Essigsäure

Ethansäure, einprotonige Carbonsäure
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Essigsäure, nach IUPAC auch Ethansäure genannt, ist eine farblose, ätzend wirkende, typisch nach Essig riechende Flüssigkeit. Sie gehört zur Stoffklasse der Monocarbonsäuren, da ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften durch die saure Carboxylgruppe geprägt werden. Ihre Formel lautet CH3COOH. Als Lebensmittelzusatzstoff hat sie die Bezeichnung E 260.

Die Salze der Essigsäure werden als Acetate bezeichnet. In der Biochemie wird der Begriff Acetat dem der Essigsäure vorgezogen.

Strukturformel und Kalottenmodell
Strukturformel Essigsäure Kalottenmodell Essigsäure
Allgemeines
Name Essigsäure
Andere Namen Ethansäure, Methancarbonsäure, Acetylsäure (veraltet), Eisessig (konzentriert)
Summenformel C2H4O2
CAS-Nummer 64-19-7
Kurzbeschreibung farblose Flüssigkeit mit stechendem Geruch
Eigenschaften
Molmasse 60,05 g/mol
Aggregatzustand flüssig
Dichte 1,049 g/cm³
Schmelzpunkt 16,2 °C
Siedepunkt 118 °C
Dampfdruck 15,4 hPa
Löslichkeit bei 20 °C unbegrenzt in Wasser
Thermodynamische Eigenschaften
ΔfH0g in kJ/mol
ΔfH0l −483,52 kJ/mol
ΔfH0s in kJ/mol
S0g, 1 bar in J/(mol · K)
S0l, 1 bar 158,0 J/(mol · K)
S0s 282,84 J/(mol · K)
Sicherheitshinweise
Gefahrensymbole
Datei:Gefahrensymbol C.png
C
Ätzend
R- und S-Sätze

R: 10-35
S: 23.2-26-36/37/39-45

MAK 10 ml/m³
Handhabung Maßnahmen gegen elektrostatische Aufladung treffen. Schutzbrille tragen.
Lagerung Dicht verschlossen. Bei +15 °C bis +25 °C
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Eigenschaften

  • Reine (über 99%ige) Essigsäure erstarrt schon unterhalb einer Schmelztemperatur von 16,5 °C. Daher wird reine Essigsäure auch als Eisessig bezeichnet.
  • Eisessig ist in jedem Verhältnis mit Wasser mischbar. Wässrige Lösungen der Essigsäure werden kurz Essig genannt. Beim Lösen der Essigsäure in Wasser dissoziiert etwa jedes Hundertste Essigsäure-Molekül unter Bildung eines Acetat-Ions. Das abgespaltene Proton wird auf ein Wasser-Molekül übertragen. Die dabei gebildeten Hydronium-Ionen verursachen die sauren Eigenschaften der Essigsäure-Lösungen.
  • Der pKs-Wert für Essigsäure beträgt 4,76.
  • Essigsäure besitzt mit 118 °C eine relativ hohe Siedetemperatur gegenüber polaren Stoffen mit vergleichbarer molarer Masse (beispielsweise 1-Propanol: Sdt. 97 °C). Ursache dafür ist die Fähigkeit der Essigsäure-Moleküle, über ihre Carboxylgruppen zwei "gegenseitige" Wasserstoffbrückenbindungen auszubilden, so dass "Dimere" aus zwei Essigsäure-Molekülen entstehen, die sich wie ein Molekül doppelter molarer Masse verhalten. Daher wird für die Überleitung dieser Dimere in die Gasphase ein höherer Energiebetrag erforderlich, erkennbar an der "erhöhten" Siedetemperatur.
  • Die Dichte von Eisessig beträgt 1,049 g/ml bei 25°C.

Chemische Reaktionen

Vorkommen und Herstellung

Klassische biologische Herstellung

Die klassische Herstellung von Essigsäure ist die Fermentation. Acetobacter-Bakterien wandeln das durch andere Gärungsprozesse entstandene Ethanol (Alkohol) in Essigsäure um (Gärungsessig). Ausgangsprodukte können Wein, Bier oder Malz sein. Haushaltsessig ist eine Mischung aus verdünntem synthetischen Essig und Gärungsessig und enthält 5% Essigsäure. Essigessenz ist eine 25%ige Essigsäurelösung in Wasser, riecht stark stechend und darf nur verdünnt in Speisen verwendet werden.

Großtechnische chemische Herstellung

Die bedeutendste industrielle Herstellmethode für Essigsäure ist die katalytische Umsetzung von Methanol mit Kohlenmonoxid unter Druck (Monsanto-Prozess):

Datei:Essigsäure Herstellung.png

Daneben kann Essigsäure auch synthetisch durch Oxidation von Acetaldehyd mit Luft oder Sauerstoff oder durch partielle Oxidation anderer Kohlenwasserstoffe hergestellt werden.

Verwendung

Essigsäure und ihre Salze Kaliumacetat (E 261), Natriumacetat (E 262) und Calciumacetat (E 263) werden als Konservierungsmittel und als Säuerungsmittel bei Obst und Gemüse in Dosen und Gläsern (0,5-3 % Essigsäure), bei Fisch in allen Variationen (Konserven, verschiedenste Marinaden), Feinkostsalaten, Majonäsen, Salatsoßen (zusammen mit Sorbinsäure (E 200) oder Benzoesäure (E 210) und beim Einlegen und Abwaschen von frischem Fleisch verwendet.

Die Essigsäure hat eine große Bedeutung als Geschmacksstoff. Sie verändert Eiweiße, dabei bilden sich angenehme Aromen.

Acetate der Essigsäure

 
Acetat-Ion

Als Acetate werden die Salze oder Ester der Essigsäure (Ethansäure) bezeichnet. Die salzartigen Acetate sind zumeist weiße, kristalline Feststoffe, die in ihren Kristallgittern (Ionengittern) das Acetat-Ion (CH3COO-) enthalten. Dieses ist das Säureanion der Essigsäure.

Beispiele für salzartige Acetate sind das Natriumacetat (NaCH3COO), Kaliumacetat (KCH3COO) oder Blei(II)-acetat (Pb(CH3COO)2).

Die salzartigen Acetate gewinnt man durch Neutralisation der Essigsäure mit Metallhydroxiden oder Metalloxiden.

CH3COOH + NaOH   CH3COONa + H2O
Essigsäure und Natriumhydroxid reagieren zu Natriumacetat und Wasser.
2 CH3COOH + PbO   Pb(CH3COO)2 + H2O
Essigsäure und Bleioxid ergeben Bleiacetat und Wasser.

In der chemischen Analytik können Acetate leicht nachgewiesen werden, indem man das Salz, von dem man annimmt, dass es ein Acetat ist, mit Kaliumhydrogensulfat im Mörser zerreibt. Dabei wird das Proton (H+) des Hydrogensulfat-Ions auf das Acetation übertragen, wobei die flüchtige Essigsäure entsteht, die leicht an ihrem typischen Geruch identifiziert werden kann.

CH3COO + HSO4   CH3COOH + SO42–
Acetat wird durch Hydrogensulfat protoniert. Es entsteht Essigsäure und Sulfat.

Die esterartigen Acetate (Essigsäurealkylester) enthalten als Säurerest den Acetylrest. Der bekannteste dieser Ester ist der Essigsäureethylester.

Organische Acetate erhält man durch eine Veresterung der Essigsäure mit Alkoholen (R-OH).

CH3COOH + R-OH   CH3COOR + H2O
Essigsäure und Alkohol reagieren zu Essigsäurealkylester und Wasser.

Sicherheitsdatenblätter

Sicherheitsdatenblätter für Essigsäure (Eisessig) verschiedener Hersteller in alphabetischer Reihenfolge:

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Wiktionary: Essigsäure – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen