Arikaree

Indianerstamm
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Januar 2017 um 21:05 Uhr durch 176.94.33.74 (Diskussion) (Sprache). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Arikara, Arikaree oder Ree waren einst ein militärisch mächtiger halbnomadischer Indianer-Stamm der Central Plains entlang des Upper Missouri River sowie zwischen dessen beiden rechten Nebenflüssen Cheyenne River und Grand River im heutigen South Dakota. Zusammen mit den Mandan und Hidatsa nahmen sie im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts eine zentrale Stelle im Handel der Nördlichen Plains ein.

Ehemaliges Stammesgebiet der Arikaree und heutige Reservation in North Dakota
Mitglied der Bruderschaft der Medizinmänner, in sein heiliges Bärenfell gehüllt“ (Arikaree-Indianer, Edward Curtis 1908)

Durch mehrere Epidemien sowie Kriege mit feindlichen Lakota und Yanktonai stark geschwächt, zogen sie Mitte des 19. Jahrhunderts den Missouri flussaufwärts und schlossen sich 1862 ihren einstigen Feinden, den Mandan und Hidatsa, in der Siedlung „Like-a-Fishhook Bend“ nahe Fort Berthold, zwischen dem Little Missouri River und Knife River, in North Dakota an.

Sprache

Das Arikara (Ree) zählt zum Pawnee-Kitsai-Zweig der Nördlichen Caddo-Sprachen (Plains Caddo) und steht dem Skiri / Skidi-Dialekt des Pawnee so nahe, so dass es von manchen Linguisten als ein Pawnee-Dialekt und nicht als eigenständige Sprache angesehen wird. Neben den Arikara und Pawnee zählten auch die Wichita-sprachigen Völker (Wichita, Taovaya (Tawehash), Waco (Iscani, Hueco) und Tawakoni (Towakoni), in Arikara čirikú:NUx genannt) sowie die Kichai (Kitsai) sprachlich und kulturell zu den Nördlichen Caddo (Plains Caddo). Im Jahr 1990 sprachen noch 90 Stammesmitglieder ihre Sprache; heute gibt es nur noch zehn Sprecher und die Sprache zählt daher fast zu den ausgestorben Sprachen.

Die Arikara standen nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell den Pawnee (in Arikara sčiíri genannt; siehe die Ähnlichkeit zu Skiri / Skidi-Pawnee) nahe, von denen sie sich kurz vor Ankunft der Europäer im 16. Jahrhundert abspalteten und im Laufe der nächsten Jahrhunderte etappenweise nach Norden zogen und damit zum nördlichsten Caddo-sprachigen Stamm wurden.[1]

Namen

Die heutige Stammesbezeichnung als Arikara, Arikaree oder Ree wird meist von den Pawnee-Wörtern ariktaahca („hoch aufgestellte Hörner“), arikaraarurahwiʾat („Hörner, die über dem Boden reiben / auf dem Boden kratzen, wie ein Wapiti“), aríkaraar („gehörnt, haben Hörner“) oder einfach aríka („Horn“), was wahrscheinlich auf ihre Tradition zwei aufrechte Wapiti-Hörner im Haar zu tragen hinweist. Daher sind die Arikara manchmal im Englischen auch als Elk People („Wapiti (Elk) Volk“) bezeichnet.

Arikara und Pawnee wurden von den Assiniboine (psi’aákAt) als panána und von den Dakota-Sioux als phadáni bezeichnet, wohingegen die Lakota-Sioux nur die Arikara phaláni nannten, alle Bezeichnungen verweisen auf die Verwandtschaft der beiden Völker. Die Skidi Pawnee nannten die Arikara astaráhi (əàstərə́hi, əàstərəhíru) und die South Bands Pawnee astárahi, was wahrscheinlich auf den Namen der einst bedeutenden Arikara-Siedlung Axtárahi (Axtə́RAhi) zurückzuführen ist.

Die Arikara nennen sich hingegen einfach Sáhniš („Volk“), andere Stämme bezeichneten sie allgemein als saNIsahníš, während sie die Europäer als sahNIstaaka („Weißes Volk“, weibliche Form: sapaakIsaNIštaaká) bezeichneten.[2]

Geschichte

Die kulturellen Wurzeln der Arikaree findet man bei den Stämmen des unteren Mississippitals. Die Arikaree waren Experten im Anbau von Mais, den sie mit anderen Stämmen gegen Fleisch und Büffelroben handelten. Außerdem züchteten sie Bohnen, Kürbis (Squash), Tabak und Sonnenblumen. In der auf den Plains üblichen Zeichensprache wurden die Arikaree deshalb als Corn eaters (Maisesser) bezeichnet. Die Frauen machten die Farmarbeit, die Männer jagten Hirsche, Elche und auch Büffel. Sie waren ausgezeichnete Schwimmer, die eine besondere Methode entwickelt hatten, um die Büffel während ihrer Überquerung der Flüsse zu erlegen. Auch ihren Holzvorrat holten sie in waghalsigen Aktionen aus den Flüssen, in denen die Baumstämme beim Frühjahrshochwasser hinabgetrieben wurden. Ihre runden Boote fertigten sie aus zusammengenähten Büffelfellen, die mit der Fellseite nach innen über einen Rahmen aus Weidenruten gespannt wurden. Ein derartiges, sehr leichtes Boot hatte einen Durchmesser von 90 bis 120 cm und konnte bis zu drei Männer über den Fluss tragen.

Die Semi-Nomaden wohnten in zeitweilig besiedelten Dörfern aus erdbedeckten Hütten. Die dörflichen Aktivitäten wurden durch die Befragung des heiligen Bündels überwacht, das sich im Besitz eines Priesters befand. Dieses Amt und der Posten des Häuptlings scheinen das erbliche Vorrecht weniger führender Familien gewesen zu sein. Mit den Krieger-, Tanz- und Medizin-Bünden waren niedrigere Ämter verbunden. Wie andere Plainsstämme praktizierten auch die Arikaree die Selbsttortur in den Sonnentanz-Zeremonien.

 
Frau der Arikaree, Edward Curtis, 1909

Die Arikaree wurden zum Hindernis für die den Missouri in Booten aufwärts reisenden Handelsgesellschaften. Ein Gefecht mit amerikanischen Händlern, bei dem 13 Weiße getötet wurden, löste 1823 den ersten Feldzug der U.S. Armee gegen einen Plainsstamm aus. Obwohl die Arikaree am Ende des 18. Jahrhunderts zwischen 3000 bis 4000 Stammesangehörige zählten, reduzierten Kriege und Pockenepidemien ihre Bevölkerungszahl während des folgenden Jahrhunderts erheblich. In den 1860er Jahren schlossen sie sich den ebenfalls durch Epidemien stark dezimierten Mandan (káNIt) und Hidatsa (wiitatshaáhkAt) an und die drei Stämme siedelten als The Three Tribes nahe Fort Berthold, in dessen Nähe die US-Regierung die heute gleichnamige Reservation 1870 etablierte. Um 1885 begannen sie mit der Farmarbeit auf verstreut liegenden Familienfarmen. Im Zuge des Indian Reorganization Act von 1934 verbanden sich die Arikaree offiziell mit den Mandan und Hidatsa und bildeten die Three Affiliated Tribes (Drei verbundene Stämme), heute nennen sie sich Mandan, Hidatsa, and Arikara Nation, The Three Affiliated Tribes. In den 1950er Jahren wurden durch den Bau des Garrison Damms und der daraus folgenden Aufstauung des Lake Sakakawea mehrere Siedlungen sowie ca. 80 % Prozent des Straßennetzes auf der Reservation vernichtet, so dass die Stammesmitglieder in neue Siedlungen umsiedeln und neue Straßen gebaut werden mussten, ein weiterer Umzug erfolgte nochmals auf Grund der Entdeckung von Öl im Williston Basin.[3] Die Volkszählung aus dem Jahr 2000 ergab 775 Stammesangehörige der Arikaree.[4] Heute gliedert sich die Fort Berthold Reservation in sechs politische Verwaltungseinheiten, die gleichzeitig die größeren Siedlungszentren auf der Reservation wiedergeben: Four Bears (Sitz der Stammesverwaltung sowie Stammesregierung), Mandaree, Shell Creek (New Town), Lucky Mound (Parshall), Twin Buttes und White Shield. Laut dem Three Affiliated Tribes Enrollment Office Data von 2010 gab es zu diesem Zeitpunkt 12.204 Stammesmitglieder der Three Affiliated Tribes (Mandan, Hidatsa und Arikara) von denen 6.341 in der Reservation lebten.[5]

Einzelnachweise

  1. The Arikara Separation from the Pawnee, told by Alfred Morsette
  2. American Indian Studies Research Institute Dictionary Database Search
  3. Time Line Of Historical Events Relating To The Three Tribes Of The Fort Berthold Indian Reservation
  4. Arikara Indian Tribe History
  5. North Dakota Studies - The History and Culture of the Mandan, Hidatsa, and Sahnish

Siehe auch

Commons: Arikara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien