Demenz

krankhaftes Defizit in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten
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Unter dem Begriff Demenz werden nach heutigem Kenntnisstand mehrere verschiedene Krankheiten oder Störungen zusammengefasst (Näheres siehe Definition und Formen). Sie ist eine fast immer, aber nicht ausschließlich, im Alter (Altersdemenz = senile Demenz) auftretende Erkrankung des Gehirns, bei der es zu einer fortschreitenden Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit kommt, vor allem des Gedächtnisses, ferner des Denkvermögens, der Sprache, der Motorik mit unterschiedlichen Ursachen.


Definition

Die diagnostischen Kriterien für eine Demenz beinhalten verschiedene Kombinationen von Defiziten in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten, die zu einer Beeinträchtigung von sozialen und beruflichen Funktionen führen. Gemeinsames Kriterium ist ein stetig fortschreitender Gedächtnisverlust über mindestens 3 Monate.


  • Definition der Demenz im ICD 10

Demenz (F00-F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechens und Urteilsvermögen im Sinne der Fähigkeit zur Entscheidung. Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Die Sinne (Sinnesorgane, Wahrnehmung) funktionieren im für die Person üblichen Rahmen. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet, gelegentlich treten diese auch eher auf. Dieses Syndrom kommt bei Alzheimer-Krankheit, bei Gefäßerkrankungen des Gehirns und bei anderen Zustandsbildern vor, die primär oder sekundär das Gehirn und die Neuronen betreffen.


  • Definition der Demenz im DSM-IV

Die kognitiven Defizite verursachen eine signifikante Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen Funktionen und stellen eine deutliche Verschlechterung gegenüber einem früheren Leistungsniveau dar. Sie treten nicht im Rahmen einer rasch einsetzenden Bewusstseinstrübung oder eines Delirs auf. Zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses muss noch mindestens eine der folgenden Störungen hinzu kommen.

  • Aphasie: Störung der Sprache
  • Apraxie: beeinträchtigte Fähigkeit, motorische Aktivitäten auszuführen
  • Agnosie: Unfähigkeit, Gegenstände zu identifizieren bzw. wieder zu erkennen
  • Störung der Exekutivfunktionen, d.h. Planen, Organisieren, Einhalten einer Reihenfolge

Häufigkeit

Die Ergebnisse einer großangelegten Studie aus dem Jahr 2006 gehen davon aus, daß aktuell weltweit mehr als 24,3 Millionen Menschen an Demenz leiden. Jedes Jahr werden demnach 4,6 Millionen neue Demenzfälle hinzukommen – dies entspricht einer neuen Erkrankung alle sieben Sekunden.

Die Anzahl der Betroffenen wird sich alle zwanzig Jahre verdoppeln auf über 81 Millionen im Jahr 2040. Überraschend ist auch, daß 60% der weltweit Demenzerkrankten in Entwicklungsländern leben.
Die Prognosen der Studien gehen davon aus, daß in Indien, China und dem südlichen Asien bis 2040 ein Anstieg um bis zu 300 Prozent zu befürchten ist [Ferri CP et al. 2006, Lancet].
Ferner ist davon auszugehen, daß bisher bei über der Hälfte alle Senioren (älter als 65 Jahre) im allgemeinärztlichen Patientengut mit vorhandener Demenz nie eine solche Diagnose gestellt wurde [Boustani M et al 2003, Ann Intern Med].
Nach der Berliner Altersstudie (1996) steigt die Zahl der dementen Personen nach Altersgruppen aufgeschlüsselt folgendermaßen an:
65- bis 69-Jährige 1,2%
70- bis 74-Jährige 2,8%
75- bis 79-Jährige 6,0%
80- bis 84-Jährige 13,3%
85- bis 89-Jährige 23,9%
über 90-Jährige 34,6%

Risikofaktoren

Hauptrisikofaktor für eine Demenz ist das Lebensalter mit seinem Abbau an Organfunktionalität (z. B. weniger nutzbare Synapsen im Gehirn, schlechtere Sauerstoffversorgung durch die Lunge und der Ansammlung pathologischer Veränderungen - Stichwort Alterssyndrome). Das Überwiegen des weiblichen Geschlechts ist wahrscheinlich vor allem in der einige Jahre höheren Lebenserwartung von Frauen begründet. Die Häufigkeit der Demenz nimmt mit steigendem Bildungsniveau ab. Auch Depressionen werden als Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz angesehen. Sie treten vor allem in frühen Demenzstadien gehäuft auf und können einer Demenz auch vorausgehen.

Ursachen

Die häufigste Ursache einer Demenz ist die Alzheimersche Krankheit. Aber auch bei zahlreichen anderen vor allem im Alter auftretenden Erkrankungen des Gehirns kann es sukzessive zum Auftreten einer Demenz kommen, zum Beispiel bei der Lewy-Körperchen-Erkrankung (= Lewy-Body-Demenz) oder der Lobäratrophie (= frontotemporale Demenz), auch beim Parkinson-Syndrom (bei dem es sich wahrscheinlich um eine Form der Lewy-Body-Demenz handelt). Ob auch Durchblutungsstörungen des Gehirns eine (vaskuläre) Demenz verursachen können, ist umstritten. Fest steht, dass sich gerade bei alten Menschen oft mehrere Erkrankungen miteinander mischen.

Aus neuropathologischen Untersuchungen ist bekannt, dass die ersten Demenz-typischen Veränderungen im Gehirngewebe bereits im jungen Erwachsenenalter auftreten und mit zunehmendem Lebensalter stetig zunehmen. Zur Demenz kommt es erst, wenn ein großer Teil der Gehirnzellen zerstört ist.

Seltene Demenz-Ursachen sind Infektionskrankheiten wie HIV oder die Syphilis, die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, Normaldruckhydrocephalus, Stoffwechselstörungen wie der Vitamin B12-Mangel die Schilddrüsenunterfunktion oder der Morbus Wilson, oder auch seltenere neurodegenerative Erkrankungen wie z.B. die Chorea Huntington u.a.


  • Tabelle: Häufigste Ursachen der Demenz
Alzheimersche Krankheit ca. 60%
Lewy-Körperchen-Erkrankung und Parkinson-Syndrom ca. 10 - 20%
Frontotemporale Demenz ca. 5 – 10%
Vaskuläre Demenz ca. 15%
Andere < 5%

Die Angaben sind Schätzungen, da die Zuordnung im Einzelfall schwierig bis unmöglich ist und Mischformen häufig sind. Zahlen aus den 90er Jahren.

Diagnostik

Es gibt keine technische Untersuchung, die das Vorliegen einer Demenz-Erkrankung beweist. Die Diagnose ergibt sich vor allem aus der Krankengeschichte, wobei besonders die Angaben der Bezugspersonen zu berücksichtigen sind. Dem Betroffenen selbst fallen seine Gedächtnisstörungen oft nicht auf. Andererseits ist es auch möglich, dass er seine Gedächtnisstörungen im Rahmen einer depressiven Verstimmung überschätzt. Technische Untersuchungen wie beispielsweise die Kernspintomografie oder Computertomografie des Kopfes oder die Elektroenzephalografie sind vor allem zur Differenzierung von anderen Gehirnerkrankungen sinnvoll.

Um keine behandelbare Ursache zu übersehen, sollten zumindest die folgenden Blutuntersuchungen vorliegen: Blutbild, Vitamin B12-Spiegel, Blutzucker, Leberwerte, Nierenwerte, Elektrolyte, Schilddrüsenhormone, CRP.

Differentialdiagnostisch sind auszuschließen: Apoplexie, Delir, Depression, Gehirntumore, Wahn-Erkrankungen. Durch die häufige Multimorbidität im Alter kommen auch Kombinationen dieser Störungen/Krankheiten in Betracht.

Hilfreich zur Diagnosestellung und auch zur Überprüfung des Fortschreitens einer Demenz sind neben der Krankengeschichte zunächst einfache psychometrische Testverfahren wie der MMSE = Mini-Mental State Examination, der Uhrentest oder der DemTect. Solche einfachen und schnell durchführbaren Tests können dann auch zu Verlaufsuntersuchungen eingesetzt werden, zum Beispiel, um das Ansprechen auf Medikamente oder Therapieverfahren zu überprüfen.

Symptome

Im Vorfeld einer Demenz sind oft psychische Störungen zu beobachten, die häufig kaum von denen einer Depression unterschieden werden können wie zum Beispiel Verlust von Interessen und Eigeninitiative, Reizbarkeit, Gefühl der Überforderung, Verlust der affektiven Schwingungsfähigkeit, depressive Verstimmungen.

