Dräxlmaier

Unternehmen der Automobilindustrie
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Die Dräxlmaier Group ist ein weltweit operierender Automobilzulieferer mit Hauptsitz in der niederbayerischen Stadt Vilsbiburg. Das 1958 gegründete Familienunternehmen hat sich auf die Produktion von Bordnetzen, Elektrik- und Elektronikkomponenten sowie Interieurbaugruppen für Premiumfahrzeuge spezialisiert.

Dräxlmaier Group

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1958
Sitz Vilsbiburg, Deutschland
Leitung Fritz Dräxlmaier
Mitarbeiterzahl Weltweit ca. 55.000 (2015)[1]
Umsatz 3,7 Mrd. EUR (2015)[2]
Branche Zulieferer der Automobilindustrie
Website www.draexlmaier.com
Konsulin für öffentliche Angelegenheiten Leyla Ones (links) und Conrad Tribble (rechts) vor einem Modell der Firma Dräxlmaier

Allgemein

Die Dräxlmaier Group befindet sich aktuell unter den Top-100-Automobilzulieferern[3] und ist im Teilbereich des automobilen Premiumsegmentes Marktführer sowohl bei Bordnetzsystemen in der sequenzgenauen Anlieferung von kundenspezifischen Leitungssätzen als auch bei Interieursystemen.[4] Zu den Kunden gehören Audi, BMW, Bugatti, Cadillac, Jaguar Land Rover, Lamborghini, Maserati, Mercedes-Benz, MINI, Porsche, Tesla Motors und VW.[5]

Mit einem Umsatz von 3,7 Milliarden Euro (2015) und rund 55.000 Mitarbeiter gehört die Dräxlmaier Group zu den erfolgreichsten Automobilzulieferern weltweit.[6]

Die Geschäftsführung obliegt Fritz Dräxlmaier, Barbara Bergmaier, Martin Gall, Franz Haslinger, Roland Polte und Karl Wallner.

Geschichte

1958–1967

Im Mai 1958 stiegen Lisa und Fritz Dräxlmaier sen. in den wachsenden Automobilmarkt ein. Die Produktion von 50.000 Kabelsätzen für das von der Hans Glas GmbH in Dingolfing gefertigte Goggomobil war der erste Auftrag des niederbayerischen Unternehmens. Wenig später wurde die zweite Produktsparte aufgebaut. Dräxlmaier lieferte mit Instrumententafel, Türverkleidung, Sitzbezüge und Hutablage nun die gesamte Kraftfahrzeugausstattung für den bis 1969 gebauten Kleinwagen.

Aufgrund der Auftragsentwicklung installierte Dräxlmaier 1960 die ersten Anlagen für die Verschweißung von Türverkleidungen und die Verformung thermoplastischer Folien zur Herstellung von Armaturentafeln. Im Zuge dessen wurde 1964 die erste eigene Fabrikhalle gebaut.

1966 konnte die BMW AG als neuer Kunde gewonnen werden.

1968–1977

Die weiter steigende Auftragslage veranlasste Dräxlmaier 1968 dazu, den Standort Vilsbiburg zu erweitern. Im Zuge der Aus- und Umbaumaßnahmen entstanden so ein eigener Formen- und Werkzeugbau und die erste EDV-Anlage. Im selben Jahr wurden zudem der Bau eines neuen Produktions- und Verwaltungsgebäudes begonnen. Audi und die Volkswagen AG wurden ab 1969 bzw. 1971 mit Produkten der Firmengruppe Dräxlmaier beliefert.

Mit der Fertigung in Tunesien begann 1974 die internationale Expansion. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche weitere ausländische Standorte eröffnet, darunter ein Produktionswerk für Leitungssätze und Interieurkomponenten in Ontario, Kanada (1976).

1978–1987

Die Betriebsstätten des Familienunternehmens entwickelten sich innerhalb von 20 Jahren stetig und die Zahl der Mitarbeiter stieg kontinuierlich während dieser Zeit, so wurden aus zehn insgesamt 1.300 Mitarbeiter.

Auch das weltweite Produktionsnetzwerk vergrößerte sich. Es wurde ein Fertigungsstandort in Braunau am Inn, Österreich (1978) und vier weitere Auslandsgesellschaften gegründet.

1982 fertigte das Unternehmen erstmals Komponenten für Mercedes-Benz. 1983 setzte Dräxlmaier erstmals einen Großrechner ein und stellte 100 Arbeitsplätze auf elektronische Datenverarbeitung um.

Mit dem Bau des automatischen Hochregallagers und des Kommissionier-Teilelagers 1987 wurde die Grundlage für ein Supply-Chain-Management geschaffen. Von hier aus werden seit dieser Zeit der Materialfluss und alle wesentlichen JIT/JIS-Prozesse gesteuert.

