Der Olivenbaum (Olea europaea), auch Echter Ölbaum, ist ein mittelgroßer, im Alter oft knorriger Baum, der zur Familie der Ölbaumgewächse gehört. Er wird schon seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert und kommt ursprünglich aus dem südlichen Vorderasien. Sowohl der kultivierte Olivenbaum Olea Europaeaals auch die wilde Olive (auch: Oleaster) gehören zu den Ölbaumgewächsen.
Olivenbaum | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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(*) Einige Botaniker zählen die Oleaceae zur Ordnung der Scrophulariales. |
Beschreibung
Der Olivenbaum ist eine immergrüne Pflanze; seine weißen oder gelben Blüten sind, abhängig vom Verbreitungsgebiet, von Ende April bis Anfang Juni zu sehen. Das langsam wachsende Holz ist reich verzweigt, mit grüngrauer, glatter, im Alter rissiger Rinde. Der Baum wird (je nach Sorte) bis zu 20 m hoch. Die wilden Oliven sind kleiner als die Züchtungen. Die kleinen Blätter sind oberseits graugrün und an der Unterseite silbrig glänzend und grau gefärbt. Während der Sommermonate blüht die Pflanze gelb. Aus der Blüte bildet sich später die Frucht: die begehrte Olive. Die unreifen Oliven sind grün, die reifen schwarz oder violett/braun. Der Olivenbaum benötigt viel Zeit zum Wachsen, kann jedoch mehrere hundert Jahre alt werden. Die meisten Früchte trägt er nach ca. 20 Jahren.
Verbreitung
Der Ölivenbaum wächst in allen Gebieten um das Mittelmeer und zum Teil auch um das Schwarze Meer, die keine extremem Klimabedingungen aufweisen. Der Olivenbaum kann hohe Hitze ertragen, leidet aber leicht durch Frost in kalten Wintern, wodurch nicht nur die Ernte einzelner Jahre, sondern der Bestand ganzer Plantagen bedroht ist. Er gilt als Charakterpflanze der mediterranen Flora und weist die Gebiete, in denen er gedeiht, als Gebiete mit mediterranem oder Mittelmeerklima aus. Es wurde immer wieder versucht, das Anbaugebiet des Olivenbaums nach Norden und in rauere Gebiete zu erweiteren. Diese oft über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte erfolgreichen Versuche schlugen aber immer wieder fehl, das letzte Mal im Februar 1956, als einen Kälteeinbruch aus Osteuropa Millionen von Olivenbäumen in Südfrankreich, Italien und Spanien vernichtete. Seit der neuzeitlichen Kolonisation wird der Olivenbaum auch in entsprechenden Klimaten Nord- und Südamerikas sowie in Australien und Südafrika angebaut. Alle Anbaugebiete des Ölivenbaums liegen zwischen dem 30. und dem 45. Grad nördlicher bzw. südlicher Breite, mit Ausnahme einiger äquatornäherer Höhenlagen, etwa in Peru.
Vermehrung
Die Olivenkerne werden über Vögel verbreitet, die die Früchte fressen. Olivenbäume in Kultur werden aber meist über Stecklinge fortgepflanzt.
Nutzung
Aus den Oliven wird in der Hauptsache Olivenöl gepresst, weshalb der Olivenbaum zu den Ölpflanzen gehört.
Der Olivenbaum wird genutzt:
- wegen seiner Frucht, der Olive,
- die weiterverarbeitet werden kann und als Lebensmittel genutzt wird. Direkt vom Baum ist die Olive jedoch wegen ihren Bitterkeit kaum genießbar. Sie wird in eine Salzlake eingelegt, die ihr die Bitterstoffe entzieht. In der mediterranen Küche wird sie häufig in Brot, Ragouts, Salaten und Saucen verwendet,
- ebenso wird aus ihr das Olivenöl gepresst, das gesündeste bekannte Speiseöl;
- wegen seines Holzes, das zu Möbeln oder Gebrauchgegenständen weiterverarbeitet wird.