Leitsymptom aller Demenz-Erkrankungen ist die Störung des Gedächtnisses, vor allem des Kurzzeitgedächtnisses. Die Vergesslichkeit ist ja zunächst etwas Normales. Oft ist zumindest in den Anfangsstadien die äußere Fassade dabei gut erhalten, so dass die Gedächtnisstörungen im oberflächlichen Kontakt sehr gut überspielt werden können. Dies gelingt besonders gut den Menschen, die ihr Leben lang viele soziale Kontakte hatten - der verbindliche Umgangston ersetzt streckenweise den Inhalt der Botschaft (Kommunikation).

Zum Beispiel antwortet ein Dementer oft auf die Frage: "Wie alt sind Sie?" mit "Ich bin 1919 geboren, jetzt können Sie es sich ausrechnen" oder mit "Raten Sie mal!" und überspielt damit seine zeitliche Desorientierung.

Später verlieren sich länger zurück liegende Gedächtnisinhalte. Wenn die Demenz fortschreitet, treten auch andere Störungen der Hirnfunktion hinzu, wie zum Beispiel Wortfindungsstörungen, Rechenstörungen und Störungen der Raumwahrnehmung, so dass sich die Betroffenen häufig verlaufen, besonders wenn in der ihnen über Jahrzehnte geläufigen Umgebung bauliche Veränderungen stattfinden.

Demenz-Kranke verlieren ihre Eigeninitiative. Sie vernachlässigen ihre früheren Hobbys, ihre Körperpflege und das Aufräumen ihrer Wohnung. Schließlich sind sie nicht mehr in der Lage, sich ausreichend zu ernähren. Sie haben keinen Antrieb zum Essen, verlieren das Hungergefühl und vergessen schließlich, die Nahrung zu kauen und herunter zu schlucken. Sie magern ab und werden anfällig für internistische Erkrankungen wie zum Beispiel eine Lungenentzündung. Auch motorische Störungen gehören meist zum Bild einer fortgeschrittenen Demenz, wenn es sich nicht um eine Demenz-Erkrankung handelt, die mit motorischen Störungen beginnt wie zum Beispiel das Parkinson-Syndrom. Die Patienten werden zunehmend steif am ganzen Körper. Ihr Gang wird kleinschrittig, schlurfend und breitbeinig. Sie sind fallgefährdet, auch weil es zu einer Störung der Haltereflexe kommt.

Wahnhafte Störungen können bei allen Demenzformen auftreten. Relativ typisch sind sie für die Lewy-Body-Demenz, die Demenzform beim Parkinson-Syndrom. Es handelt sich vor allem um optische Halluzinationen. Typischerweise sehen die Betroffenen zunächst vor allem im Zwielicht der Dämmerung nicht anwesende Personen, mit denen sie mitunter sogar Gespräche führen. Die Patienten können sich in diesem Stadium meist von ihren Halluzinationen distanzieren, das heißt sie wissen, dass die Personen, mit denen sie sprechen nicht anwesend sind. Später sehen sie Tiere oder Fabelwesen, Muster an den Wänden, Staubfussel. Schließlich erleben sie groteske, meist bedrohliche Dinge, zum Beispiel Entführungen. Diese szenischen Halluzinationen sind in der Regel sehr angstgefärbt. Die Patienten werden nicht selten aggressiv, wenn sie die sich in besten Absichten nähernden Angehörigen und Pflegenden in ihr Wahnsystem einbauen. Hier sind die Übergänge zum Delir fließend.

Verschiebungen im Tag-Nacht-Rhythmus können erhebliche pflegerische Probleme bereiten.

Im weit fortgeschrittenen Stadium erkennen die Betroffenen schließlich nicht einmal ihre engsten Angehörigen wieder. Sie werden völlig apathisch, bettlägerig und inkontinent.

Die Demenz schränkt die Lebenserwartung ein. Die Demenz selbst ist aber nicht Todesursache, sondern die durch die Demenz begünstigten Erkrankungen. Je besser man diese beherrschen kann, je besser die Ernährung (z.B. über einen Plastikschlauch direkt in den Magen) und die Pflege, desto mehr steigt die Lebenserwartung der Demenz-Kranken im Endstadium.

