Fleischfressende Pflanzen oder auch Karnivoren ist eine allgemeine Bezeichnung von Pflanzen, die zusätzlich zur Stickstoffaufnahme aus dem Boden Kleintiere, meist Insekten oder Spinnen, fangen und verdauen.
Oft findet man Pflanzen dieser Art auf stickstoffarmen Böden, in Sümpfen und Mooren. Es sind mehr als 500 Arten in 18 Gattungen, die 8 Familien angehören, bekannt, wobei immer noch weitere entdeckt werden. Einige monotypische Pflanzengattungen wie die Teufelskrallen-Gattungen Ibicella und Proboscidea, die Taupflanzen Roridula und die Bromelien Brocchinia und Catopsis sind präkarnivor, so bezeichnet man Pflanzen, die nicht alle Voraussetzungen erfüllen, um als fleischfressende Pflanze anerkannt zu werden, was zumeist bedeutet, das sie zwar Insekten fangen, aber keine Vorrichtungen zur Verdauung besitzen. Ein interessantes Zwischenstadium findet sich bei den Taupflanzen, die ihren Fang indirekt durch eine Symbiose verwertet, indem sie die Ausscheidungen von Wanzen und Spinnen als Blattdünger aufnimmt, welche wiederum den Fang der Pflanze fressen.
In der Regel besteht die Beute aus kleinen Insekten wie Mücken und Fliegen, nur in Ausnahmefällen werden kleine Säugetiere (z.B. Nagetiere) erlegt.
Neben fleischfressenden Pflanzen existieren auch fleischfressende Pilze und Moose.
Fallentypen
Man unterscheidet bei fleischfressenden Pflanzen fünf verschiedene Fallentypen: Klebefallen, Klappfallen, Fallgrubenfallen, Reusenfallen und Saugfallen.
Klebefallen funktionieren über ein klebriges Sekret, welches über Drüsen auf den Blättern selbst oder an den Spitzen kleiner Tentakeln austritt, mit denen die Blätter besetzt sind. Pflanzengattungen, die diese Fangmethode verwenden, sind Sonnentau (Drosera), Fettkräuter (Pinguicula), Regenbogenpflanzen (Byblis), das Taublatt (Drosophyllum) und die Liane Dreifaltigblatt (Triphyophyllum). Das Insekt wird durch das duftende Sekret angelockt und bleibt daran haften, während es versucht sich zu befreien, verfängt es sich immer mehr in der Falle. Enzyme im Klebesekret dienen auch der folgenden Verdauung.
Die Fangtechnik der Klappfalle ist die wohl bekannteste, wenn auch seltenste Fangmethode der Karnivoren. Es handelt sich dabei um eine schnelle Bewegung zweier Blatthälften, die ausgelöst wird durch kleine Fühlhaare auf den Blattinnenseiten. Jedes der zwei Blatthälften hat 3 bis 9 dieser Haare, wird eines mehrmals oder verschiedene Haare einmals innerhalb kurzer Zeit berührt, so klappen die beiden Blatthälften zu. Diese Reizkontrolle verhindert ein Schließen aufgrund von Regen oder Luftzügen. Nach dem Verschließen bildet sich zwischen den Blatthälften ein Hohlraum, in dem das Insekt durch Sekrete verdaut wird. Die Klappen öffnen sich nach ungefähr 8 Tagen wieder und geben die unverdaulichen Reste ihres Opfers frei. Die einzigen Pflanzen mit diesem Fangprinzip sind die monotypischen Gattungen Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula)und die Wasserfalle (Aldrovanda vesiculosa).
Das Prinzip der Saugfallen funktioniert nur unter Wasser oder unter der Erde. Die Pflanze, die mit dieser Fangmethode fängt, baut in sich einen Unterdruck auf, der sich schlagartig ausgleicht und dabei Wasser und Beute in sich hinein saugt. Die einzige Gattung, die dieses Prinzip anwendet, ist die der Wasserschläuche, die zugleich mit über 210 Arten die größte Gattung aller fleischfressenden Pflanzen darstellt.
Bei den Fallgrubenfallen bilden die Blätter einen Hohlraum, in den das Insekt hineinfällt und aufgrund glatter Innenwände und kleinem Raum nicht oder schwer herauskommt. Dort gibt es zwei Untergruppen, nämlich die Krugpflanzen wie die Zwergkrüge (Cephalotus), Sumpfkrüge (Heliamphora) und Kannenpflanzen (Nepenthes) einerseits und die Schlauchpflanzen wie die Schlauchpflanzen (Sarracenia) und deren nahe Verwandte, die monotypische Gattung Kobralilie (Darlingtonia) andererseits.
Ähnlich, wenn auch erheblich komplizierter konstruiert, sind die Reusenfallen, deren Vorkommen namengebend auf die Gattung der Reusenfallen (Genlisea) mit ihren ca. 20 Arten und die Papageien-Schlauchpflanze (Sarracenia psittacina) beschränkt ist. Ihre Opfer können in der Reuse nur in eine Richtung weitergehen, bis sie in einer Art Magen angelangt sind, wo sie dann verdaut werden.
Gattungen karnivorer Pflanzen
Literatur
- Carow, Thomas; Fürst, Ruedi: "Fleischfressende Pflanzen", Nüdlingen, 2000, ISBN 3-9801839-1-2
- Braem, Dr. Guido J.: "Fleischfressende Pflanzen", München, 2002, ISBN I3-8043-7249-X
- Slack, Adrian: "Karnivoren", Stuttgart, 1985, ISBN 3-8001-6158-3
- Feßler, Alfred: "Fleischfressende Pflanzen für Haus und Garten", Stuttgart, 1982, ISBN 3-440-05070-X
- Labat, Jean-Jacques :"Fleischfressende Pflanzen", Stuttgart, 2003, ISBN 3-8001-3582-5
- Bastian, Annette : "Fleischfressende Pflanzen", 2003, ISBN 3-9367-8206-7
- Barthlott, Wilhelm; Porembski, Stefan; Seine, Rüdiger: "Karnivoren", Stuttgart, 2004, ISBN 3-8001-4144-2