Don Quijote

Roman von Miguel de Cervantes
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Don Quijote [don kiˈxote] (Don Quixote in alter Schreibung; Don Quichotte [kiˈʃɔt] in französischer Orthografie) ist die Hauptfigur von Miguel de Cervantes Roman El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha, übersetzt Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha.

Inhalt

 
Grandville: Don Quixotes Kampf mit den Rotweinschläuchen (1848)
 
Grandville: Don Quixotes Abenteuer mit den Pilgern auf der Bußfahrt. 1848
 
Honoré Daumier: Don Quichotte und Sancho Pansa (um 1868)

Don Quijote ist ein kleiner Landadliger – dessen wahrer Name sogar dem Erzähler nicht genau bekannt ist – und lebt „irgendwo“ in der Mancha in Spanien.

Dort verschlingt er einen Ritterroman nach dem anderen, bis er schließlich verrückt wird und glaubt, er selbst müsse sich als fahrender Ritter todesmutig in Gefahren stürzen, um das Unrecht zu bekämpfen. Seinem Klepper verleiht er den wohltönenden Namen Rocinante (span. fue rocín antes [= vorher war's ein Klepper]) und macht obendrein ein Bauernmädel zur Gebieterin seines Herzens, die er nicht weniger wohlklingend Dulcinea von Toboso nennt. So kommt es zu einem ersten Ausritt. Alles, was er sieht, bringt er mit dem Rittertum in Zusammenhang, obschon dieses schon seit Generationen nicht mehr aktuell ist. Eine einfache Schenke wird in seinen Augen zu einer Burg, und die Dirnen, die davorstehen, werden zu Burgfräulein. Nach seinem ersten Ausritt wird er völlig zerschlagen nach Hause geschafft. Barbier und Dorfpfarrer veranstalten dann ein Autodafé, dem – mit Ausnahme des Amadis de Gaula – sämtliche seiner Ritterromane zum Opfer fallen. Er rekrutiert dann einen „Schildknappen“, der ihn während der folgenden Abenteuer begleiten wird. Dieser heißt Sancho Panza (oder „Pansa“, was man als „heiliger Bauch“ verstehen kann), wohnt im selben Dorf und ist (zunächst) nicht der Hellste. In Ermangelung eines Pferdes begleitet er seinen Herrn auf einem Esel, den er gelegentlich mit dem Namen Rucio anspricht, was in einigen Gegenden Spaniens nichts anderes als „Esel“ bedeutet. Sancho Panza spricht häufig in Sprichworten. Erst mit dieser Kontrastfigur bekam der hagere Don Quijote seine universelle Bedeutung.

Dulcinea ist die Angebetete von Don Quijote. Er hat sie zwar nie wirklich gesehen, aber da ein richtiger Ritter eine Angebetete braucht, braucht auch Don Quijote eine solche. Alles, was er tut, tut er für sie. Als er etwa einen Zug von Galeerensträflingen befreit, verlangt er als Dank, dass alle zu Dulcinea gehen und ihr von seinen Taten, die er ihretwegen vollbracht hat, berichten sollen.

Das bekannteste Abenteuer ist zweifellos das, in welchem der Held – trotz der eindringlichen Warnungen seines Knappen – anstelle von Windmühlen Riesen sieht und diese zu bekämpfen versucht, was natürlich nicht glücklich ausgeht. Dass er diesen Kampf verliert, schreibt er bösen Mächten zu. (Der Ausdruck „gegen Windmühlen kämpfen“ geht auf diese Geschichte zurück.) Der in seine Fantasien vernarrte Idealist kämpft auch gegen staubumwölkte Hammelherden, liefert sich mit rotweingefüllten Schläuchen einen „blutigen“ Kampf und erobert noch den „Helm des Mambrin“ – eine Barbierschüssel. Don Quijote gibt sich auf Anregung seines Knappen den Übernamen Der Ritter von der traurigen Gestalt, und als solche kehrt er übel zugerichtet auf dem Ochsenkarren in sein Heim zurück.

Im zweiten Buch nennt er sich dann auch Löwenritter.

Eröffnungssatz

En un lugar de la Mancha, de cuyo nombre no quiero acordarme, no ha mucho tiempo que vivía un hidalgo de los de lanza en astillero, adarga antigua, rocín flaco y galgo corredor.
„An einem Orte der Mancha, an dessen Namen ich mich nicht erinnern will, lebte vor nicht langer Zeit ein Junker, einer von jenen, die einen Speer im Lanzengestell, eine alte Tartsche, einen hagern Gaul und einen Windhund zum Jagen haben.“

Der Ausspruch de cuyo nombre no quiero acordarme wurde durch das Buch berühmt. Er ist, wie andere Fragmente des Buches auch, ein gebräuchliches Klischee im modernen Spanisch.

Zwei Teile

Der Roman besteht aus zwei Büchern. Das Werk von Miguel de Cervantes wurde gleich nach der Erstveröffentlichung zu Beginn des Jahres 1605 ein Verkaufsrenner – schon wenige Wochen später liefen drei Raubdrucke um. Das Publikum empfand es als zeitkritischen und zugleich höchst ironischen Roman.

Nach dem Erfolg des ersten Buches schrieb ein anderer Schriftsteller unter dem Namen Alonso Fernández de Avellaneda eine inoffizielle und durch Cervantes nicht genehmigte Fortsetzung (Titel: Segundo tomo del ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha – que contiene la tercera salida, y es la quinta parte de sus aventuras (1614). In Cervantes' späteren Fortsetzung (erschienen 1615 unter dem Titel Segunda parte del ingenioso cavallero Don Quixote de la Mancha) wird bei verschiedenen Gelegenheiten auf diese „unechte“ Fortsetzung angespielt.

Bedeutung

El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha ist zweifellos eines der wichtigsten Bücher der Weltliteratur, ganz zu schweigen von seiner Bedeutung im spanischsprachigen Raum. Dieser Ritter hat bald nach seiner Geburt ein eigenes Leben als literarische Figur entwickelt, die Cervantes, der wohl ursprünglich eine kurze, herbe Parodie auf die damals populären Rittergeschichten schreiben wollte, völlig mitgerissen hat. Jedoch nur vordergründig betrachtet ist der Don Quijote eine Parodie auf Ritterromane. (Das Autodafé-Kapitel ist ein Schnellverriss der zeitgenössischen romanischen Literatur.) Das zentrale Thema Cervantes' ist – wie bei seinem Zeitgenossen William Shakespeare – die Frage, was in unserer Umwelt Wirklichkeit ist und was Traum, der Konflikt zwischen Ideal und Realität. Nicht nur den Sinnen, auch den Worten kann man nicht vertrauen, selbst Namen werden zweideutig. Sogar der Leser bleibt im Zweifel, ob er seinen Helden als versponnenen Idealisten oder aber als lächerlichen Narren einordnen soll. Schließlich wird im zweiten Band aus dem Narren ein Weiser, während sich sein tumber Begleiter zu einem zweiten Salomo mausert.

Don Quijote hat über die Jahrhunderte vielfältige Interpretationen erfahren: So wurde das Werk als Parodie auf die Ritterromane seiner Zeit gesehen, als Darstellung eines heroischen Idealismus, als Traktat über die Ausgrenzung des Autors selbst oder auch als Kritik am spanischen Imperialismus. Vladimir Nabokov und José Ortega y Gasset beispielsweise haben einiges Erhellendes zu dieser Figur und ihrer Geschichte geschrieben. Einige Literaturwissenschaftler – allen voran Leandro Rodriguez – erkannten in zahlreichen Details der Handlung auch Anspielungen auf die Probleme, denen Conversos, von getauften Juden abstammende Familien, in der spanischen Gesellschaft des 16. Jahrhunderts ausgesetzt waren. Diese deutlichen Anspielungen sowie die Tatsache eines Talmudzitates im Don Quijote führten auch zu der – allerdings nicht gesicherten – These, dass Cervantes selbst aus einer Familie von Conversos gestammt haben mag.

Viele Künstler haben Gemälde zu Don Quijote und seinen Geschichten angefertigt, unter ihnen Grandville, Vicente Blasco Ibáñez, Gustave Doré, Salvador Dalí und Pablo Picasso. Salvador Dalí hat unter anderem die Illustrationen zu einer Don-Quijote-Ausgabe gezeichnet, die im Original im Pariser Dalí-Museum zu sehen sind.


Kampf gegen die Windmühlen

Heute ist Don Quijotes Kampf gegen die Windmühle(n) die bekannteste Episode des Romans. Sie spielt im Original nur eine untergeordnete Rolle, ist aber für die meisten modernen Bearbeitungen dieses Stoffs zentral. Das hat folgenden Grund: Das 19. Jahrhundert war von diesem ausweglosen Kampf des gnädigen Herrn gegen die gnadenlose Maschine fasziniert, weil der rasante technische Fortschritt damals den Machtverlust der Aristokratie vorantrieb. Der Kampf gegen Windmühlen war dafür das ideale Symbol.

Filmografie

Der Roman wurde seit 1933 mehrfach verfilmt, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten in der Handlung.

Auch Terry Gilliam und Orson Welles versuchten den Stoff zu verfilmen, schafften es jedoch nicht. Lost in La Mancha ist ein Dokumentarfilm über Gilliams Versuch.

Vertonungen

In der Musik gibt es unter anderen folgende wichtige Vertonungen:

Literatur

Das Buch ist bei verschiedenen Verlagen zu erhalten. Hier nur eine Auswahl.

Weiterführende Literatur

  • Dominique Aubier: Don Quixote: die hebräische Kryptierung Auslege in drei Bände. Verlag M.L.L.
  • Band 1, Don Quichotte, le Prodigieux secours… Verlag M.L.L. 1997 ISBN 2-9508391-2-6.
  • Band 2, Don Quichotte, La Révélation messianique… Verlag M.L.L. 1999 ISBN 2-9508391-4-2.
  • Band 3, Don Quichotte, la Réaffirmation messianique Verlag M.L.L. 2001 ISBN 2-9508391-8-5.
  • José Ángel Ascunce Arrieta: Los quijotes del Quijote: Historia de una aventura creativa. Kassel, Edition Reichenberger 1997. ISBN 3-931887-14-6
  • José Ángel Ascunce Arrieta: El Quijote como tragedia y la tragedia de don Quijote. Kassel, Edition Reichenberger 2005. ISBN 3-935004-98-2
  • Cervantes y su mundo I. V.V.A.A., Kassel, Edition Reichenberger 2004. ISBN 3-935004-89-3
  • Cervantes y su mundo II. V.V.A.A., Kassel, Edition Reichenberger 2005. ISBN 3-935004-99-0
  • Cervantes y su mundo III. V.V.A.A., Kassel, Edition Reichenberger 2005. ISBN 3-937734-10-4
  • Agapita Jurado Santos: Obras teatrales derivadas de novelas cervantinas (siglo XVII). Para una bibliografía. Kassel, Edition Reichenberger 2005. ISBN 3-935004-95-8
  • Oliver Kellner & Ulf Marek: Seewolf & Co. Schwarzkopf und Schwarzkopf, ISBN 3896021907 (über die ZDF-Vierteiler)
  • Vladimir Nabokov: Die Kunst des Lesens. Cervantes' ‚Don Quijote‘. S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1985. ISBN 3-10-051504-8
  • James A.Parr: Cervantes and the Quixote: A Touchstone for Literary Criticism. Kassel, Edition Reichenberger 2005. ISBN 3-937734-21-X
  • Kurt Reichenberger: Cervantes and the Hermeneutics of Satire. Kassel, Edition Reichenberger 2005. ISBN 3-937734-11-2
  • Kurt Reichenberger: Cervantes, un gran satírico? Los enigmas del Quijote descifrados para el carísimo lector. Kassel, Edition Reichenberger 2005. ISBN 3-937734-12-0
  • Kurt & Theo Reichenberger: Cervantes: El Quijote y sus mensajes destinados al lector. Kassel, Edition Reichenberger 2004. ISBN 3-937734-05-8
  • Kurt Reichenberger/Rosa Ribas: Ein kryptischer Cervantes. Die geheimen Botschaften im ‚Don Quijote‘. Kassel, Edition Reichenberger 2002. ISBN 3-935004-59-1
  • Karl-Ludwig Selig: Studies on Cervantes. Kassel, Edition Reichenberger 1995. ISBN 3-928064-64-9
  • Krzysztof Sliwa: Vida de Miguel Cervantes Saavedra. Kassel, Edition Reichenberger 2005. ISBN 3-937734-13-9
  • Christoph Strosetzki: Miguel de Cervantes. Epoche - Werk - Wirkung. C.H. Beck Verlag, München 1991. ISBN 3-406-35077-1
  • V.V.A.A. Cervantes. Estudios sobre Cervantes en la víspera de su centenario. Kassel, Edition Reichenberger 1994. ISBN 3-928064-64-9

Medien

Commons: Don Quixote – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Miguel de Cervantes Saavedra: Don Quixote de la Mancha. Hörbuch auf 6 CDs, Dhv, ISBN 3899401441
  • Abenteurklassiker – Schatzinsel, Seewolf, Lederstrumpf ... 2CD, BSC Music, prudence 398.6619.2 (mit Musik aus dem ZDF-Vierteiler)
  • Original Broadway Cast der Musical-Version The Man of La Mancha CD 1965 (über den Fachhandel), Neuaufnahme von 2002 mit Brian Stokes Mitchell als Don Quijote, Marie Elizabeth Mastrantonio als Aldonza und Ernie Sabella als Sancho Panza auch per download im Web; deutschsprachige Version (Wien) mit Josef Meinrad ab Don Quijote sowie eine Aufnahme mit Plácido Domingo als Don Quixote und Julia Migenes als Aldonza ebenfalls über den Fachhandel und das Web
  • Miguel de Cervantes: Don Quixote de la Mancha. Romances y Músicas, Montserrat Figueras, Herèrion XXI, La capella reial de catalunya, Jordi Savall. 2 CDs mit Musik der Epoche und thematisch auf den Roman bezogen. In einem aufwendig gestalteten Buch mit Übersetzungen in sieben Sprachen.