Ellipsometrie

optisches reflektives modellbasiertes Messverfahren
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. April 2006 um 15:58 Uhr durch Xorx (Diskussion | Beiträge) (Werbelinks entfernt (Wikipedia ist nicht die gelben Seiten!), Katfix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Ellipsometrie ist ein Messverfahren der Materialforschung und der Oberflächenphysik, mit dem Real- und Imaginärteil der komplexen dielektrischen Funktion (oder Real- und Imaginärteil des komplexen Brechungsindexes) und/oder die Schichtdicke dünner Schichten bestimmt werden kann. Ellipsometrie lässt sich für die Untersuchung unterschiedlichster Materialien anwenden:

  • organische oder anorganische Proben
  • Metalle, Halbleiter oder Isolatoren
  • Flüssigkristalle

Grundprinzip

Ellipsometrie bestimmt die Änderung des Polarisationszustands von Licht bei Reflexion (oder Transmission) an einer Probe. In der Regel wird linear oder zirkular polarisertes Licht verwendet, welches nach Reflexion im Allgemeinen elliptisch polarisiert ist, woraus sich auch der Name Ellipsometrie ableitet.

Die Änderung des Polarisationszustands kann im einfachsten Fall durch das komplexe Verhältnis   des Reflexionskoeffizienten   für Licht, das senkrecht zur Einfallsebene polarisiert ist, zum Reflexionskoeffizienten   für Licht, das parallel zur Einfallsebene polarisiert ist, beschrieben werden.

 

Eine andere Darstellung verwendet die ellipsometrischen Parameter   und  , wobei   gleich dem Betrag von   ist, und   die Phase beschreibt.

Vorteile gegenüber Reflexionsmessungen

Aus der obigen Gleichung lassen sich folgende Vorteile der Ellipsometrie gegenüber reinen Reflexionsmessungen ableiten:

  • Keine Referenzmessung notwendig, da Intensitätsverhältnisse anstatt Intensitäten bestimmt werden.
  • Aus dem selben Grund ergibt sich eine geringere Anfälligkeit gegenüber Intensitätsschwankungen.
  • Es werden immer (mindestens) zwei Parameter (  und  ) in einem Experiment bestimmt.

Einteilung

Man unterscheidet:

  • Einwellenlängen- und spektroskopische Ellipsometrie: Bei der Einwellenlängenellipsometrie wird mit einer festen Wellenlängen gearbeitet, die im Allgemeinen durch die Verwendung von Lasern vorgegeben ist. Im Gegensatz dazu werden bei der spektroskopischen Ellipsometrie die Parameter   und   für einen bestimmten Spektralbereich in Abhängigkeit von der Wellenlänge (Photonenenergie) bestimmt.
  • (Standard)Ellipsometrie und verallgemeinerte Ellipsometrie: Die Standardellipsometrie (häufig auch kurz Ellipsometrie genannt) wird dann verwendet, wenn weder s-polarisiertes in p-polarisiertes Licht noch umgekehrt umgewandelt wird. Das ist der Fall, wenn die untersuchten Proben optisch isotrop sind oder optisch einachsig sind, wobei die optische Achse dann senkrecht zur Oberfläche orientiert sein muss. In allen anderen Fällen muss die verallgemeinerte Ellipsometrie verwendet werden.
  • Man kann weiterhin bezüglich der spektralen Bereiche unterscheiden, je nachdem ob mit Licht im infraroten (IR), sichtbaren (Vis) oder ultravioletten (UV) Spektralbereich gemessen wird. Unterschiedliche Spektralbereiche ermöglichen die Untersuchung unterschiedlicher Eigenschaften.
    • Infrarot: Eigenschaften von Gitterschwingungen (Phononen) und freien Ladunsgträgern (Plasmonen), dielektrische Konstanten
    • Sichtbar (einschließlich nahes IR und nahes UV): Brechungsindex, Absorptionsindex, Eigenschaften von Band-Band-Übergängen und Exzitonen,
    • Ultraviolett: Brechungsindex, Absorptionsindex, Eigenschaften von höherenergetischen Band-Band-Übergängen, ...

Auswertung der experimentellen Daten

Zur Auswertung der experimentellen Daten wird im Allgemeinen eine Modellanalyse verwendet. Nur im Spezialfall einer Probe, die nur aus einer Schicht besteht und optisch unendlich dick ist, können aus den experimentellen Daten direkt die optischen Konstanten der Probe bestimmt werden. Für die meisten Proben sind diese Bedingungen nicht erfüllt, so dass die experimentellen Daten durch eine Linienformanalyse ausgewertet werden müssen. Dazu wird ein Modell erstellt, das die Abfolge der einzelnen Schichten der Probe, deren optische Konstanten und Schichtdicken enthält. Die optischen Konstanten sind entweder bekannt oder werden durch eine parametrisierte Funktion (Engl. 'Model dielectric function') beschrieben. Durch Variation der Parameter werden die Modellkurven den experimentellen Kurven angepasst.

Forschungsgruppen

Literatur (allgemein)

  • A. Roeseler, Infrared Spectroscopic Ellipsometry, Akademie-Verlag, Berlin (1990), ISBN 3055006232