Stadtbahn

Schienenverkehrssystem des öffentlichen Personennahverkehrs
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Die Stadtbahn ist ein zu den Bahnen gehörendes Verkehrsmittel im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV, Stadtverkehr).

Stadtbahn-Logo, wie es von den Stadtbahn-Betrieben in Nordrhein-Westfalen verwendet wird

Der Begriff ist nicht mehr eindeutig definiert. Er wird in verschiedenen Städten für unterschiedlich ausgeprägte ÖPNV-Verkehrssysteme verwendet. In den meisten Fällen wurde der Begriff Stadtbahn eingeführt, um die Weiterentwicklung der Straßenbahn zu einem höherwertigen Verkehrsmittel zu verdeutlichen.

Stadtbahnstrecken können – anders als die völlig vom übrigen Verkehr abgetrennten U-Bahnen – niveaugleiche Kreuzungen mit dem Straßenverkehr haben. Die meisten Stadtbahnen sind Schnellstraßenbahnstrecken, die teilweise unterirdisch geführt werden. Somit können auch Merkmale einer U-Bahn vertreten sein.

In jüngerer Zeit verkehren Stadtbahnen auch auf klassischen Eisenbahnstrecken in weiter entfernte Vororte, so dass sie S-Bahnen ähneln. Einige reine Straßenbahnbetriebe bezeichnen ihre Netze ebenso als Stadtbahn (Erfurt, Gera). So wurde 1996 die Erfurter Straßenbahn per Stadtratbeschluss in „Stadtbahn“ umbenannt. Damit ist die Abgrenzung, ob es sich um eine Straßen- oder Stadtbahn handelt, inzwischen recht fließend.

Charakteristisch für viele Stadtbahnstrecken sind die in dicht bebauten Innenstädten als U-Bahnstrecken ausgebauten Tunnelanlagen, teilweise kommt auch eine Hochlage zu Anwendung, um niveaufreie Kreuzungen herzustellen. Auf solchen Stadtbahnstrecken wurden in der Anfangsphase normale Straßenbahnwagen eingesetzt. Inzwischen überwiegen speziell entwickelte Stadtbahnwagen wie beispielsweise in Köln/Bonn, Rhein/Ruhr, Frankfurt am Main oder Stuttgart. Diese sind häufig auch für den Betrieb auf normalen Eisenbahnstrecken nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) zugelassen (Köln/Bonn, Karlsruhe). In den meisten Netzen werden für den Stadtbahnbetrieb Hochbahnsteige angelegt, die das stufenlose Einsteigen in diese Fahrzeuge ermöglichen. Für Bereiche mit niedrigen Bahnsteigen besitzen viele Stadtbahnwagen so genannte Klappstufen. In jüngerer Zeit entstanden auch Stadtbahnwagen in Niederflurbauweise, beispielsweise in Chemnitz oder in Karlsruhe.


Vergleich durchschnittlicher Reisegeschwindigkeiten

anhand eines Beispiels aus dem Stadtgebiet von Düsseldorf

Entwicklung in Deutschland

 
Stadtbahn-Triebwagen in Stuttgart beim Wechsel in eine Tunnelstrecke

Anfang der 1960er Jahre suchten viele mittlere Großstädte nach neuen Wegen, um den Öffentlichem Personennahverkehr attraktiver zu gestalten. Die Stadtplaner empfanden zudem die im normalen Individualverkehr mitschwimmende Straßenbahn zunehmend als Verkehrshindernis. Eine Umstellung auf reinen Busverkehr war in vielen Fällen wegen des hohen Beförderungsaufkommen nicht möglich. Der Bau eines reinen U-Bahnsystems erwies sich zu teuer und zeitlich sehr langwierig, daher gingen auch nur München (U-Bahn München) und Nürnberg (U-Bahn Nürnberg) diesen Weg. In beiden Städten blieb jedoch ein, um die durch die U-Bahn ersetzten Linien reduziertes Straßenbahnnetz als Ergänzung zur dieser erhalten. Als Alternativmodell entstand die Stadtbahn, die nur in Innenstadtbereichen als U-Bahn geführt werden sollte, ansonsten durch Rampen an bisher bestehende Straßenbahnnetze angeschlossen werden konnte. Damit können neue Tunnelabschnitte recht schnell in ein bestehendes System integriert werden. Auf das Gesamtnetz umgerechnet sind Stadtbahnen somit erheblich billiger als Voll-U-Bahn-Strecken, da die bestehende Straßenbahn-Infrastruktur weiter genutzt werden kann.

Die ersten Stadtbahnnetze mit U-Bahnstrecken wurden 1966 in Stuttgart (Stadtbahn Stuttgart) und 1968 in Frankfurt am Main (Stadtbahn Frankfurt am Main) und in Köln (Stadtbahn Köln) eröffnet. Außer in Frankfurt wurden zuerst normale Straßenbahnfahrzeuge eingesetzt. Die Main-Metropole setzt auf einigen Linien bis heute Straßenbahnwagen mit Klappstufen ein (U 5, U 6). In Stuttgart werden nur von Meter- auf Normalspur umgerüstete Strecken als Stadtbahn bezeichnet.

Die Tunnelanlagen wurden daher so ausgelegt, dass diese von normalen Straßenbahnwagen befahren werden konnten. Da die meisten Betriebe Einrichtungswagen einsetzten, entstanden in der Überzahl der Stadtbahnstädte in den Tunnelbahnhöfen Seitenbahnsteige - zuerst in niedriger Ausführung. Mit dem Übergang zu speziellen Stadtbahnwagen werden auf Stadtbahnstrecken vermehrt Mittelbahnsteige eingebaut. Diese entstanden gleich als Hochbahnsteige, die Seitenbahnsteige wurden in fast allen Betrieben mit Stadtbahnwagen zu Hochbahnseigen umgebaut.

Im Ruhrgebiet (Stadtbahnnetz Rhein-Ruhr) sowie Frankfurt am Main und Stuttgart tragen Stadtbahnlinien das von reinen U-Bahnsystemen (Berlin, Hamburg, München) bekannte   vor der Liniennummer. Die Zugänge zu den Bahnsteigen oder Bahnhöfen der Stadtbahnen sind ebenfalls mit diesem Hinweisschild ausgestattet. In Hannover (Stadtbahn Hannover; Eröffnung 1975) sind dagegen nur die Zugänge der Haltestellen in Tunnelstrecken und die oberirdischen Stationen mit Hochbahnsteigen mit einem modifizierten  -Zeichen versehen (farbliche Absetzung der oberen beiden Enden des U). Die oberirdischen Stationen werden in absehbarer Zukunft alle mit Hochbahnsteigen ausgerüstet sein, so dass dann alle Stationen mit dem   gekenntzeichnet sind. Nur Karlsruhe verwendet das S-Bahn-Symbol. In weiten Bevölkerungskreisen werden diese Netze daher auch als U-Bahn wahrgenommen. Der Begriff „Stadtbahn“ hat sich nicht im allgemeinen Sprachgegebrauch durchgesetzt. Das ist vielen Betrieben recht, da sich die Marke „ -Bahn“ als sehr werbewirksam erweist. Ein späterer Übergang zu reinem U-Bahnbetrieb war bei den meisten Stadtbahnen (Frankfurt am Main, Hannover, Stuttgart) berücksichtigt, doch diese Entwicklung erscheint derzeit sehr unwahrscheinlich.

Das Stadtbahnnetz in Köln wird künftig in ein Hochflurnetz mit normalem Stadtbahnwagenbetrieb und in ein Netz für Niederflur-Stadtbahnen aufgeteilt werden. Die Hochflurstrecken bilden mit dem 1974 eröffneten Bonner Stadtbahnsystem betrieblich eine Einheit unter Einbeziehung zweier früherer Eisenbahnstrecken der Köln-Bonner Eisenbahn.

