelgänger. Männliche und weibliche Tiere kommen lediglich zur Paarung zusammen und trennen sich anschließend wieder. Ausnahmen bilden hier allerdings insbesondere die Löwen, die in größeren Rudeln leben, sowie kleinere Gruppen zusammenlebender Männchen bei den Geparden.

Ernährung

Katzen ernähren sich fast ausschließlich von Fleisch, während viele andere Raubtiere Allesfresser sind. Katzen sind hochspezialisierte Raubtiere, zumeist Ansitzjäger, die ihrer Beute auflauern. Lediglich der Gepard ist in der Lage, die Beute auch über längere Strecken zu verfolgen. In freier Natur bevorzugen die meisten Katzen lebend gefangene Beute und fressen nur in Ausnahmefällen Aas.

Evolution

Die Katzen stammen nach heute gängiger Meinung von den Vorfahren der Schleichkatzen oder verwandten Formen ab. Das Auftreten der ersten Vorfahren der Katze, der Felidae oder Neofeliden, wird im Eozän vor etwa 50-60 Millionen Jahren angesiedelt. Sie gehörten beispielsweise den Gattungen Aelurogale und Eofelis an. In den folgenden Jahrmillionen waren Katzen nie sonderlich häufig und sind nur durch spärliche Fossilien vertreten. Die Katzen stammen wie auch andere Landraubtiere von den Miacidae ab, deren bekannntester Vertreter, die Miacis, zu dieser Zeit lebte. Aus den Miacidae, die im untersten Tertiär entstanden, gingen unter anderem die Felidae hervor. Diese Tiere waren Fleischfresser von der Größe eines Wiesels und besaßen ein perfekt an die Jagd angepasstes Gebiss und einziehbare Krallen.

 
Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris)

Die ältesten paläontologischen Funde sind etwa 34 Millionen Jahre alt und stammen aus dem Oligozän, als der erste bekannte Vertreter der Felidae, der Proailurus, erschien. Er war etwa so groß wie eine Hauskatze und jagte in den tropischen Wäldern.

Vor etwa 24 Millionen Jahren steht der Pseudaelurus an der Spitze der Evolutionslinien katzenartiger Raubtiere, deren bekannteste Vertreter die Machairodontidae oder Säbelzahnkatzen sind, die säbelartig gekrümmte Eckzähne besaßen. Vor etwa 13.000 Jahren starben die letzten Vertreter dieser Gattung, das Homotherium mit türkensäbelartigen Eckzähnen und der große und mächtige Smilodon, der Säbelzahntiger, aus. Aus dem zweiten Evolutionsarm entwickelte sich vor etwa fünf Millionen Jahren die Gruppe der Panthera. Vor etwa drei Millionen Jahren im unteren Pliozän spaltete sich die Linie der Luchse ab und bildete eine einheitliche Gruppe. Im Laufe des Quartärs in den letzten 100.000 Jahren haben sich die modernen Arten der Pantherinen entwickelt.

Die ersten Vorfahren der Kleinkatze der Alten Welt, zu denen auch die Wildkatze (Felis silvestris) gehört, erschienen vor etwa neun Millionen Jahren. Die Wildkatze ist asiatischen Ursprungs und tritt erstmals im unteren Pleistozän mit der Spezies Felis lunensis in Erscheinung. Anschließend breiten sich verschiedene Unterarten in der gesamten Alten Welt aus.

Bedeutung, Geschichte, Kultur

Fast alle Katzenarten sind in ihrem Bestand gefährdet. Neben dem Verlust an Lebensraum spielt die Bejagung (Fellhandel, Traditionelle Chinesische Medizin sowie Konflikt mit derNutztierhaltung) eine Rolle.

Die Hauskatze lebt seit mehreren tausend Jahren in der Gesellschaft des Menschen. Sie hat dort von der Mythologie über zahlreiche Redensarten bis hin zur Belletristik und den Bildenden Künsten eine Spur gezogen.

Systematik der Katzen

Die Familie wird traditionell in Klein- und Großkatzen unterteilt, doch gibt es unterschiedliche Ansichten über eine sinnvolle Einteilung der Katzen. Vorgestellt werden hier die traditionelle und eine modernere, auf molekulargenetischen Untersuchungen beruhende Systematik.

Traditionelle Systematik

Die rezenten Katzen lassen sich in Kleinkatzen (Felinae) und Großkatzen (Pantherinae) sowie die abseits stehenden Geparde (Acinonychinae) unterteilen. Dabei sind "Kleinkatzen" und "Großkatzen" alte Bezeichnungen, die angesichts mancher Zuordnungen (Puma zu den Klein-, Marmorkatze zu den Großkatzen) unsinnig sind. Die unten gezeigte Systematik beruht auf Collier und O'Brien (A molecular phylogeny of the Felidae: immunological distance, 1985) und ist derzeit am verbreitetsten. In älteren Systematiken war es manchmal üblich, alle Katzen außer der Gattung Panthera der Gattung Felis zuzuordnen; manchmal stößt man heute noch auf diese Unterteilung, die jedoch kaum die Verwandtschaftsverhältnisse unterhalb der Familienebene wiedergibt.

  • Unterfamilie Felinae
  • Unterfamilie Pantherinae
    • Gattung Neofelis
    • Gattung Panthera
      • Löwe (Panthera leo; Linnaeus, 1758)
      • Jaguar (Panthera onca; Linnaeus, 1758)
      • Leopard (Panthera pardus; Linnaeus, 1758)
      • Tiger (Panthera tigris; Linnaeus, 1758)
    • Gattung Pardofelis
    • Gattung Uncia
  • Unterfamilie Acinonychinae
    • Gattung Acinonyx
      • Gepard (Acinonyx jubatus; von Schreber, 1775)

Großkatzen können im Gegensatz zu den Kleinkatzen Brülllaute von sich geben. Schnurren können alle Katzen, die Großkatzen jedoch nur beim Ausatmen, die Kleinkatzen sowohl beim Ein- wie beim Ausatmen.

Moderne Systematiken

Das Klassifikationsschema von Wozencraft (1993) behielt im wesentlichen die Einteilung in Unterfamilien bei, löste aber die Acinonychinae auf. Die Felinae wurden in die drei Abstammungslinien der Wildkatzen-Gruppe, der Ozelot-Gruppe und der Großkatzen-Gruppe aufgebrochen, wobei letztere eine Überleitung zu den Pantherinae sein sollte. Der Gepard wurde erstmals als Verwandter des Pumas angesehen und mit diesem zusammen in einer Übergattung gruppiert.

Der Molekularbiologe Stephen J. O'Brien, spezialisiert auf die Erforschung der Stammesgeschichte der Katzen, hat 1996 (in "Wild Cats: Status Survey and Conservation Action Plan", Kristin Nowell & Peter Jackson (Hg.), IUCN, Cambridge 1996) seine Studien publiziert. Sein Stammbaum basiert auf seiner Untersuchung von Zellproben sämtlicher Katzenarten mittels fünf verschiedenen molekularbiologischen Methoden.

Hier eine Zusammenfassung:

  1. Wildkatzen-Gruppe (Graukatze, Manul, Rohrkatze, Sandkatze, Schwarzfußkatze, Wildkatze)
  2. Großkatzen-Gruppe
    1. Gepard und Puma
    2. Goldkatzen (Afrikanische Goldkatze, Asiatische Goldkatze, Borneo-Goldkatze)
    3. Bengalkatzen (Bengalkatze, Fischkatze, Flachkopfkatze, Karakal, Rostkatze, Serval)
    4. Wieselkatze
    5. Luchse und Marmorkatze
    6. Eigentliche Großkatzen (Jaguar, Leopard, Löwe, Nebelparder, Schneeleopard, Tiger)
  3. Ozelot-Gruppe (Bergkatze, Chilenische Waldkatze, Kleinfleckkatze, Langschwanzkatze, Ozelot, Pampaskatze, Tigerkatze)

Die "New Encyclopedia of Mammals" (Oxford, 2001) stellt ein noch neueres Klassifikationsschema vor, das auf umfangreichen DNA-Analysen beruht. Hiernach sind die Katzen in drei Unterfamilien zu teilen. Die Ozelot-Gruppe umfasst demnach wie bei Wozencraft die Gattungen Leopardus, Oncifelis und Oreailurus. Die Felinae besteht nur noch aus den Gattungen Felis und Otocolobus, und der gesamte Rest der Katzen wird den Pantherinae zugeschlagen. In diesen werden sechs monophyletische Untergruppen gesehen:

  1. Asiatische Goldkatze und Borneo-Goldkatze
  2. Bengalkatze, Fischkatze und Flachkopfkatze
  3. Großkatzen: Gattungen Panthera und Uncia
  4. Karakal-Gruppe: Afrikanische Goldkatze und Karakal
  5. Luchs-Gruppe: Luchse und Marmorkatze
  6. Puma-Gruppe: Gepard, Jaguarundi und Puma

Nebelparder, Serval und Rostkatze gehören auch zu den Pantherinae, ihre weitere Zugehörigkeit ist aber unklar, und sie lassen sich vorerst keiner der sechs Linien zuordnen.

Nach Johnson & al. 2006 sind die heutigen Katzenarten auf einen asiatischen Vorfahren im späten Miozän vor ca. 11 Mill. Jahren zurückführen. Innerhalb der phylogenetischen Entwicklung lassen sich acht Hauptlinien unterscheiden. Darüber hinaus sind für diesen Zeitraum mindestens 10 kontinentüberschreitende Migrationsschübe nachweisbar, ermöglicht durch episodisch auftretende Landbrücken.

Keine der modernen Systematiken ist bisher so etabliert, dass sie die traditionelle Systematik wirklich abgelöst hätte. Vorerst sind diese Ergebnisse daher mit Vorsicht zu genießen.

Literatur

  • W.E. Johnson et al., 2006 “The Late Miocene radiation of Modern Felidae: A genetic assessment.” -- Science, Bd. 311, S. 73-77, Jan. 2006
Commons: Katzen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien