Kryptozoologie

Erforschung der Tiere, für deren Existenz es nur zweifelhafte Belege gibt
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Die Kryptozoologie, 1950 von Bernard Heuvelmans begründet, versteht sich als Gebiet der Zoologie und befasst sich damit, noch unbekannte Tiere zu suchen und zu erforschen. Dabei bewegt sie sich zwischen seriöser Wissenschaft und Phantastik.

Neben etwa 1,5 Millionen bekannten Tierarten gibt es eine unbekannte Anzahl unentdeckter bzw. unbeschriebener Tierarten. Es gibt Wissenschaftler, die eine Dunkelziffer von mehr als 15 Millionen Tierarten annehmen. Die Mehrzahl dieser Arten werden in bekannten Tiergruppen, etwa den Gliederfüssern (Insekten, Spinnen etc.), vermutet und haben nichts mit Kryptozoologie zu tun.

Die Kryptozoologie ist eher am Existenzbeweis von Großtieren interessiert, die außerhalb der existierenden Klassifikationsschemata angeordnet sind oder die als schon lange ausgestorben gelten. Ein Beispiel einer früher als ausgestorben angesehenen Ordnung ist der Quastenflosser. Daneben gibt es Berichte über relativ große Tiere, die als lokal bekannt gelten oder in der Volkskunde erwähnt werden, aber von der traditionellen Zoologie wegen fehlender konkreter Beweise für ihre Existenz ignoriert werden. Kryptozoologen weisen gerne darauf hin, dass der Komodowaran den Hintergrund asiatischer Drachenlegenden bilden könnte. Daneben belegen die relativ neuen Beschreibungen des Java-Nashorns aus Vietnam oder des Vietnamesischen Waldrindes, auch Vu-Quang-Rind genannt, dass es in der Welt noch unentdeckte größere Tierarten gibt. Insbesondere entlegene und unerforschte Gebiete, wie etwa die Tiefsee, können noch unbekannte größere Tierarten bergen. Allerdings muss man hier klare Trennlinien ziehen, denn wenn einfach irgendwo eine neue Tierart entdeckt wird, die davor noch kein Mensch gesehen hat, handelt es sich schlicht um ein neuentdecktes Wesen, keinen Kryptiden. So ist etwa der Quastenflosser an sich kein Kryptide gewesen, denn er wurde vollkommen zufällig entdeckt, während er für die Einheimischen, die ihn schon lange kannten, und zuweilen auch fingen, einfach nur ein großer Fisch war, mehr nicht. Viele heute recht gut bekannte Wesen waren noch im frühen 20. Jhd nur durch zum Teil phantastische Geschichten bekannt, etwa der Berggorilla, dessen tatsächliche Existenz vielfach angezweifelt wurde, bis seine Existenz durch Forscher und Jäger nachgewiesen werden konnte. Von anderen kannte man lange Zeit kein lebendes Exemplar, sondern lediglich einzelne Felle, Schädel oder Körperteile, wie beim Okapi oder dem Kongopfau.

Die Kryptozoologie wird zu den Parawissenschaften gezählt. Die ehemalige International Society of Cryptozoology (ISC), welche im Jahr 2004 aufgelöst wurde, setzte sich für die Anerkennung als seriöse Wissenschaft ein. Im deutschsprachigen Raum wurde diese Aufgabe vom Verein für kryptozoologische Forschung (VKF) im Frühjahr 2005 übernommen.

Kryptiden

Kryptozoologen vermuten, dass Berichten über Tiere, die normalerweise den Fantasie- und Fabelwesen zugeordnet werden, möglicherweise noch unentdeckte Tierarten zugrunde liegen. Sie nennen sie Kryptiden. Sie lassen sich in vier Gruppen einordnen, die der Kryptozoologie als Klassifikation zugrunde liegen:

Typ 1 - Unbekannte Tiere: Hierbei handelt es sich um komplett unbekannte Organismen, die sich von bekannten Tierarten vollkommen unterscheiden. Aufgrund ihrer Beschreibung und ihres Verhaltens lassen sie sich nicht in das bestehende zoologische System einordnen. In diese Gruppe gehören vor allem Organismen, die aus der Mythologie bekannt sind.

Typ 2 - Potentiell ausgestorbene Tiere: In diese Gruppe werden Kryptiden eingeordnet, die beim aktuellen Stand der Wissenschaft als ausgestorben gelten. Dazu gehören etwa moderne Formen von Dinosauriern oder Flugsaurier, aber auch Arten, deren Aussterben noch in historischer Zeit stattfand, wie dem erst im 19. Jhd ausgestorbenen neuseelänischen Riesengecko Hoplodactylus delcourti, der in den Maori-Legenden in Drachen-artiger Form als Kawekaweau weiterlebt. Auch der Bunyip gehört zu dieser Klasse.

Typ 3 - Tiere, die bekannten Arten ähneln: In diese Gruppe gehören Tierarten, die bekannten Arten sehr stark ähneln, sich jedoch durch spezifische Merkmale von ihnen unterscheiden. Dabei kann es sich um Mutationen oder um potentiell unbekannte Verwandte dieser Tiere handeln. Eine Einordnung in das System der Zoologie kann entsprechend problemlos erfolgen. Beispiele für Tiere dieser Gruppe sind etwa die Onza oder der Waldelefant. Zuweilen sind auch einzelne oder auch Gruppen von Tieren durch Krankheiten derart entstellt, dass sie für völlig andere Wesen gehalten werden, etwa bei massivem Räudebefall.

Typ 4 - Bekannte Tiere in untypischen Gegenden: Eine große Gruppe der kryptozoologischen Beobachtungen bezieht sich auf bekannte Tierarten, die jedoch in für sie vollkommen untypischen Lebensräumen gesichtet werden. So gibt es beispielsweise regelmäßig Berichte über Tiger und Leoparden in Großbritannien. In diesen Fällen gilt es aufzuklären, ob es sich um ausgesetzte oder entlaufene Tiere handelt oder ob es eine echte Population der Tiere an diesen Orten gibt.

Kryptiden, deren Existenzen nicht wissenschaftlich anerkannt sind:

Im Wasser:

An Land:

  • Allghoi Khorkhoi der sogenannte mongolische Todeswurm
  • Alma oder Almasty - Affenmensch aus dem Kaukasus
  • Bergman's Bear - Großer Bär
  • Bigfoot - Amerikanischer Riesenaffe / Affenmensch, auch bekannt unter dem indianischen Namen Sasquatch
  • Bunyip - Mystisches Monster der Aborigines
  • Beast of Bosnia - Hat sich als ein ganz normaler verfaulter Kadaver eines Marders herausgestellt
  • Bestie von Gévaudan - Eine seltsame wolfsartige Kreatur, die 1763 in Südfrankreich auftauchte und dutzende Frauen und Kinder tötete
  • Chupacabra - Der "Ziegensauger" aus Nicaragua. Ein bizzares Tier, dem nachgesagt wird dass es Tiere tötet und ihr Blut aussaugt.
  • De Loys Affe, südamerikanischer Affenmensch / Menschenaffe, wurde 1920 vom Schweizer Geologen François de Loys entdeckt (auch St. Loys Affe oder Didi genannt)
  • Dover Demon - Alien-ähnliches kleines Wesen, das 1977 in Dover zu einiger Aufregung führte
  • Jersey Devil - Geflügeltes Untier mit chimärenhaftem Aussehen aus New Jersey
  • Mapinguari - Riesenfaultier aus dem Amazonas
  • Marozi - Löwe mit gepunktetem Fell
  • Mokéle-mbêmbe - Afrikanischer Dinosaurier
  • Mothman - Menschgroßes geflügeles Wesen mit großen roten Augen
  • Nimerigar - Eine Rasse kleiner Leute, die früher in Wyoming gelebt haben sollen. Die Zwergenmumie von Wyoming soll ein Exemplar dieser Rasse sein.
  • Orang Pendek - eventuell eine Primatenart, lebt in Sumatra, gleicht dem Orang Utan
  • Spiralhornantilope (Pseudonovibos spiralis) - Rind mit spiralenförmigen Hörnern in Vietnam und Umgebung
  • Tatzelwurm - Ein großes wurmartiges Reptil mit kurzen Beinen, das in den Alpen lebt oder gelebt haben soll
  • Yeti - In den Himalaya-Bergen lebender Riesenaffe / Affenmensch
  • Yeren, äußerst aggressiver chinesischer Affenmensch
  • Yowie, australischer Riesenaffe / Affenmensch mit Stinkdrüsen
  • Zwergelefant - lebt angeblich im tropischen Regenwald Zentralafrikas

In der Luft:

  • Kongamato - Großes Flugsaurier-artiges Wesen, ähnlich einem Pterosaurus
  • Thunderbird - Mehrere Meter großer Raubvogel

Die nachgewiesene Existenz folgender Tiere gilt als Existenzberechtigung für die Kryptozoologie:

Siehe auch

Literatur

  • Lothar Frenz: Riesenkraken und Tigerwölfe - Auf den Spuren der Kryptozoologie. rororo science, Rowohlt, Hamburg 2003, ISBN 3-499-61625-4
  • Harald Gebhardt und Ludwig, Mario: Von Drachen, Yetis und Vampiren - Fabeltieren auf der Spur. BLV-Verlag, München 2005, ISBN 3-405-16679-9
  • Ernst Probst: Nessie. Das Monsterbuch, Verlag Ernst Probst, Mainz-Kostheim 2003, ISBN 393571890X
  • Michael Schneider: Spuren des Unbekannten - Kryptozoologie - Monster, Mythen und Legenden, BOD, Norderstedt 2002, ISBN 3-8311-4596-2
  • Cornelius Steckner: Phantastische Belege oder phantastische Lebensräume? Fabelwesen in frühneuzeitlichen Naturalienkabinetten und Museen. In: Schmutz H.-K.: Phantastische Lebensräume, Phantome und Phantasmen. Basilisken-Presse, Marburg a/Lahn 1997, S. 33-76. ISBN 3-925347-45-3