Erleben demenzkranker Menschen

Wenn man versucht, sich in die Gefühlswelt demenzkranker Menschen hineinzuversetzen, fällt die Kommunikation mit ihnen leichter.

Für Demenzkranke sieht die Welt merkwürdig und unverständlich aus, weil sie die Geschehnisse nicht in einen größeren Kontext einordnen können. Aufgrund ihrer Erinnerungsstörungen ist ihnen der Zugriff auf frühere Erfahrungen und Erlebnisse verwehrt, um sich mit deren Hilfe in der jetzigen Situation zurechtzufinden. Es fehlt das Wissen und die Sicherheit von Ressourcen, die der Bewältigung aktueller Situationen dienen. Oft verschwimmt der Unterschied zwischen Traum und Realität. Oft kommt es zu Halluzinationen, die für die Betroffenen als real erlebt werden. Im Umgang mit dementen Personen ist es oft nicht möglich, diesen die Irrealität der Halluzinationen zu erklären. Im Idealfall erfassen die Pflegenden die hinter den Halluzinationen stehende Stimmung und gehen auf diese ein.

Wenn der erkrankte Mensch noch in der Lage ist zu realisieren, dass er in einer Situation nicht angemessen reagiert hat, kann das bei ihm Unruhe und Resignation auslösen.

Demente benötigen viel Zeit für alle Reaktionen und Handlungen. In fortgeschrittenen Stadien ist beispielsweise eine ausreichende Ernährung auf natürlichem Weg nicht mehr möglich, weil die Betroffenen aufgrund ihrer schweren Antriebsstörung nicht mehr in der Lage sind, die Nahrung hinunter zu schlucken. Die Geduld und die zeitlichen Möglichkeiten der Pflegenden stoßen deswegen regelmäßig im Spätstadium an ihre Grenzen.

Menschen, die an Demenz erkrankt sind, fühlen sich oft falsch verstanden, herumkommandiert oder bevormundet, da sie die Entscheidungsgründe der sie Pflegenden nicht erfassen können. Manche sind noch in der Lage, zu spüren, wenn sich ihre Mitmenschen langweilen oder peinlich berührt werden. Im Spätstadium geht auch die Fähigkeit zum emotionalen Kontakt verloren, was meist besonders für die Angehörigen sehr belastend ist.

Demenzkranke reagieren oft mit Ärger, wenn man sie für Dinge verantwortlich macht, die sie längst vergessen haben. Damit werden sie gleich doppelt in die Enge getrieben: einmal dadurch, dass ihnen vorgeworfen wird, absichtlich Fehler zu begehen und zum anderen weil sie mit ihren Schwächen - sich nicht erinnern zu können - konfrontiert werden.

Auch demenzkranke Menschen haben noch Gefühle. Besonders Depressionen sind ein häufiges Problem, oft bereits vor der Manifestation der Demenz, oft dann, wenn die Betroffenen ihren geistigen Verfall wahrnehmen. Da die Symptome einer Depression denen der Demenz ähneln, können beide Krankheiten bei unzureichenden Kenntnissen verwechselt werden. Je weiter die Demenz fortschreitet, desto mehr verflacht aber auch die Gefühlswelt und weicht parallel zu einer zunehmenden Interesselosigkeit einer affektiven Indifferenz mit der Unfähigkeit sich zu freuen oder traurig zu sein bzw. die Emotionen auszudrücken.

Der Umgang mit Demenzkranken sollte an deren verändertes Erleben angepasst sein. Als hilfreiche Methoden im Umgang mit Demenzkranken haben sich erwiesen: Validation, Biographiearbeit/Erinnerungspflege, Basale Stimulation.

Therapie

  • Medikamentöse Therapie

Seit einigen Jahren stehen Medikamente gegen Demenz zur Verfügung. Zum einen handelt es sich um Cholinergica wie Donepezil, Galantamin oder Rivastigmin, zum anderen Memantin. Dabei zeigt aber die klinische Erfahrung, dass auf der einen Seite manche Patienten sehr gut von den Medikamenten profitieren, andere überhaupt nicht. Deswegen kamen immer wieder sehr erbittert geführte Diskussionen auf, ob man diese sehr teuren Medikamente überhaupt verordnen sollte (Tagestherapiekosten ca. 4 – 5 €). Heilbar ist die Demenz aber in absehbarer Zeit nicht.

Als unwirksam gelten Ginkgo, Knoblauch, Piracetam. Alle beruhigenden Medikamente, die manchmal beispielsweise bei Schlafstörungen oder Verschiebungen des Tag-Nacht-Rhythmus gegeben werden müssen, verschlechtern die kognitive Leistung. Dasselbe gilt für Neuroleptika mit anticholinerger Nebenwirkung, die bei Halluzinationen eingesetzt werden müssen.

Die medikamentöse Behandlung der vaskulären Demenz entspricht der Behandlung der chronischen Gefäßerkrankungen (Atherosklerose).


Bei leichteren bis mittelschweren Ausprägungsgraden helfen körperliche und geistige Aktivierungen. Als sehr effiziente Maßnahme zur geistigen Aktivierung wurde Mentales Aktivierungs-Training (MAT) entwickelt.


Ein Wirksamkeitsnachweis konnte erbracht werden für die durchgeführten Aufgaben wie zum Beispiel das Wiedererkennen von Fotos von Gesichtern oder das Orientieren in der Umgebung, in der es geübt wurde. Die Alltagsrelevanz des Gedächtnistrainings ist umstritten. Dabei besteht die Gefahr, dass die Betroffenen mit ihren Defiziten konfrontiert werden und eher zu einer Verschlechterung der Gesamtsituation führt, wenn sie sich als Versager fühlen.


  • Umgang mit Dementen

Das Wichtigste im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen ist Geduld. Durch Ungeduld seitens der Kontaktpersonen hat der Betroffene das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben - dies ist Ursache für Unzufriedenheit, Traurigkeit und Unwohlsein (kein Mensch macht gerne Dinge falsch).

Wichtig ist ferner, sich darüber im Klaren zu sein, dass die Betroffenen aufgrund ihrer Gedächtnisstörungen nur bedingt lernfähig sind. Das meiste, was man ihnen sagt, haben sie innerhalb weniger Minuten wieder vergessen. Vereinbarungen kann man mit dementen Menschen daher nicht zuverlässig treffen. Eine Konditionierung von Demenzkranken ist dennoch möglich; führt man einen Betroffenen immer wieder an einen Platz an einem Tisch und erklärt ihm, dies sei sein Platz, so ist es durchaus möglich, dass er sich diese Stelle in Zukunft selbst zum Sitzen aussucht. Auf die Frage: "Wo ist ihr Platz?" wird der Betroffene dennoch ausweichend antworten. Deswegen ist es sinnvoll, möglichst auf Fragen zu verzichten.

Kommunikation Die Verständigung sollte in einer einfachen Sprache geschehen. Zum Einen ist dies durch die meist erschwerte Kommunikation durch Alterstaubheit gegeben, zum Anderen ist durch die Beeinträchtigung des abstrakten Denkvermögens ein Verständnis langer Sätze nicht immer gegeben. Jeder Satz sollte nur eine Information enthalten. Also nicht: "Steh auf und zieh dir den Mantel an" sondern nur "steh bitte auf" und erst dann den nächsten Schritt. Die Sprache sollte dabei einfach sein und die Sätze prägnant und kurz. Meistens werden Sprichwörter und Redensarten besser verstanden als abstrakte Wendungen. Hilfreich ist es, sich Wendungen und Begriffe zu merken, die vom Demenzkranken verstanden wurden, um dann auf diese zurückzugreifen. Ein Streitgespräch mit dem an Demenz erkrankten Menschen sollte unter allen Umständen vermieden werden, auch wenn er eindeutig im Unrecht ist; dies würde die Verwirrtheit und das unzufriedene "Gefühl", das nach einem Streit bleibt (obgleich sich der Betroffene nicht mehr an den Streit selbst erinnern kann), verstärken. Für den demenzkranken Menschen ist der Streit auch deshalb sehr bedrohlich, weil er nicht auf die Erfahrung zurückgreifen kann, dass der Streit auch wieder vorbei geht, denn Demenzkranke leben fast ausschließlich in der Gegenwart. Zukunft hat für sie keine Bedeutung.