In Düsseldorf (Stadtbahnnetz Rhein-Ruhr) soll die derzeit in Planung befindliche Wehrhahnlinie als erste Stadtbahnlinie in Düsseldorf mit Niederflurstadtbahnwagen betrieben werden.

In Hannover ist die Umwandlung der „klassischen“ Straßenbahn in eine reine Stadtbahn seit 1996 weitgehend abgeschlossen, in Stuttgart wird dies bis 2010 der Fall sein. In anderen Städten wird neben der Stadtbahn weiter an der klassischen Straßenbahn (Düsseldorf, Frankfurt, Essen), allerdings in Niederflurausführung, festgehalten werden. In Duisburg, Mülheim an der Ruhr, Essen und Bochum werden im Tunnel liegende Meterspurabschnitte (außer Duisburg) als Straßenbahnlinien geführt und mit herkömmlichen Trambahnwagen befahren. Duisburg fährt Tram- und Stadtbahnlinien auf gemeinsamen Strecken. In Bielefeld (Stadtbahn Bielefeld) wird auf Dauer die Stadtbahn als U-Straßenbahn in Meterspur betrieben werden. Ein Umrüstung auf Normalspur ist jedoch möglich.

Beim Tunnelbau wird zwischen dem Ausbau in Straßenbahn-Manier mit vielen niveaugleichen Kreuzungen und Abzweigen (typisch für Köln und Stuttgart) und der Bauweise in U-Bahn-Manier mit meist kreuzungsfrei ausgeführten Abzweigen (Dortmund, Frankfurt, Hannover) unterschieden. Die Trassierungselemente der Stadtbahn-Tunnelstrecken entsprechen denen einer U-Bahn. Allerdings ist der Ausbau zum Teil teuerer, da Stadtbahnen im Gegensatz zu Voll-U-Bahnen ihren Strom durch Oberleitungen erhalten. Daher muss das Tunnelprofil größer als bei mit Stromschienen fahrenden U-Bahnen gehalten werden. In wenigen Fällen kommt eine an die Tunneldecke konstruierte Stromschiene zur Anwendung.

 
SPNV in Deutschland (Jan. 2003)

Stadtbahnen neuer Generation

Neben den herkömmlichen Stadtbahnen mit Tunnelanlagen entstanden in jüngerer Zeit Stadtbahnen der neuen Generation. Diese sind aus Streckenneu- und -ausbau hervorgegangen, ohne dabei Tunnelabschnitte einzuplanen, wie z.B. die Stadtbahnen in Erfurt (Stadtbahn Erfurt) und in Freiburg im Breisgau (Freiburger Verkehrs AG). Gleichfalls entstanden durch das Einbeziehen und die Mitnutzung von Eisenbahnstrecken neue „Regionalstadtbahn“–Netze, die eher einer S-Bahn ähneln. Diese Idee wurde erstmals 1992 in Karlsruhe (Stadtbahn Karlsruhe) verwirklicht, wo im Rahmen des „Karlsruher Modells“ auch so genannte Zweisystem-Triebwagen zum Einsatz kommen, die neben dem Gleichstrom von Straßenbahn-Strecken (750 Volt) auch den 15-kV-Wechselstrom aus der normalen DB-Oberleitung beziehen können. In Karlsruhe reicht dieses Netz in das 84 Kilometer entfernte Heilbronn, wobei in Heilbronn - von dieser Strecke ausgehend - momentan ebenfalls ein Stadtbahn-Netz entsteht. Die Stadtbahn erfüllt in Karlsruhe und in Heilbronn sowohl die Aufgaben einer klassischen Straßenbahn, als auch die einer S-Bahn. Das Karlsruher Mischbetriebskonzept wurde auch bei der Saarbahn in Saarbrücken verwirklicht. Diese Modell wird heute bevorzugt in Frankreich als Tram-Train bezeichnet.

Weitere Stadtbahnnetze in Deutschland ohne Tunnel-, aber mit einbezogenen Eisenbahnstrecken befinden sich in:

Ausländische Entwicklungen

 
Triebwagen vom Typ Siemens-Duewag U-2 in Calgary

Nord- und Südamerika

Das deutsche Stadtbahnkonzept wurde auch im Ausland, vor allen in den USA und Kanada übernommen. Dort entstanden in den 1970er und 1980er Jahren Systeme mit deutscher Fahrzeugtechnik (Frankfurter Typ U-2). Ein erstes Netz entstand 1977 im kanadischen Calgary, dem 1981 eines in Edmonton folgen sollte. Ebenso eröffnete 1981 in San Diego eine Stadtbahn mit deutschen Fahrzeugen. Später folgten Saint Louis (mit Tunnelstrecken), Baltimore, Salt Lake City, Denver, Dallas und Jersey City (gegenüber von New York City gelegen) und andere Städte. Aus bestehenden Straßenbahnstrecken wurde die Stadtbahnnetze in Pittsburgh, Newark und San Francisco entwickelt. Neue Stadtbahnnetze mit deutschen Technikparametern mit Tunnelanlagen entstanden zudem in den mexikanischen Städten Mexiko-Stadt, Guadalajara und Monterrey. Die grüne Linie der Bostoner Metro wäre nach deutscher Definition als Stadtbahn zu bezeichnen, da hier Straßenbahnwagen im Innenstadtbereich in Tunnelanlagen, sonst als Straßenbahnen verkehren.

Europa

In der Schweiz werden die Nahverkehrs-Bahnen des Glatttals und des Kanton Zug als Stadtbahn bezeichnet. Die Métro Ouest in Lausanne ist technisch gesehen ebenfalls eine Stadtbahn.

Stadtbahnsysteme wurden auch in Großbritannien heimisch. Das Netz in Newcastle upon Tyne besteht seit 1984. Dort wurden neben neue Tunnelanlagen auch Eisenbahnstrecken ins Netzwerk einbezogen. Auch Manchester und Birmingham erhielten Stadtbahnsysteme. In London entstand mit der Docklands Light Railway ein System, das auf Stadtbahntechnik mit den entsprechenden Fahrzeugen basiert, aber mit Stromscheine betrieben wird. Ein Teil der dort beschafften Wagen ist inzwischen nach Umbauten auf dem Essener Stadtbahnstrecken im Einsatz. In Porto (Portugal) entstand in jüngerer Zeit ebenfalls ein Stadtbahnsystem, das neue Tunnelstrecken und von Meter- auf Normalspur umgerüstete Eisenbahnstrecken benutzt.

In Polen existiert eine kreuzungsfreie Stadtbahnlinie in Posen. Die Strecke trägt eine Bezeichnung Schnelle Straßenbahn (Szybki tramwaj) und wurde im Einschnitt und als Hochbahn gebaut. Eine weitere gleichartige Strecke in Posen ist derzeit im Bau. Ebenfalls wird eine Stadtbahnlinie in Krakau gebaut, mit einem Tunnel und zwei unterirdischen Stationen. Sie soll jedoch von Niederflurfahrzeuge bedient werden.

Asien

Das Londoner Docklands-Modell wurde in der türkische Hauptstadt Ankara mit dem „Ankaray“-System nachgebaut. Weitere Stadtbahnsysteme wurden in Istanbul, Izmir, Bursa und Antalya angelegt.

Im Osten Asiens erhielt die philippinische Hauptstadt Manila ein Stadtbahnsystem. Dieses wurde so gut wie kreuzungsfrei gebaut und wird mit Fahrzeugen der belgischen Straßenbahn-Standartbauart (Lüttich, Oostende) sowie Tatra-Wagen aus tschechischer Produktion betrieben.

Afrika

Auf dem afrikanischen Kontinent entstand eine Stadtbahn in Tunis.

Planungen

Deutschland

in Planung befindlich sind Stadtbahnsysteme in

Darüber hinaus sind in den folgenden Städten Systeme angedacht:

Frankreich

Österreich

Siehe auch

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