Christian Neuling

deutscher Diplom-Ingenieur, Prokurist, Politiker, MdA, MdB
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Christian Neuling (* 18. September 1943 in Neudamm/Küstrin) ist ein promovierter Diplom-Ingenieur, Prokurist und CDU-Politiker (ehemals MdB).

Werdegang

Nach dem Abitur 1962 studierte Neuling an der TU Berlin und schloss 1969 als Diplom-Ingenieur ab. Während des Studiums absolvierte Neuling verschiedene technische und kaufmännische Praktika bei Firmen in München, Frankfurt und Paris. Mit einem Doktoranden-Stipendium konnte Neuling 1970/71 in den USA seine Dissertation finanzieren. 1972 erfolgte dann seine Promotion zum Dr. rer. pol. Daran schloß sich eine Assistenz der Geschäftsleitung 1972/1973 sowie die Prokura 1973 der Firma Paul Neuling Mineralölwerk an. Neuling war darüber hinaus Kommanditist und geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Neuling Diagnostika GmbH.

Mitgliedschaften und Aktivitäten

Neuling ist seit 1973 Mitglied der CDU und von 1979 bis 1987 Mitglied und stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender im Abgeordnetenhauses von Berlin und von 1987 bis 1994 Mitglied des Bundestages und dort Vorsitzender des Bundestagsunterausschusses zur Kontrolle der Treuhandanstalt.

Seit 1977 war Neuling Vorsitzender der Berliner Wirtschafts- und Mittelstandsvereinigung.

Wirtschaftsskandale mit der Fa. Aubis

Anfang der 1990er Jahre wurde gegen Neuling ermittelt, weil er als Vorsitzender des Bundestagsunterausschusses zur Kontrolle der Treuhandanstalt gleichzeitig als Unternehmer mit der Treuhandanstalt Grundstücksgeschäfte betrieben hatte. Das Verfahren wurde eingestellt.

Überweisungen von Neulings Konto, die bis August 2000 in Höhe von 12,5 Millionen DM auf ausländische Konten abgegangen sein sollen, sind Gegenstand von laufenden Verfahren. Insgesamt 300 Millionen Euro war Neuling in seiner Eigenschaft als Chef der Firma AUBIS u.a. zu Zwecken der Sanierung von Plattenbauten von der landeseigenen Berliner Bankgesellschaft-Tochter Berlin-Hannoversche Hypotheken-Bank (Berlin-Hyp) geliehen worden, nachdem Kreditanträge der Dresdner Bank, der Deutsche Pfandbrief- und Hypothekenbank, der DG Bank und weiterer Banken abgelehnt worden waren. Die Einzelbeträge des Gesamtkredites waren alle unterhalb der Grenze von 30 Millionen Euro gehalten worden. Kredite über 30 Millionen mussten durch den Aufsichtsrat der Bank Berlin-Hyp geprüft werden. Durch die drohende Insolvenz von AUBIS verzichtete die Bankgesellschaft zunächst auf die immensen Kredit-Zinsen, um dann den Immobilienbestand ganz über ein Tochterunternehmen zu übernehmen. Durch weitere Ausfälle der Bankgesellschaft war das Land Berlin gezwungen, mit einer Ausfallbürgschaft in Höhe von 21 Milliarden Euro die Insolvenz der Berliner Bankgesellschaft zu verhindern (siehe auch Berliner Bankenskandal).

Die Plattenbauten der AUBIS seien weiterhin mit überteuerten Fernwärmeverträgen durch die Firma Elpag beliefert worden. Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft Neuling und seinem Partner Klaus Hermann Wienhold vor, Verfügungsgewalt über diese Firma gehabt und die Überschüsse aus diesen Verträgen an AUBIS zurücküberwiesen zu haben.

Zeitnah zu den Darlehensgewährungen an AUBIS hatten AUBIS-Manager eine Parteispende in Höhe von 40.000 DM in bar an den damaligen Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus übergeben. Der Empfänger Klaus-Rüdiger Landowsky war zu diesem Zeitpunkt auch Chef der darlehensgebenden Berlin-Hannoversche Hypotheken-Bank (Berlin-Hyp).

Das allmähliche Bekanntwerden dieser und weiterer Skandale führten schließlich zum Bruch der langjährigen großen Koalition von CDU und SPD in der Bundeshauptstadt.

Am 16. April 2002 wurde der Haftbefehl gegen Neuling gegen eine Kaution in Höhe von 950.000 Euro nach sechswöchiger Untersuchungshaft ausgesetzt. Im Falle einer rechtskräftigen Verurteilung könnte eine Kaution aus Neulings Privatvermögen eingezogen werden.