László Tőkés

rumänischer Magyare, evangelisch-reformierter Bischof und Politiker, MdEP
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László Tőkés (* 1. April 1952) ist ein rumänischer Magyare und evangelisch-reformierter Priester, der als Auslöser für die rumänische Revolution gilt. Er ist heute Bischof der Ungarischen Reformierten Kirche und Präsident des Ungarischen Nationalrates in Siebenbürgen.

Ein Priester als Dissident

Im Sommer 1988 organisierte er den Widerstand von ungarischen reformierten Pfarrern gegen die sogenannte Systematisierung, d.h. das staatliche "Dorfzerstörungsprogramm" von Ceauşescu, wodurch die Aufmerksamkeit des Geheimdienstes Securitate geweckt wurde. Nachdem sich der Geheimdienst der Durchführung eines Kulturfestivals im Oktober 1988 widersetzte, das gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche in Timişoara organisiert wurde, untersagte Bischof László Papp sämtliche Jugendaktivitäten in der Region Oradea (zu der Timişoara gehört). Trotzdem arbeitete Tőkés mit dem Bischof der Rumänisch-Orthodoxen Kirche bei einem anderen Festival im Frühling 1989 zusammen.

Am 31. März 1989 befahl Papp Tőkés, die Predigten in Timişoara einzustellen und in das abgelegene Dorf Mineu (ungarisch: Menyő) umzuziehen. Tőkés widersetzte sich diesem Befehl, und seine Gemeinde unterstützte ihn. Der Bischof zog vor Gericht, um ihn zur Räumung seines Pfarrhauses zu zwingen. Obwohl sein Elektrizitätsanschluss abgestellt wurde, blieben seine Gemeindemitglieder weiterhin auf seiner Seite. Einer von ihnen, Ernő Ujvárossy, wurde am 14. September in einem Wald außerhalb von Timişoara ermordet aufgefunden, und Tőkés' Vater wurde für kurze Zeit verhaftet.

Im September 1989 äußerte sich Tőkés im ungarischen Staatsfernsehen regimekritisch über Ceauşescu und seine Herrschaft. Auf „Schleichwegen“ gelangte eine Videobotschaft nach Budapest und wurde von dort ausgestrahlt. Das Ungarische Staatsfernsehen konnte damals im Westen Rumäniens mit Hilfe von Fernsehantennen relativ problemlos empfangen werden. So wurde ein Teil der Bevölkerung informiert.

Am 20. Oktober desselben Jahres sollte er zwangsumgesiedelt werden. Der damalige Bürgermeister von Timişoara konnte jedoch die Zwangsumsiedlung nicht vollziehen. Gläubige Ungarn, aber auch Deutsche, Serben und Rumänen, darunter vor allem Jugendliche hielten Mahnwachen vor seinem Haus. Die gespannte Lage erreichte ihren Höhepunkt zwischen dem 15. und 17. Dezember, als Militär, Polizei und Geheimdienst versuchten, die Menschenmenge - auch mit Schüssen - zu vertreiben. Über die Zahl der Todesopfer gibt es widersprüchliche Angaben. Auf Befehl von Elena Ceauşescu wurden 40 Tote in Lastwagen nach Bukarest gefahren und kremiert, um die Identifikation der Leichen unmöglich zu machen. Am 18. Dezember nahmen Zehntausende von Industriearbeitern in Timişoara den gewaltlosen Widerstand auf; bis zum 20. Dezember war die ganze Stadt in Aufruhr.

Siehe auch

Geschichte Rumäniens

Romania 1948-1989: A Historical Overview (englisch)