Reineke Fuchs

fiktive Figur
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. April 2006 um 15:47 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Tippfehler entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Reineke Fuchs (auch Reinecke Fuchs oder Reinhart Fuchs) ist eine Figur aus europäischen Tierfabeln. Ihr wird Schläue, Gewitztheit und Verschlagenheit nachgesagt. Sein größter Widersacher ist Isegrim der Wolf.

Reineke Fuchs

Mittelalter

Die Ursprünge der Figur sollen in Sagen des Vorderen Orient liegen, als Reineke Fuchs ähnliche Züge wie Isegrim der Wolf getragen haben soll. Im Mittelalter entstand sie in ihrer heutigen Gestalt. Damals waren Tierfabeln zur satirischen Versinnbildlichung archetypischer menschlicher Charakterzüge oder gesellschaftlicher Zustände sehr beliebt. Zwischen 1175 und 1250 entstand in Frankreich durch Aneinanderreihung verschiedener Tiererzählungen der „Roman de Renart“ von Pierre de Saint-Cloud über einen schlauen Fuchs, der über einen starken Löwen triumphiert.

Heinrich der Gleißner aus dem Elsass dichtete Ende des 12. Jahrhunderts den Reinhart Fuchs. In dem Werk beginnt Der Gerichtstag so:

Ditz geschah in eime lantvride,
den hatte geboten bi der wide
ein lewe, der was Vrevil genant,
gewaltic vber daz lant. (Helmut de Boor, S.738)

Das Gedicht fand Eingang in das Volksbuch Reinke de vos (Lübeck 1498).

 
Johann Christoph Gottsched um 1750

Im 13. Jahrhundert entstand auch eine niederländische Version des Epos, Van den vos Reynaerde.

18. und 19. Jahrhundert

Johann Wolfgang von Goethe verwendete die 1752 von Gottsched herausgegebene gleichnamige Dichtung für seine Fabel vom Reineke Fuchs. Gottsched hatte seiner Ausgabe eine Übersetzung in Prosa beigefügt.
Wahrscheinlich konnte sich Goethe noch auf die Historie van reynaert de vos (Delft 1485, Nachauflage 1783) stützen. 1834 veröffentlichte Jacob Grimm, der sich zu dieser Zeit mit dem mittelalterlichen Tierepos auseinandersetzte, eine Version von "Reinhard Fuchs".

1872 adaptierte der luxembourgische Autor Michel Rodange die Fabel in Goethes Version als Renert oder de Fuuss am Frack an a Maansgréiss. Er übertrug sie auf die aktuellen Verhältnisse in seinem Land und benutzte dabei regionale Dialekte.

Reineke leitet sich vom französischen Wort für Fuchs, le renard, her; der Name wurde erst zu "Reinhard" (Vorname, moderne Schreibweise) und dann zu "Reineke" eingedeutscht und umgedeutet.

Literatur

"Von Reinicken Fuchs." Heidelberg, 1981.(Faksimileausgabe der Ausgabe Frankfurt 1544, mit einer Einführung von Hubertus Menke)