La Gomera ist mit 378 km² und 21.746 (ISTAC, 2005) Einwohnern nach El Hierro die zweitkleinste der Kanarischen Inseln. Sie gehört zum Verwaltungsbereich von Teneriffa. Verwaltungssitz ist San Sebastián de la Gomera.


Allgemeines
Der vulkanische Ursprung der Insel ist noch sehr gut sichtbar. Auf dem Hochplateau ist der größte noch zusammenhängende Lorbeerwald der Erde zu bestaunen. Dieser, und die eng zusammenstehenden Vulkanschlote, gehören zum Nationalpark Garajonay, der UNESCO-Weltnaturerbe ist. Höchste Erhebung der Insel ist der gleichnamige Garajonay mit 1.487 Metern Höhe.
Zu den Besonderheiten La Gomeras gehört die weltweit nur hier existierende Pfeifsprache der Gomeros, El Silbo. Sie hatte den Vorteil, über große Distanz verstanden zu werden, was den Gomeros zu einer einfachen Verständigung über ihre weiten Täler (Barrancos) verhalf.
Im bekanntesten Tal der Insel, dem Valle Gran Rey (Tal des großen Königs), gibt es Hippie-Kommunen, die zum Teil in Höhlen an einem Strand, der so genannten Schweinebucht, wohnen.
Geschichte
La Gomera war vermutlich schon den Phöniziern bekannt. Die Ureinwohner (Guanchen) der Kanarischen Inseln sind mit den nordafrikanischen Berbern (Imazighen) kulturgeschichtlich verwandt. Der Name Gomera könnte auf den alten Berberstamm Ghomara zurückgehen. Eindeutige Belege gibt es allerdings nicht. Der Stamm der Ghomara war Teil der in Südmarokko ansässigen großen Berber-Föderation der Masmoudâ, diese Stammesföderation gründete den Staat "Al-Barghwat'a" zur Zeit der Islamisierung Marokkos und später die große berberische Dynastie der Almohaden. Die Almohaden regierten von Marakkesch aus ganz Nordafrika und Andalusien.
Die Spanier eroberten 1404 mit Jean de Béthencourt die Insel. Die Guanchen ergaben sich zunächst, reagierten aber auf ungerechte Behandlungen seitens der Eroberer mit zahlreichen Aufständen. Im weiteren Verlauf des 15. Jahrhunderts folgte der Graf Hérnan Peraza, der als besonders grausam verschrien war, er herrschte von 1477 bis 1485. Nach seiner Ermordung folgte ihm seine Frau Beatriz de Bobadilla nach.
Christoph Kolumbus machte hier seine letzte Zwischenstation, bevor er am 6. September 1492 zu seiner Reise nach Indien aufbrach, wobei er Amerika entdeckte. Gerüchte besagen, er solle in Beatriz de Bobadilla verliebt gewesen sein, weshalb er seinen Aufenthalt länger als notwendig hinzog. Zumindest half sie ihm bei der Reparatur eines seiner Schiffe. Angeblich wurde außerdem der amerikanische Kontinent erstmals mit Quellwasser aus einem Brunnen in San Sebastián de la Gomera geweiht.
Wirtschaft
In den flachen Gebieten der Küstenregionen herrschen Bananenplantagen vor, deren kleine schmackhafte Früchte aber nicht für den Export bestimmt sind. Weitere Landwirtschaft war weit verbreitet, da in höheren Lagen, die in den Wintermonaten häufigen Regenfälle genutzt werden konnten, und im Frühjahr geerntet wurde. Viele Anbauflächen liegen inzwischen brach, da in den 60er und 70er Jahren eine Landflucht stattfand. Auch einige, entlegenere Dörfer sind teilweise völlig verlassen.
Heute spielt die Landwirtschaft für den Eigenbedarf zwar noch eine Rolle, aber meist bringt der noch sanfte Tourismus einen akzeptablen Wohlstand.
Klima
Klimatisch trennt sich die Insel in die trockene Süd- und die von Passatwinden mit feuchter Luft versorgte, fruchtbare Nordhälfte. Zur Wasserversorgung der in Treppen an den Berghängen angelegten Feldflächen wird der Regen und das per Kondensation entstehende Wasser in Reservoirs aufgefangen und an die Bewohner verteilt. Neben Kartoffeln werden auch Tomaten und Wein angebaut.
Klimatabelle Gomera ----------------------------------------------------------------------- Monat JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ ----------------------------------------------------------------------- Ø Tagestemperatur 21 21 22 23 24 25 27 29 28 26 24 22 Ø Nachttemperatur 15 15 15 16 17 18 20 21 20 19 18 16 Ø Sonnenstunden pro Tag 6 6 7 8 9 9 9 9 8 7 6 5 Ø Regentage/Monat 6 4 3 2 2 1 0 0 2 5 6 7 Ø Wassertemperatur 19 18 18 18 19 20 21 22 23 23 21 20
Verkehr
Der einzige, im Jahre 1999 neu eröffnete, Flughafen liegt bei Playa Santiago in der Gemeinde Alajeró. Die Landebahn ist zu klein für internationale Chartermaschinen, daher wird der Flughafen nur für den regionalen Verkehr der Fluggesellschaft Binter Canarias innerhalb der Inseln benutzt. Täglich gibt es jeweils zwei Flüge von und nach Teneriffa-Nord und nach Gran Canaria.
La Gomera kann mit der großen Schnellfähre der Reederei Fred Olsen von Los Cristianos (Teneriffa-Süd) in ca. 35 Minuten oder einer älteren Autofähre der Reederei Naviera Armas in ca. 90 Minuten erreicht werden. Eine kleine Schnellfähre der Reederei Garajonay Expres S.L. verkehrt zusätzlich dreimal täglich in etwa 100 Minuten zwischen Los Cristianos und Vueltas im Valle Gran Rey auf La Gomera, mit Zwischenstopps in San Sebastián de la Gomera und Playa Santiago im Süden von La Gomera.
Weitere Fährverbindungen bestehen zu den Nachbarinseln La Palma und El Hierro.
Das Straßennetz der Insel ist sehr gut ausgebaut. Linienbusse, auf den Kanaren Guagua genannt, verbinden alle Gemeinden miteinander. Die Busse fahren jedoch sehr selten, kleinere Orte sind oft nur schwer per Bus zu erreichen.
Gemeinden La Gomeras
Literatur
- Baillon/Eames/Fernandez-Armesto: APA-Guides. Teneriffa - La Gomera - La Palma - El Hierro, APA : Berlin u. a. 1990
- Pott, Joachim/Hüppe, Joachim/Wildpret de la Torre, Wolfredo : Die Kanarischen Inseln. Natur- und Kulturlandschaften, Ulmer : Stuttgart 2003, 320 S., 295 Farbfotos, 28 Farbgrafiken, 3 Tabellen, ISBN 3-8001-3284-2 (reichbebilderte Darstellung der Geobotanik)
- Steuer, Rüdiger: La Gomera, APA: Januar, 2005, Goldstadt Verlag (besonders für Wanderfreaks zu empfehlen, da hier detaillierte Wanderwege beschrieben werden)
- Wolfsperger, Klaus und Annette: La Gomera: Dezember, 2005, Bergverlag Rother, ISBN 3-7633-4007-6 (sehr empfehlenswerter Wanderführer für die Insel)
- Janosch, Gastmahl auf Gomera Roman, München 1997, 189 Seiten, Goldmann-Verlag, ISBN 3-442-44371-7
- Beckmann, Mani, Sodom und Gomera, Roman, 1999, Lübbe, ISBN 3-404-14200-4