William Raleigh (auch William of Raleigh, Ralegh oder Raley) († 1. September 1250 in Tours) war ein englischer Geistlicher. Er stieg bis 1234 zum obersten englischen Richter auf. 1239 wurde er Bischof von Norwich, ehe er 1243 Bischof von Winchester wurde. Er gilt als einer der führenden Juristen im England des 13. Jahrhunderts.
Herkunft und Aufstieg zum Richter
William Raleigh stammte aus einer angesehenen Familie der Gentry, von der mehrere Zweige in Devon lebten. Dies führt zu gelegentlichen Verwechslungen, darunter mit einem anderen William of Raleigh, der zwischen 1225 und 1228 als Sheriff von Devon diente. Raleigh trat als Geistlicher in die Dienste von König Johann Ohneland, der ihm 1212 die Einkünfte der Kirche von Bratton Fleming in Devon gewährte. Er hatte einen vermutlich jüngeren Bruder namens Robert, der ihm später bei Gericht diente, doch wohl 1236 starb. Spätestens 1214 gehörte Raleigh als Beamter zum Court of King's Bench. Nach dem Ende des Ersten Kriegs der Barone wird er zwischen 1219 und 1229 erneut oft als Beamter des Court of King's Bench erwähnt. Spätestens ab 1225 stand er im persönlichen Dienst des Richters Martin of Pateshull, den er auf mehreren Gerichtsreisen begleitete, darunter von 1226 bis 1227 nach Nordengland. Bei dieser Gelegenheit diente er auch als Steuerschätzer. Im Mai 1229 stieg Raleigh als Nachfolger von Pateshull zum Richter am King's Bench auf. Nach Stephen of Seagrave diente er dabei noch vor Robert of Lexinton als ranghöchster Richter, obwohl Lexinton bereits wesentlich als Richter gedient hatte. Sein persönlicher Beamter wurde vor Dezember 1231 Roger of Thirkleby, der später ebenfalls zum Richter aufstieg.
Oberster Richter von England
Ab 1229 leitete Raleigh als oberster Richter Gerichtsverfahren in Middlesex und weiteren Grafschaften. Zu Michaelis 1233 löste er Thomas of Muleton als obersten Richter des Court of King's Bench ab. Als im Mai 1234 der königliche Justiciar Stephen of Segrave gestürzt wurde, besetzte König Heinrich III. dieses Amt nicht erneut. Stattdessen verteilte er den Großteil der Aufgaben des Justiciars auf andere Ämter. Das Amt des obersten Richters am Hofgericht übernahm Raleigh, der damit oberster Richter Englands wurde. Im Hofgericht blieb Raleigh der einzige Berufsrichter, der bei Verhandlungen von Stewards of the Household und anderen Mitglieder des königlichen Rates als Richter unterstützt wurde. Vor 1238 wurde Henry Bracton sein neuer persönlicher Beamter, wohl nachdem Thirkleby 1235 oder 1236 geheiratet hatte. Vermutlich war Raleigh der Autor, aber wenigstens der Auftraggeber der Abhandung De legibus et consuetudinibus Angliae, die auch Henry Bracton zugeschrieben wird. Die auch als Bracton's Notebook bekannte Abhandlung führt eine Reihe von juristischen Neuerungen auf, die während Raleighs Amtszeit als oberster Richter eingeführt wurden, beispielsweise die 1237 erfolgte Definition der Blutsverwandtschaft. Der König belohnte Raleighs Dienste mit mehreren geistlichen Ämtern und Pfründen. Bereits 1220 hatte er die Einkünfte der Kirche von Blatherwycke in Northamptonshire erhalten. 1231 erhielt er die Kirche von Whaplode in Lincolnshire, und vor 1234 wurde er Schatzmeister der Kathedrale von Exeter.
Raleigh diente nun nicht nur als Richter, sondern auch als Vertrauter und Ratgeber von Heinrich III. Anscheinend war er vor allem zwischen 1236 und 1239 der wichtigste Ratgeber des Königs. In dieser Zeit versuchte der König, mit dem Statute of Merton von 1236 sowie mit weiteren Reformen der Justiz und des Finanzwesens die königliche Verwaltung zu verbessern. Raleigh war offensichtlich für mehrere dieser Reformen verantwortlich, so auch für die Steuer des Dreizehnten, die 1237 auf den 13. Teil des beweglichen Besitzes erhoben wurde. Durch die Revolte von Richard von Cornwall gegen seinen Bruder im Januar 1238 wurde jedoch Raleighs Einfluss geschwächt. Ab August 1238 nahm sein Einfluss auf den König weiter ab. Der König wünschte sich Wilhelm von Savoyen als neuen Bischof der Diözese Winchester. Die Mönche des Kathedralpriorats von Winchester wollten dagegen zur Verärgerung des Königs Raleigh zum neuen Bischof wählen. Im Februar 1239 wurde Raleigh daraufhin zum Bischof des Bistums Coventry und Lichfield gewählt, doch diese Wahl nahm er nicht an. Erst die Wahl zum Bischof der Diözese Norwich im April 1239 akzeptierte er. Damit beendete er seine Tätigkeit als Richter und zog sich um Pfingsten 1239 vom Königshof zurück. Auch seine bisherigen geistlichen Ämter und Pfründen legte er nieder.
Bischof von Norwich und erneute Wahl zum Bischof von Winchester
Als Bischof von Norwich bestrafte Raleigh jüdische Einwohner, die beschuldigt wurden, einen Ritualmord an einem christlichen Jungen begannen zu haben. 1241 wünschten ihn die Mönche des Kathedralpriorats der immer noch vakanten Diözese Winchester erneut als Bischof, da sie den neuen königlichen Kandidaten Bonifatius von Savoyen ablehnten. Der König drängte Raleigh daraufhin, auf eine Kandidatur zu verzichten. Doch diesmal wollte Raleigh die Wahl annehmen, worauf sich der König an den Papst wandte. Im September 1243 bestätigte Papst Innozenz IV. jedoch in einer Bulle die Wahl von Raleigh zum Bischof von Winchester, woraufhin Raleigh bei Heinrich III. in Ungnade fiel. Er verhängte über Winchester das Interdikt und flüchtete nach Frankreich, wo ihn König Ludwig IX., der erst wenige Monate zuvor mit Heinrich III. Krieg geführt hatte, freundlich aufnahm. Erst 1244 gab Heinrich III. nach und erlaubte Raleigh, sein Amt als Bischof von Winchester anzutreten. Durch die hohen Kosten des Rechtsstreits sowie durch die mehrjährige Verwaltung durch königliche Vertreter war die eigentlich reiche Diözese Winchester jedoch inzwischen finanziell ruiniert worden.
Bischof von Winchester
Als Bischof von Winchester blieb Raleigh weiterhin politisch aktiv. 1244 gehörte er einem gemeinsamen, zwölfköpfigen Ausschuss von Bischöfen und Magnaten an, die über die Bitte des Königs nach einer Geldbewilligung durch das Parlament beriet. Letztlich verlangte der Ausschuss vom König im Gegenzug für eine Geldbewilligung Zugeständnisse, die wiederum Heinrich III. nicht erfüllen wollte. 1245 nahm Raleigh am Konzil von Lyon teil. 1247 verbrachte Heinrich III. Weihnachten in Winchester und söhnte sich bei dieser Gelegenheit mit Raleigh aus.
1249 reiste Raleigh erneut nach Frankreich, wo er im kommenden Jahr starb.
Literatur
- C. A. F. Meekings: Martin Pateshull and William Raleigh. In: Historical Research, 26 (1953), S. 157–180
- D. Carpenter: Ralegh, William. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 8. LexMA-Verlag, München 1997, ISBN 3-89659-908-9, Sp. 424.
Weblinks
- David Crook: Raleigh, William of (d. 1250). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X; doi:10.1093/ref:odnb/23042 (Lizenz erforderlich), Stand: 2004.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Simon of Elmham | Bischof von Norwich 1239–1243 | Walter of Suffield |
Peter des Roches | Bischof von Winchester 1243–1250 | Aymer de Lusignan |
Personendaten | |
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NAME | Raleigh, William |
ALTERNATIVNAMEN | Raleigh, William of; Ralegh, William; Raley, William |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Richter, Bischof von Norwich und Winchester |
GEBURTSDATUM | 12. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 1. September 1250 |
STERBEORT | Tours |