Felix Hoppe-Seyler (* 26. Dezember 1825 in Freyburg an der Unstrut; † 10. August 1895 in Wasserburg (Bodensee)) war ein deutscher Arzt und Chemiker.

Leben
Felix Hoppe wuchs als Waise bei seinem Schwager Georg Seyler, Enkel des Theaterdirektors Abel Seyler, auf. Er wurde 1864 von Seyler adoptiert und nahm aus Dankbarkeit den Namen Hoppe-Seyler an. Er studierte Medizin an der Friedrichs-Universität Halle, der Universität Leipzig, der Friedrich-Wilhelms-Berlin Universität zu Berlin, der Prager Karls-Universität und der Universität Wien. 1850 wurde er in Berlin zum Dr. phil. promoviert.[1] Er praktizierte danach als Arzt und war 1852 bis 1854 Arzt am Arbeitshaus, beschäftigte sich aber weiter mit physiologisch-chemischer und medizinischer Forschung. 1854 wurde er Prosektor in Greifswald, wo er sich auch habilitierte. 1856 wurde er Assistent von Rudolf Virchow am Pathologischen Institut der Universität Berlin, wo er 1860 a.o. Professor wurde. Hoppe-Seyler war ab 1861 Professor für angewandte Chemie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und ab 1872 Professor für physiologische Chemie an der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg. In seinem Haus in Wasserburg am Bodensee erlag er mit 69 Jahren einem Schlaganfall.
Hoppe-Seyler gilt als einer der Begründer der Physiologischen Chemie und Molekularbiologie. Er entdeckte die reversible Oxidation des Blutfarbstoffs und damit seine Rolle im Körper als Transporteur von Sauerstoff. Er gab ihm den Namen Hämoglobin. 1869 entdeckte sein Schüler Friedrich Miescher die Nukleinsäuren als Nuklein in Hoppe-Seylers Tübinger Laboratorium.
Hoppe-Seyler gründete 1877 die Zeitschrift für Physiologische Chemie (auch bekannt als Hoppe-Seyler’s Zeitschrift für physiologische Chemie), die heute unter dem Titel Biological Chemistry erscheint.
Er hatte viele deutsche und ausländische Schüler, unter anderem Hans Thierfelder.
Die Deutsche Vereinte Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin vergibt Hoppe-Seyler zu Ehren den Felix-Hoppe-Seyler-Preis für besondere wissenschaftliche Leistungen und Verdienste auf dem Gebiet der Klinischen Chemie und Laboratoriumsmedizin.
2015 wurde in den Räumlichkeiten der ehemaligen Küche des Schlosses Hohentübingen vom Museum der Universität Tübingen der Museumsraum „Schlosslabor Tübingen. Wiege der Biochemie“ eingerichtet. Er thematisiert vor allem die Entdeckung der Hämoglobins an diesem Ort durch Hoppe-Seyler und die Entdeckung des Nukleins durch Miescher.
Schriften
- Handbuch der physiologisch und pathologisch-chemischen Analyse. 1858.
- 8. Auflage. Hirschwald, Berlin 1909 (Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf).
- Physiologische Chemie, 4 Bände. 1877–1881.
Herausgeber
- Zeitschrift für Physiologische Chemie (1877–1921)
Literatur
- Eugen Baumann, Albrecht Kossel: Felix Hoppe-Seyler. In: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Jg. 28 (1896), Bd. 4, S. 1147–1192.
- Julius Pagel: Hoppe-Seyler, Ernst Felix Immanuel. In: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1901, Sp. 778 (zeno.org).
- Julius Pagel: Hoppe-Seyler, Ernst Felix Immanuel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 464 f.
- Karl E. Rothschuh: Hoppe-Seyler, Felix. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 615 f. (Digitalisat).
- Max Perutz: Hoppe-Seyler, Stokes and Haemoglobin. In: Biological Chemistry. Bd. 376 (1995), H. 8 (August), S. 449 f., doi:10.1515/bchm3.1995.376.8.449 (Digitalisat).
- Anja Vöckel: Die Anfänge der physiologischen Chemie: Ernst Felix Immanuel Hoppe-Seyler (1825–1895). Berlin 2003, doi:10.14279/depositonce-768 (Dissertation, Technische Universität Berlin, 2003).
Weblinks
- Kurzbiografie und digitale Quellen im Volltext im Virtual Laboratory des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte (englisch)
- Repertorium zur Sammlung Felix Hoppe-Seyler im Universitätsarchiv Tübingen
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hoppe-Seyler, Felix |
ALTERNATIVNAMEN | Hoppe, Ernst Felix Immanuel (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Arzt, Chemiker und Physiologe |
GEBURTSDATUM | 26. Dezember 1825 |
GEBURTSORT | Freyburg (Unstrut) |
STERBEDATUM | 10. August 1895 |
STERBEORT | Wasserburg (Bodensee) |
- ↑ Dissertation: De cartilaginum structura et chondrino nonnulla.