Johann Joseph Kunzmann

böhmischer Spitzenfabrikant und Unternehmer
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Johann Joseph Kunzmann (* 7. Juli 1773 in Sauersack; † 25. Oktober 1826 ebenda) war ein böhmischer Spitzenhändler und Unternehmer.

Leben

Kunzmann war das jüngste Kind des Bergmannes und Spitzenhändlers Christian Kunzmann (1734–1791) und dessen Ehefrau Christliba, geb. Renn (1736–1806).

1812 übernahm Kunzmann zusammen mit Anton Karl Korb aus Breitenbach die Spitzenfabrik in Hirschenstand von Franz Anton Gottschald.[1] Als Gesellschafter fungierte der Handelsmann Felix Kerl aus Platten. Sie führten das 1780 gegründetete Unternehmen unter dem Namen Anton Gottschald und Comp. weiter. 1820 waren in der Firma bereits 8561 Heimarbeiter auch aus den benachbarten Orten St. Joachimsthal, Graslitz, Neudek, Sauersack usw. beschäftigt.[2] Es bestanden neben einer Fabrik in Hirschenstand, Faktoreien in Sauersack und Platten, sowie Zweigstellen in Wien und Prag[3]. Die k. k. privilegierte Spitzenfabrik stieg zum bedeutsamsten Unternehmen für die Erzeugung von Spitzen landesweit auf. Es wurden Spitzen nach Wien, Graz, Pest und anderen Orten der k. k. Monarchie bis über die Grenzen hinaus nach Sachsen abgesetzt. Kunzmann starb 1826 und ist auf dem Friedhof von Frühbuß beigesetzt. Die Firmenleitung übernahmen seine Witwe Ludmilla Kunzmann zusammen mit Korb und Kerl als offene Gesellschaft.[4]

Familie

Kunzmann heiratete 1794 in Hirschenstand die Spitzenhändlerstochter Ludmilla Susanna Gottschald (1774–1843). Aus dieser Ehe gingen folgende Kinder hervor:

  • Johann Peter (1794-?), Spitzenhändler ∞ 1817 in Platten mit Maria Anna Hartzer
  • Theresia (1796-?)
  • Kaspar (1807-?)
  • Kaspar Josef (1814–1873), Spitzenfabrikant, verlegte den Firmensitz nach Neudek ∞ 1835 in Platten mit Karolina Kerl

Nachkommen

Felix Karl Kunzmann (1842-1918) ist ein Enkel von Johann Joseph Kunzmann. Er war Firmeninhaber der k.k. privligierte Neudeker Spitzenfabrik (1868-1918), 25 Jahre lang Bürgermeister von Neudek (1893-1918), Obmann der Bezirksvertretung in Neudek (1906-?)[5][6]. Er wurde Ritter des Franz-Joseph-Orden[7] und in Neudek wurde eine Straße (Karl Kunzmann Straße - heute: Rooseveltova) nach ihm benannt. Er hat sich auch für die Eisenbahn Karlsbad–Johanngeorgenstadt eingesetzt[8] und war dort im Verwaltungsrat[9].

Einzelnachweise

  1. Stephan ¬von Keess: Darstellung des Fabriks-und Gewerbswesens in seinem gegenwärtigen Zustande, vorzüglich in technischer, mercantilischer und statistischer Beziehung: nach den neuesten und zuverlässigsten Quellen und nach vieljährigen eigenen Beobachtungen ... bearbeitet. Anhang und Sachregister. Mörschner und Jasper, 1. Januar 1824 (google.de [abgerufen am 10. Februar 2017]).
  2. Kunst- und Gewerbeblatt des Polytechnischen Vereins für das Königreich Bayern. Fleischmann, 1. Januar 1825 (google.de [abgerufen am 10. Februar 2017]).
  3. J. B. Schilling: Adressenbuch der Handlungs-Gremien und Fabriken, der kais. kön. Haupt- und Residenzstadt Wien, dann mehrerer Provinzialstädte für das Jahr 1833. 1. Januar 1833 (google.de [abgerufen am 10. Februar 2017]).
  4. Jahrbuch für Fabrikanten und Gewerbetreibende, Physiker, Chemiker, Techniker (etc.). Haase, 1. Januar 1844 (google.de [abgerufen am 10. Februar 2017]).
  5. Korrespondenzen aus Böhmen Pilsner Tagblatt vom 25. Feber 1906
  6. Hof- und Personalnachrichten in Prager Abendblatt Nr. 89 vom 18. Feber 1810 (Online bei ANNO)
  7. Verleihung des Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens in Wiener Zeitung vom 2. December 1898
  8. Neue Eisenbahnkonzessionen in Welt Blatt vom 5. November 1897 (Online bei ANNO)
  9. Handelsgerichtliche Kundmachungen in Neue Freie Presse vom 4. April 1900