- als medizinische Pflanze, speziell wegen seiner Blätter, die einen beruhigenden und schlaffördernden Effekt haben und das Immunsystem stärken sowie den Cholesterinspiegel senken. Das Öl wirkt sich positiv auf das Herzkreislaufsystem und auf den Fettstoffwechsel aus.
Arten von Olivenbäumen
Es gibt allein im Mittelmeerraum über 1000 Variationen von Olivenbäumen. Je nach Klima und Bodenbeschaffenheit hat sich der Olivenbaum über hunderte Jahre anders entwickelt. Manche Olivenbaumsorten sind auf einzelne Dörfer beschränkt und ein paar Kilometer weiter bereits nicht mehr zu finden. Eine große Vielfalt an Olivenbäumen gibt es in Italien, wo es alleine zwischen Sizilien und Ligurien an die 80 verschiedene Sorten gibt. Die italienischen Hauptsorten sind "Leccino", "Frantoio" und "Carolea". Die breitblättrigen Olivenbäume in Spanien tragen eine größere Frucht, aber die Fruchthülle ist vom bittererem Aroma und vom Öl ist von meist schlechterer Qualität. Da die Oliven der verschiedenen Arten leicht unterschiedlich im Geschmack sind, gibt es eine Vielzahl verschiedener Öle, die von Kennern geschätzt werden.
Abruzzen
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Lazio
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Marche
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Ökonomie
Olivenbaumpflanzungen nehmen auf der Welt 8,6 Millionen Hektar an Fläche ein, auf denen jährlich 17,3 Millionen Tonnen Oliven geerntet werden. Spanien ist der größte Olivenproduzent. Die vier wichtigsten Länder (Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei) erstellen 80 % der weltweiten Olivenproduktion. 60% der Welt weit ca.750 Millionen Olivenbaume stehen in der EU. Da die Nachfrage nach dem gesunden Olivenöl auch in nördlichen Ländern stetig zugenommen hat wurde der Anbau von Olivenbäumen erheblich ausgeweitet. (Quelle FAO)
2003 | Kultivierte Fläche (Ha) | Flächenertrag (Hektogramm/Ha) | Produktion (Tonnen) |
Welt | 8 597 064 | 20 143 | 17 317 089 |
Spanien | 2 400 000 | 25 667 | 6 160 100 |
Italien | 1 140 685 | 27 613 | 3 149 830 |
Griechenland | 765 000 | 31 373 | 2 400 000 |
Türkei | 594 000 | 30 303 | 1 800 000 |
Syrien | 498 981 | 20 021 | 998 988 |
Tunesien | 1 500 000 | 3 333 | 500 000 |
Marokko | 550 000 | 8 545 | 470 000 |
Ägypten | 49 888 | 63 811 | 318 339 |
Algerien | 178 000 | 16 854 | 300 000 |
Portugal | 430 000 | 6 512 | 280 000 |
Kulturgeschichte des Olivenbaumes
Die Geschichte des Ölbaums reicht bis in die Antike zurück. In welcher Periode des menschlichen Fortschritts die Wildform zur fruchtbaren Gartenolive kultiviert wurde, ist schwer zu sagen. Archäologische Funde deuten jedoch darauf hin, daß dies 4000 v.Chr in Kreta und Syrien geschah. Auch der häufige Hinweis in der Bibel auf den Baum und seine Erzeugnisse, auf seinen Überfluss im Land von Kanaan und den wichtigen Platz, den er in der Wirtschaft von Syrien hat, lässt vermuten, dass dort der Ursprung des kultivierten Olivenbaumes liegt. Möglicherweise geland dies erst einigen Stämmen die Olive zu kultivieren, die den Olivenbaum dann weitergaben. So wurde die Pflanze schnell zum Zeichen des Friedens. Im trockenen Klima des Nahen Ostens, stellte das Öl bald ein wichtiges und gesundes Grundnahrungsmittel da. In der Ökonomie aber auch der Religion und Kunst spielt der Olivenbaum nun eine wichtige Rolle. Die große Dankbarkeit der Menschen für diese Pflanze spiegelt sich in vielen Mythen wieder.
Der Bibel nach war die Ölfrucht war den Juden im gelobten Land verheißen, bildete einen bedeutenden Teil des Reichtums im Land und war neben dem Feigenbaum und Weinstock das Bild des Wohlstandes und bürgerlichen Glückes. Die eingewanderten Israeliten fanden den Olivenbaum schon vor. Die Könige David und Salomo förderten seinen Anbau. Man benutzte das Öl zu Speisen, bei Opfergaben, als Brennöl und zum Salben des Haars und des ganzen Körpers.
Zu Homers Zeiten benutzte man in Griechenland das Holz des wilden Ölbaums wegen seiner großen Festigkeit zu Axtstielen. Das Öl diente zum Salben des Körpers, war aber den Reichen und Edlen als Luxusgut vorbehalten, wie es in der Ilias beschrieben wird. In der Akademie standen die der Athene geweihten unantastbaren Ölbäume; sie stammten der Sage nach von der Mutterolive auf der Burg, die von der Göttin selbst geschaffen und später nach der Verbrennung durch die Perser von selbst aus der Wurzel wieder aufgesprossen sein soll.
Im 6. Jahrhundert v. Chr. kam der Olivenbaum nach Italien. Wie schon in Griechenland war ein Kranz aus Ölzweigen die höchste Auszeichnung des um das Vaterland hochverdienten Bürgers, sowie der höchste Siegespreis bei den Olympischen Spielen. Der Ölzweig war das Symbol des Friedens, und Besiegte, die um Frieden baten, trugen Ölzweige in den Händen.
Auch im alten Christentum ist die Taube mit dem Ölzweig ein Symbol des Friedens. Der Bibel zufolge schickte Noah nach der Sinflut eine Taube los. Sie kehrte mit einem Ölzweig im Schnabel zurück: die Erde grünte wieder, das Leben war zurück. Jesus hielt zwischen Olivenbäumen im Garten Gethsemana kurz vor seiner Kreuzigung Zwiesprache mit Gott.
Der Olivenbaum wurde von den spanischen Konquistadoren im 16. Jh. nach Peru gebracht, von wo er über Mexiko bis Kalifornien gelangte.
Zitate
"Die Ölbäume sind sehr charakteristisch, und ich gebe mir große Mühe, das einzufangen. Es ist Silber, das mal ins Blaue, mal ins Grüne spielt, bronzefarben und beinah weiß auf gelbem, rosa, violettem oder orange Boden, der bis zum stumpfroten Ocker geht... Eines Tages mache ich vielleicht etwas ganz Persönliches daraus, wie ich es mit den Sonnenblumen für die gelben Töne gemacht habe." Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo, Brief 608
Der Ölbaum im Koran
Gott ist das Licht von Himmel und Erde. Sein Licht ist einer Nische zu vergleichen, mit einer Lampe darin. .... Sie brennt mit Öl von einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, der weder ... (Sure 24, 35 "Das Licht")
Der Ölbaum in der Bibel
Einst machten sich die Bäume auf, um sich einen König zu salben, und sie sagte zum Ölbaum: Sei du unser König¨Der Ölbaum sagte zu ihnen: Soll ich mein Fettaufgeben, mir dem man Götter und Menschen ehrt und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken? (Buch der Richter, 9, 8-9)
Gegen Abend kam die Taube zu ihm zurück, und siehe da: In ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Olivenzweig. Jetzt wusste Noah, dass nur noch wenig Wasser auf der Erde stand. (Genesis, 8, 11)
Literatur
- C.R. Metcalfe, L. Chalk: Anatomy of the Dicotyledons Oxford University Press, 2. Aufl., 1987-1989, 3 Bände
- A. Lingelsheim: "Oleaceae. Oleolidae. Fraxinae et Syringeae" in A. Engler: Das Pflanzenreich, Band LXXII, Berlin, 1920