Quentin Tarantino

US-amerikanischer Filmregisseur, Schauspieler, Filmproduzent und Drehbuchautor
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Quentin Tarantino (* 27. März 1963 in Knoxville/Tennessee) ist ein US-amerikanischer Regisseur, Schauspieler, Produzent und Drehbuchautor.

Leben

Quentin Tarantino kam in Knoxville, Tennessee, zur Welt. Seine Mutter Connie war bei der Geburt erst 16 Jahre alt, sein Vater 21. Benannt wurde er nach der Figur Quint aus der Fernsehserie Gunsmoke mit Burt Reynolds. Als er zwei war, zog seine Mutter mit ihm nach Los Angeles, wo sie ihn alleine großzog. Seine Freizeit verbrachte Tarantino bevorzugt in kleinen Vorstadtkinos, die hauptsächlich Martial-Arts-Filme und B-Movies zeigten.

Mit 17 brach er zugunsten einer Schauspielausbildung die Schule ab. Fünf Jahre später übernahm er einen Job in der Video Archives-Videothek in Manhattan Beach. Dort eignete er sich ein umfassendes Film-Detailwissen an und schrieb gemeinsam mit seinen Freunden Roger Avary und Jerry Martinez die Drehbücher My Best Friend’s Birthday (1987 teilweise verfilmt) und The Open Road. Letzteres wurde wegen seiner Länge (über 500 Seiten) jedoch von allen Studios abgelehnt und später in True Romance und Natural Born Killers aufgeteilt.

Von der vergeblichen Suche nach Investoren frustriert, verfasste Tarantino Anfang der 1990er das Skript zu Reservoir Dogs, das er ursprünglich mit billigsten Mitteln selbst verfilmen wollte. Auf Initiative des Produzenten Lawrence Bender wurde jedoch der Schauspieler Harvey Keitel auf das Projekt aufmerksam und sicherte seine finanzielle Unterstützung zu.

Der Film, in dem neben Keitel und Tarantino auch Michael Madsen, Steve Buscemi, Chris Penn, Tim Roth und Lawrence Tierney mitwirkten, wurde ein großer Erfolg und u. a. auf dem Sundance Film Festival gezeigt. Tarantino galt als ein neuer Hoffnungsträger des unabhängigen Films und fand nun auch Käufer für seine anderen Drehbücher: 1993 wurde True Romance von Tony Scott verfilmt, Oliver Stone drehte ein Jahr später die kontroverse Mediensatire Natural Born Killers, von der sich Tarantino jedoch distanzierte. Gemeinsam mit Lawrence Bender gründete er die Produktionsfirma A Band Apart.

1994 begann er die Arbeit an seinem zweiten Spielfilm Pulp Fiction. Auch dieser entstand mit relativ bescheidenen Mitteln, wurde jedoch ein großer Erfolg an den Kinokassen. Viele Kritiker lobten die innovative Erzählstruktur und die clevere Handlung, auch wenn manche die extreme und übertriebene Darstellung von Gewalt bemängelten. Der Kultfilm verhalf Schauspielern wie John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Uma Thurman u. v. a. zu einem Karriere-Schub und erhielt zahlreiche Preise (u.a. die Goldene Palme von Cannes, den Oscar für das beste Drehbuch sowie sechs weitere Nominierungen.)

Nach dem kommerziellen Durchbruch legte Tarantino eine dreijährige Pause als Regisseur ein. 1995 schrieb er Teile der Drehbücher zum Episodenfilm Four Rooms – Silvester in fremden Betten und From Dusk Till Dawn, das von seinem Freund Robert Rodríguez verfilmt wurde. Seine Mitarbeit an Crimson Tide ist bis heute nicht bestätigt.

Für seine nächste Regiearbeit, Jackie Brown von 1997, besetzte Tarantino u.a. Pam Grier, Robert Forster (zwei seiner Jugendidole), Robert De Niro, Samuel L. Jackson, Bridget Fonda und Michael Keaton. Obwohl der Film viele seiner Fans enttäuschte, erhielt er eine Oscar-Nominierung, einen Golden Globe und eine weitere Golden-Globe-Nominierung.

Nach einer weiteren Pause von fünf Jahren kündigte er sein nächstes Projekt, den Rache-Epos Kill Bill, an. Während der Dreharbeiten entschied er, zwei Teile zu produzieren, die 2003 und 2004 im Abstand von wenigen Monaten ins Kino kamen.

2005 unterstützte er seinen Freund Robert Rodríguez bei den Dreharbeiten zu Sin City und führte für eine Gage von einem Dollar Gast-Regie.

Das nächste Projekt, das voraussichtlich 2006 ins Kino kommt, heißt Grind House. Ein zweigeteilter Horror-Film, dessen Regie sich Tarantino erneut mit Robert Rodríguez teilt. Drehbeginn ist voraussichtlich im Januar 2006. Tarantinos Teil soll Death Proof heißen und eine Art Slasher-Film mit einem Auto als Waffe sein. Rodriguez Teil wird ein Zombiefilm mit dem Titel Project Terror. Zwischen den beiden Episoden sollen noch Trailer zu frei erfundenen Filmen gezeigt werden.

Der schon mehrfach verschobene Film Inglorious Bastards kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr 2006. Tarantino benötigt noch ein Jahr, um das Drehbuch zu perfektionieren. Er handelt von einer Gruppe Soldaten im Zweiten Weltkrieg nach dem Vorbild von Die Sieben Samurai.

Stilistik

Durch das Vermischen verschiedener Film- und Musikstile schafft Tarantino in seinen Filmen eine ganz eigene, unverkennbare Atmosphäre, die oft durch die nicht lineare zeitliche Abfolge der einzelnen Szenen unterstützt wird. Er gilt als brillanter Drehbuchautor, der vor allem mit seinen witzigen Nonsens-Dialogen besticht. Kontroverse Reaktionen rufen seine teilweise schockierenden Gewaltdarstellungen hervor.

Tarantino wird der Riege der Autorenfilmer zugeordnet, da er alle wichtigen Aspekte seiner Filme selbst bestimmt, Regie führt und immer auch selbst auftritt (Pulp Fiction, Reservoir Dogs, "From Dusk Till Dawn"), sich kurz im Hintergrund zeigt (Kill Bill) oder auch nur etwas spricht (Jackie Brown). Anders als z. B. bei Alfred Hitchcock können seine Auftritte in den eigenen Filmen also immer variieren. Weiterhin sind seine Filme oft über bestimmte Dialoge, Markenzeichen oder versteckte Anspielungen miteinander verknüpft. So wird schon in Reservoir Dogs über Pam Grier gesprochen, die fünf Jahre später in Jackie Brown die Hauptrolle spielte. Vic Vega (Michael Madsen) in Reservoir Dogs ist der Bruder von Vincent Vega (John Travolta) aus Pulp Fiction.

Vorlieben und Retroelemente

In den verschiedenen Filmen werden ganz unterschiedliche Vorlieben von Quentin Tarantino untergebracht. Durch seinen Job in einer Videothek wurde er zu einem großen Fan von skurrilen B-Movies und Martial-Arts-Filmen, die er in seinen eigenen Werken häufig zitiert. Außerdem ist er ein großer Fan von Sergio Leones Italowestern, deren Stilmittel er häufig in seinen Filmen einbaut, so z. B. in Kill Bill Vol. 2. Zu seinen Vorbildern zählen Stanley Kubrick, Brian De Palma, Martin Scorsese, Alfred Hitchcock, Sergio Leone und James Best. Meistens reaktiviert er ältere, bekannte Schauspieler wie John Travolta und Michael Keaton oder setzt gar Ikonen für die Filme, auf die angespielt wird, als Hauptdarsteller ein. Das sind z. B. Pam Grier in Jackie Brown oder Sonny Chiba und David Carradine in Kill Bill. Vielen (z. T. ehemaligen) Stars verhilft er so zu einem neuen Popularitätsschub, weil er jede Rolle einprägsam inszeniert. Einen hohen Stellenwert in Tarantinos Filmen hat die Musik. Die Soundtracks sind geprägt von klaren Gitarrenklängen und einem Mix aus südkalifornischen, mexikanischen und texanischen Sounds. Klassischer Rock ’n’ Roll, Surfrock, Tex-Mex, Texas-Blues und Filmmusik, die stark von Ennio Morricone beeinflusst ist, tauchen immer wieder in seinen Filmen auf. Häufig stammt der Soundtrack aus seiner privaten Plattensammlung.

Bekannte Stammschauspieler

  • Harvey Keitel (Reservoir Dogs, Pulp Fiction, From Dusk Till Dawn)
  • Michael Madsen (Reservoir Dogs, Kill Bill)
  • Samuel L. Jackson (Pulp Fiction, Jackie Brown, Kill Bill)
  • Steve Buscemi (Reservoir Dogs, Pulp Fiction)
  • Tim Roth (Reservoir Dogs, Pulp Fiction, Four Rooms)
  • Uma Thurman (Pulp Fiction, Kill Bill)
  • Bruce Willis (Pulp Fiction, Four Rooms)

Neben den wiederkehrenden Darstellern existieren zahlreiche Markenzeichen, die in vielen Tarantino-Filmen auftauchen. Dazu zählen Dinge wie Chevrolets, „Red Apple“-Zigaretten, „Big Kahuna“-Burger, silbernes Klebeband ("Tarantino Band") und diverse Rollennamen; aber auch Stilmittel wie der „mexikanische Schusswechsel“, der obligatorische „Trunk-Shot“ (eine Kamera-Einstellung aus dem Inneren eines Kofferraums), unkonventionelle Erzählstrukturen, lange Kamerafahrten und Close-ups.

Ein besonderes Verhältnis hat Tarantino zur Schauspielerin Uma Thurman, die sowohl in Pulp Fiction als auch in Kill Bill Hauptrollen übernahm und die er als seine „Muse“ bzw. „seine Marlene Dietrich“ bezeichnet. Gerade von ihr sind in diesen Filmen Großaufnahmen ihrer Füße zu sehen. Generell kommen in Tarantinos Filmen häufig Nahaufnahmen von mehr oder weniger bekleideten Füßen zum Einsatz. Ihm wird nachgesagt, er sei Fußfetischist, was durch den Dialog über Fußmassagen in Pulp Fiction noch bekräftigt wird.

Als Lieblingsfilme hat Tarantino dabei häufig die Sleaze Klassiker Der Tollwütige, der in Jackie Brown sogar auschnittweise gezeigt wird, und Der Killer von Wien genannt.

Tarantinos Arbeit besticht durch seine vielen Zitate, die er den Filmen von Sergio Corbucci, Enzo Castellari, Sergio Grieco und dem asiatischen Kino entnommen hat. Dabei geht Tarantino so weit, dass er ganze Szenen inklusive der Dialoge aus Filmen wie Django kopiert hat. Bei Puristen hat ihm dies Kritik eingebracht, doch den Protagonisten von damals scheint dies nicht viel auszumachen. So gibt es ein Gerücht, dass Tarantino in dem neusten Western von Castellari in der Anfangsszene von Franco Nero erschossen werden soll. Tarantino soll auf dieses Rollenangebot geantwortet haben: „Von Franco Nero erschossen zu werden? Sofort!“

Bekannte Kollegen

Tarantino arbeitet oft mit dem befreundeten Regisseur Robert Rodríguez zusammen, für dessen Film From Dusk Till Dawn er das Drehbuch schrieb und selbst eine der Hauptrollen spielte. Zudem hatte er einen kurzen Gastauftritt in Rodríguez’ Actionreißer Desperado. Weitere gemeinsame Projekte waren Four Rooms, die From Dusk Till Dawn-Sequels und Tarantinos Auftritt als Gastregisseur für die Comic-Verfilmung Sin City, für den er 1 US-Dollar Gage bekam. Damit löste Tarantino sein Versprechen gegenüber Rodriguez ein, ihm für 1 US-Dollar zu helfen, weil Rodriguez den Soundtrack zu Tarantinos Kill Bill: Vol. 2 für 1 US-Dollar produzierte.

Roger Avary assistierte ihm bei den Drehbüchern zu Reservoir Dogs und Pulp Fiction. Für Letzteren teilen sich die beiden den Oscar für das beste Original-Drehbuch, verliehen 1995.

Auszeichnungen und Nominierungen

  • 1992: Nominierung für den Grand Jury Prize beim Sundance Film Festival für Reservoir Dogs
  • 1995: Oscar für das beste Originaldrehbuch für Pulp Fiction
  • 1995: Oscar-Nominierung als bester Regisseur für Pulp Fiction
  • 1995: Oscar-Nominierung für den besten Film (Pulp Fiction)
  • 1994: Goldene Palme bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes für Pulp Fiction
  • 1995: César-Nominierung für den besten ausländischen Film (Pulp Fiction)
  • 1995: Golden Globe für das beste Originaldrehbuch für Pulp Fiction
  • 1995: Golden-Globe-Nominierung als bester Regisseur für Pulp Fiction
  • 1995: BAFTA-Award für das beste Originaldrehbuch für Pulp Fiction
  • 1995: BAFTA-Award-Nominierung für den besten Film (Pulp Fiction)
  • 1998: Nominierung für den Goldenen Bären bei den Berliner Filmfestspielen für Jackie Brown
  • 2005: Grammy-Nominierung für das beste Soundtrack-Album (Kill Bill)
  • 2005: Emmy-Nominierung für das beste Serien-Drehbuch (finale Folge der 5. Staffel CSI – Grave Danger)

Filmografie

Als Regisseur:

Als Autor:

Als Produzent:

Als Darsteller:

TV-Serien-Auftritte und -Regie:

Ungenannte Drehbuch-Mitarbeit: (Quelle: Robert Fischer/Peter Körte/Georg Seeßlen: Quentin Tarantino. Berlin, 1997)

Literatur

  • Fischer, Robert, Peter Körte, Georg Seeßlen: Quentin Tarantino. Bertz + Fischer, Berlin 2004 (film:1). ISBN 3-929470-88-8. Leseproben auf: Bertz + Fischer Verlag
  • Bernard, Jami: Quentin Tarantino - The Man and his Movies. Harper, 1995.
  • Holm, D.K.: The Pocket Essential Quentin Tarantino. Pocket Essentials, 2004.