Wenn die Sprache kaum noch möglich ist, wird es umso wichtiger, die übrigen Sinne anzusprechen. Zugang kann auch über Schmecken, Riechen, Sehen, Hören, Tasten, Bewegung geschaffen werden. Z. B. bekannte Volkslieder, bei denen die Betroffenen wahrlich aufblühen können. Allerdings ist auch hier zu beachten, dass sich einige Sinne verändern können. So spricht der Geschmackssin vor allem auf süße Speisen an. Bei allen Reizen sollte darauf geachtet werden, nicht zu viele auf einmal einzusetzen. Denn bei Überlagerung verschiedener Sinneseindrücke kann bedrohlich wirken, da die verschiedenen Urheber nicht mehr getrennt und zugeordnet werden können. Ein Überangebot an Reizen führt damit eher zu Verwirrtheit als zu Stimulation. Es sollte also ein Gleichgewicht gefunden werden zwischen Überangebot und absoluter Reizarmut.

Im Idealfall ist der Betreuende in der Lage, sich in die Gedankenwelt des Dementen einzufühlen, z.B. durch Validation.

Die Umgebung sollte auf den Erkrankten angepasst werden. Man stelle sich die Situation vor, die z.B. beim Aufwachen in einem Seniorenheim entsteht: Ein Mensch wacht auf in einem fremden Zimmer ohne vertraute Gegenstände; ein Mensch (Pflegekraft) kommt herein, den er noch nie gesehen hat und fängt ohne zu fragen und vollkommen selbstverständlich an, den Menschen zu waschen und anzukleiden. Die Pflegekraft sollte sich möglichst vorstellen und vorher in einfachen Sätzen erklären, was sie vorhat und auch weitere Handlungen kommentieren. Hier zeigt sich, wie wichtig das Einstreuen vertrauter Gegenstände in die nähere Umgebung des Erkrankten ist, um dessen Verwirrtheit und daher aufkeimende Angst zu bekämpfen. Denn vertraute Gegenstände, Geräusche usw. geben Sicherheit. Wichtig ist auch eine gute Beleuchtung, da Schatten häufig zu Verunsicherung führen, da sie nicht eingeordnet werden können. Weiterhin nimmt bei Demenzkranken das räumliche, dreidimensionale Sehvermögen ab. Deshalb werden farbliche Veränderungen des Bodens häufig als Schwellen interpretiert. Es gilt also, den Patienten angstfrei und möglichst orientiert zu halten, um mit ihm arbeiten zu können.


  • Umgang der Pflegenden mit sich selbst

Zu 90% werden Demenzkranke von Angehörigen gepflegt, zu 80% von Frauen. Ein weithin unterschätztes Problem ist der Umgang der Angehörigen mit sich selbst. Oft vernachlässigen sie zunehmend ihre eigenen Sozialkontakte und leben nur noch für den/die Demente/n, mit dem sie nicht kommunizieren können. Oft sind sie voller Schuldgefühle wegen der immer wieder aufkommenden Aggressionen gegenüber dem Betroffenen. Und schießlich haben sie selbst große Angst, auch in absehbarer Zeit an einer ähnlichen Erkrankung zu leiden. Das alles mündet in sehr vielen Fällen in eine relevante Depression von Krankheitswert oder in psychosomatische Beschwerden wie zum Beispiel chronische Schmerzerkrankungen. Nicht selten tritt die psychische Erkrankung der Angehörigen erst nach dem Ableben des Demenzkranken auf, dann wenn man eigentlich wieder das Leben genießen will.

Deswegen sollten die Angehörigen möglichst gleichzeitig mit dem Betroffenen Hilfe suchen, zum Beispiel in einer Angehörigengruppe, bei einem Nervenarzt, bei einer Demenzberatungsstelle oder durch Verteilung der Last auf mehrere Schultern.

Die Angehörigen sind selbst in erheblichem Ausmaß durch die Erkrankung ihrer Lebenspartner oder Eltern belastet. Sie brauchen Beratung und Informationen, aber auch tatkräftige Entlastung. Die Kranken müssen in fortgeschrittenen Stadien ständig beaufsichtigt werden. Zu den problematischen Verhaltensweisen kommt die zunehmend notwendige körperliche Pflegebedürftigkeit.

