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Karl Borromäus Glock

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Karl Borromäus Glock (* 27. Januar 1905 in Nürnberg; † 1. November 1985 in Heroldsberg) war ein deutscher Verleger, Schriftsteller und Schlossbesitzer.

Karl-Borromäus Glock mit Hortense von Gelmini, Nürnberg 1983

Leben

Karl Borromäus Glock wurde als Sohn des Beamten Miachel Glock und seiner Ehefrau Margarethe in Nürnberg (Ecke Preissler- und Fürther Straße) am „Kaisergeburtstag“ geboren. Sein Bruder Friedrich starb schon als Kind. Seine väterlichen Vorfahren waren Glockengießer und stammten aus Neualbenreuth, seine mütterlichen Vorfahren waren Bauern aus Schnaittenbach. 1912 zog Glock mit seinen Eltern ins Amtmannshaus der Nürnberger Burg, wo er König Ludwig III. (Bayern) bei einem seiner Besuche einen Blumenstrauß reichen musste[1]. Er besuchte bis 1921 die Oberrealschule in Nürnberg und absolvierte danach dort eine Banklehre. 1921 zog die Familie in die Feldgasse 38, ein Haus, in dem Glock später sein Unternehmen gründete. In seiner Jugend wurde Glock durch die Begegnung mit dem Jesuitenpater Klöppel, das Werk von John Henry Newman und von der Jugendbewegung (Bund Neudeutschland) geprägt. Schon als mittelloser Student - er studierte an der Handeshochschule Nürnberg und war er Mitglied der Studentenverbindung Ostmark Nürnberg im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) - eröffnete er im väterlichen Haus eine Bücherstube, woraus sich der spätere Verlag entwickelte. [2] Parallel absolvierte er ein Voluntariat in einem Nürnberger Druck- und Verlagshaus. Seine Diplomarbeit hatte den Titel: "Das Buch als Rechtsobjekt - in juristischer, wirtschaftlicher und sozialer Beziehung". Nach dem Examen mietete er ein Buchladengeschäft in der Katharinengasse Nürnberg, in das 1926 sein Partner Viktor Lutz eintrat, mit dem er die Buchproduktion begann und bis 1966 zusammenarbeitete. 1928 heiratete Glock in Kassel seine erste Ehefrau Mathilde (Tilla) Braun, mit der 48 Jahre bis zu ihrem Toede verheiratet war und mit der er einen Sohn Peter (* 1931) und eine Tochter Veronika (* 1935) bekam, die, wie ihre Mutter, später in seinem Verlag mitarbeiteten. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete Glock seine Assistentin Elisabeth.

Verlag Glock und Lutz im Dritten Reich und Zweiten Weltkrieg

1926 gründete Glock mit seinem Gesinnungsfreund Viktor Lutz in der Feldgasse in Nürnberg einen Verlag und ging zur Buchproduktion über, wobei zunächst Glock selbst als Verlagsvertreter reiste. Kommerzielle Interessen standen schon damals nicht im Vordergrund, sondern der Verlag hatte von Anfang an ein christlich-humanistisches Profil, das er auch in schwierigen Zeiten durchhielt. Beim 31. Deutschen Katholikentag in Nürnberg begegnete Glock Carl Muth, in dessen Fußstapfen er nach und nach trat. Nach dem Vorbild von dessen Zeitschrift Hochland (Zeitschrift) brachte Glock die Zeitschrift "Buch und Leben" (später "Besinnung") heraus, in der Angriffe auf die NS-Zeitschriften Der Stürmer und Völkischer Beobachter abgedruckt wurden, was zum Verbot der Verlagsdruckerei und der Zeitschrift führte. Weil Glock die Zeitschrift trotzdem unter dem Tarnnamen "Grundkatalog Deutscher Literatur" weiterführt, wurde er 1935 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, die er nur wegen einer Amnestie nicht antreten musste. Im Keller seines Hauses druckte und verbreitete Glock heimlich z.B. die Sonette von Reinhold Schneider, welche er über die mit Glock befreundete Ehefrau von Generalfeldmarschall Maximilian von Weichs an die Ostfront sandte. Er veranstaltete in Nürnberg Vorträge mit den Regimegegnern Alfred Delp und Theodor Steinbüchel. 1939 wurde Glock zur Wehrmacht eingezogen und - nach einer Übung in Berlin - nach Norwegen verschifft, wo sein rechter Unterschenkel durch einen Torpedotreffer beim Skagerrak zertrümmert wurde. Nach lebensgefährlichen Komplikationen im Lazarett konnte Glock seine Tätigkeit in Nürnberg fortführen, jedoch wurde Lutz eingezogen. 1943 musste Glock ein Kommando über ein sog. Gruppen-Schellkommando (aus sg. Hitlerjungen) bei Lösch- und Rettungseinsätzen nach Luftangriffen übernehmen. Beide Verlagsstandorte wurden durch Bomben fast ganz zerstört, Glock und seine, bei Passau in Sicherheit gebrachte, Familie überlebten.

Verlag Glock und Lutz nach dem zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste das Verlagshaus wieder "von Null" aufgebaut werden. Zunächst verschenkte Glock das verschont gebliebene Bücherlager. Schon 1945 erhielt er eine Verlagslizenz der amerikanischen Besatzungsmacht und entwickelte sein weitgespanntes Verlagsprogramm, oft aus Begegnungen mit Persönlichkeiten, wie z.B. Jean-Yves Calvez, Gabriel Marcel, Reinhold Schneider, Friedrich Muckermann, Carl Muth, Carl Sonnenschein, Alfred Delp, Peter Dörfler, Albrecht Goes, Heimito von Doderer, sowie mit vielen anderen, die Glock am Ende seines Lebens in seinem Buch Achtzig Jahre - Begegnungen mit hundert namhaften Zeitgenossen skizzierte, darunter z.B. die Politiker Theodor Heuss, Ludwig Erhard, Gustav Heinemann, Karl Carstens und sehr viele der christlichen Literatur nahestehende Persönlichkeiten. Glock empfand sich in der deutschen Verlagslandschaft als „Einzelgänger“ und seinen Verlag als „Wagnis“. Bis zum Lebensende suchte er christliche Autoren wie Reinhard Johannes Sorge, Gerd-Klaus Kaltenbrunner und Hortense von Gelmini in einem immer schwieriger werdenden verlegerischen Umfeld durchzusetzen.

Erwerb des Gelben Schlosses in Heroldsberg und Sammlertätigkeit

Gelbes Schloss Heroldsberg

Als Sitz des Verlagshauses erwarb und erhielt Glock das vom Adelsgeschlecht der Geuder von Heroldsberg erbaute Gelbe Schloss in Heroldsberg, wo er sich auch als Sammler von Antiquitäten sowie bibliophilen Kostbarkeiten betätigte.

Seine Witwe, Elisabeth Glock, führte den Verlag nach dem Tode von Glock noch kurze Zeit weiter und veräußerte ihn dann an den Regio-Verlag.

Über sein Lebenswerk schrieb der Neue Bücherdienst, Wien: „In unserer Zeit der cleveren Literaturgeschäftsleute, die Bücher produzieren wie andere Waschmaschinen, zählt Glock zu jenen leider aussterbenden Verlegern, denen Beruf auch Berufung ist.“

Buchreihen, Zeitschriften und kulturelles Engagement

Charakteristisch für das Verlagsprogramm von Glock und Lutz waren Buchreihen, wie v.a.:

  • Bibliothek unseres Zeitalters (Klassiker des 19. und 20. Jahrhunderts)
  • Cardinal-Newman-Studien
  • Deutsche Landeskunde
  • Kultur der Nationen
  • Nürnberger Liebhaberausgaben

Glock war Herausgeber und Schriftleiter der, seine Linie vertretenden, Kulturzeitschrift Besinnung, die 60 Jahrgänge erreichte und der Verlagszeitschrift Kurier vom Gelben Schloss.

In Verbindung mit seiner verlegerischen Arbeit gründete bzw. protegierte Glock z.B. die Cardinal-Newman-Gesellschaft, das Willibald-Pirkheimer-Kuratorium und das Colloquium Nürnberger Mundartdichter, die teilweise bis in die heutige Zeit Bestand haben. Fast vierzig Bücher von Mitgliedern des letztgenannten Collegiums sind im Verlag Glock & Lutz erschienen. Glock lud diese Kreise oft in sein "Gelbes Schloss" nach Heroldsberg ein.

Wirken als Schriftsteller und Zeichner

Glock war Autor von Essays und Gedichten, die er teilweise mit eigenen Zeichnungen versah und verlegte, z. B.

  • Achtzig Jahre - Begegnungen mit hundert namhaften Zeitgenossen, 1985 Glock und Lutz, Nürnberg, ISBN 3-7738-6236-6
  • Das Wagnis - Rechtfertigung eines Einzelgängers, 1985 Glock und Lutz, Nürnberg, ISBN 3-87354-050-9
  • Aufenthalt in Griechenland - Entdeckungen im Norden, 1983 Glock und Lutz, Nürnberg, ISBN 3-7738-6228-6
  • Willibald Pirkheimer Bibliograpie 1470/1970, 1970, Hrsg. mit Inge Meidinger-Geise (Willibald Pirkheimer-Kuratorium), Glock und Lutz, Nürnberg
  • Das gelbe Schloss - ein Führer, 1967, Glock und Lutz, Nürnberg
  • Werkstatt des Buches. Der Buchhändler als Kaufmann, 1953, Poeschel Verlag, Stuttgart
  • Die notwendige Danksagung, 1953, Glock und Lutz, Nürnberg
  • Die vertauschte Herzogin, 1950, Glock und Lutz, Nürnberg
  • Die Botschaft der Bernadette, 1949, Glock und Lutz, Nürnberg
  • Johannes, 1948, Glock und Lutz, Nürnberg
  • Herbert Krauss, 1948. Glock und Lutz, Nürnberg
  • August Straub, 80 Jahre, Glock und Lutz, Nürnberg
  • Eugenio, 1947, Glock und Lutz, Nürnberg
  • Zeugnis der jungen Kirche, 1947, Glock und Lutz, Nürnberg
  • Wege aus dem Gestern ins Morgen. Ansprachen und Denkschriften der Jahre 1945 und 1946, Glock und Lutz, Nürnberg

Auszeichnungen

Literatur

  • Karl Borromäus Glock: Das Wagnis - Rechtfertigung eines Einzelgängers. 1985, Verlag Glock und Lutz, ISBN 3-87354-050-9
  • Manfred Lange: Büchermacher aus Leidenschaft - Karl Borromäus Glock wird 80 Jahre. in: Deutsche Tagespost, Januar 1985

Einzelnachweise

  1. Das Wagnis - Rechtfertigung eines Einzelgängers, 1985 Glock und Lutz, Nürnberg, ISBN 3-87354-050-9
  2. Manfred Lange: Büchermacher aus Leidenschaft-Karl Borromäus Glock wird 80 Jahre, in Deutsche Tagespost Januar 1985