Die Pilonidalzyste (Sinus pilonidalis) ist eine Fistelbildung oberhalb den Steißbeines, deren genaue Ursache noch nicht erforscht wurde. Zwei Theorien zur Ursache gibt es:
Ursachentheorie
Angeborene Pilonidalzyste
Anhand dieser Theorie verbleibt nach der Embryonalzeit eine Öffnung am Ende des Neuralrohres (Neuroporus) erhalten. Diese Öffnung stellt eine Verbindung zwischen Steißbeinspitze und Analrand dar.
Erworbene Pilonidalzyste
Die Pilonidalzyste entsteht durch das Eindringen von Haaren und Epidermis. Grund dafür sind meist eine schlechte Körperpflege und Hygiene, sowie starke Behaarung in der Dammregion.
Stadien
blande Verlaufsform
Die blande Verlaufsform ist die schwächste Form. Sie zeigt keinerlei Entzündungszeichen auf. Nur wenige Fistelöffnungen sind an der Hautoberfläche zu finden (1-2).
Akut abszedierender Verlaufsform
Durch Schwitzen und Reibung, beispielsweise von rauher Unterwäsche, und starke Behaarung in der Region führen zur Infektion und Eiterbildung.
Chronischer fistelnder Verlauf
Es finden sich keine akuten Entzündungszeichen, dafür aber eine dauerhafte Absonderung (Fistelsekretion) in Form von Eiter oder blutiger Flüssigkeit. Es besteht Juckreiz, die Unterwäsche wird mit Eiter oder Blut verschmiert.
Diagnosestellung
Die Diagnosestellung ist auf Grund der Krankheitsgeschichte und Schilderung der Beschwerden relativ einfach. Eine einfache Untersuchung in der Steißbeinregion genügt. Es finden sich dann eine Fistelöffnung sowie Entzündungszeichen der Region.
Therapie
Die konservative Therapie (also ohne Operation) mit Hilfe von Salben, Sitzbäder, Eisbeuteln, etc. sind ein absoluter Ausnahmefall in der modernen Medizin. In jedem Fall sollte eine chirugische Sanierung erfolgen.
Da sich hinter der Fistel meistens eine Dermoidzyste versteckt, sollte eine radikale Excision ausschneiden durchgeführt werden um ein erneutes Auftreten zu vermeiden.
Ablauf der Operation
Die Operation verläuft unter Vollnarkose, bei weniger schweren Fällen (kleines, noch nicht entzündetes Fistelsystem) auch unter örtlicher Betäubung. Es kann ein Krankenhausaufenthalt von drei bis vier Tagen nötig sein. Immer öfter aber werden diese Operationen ambulant durchgeführt.
Nach Einleiten der Narkose wird Methylenblau in die Fistelöffnung gespritzt, um die Fistelkanäle sowie Zystenhöhle zu färben. Der Hautschnitt wird in ovaler Form um den Abszess herum gesetzt. Die Fistel muss dann breit umschnitten werden. Die Schnittführung muss bis auf die Knochenhaut des Steißbeins reichen. Erst hier werden die Haut und das Fettgewebe mit dem Fistelkanal scharf von der Knochenhaut abgetrennt. Das Abschaben des restlichen Gewebes von der Knochenhaut ist ein entscheidender Schritt, um das erneute Auftreten zu vermeiden. Wenn nur eine kleine Fistel mit geringen Entzündungszeichen vorhanden war, kann eine primäre (in derselben operativen Sitzung) Naht beziehungsweise ein primärer Hautverschluss durchgeführt werden. Lag eine stark infizierte Fistelbildung vor, ist in jedem Falle die sekundäre Wundheilung (offene Wundheilung) anzustreben.