Alzheimer-Gesellschaften und Angehörigeninitiativen gibt es inzwischen im gesamten Bundesgebiet. Hier gibt es Informationen für Betroffene und Angehörige. Weitere Informationen bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.

Siehe auch: Diskussion dieser Seite (Urheberrechte), Gerontopsychiatrische Fachkraft, Familienhelferin für Altersverwirrte(Abkürzung: FFA)

Historisches

Der Demenzbegreiff wurde im 18. Jahrhundert in der Juristen- und Umgangssprache für jede Form geistiger Störungen verwendet. Ende des 18. Jahrhunderts bekam der Begriff unter Ärzten die Bedeutung eines Nachlassens der intellektuellen Kräfte und der Unfähigkeit zu logischem Denken. Lange Zeit wurden in der deutschsprachigen Psychiatrie nur das Endstadium des intellektuellen Abbaus als Demenz bezeichnet. 1916 beschrieb Eugen Bleuler das unspezifische hirnorganische Psychosyndrom mit den Merkmalen kognitive Störung, emotionale Veränderung und Persönlichkeitswandel als psychopathologische Folge chronischer Gehirnerkrankungen. Sein Sohn Manfred Bleuler grenzte 1951 davon das hirnlokale Psychosyndrom ab und wies auf seine Ähnlichkeit mit den endokrin verursachten psychischen Störungen hin. Im zuge der Entwicklung moderner Klassifikationssysteme wie ICD-10 und DSM-IV hat sich die Definition des Demezsyndroms deutlich erweitert. Dieser Begriff beschreibt heute nicht mehr nur die schweren Fälle kognitiver Störungen, sondern jetzt ein erworbenes komplexes Störungsmuster höherer psychischer Funktionen. Die Störungen können sowohl reversibel als auch irreversibel sein, müssen aber das Gedächtnis betreffen und dürfen nicht mit einer Bewusstseinsstörung einhergehen. Außerdem muss die Bewältigung des Alltags beeinträchtigt sein.

Volkswirtschaftliche Auswirkungen

Im vierten Altenbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2004 wurden die Behandlungs- und Pflegekosten für Demenzkranke auf 26 Milliarden Euro geschätzt. Ein großer Anteil hiervon, nämlich 30 % für Pflege, wurde aber bisher nicht ausgabenwirksam, da er durch Angehörige der Patienten erbracht wurde. Im Jahr 2010 werden voraussichtlich 20 % aller Bundesbürger über 65 Jahre alt sein und so die (noch fiktiven) Kosten bei gleichen Bedingungen auf 36,3 Milliarden Euro ansteigen. Aufgrund der sich verändernden Familienstrukturen (Single-Haushalte, Kleinfamilien) wird aber der Anteil der Pflegekosten zusätzlich ansteigen.

Literatur

  • Erich Grond: Pflege Demenzkranker. Schlütersche, Hannover. 2005. 3. Aufl. 237 Seiten. ISBN 3899934318 . (Lehrbuch für Pflegeberufe)
  • Atlas der Demenz, ISBN 3833425334
  • Hans Förstl: Lehrbuch der Gerontopsychiatrie und -psychotherapie, ISBN 3131299223

siehe auch zu den Versorgungsformen

Weiter zu verschiedenen Versorgungsformen: Tageszentren für Demenzerkrankte( Tagespflege), Pflegeheime und Krankenhaus-Stationen speziell für Demenzerkrankte, Familienhelferin für Altersverwirrte, privat angestelltes Hauspersonal, Pflegeversicherung - niederschwellige Angebote; Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige. Geschulte Laienhelfer für Demenzkranke in Wiesloch (Vermittelt über die kirchliche Sozialstation).

  • Schleswig-Holstein: Landesagentur Demenz eingerichtet

In Schleswig-Holstein soll ein flächendeckendes Netz an niedrigschwelligen Betreuungsangeboten für demenzkranke Menschen aufgebaut werden. Es gibt rund 100 unterschiedliche Betreuungsmöglichkeiten für Demenzkranke, die von Vereinen, Verbänden, Kirchengemeinden und privaten Einrichtungen angeboten werden. Die Landesagentur ist telefonisch unter (0 40) 30 85 79 87 zu erreichen

Wenn das Gedächtnis nachlässt PDF-Skript des Bundesministeriums für Gesundheit