1988–1997

Im Jahr 1990 erfand das Unternehmen den "Kundenspezifischer Kabelbaum", kurz KSK.[7] In diesem Verfahren, wurden erstmals Bordnetze nach individuellen Ausstattungswünschen hergestellt und sequenzgenau an das Produktionsband des jeweiligen Automobilherstellers geliefert. Hauptabnehmer für die Anlieferung waren damals Audi, BMW und Mercedes-Benz.

Die Expansion nach Osteuropa erfolgte 1993 mit Standorten in Tschechien und Rumänien. Im selben Jahr wurde zudem ein weiteres Werk in Tunesien eröffnet.

Mit dem Auftrag zur Entwicklung, Fertigung und Lieferung des kompletten Cockpits für den Mercedes-Benz CLK vollzog das Unternehmen 1994 den Schritt zum Systemlieferanten im Interieurbereich. 1996 wurde das Produktionsnetzwerk durch die Neugründungen in Amerika und Mexiko erweitert.

Die "Firmengruppe Dräxlmaier" wurde 1997 in „Dräxlmaier Group“ umbenannt.

Im selben Jahr wurde das Unternehmen für das erste funktionsintegrierte Tür-Modul (FIS) des BMW 7er nominiert. In diesem Rahmen entstand das erste Interieur-Modul, das sämtliche elektrischen und elektronischen Funktionen einer Tür in einem Gesamtsystem integrierte.

1998–2007

1998 wurde das neue Dräxlmaier-Technologiezentrum am Standort Vilsbiburg bezogen. 1999 produzierte die Dräxlmaier Group als erster Systemlieferant ein Vollleder-Interieur für das Mercedes-Benz CL Coupe. Im Jahr 2000 folgte die Fertigung des Gesamtinterieurs des BMW Z8. Für beide Modelle entwickelte und lieferte Dräxlmaier zudem das Bordnetz.

2002 entwickelte, produzierte und lieferte Dräxlmaier das komplette Bordnetzsystem und Interieur für die Luxuslimousine Maybach. Neben einem weiteren deutschen Standort in Landau an der Isar entstand 2003 in Shenyang, China ein neues Dräxlmaier-Werk. Auch Porsche, Jaguar und Cadillac gehören seit dieser Zeit zum Kundenstamm des Unternehmens.

In den Jahren 2005–2007 folgten weitere Standorteröffnungen in Südafrika (2005); 2006 in Thailand, Spanien und Mexiko sowie 2007 in Moldawien.

2008–heute

Die Dräxlmaier Group führte 2008 den Naturfaser-Verbundwerkstoff für den Fahrzeug-Innenraum ein. Die für die Baureihe des BMW 7er entwickelte Türverkleidung besteht aus Biokompositmaterial.

Mit dem Produktionswerk in Serbien folgte 2008 ein weiterer Standort im osteuropäischen Raum.

2009 erhielt Dräxlmaier den Auftrag für die Hochvoltbordnetze verschiedener Mercedes-Benz- und Smart-Modelle mit Elektroantrieb, Hybridtechnik, Plug-In-Hybrid und künftigem Brennstoffzellenantrieb.

Durch den Erhalt der Entwicklungs- und Serienaufträge für den Bugatti Veyron untermauerte Dräxlmaier 2009 zudem den Fokus auf das Luxus- und Premiumsegment in der Automobilindustrie.

2009 zeichnete Dräxlmaier zudem für das Gesamtinterieur und das komplette Bordnetzsystem des Porsche Panamera verantwortlich.

Im Jahr 2011 entwickelte Dräxlmaier die weltweit erste Türverkleidung mit sichtbarer Naturfaser. Diese wurde erstmals 2013 im rein elektrischen BMW i3 verbaut.

2012 eröffnete die Dräxlmaier Group ein neues Werk in China. Zugleich erweiterte das Unternehmen seine bestehenden Produktionsflächen in Shenyang und errichtete im mazedonischen Kavadarci ein vollstufiges Produktionswerk.

2013 eröffnete in Leipzig ein weiterer Standort der Dräxlmaier Group. Im gleichen Jahr wurde mit der Dräxlmaier Aviation GmbH ein neues Geschäftsfeld erschlossen.[8] So entwickelt und produziert das Unternehmen seitdem Interieure für Privat- und Geschäftsflugzeuge.

2014 konnte mit Tesla Motors ein weiterer Kunde gewonnen werden. Im selben Jahr wurde das Logistiknetzwerk des Unternehmens mit dem Standort Zwickau erweitert.

Im Januar 2015 wurde die QESTRONIC Advanced Technologies GmbH aus Geisenhausen in die DRÄXLMAIER Group integriert.

Geschäftsbereiche

Die Leistungstiefe der Dräxlmaier Group umfasst die Entwicklung und Fertigung von Bordnetzsystemen, Cockpit-Modulen und Interieur wie Instrumententafeln, Mittelkonsolen und Türverkleidungen. Elektrik-, Elektronik- sowie Hochvoltkomponenten und Speichersysteme zählen ebenso zum Produktportfolio des Automobilzulieferers.

Produktumsetzungen waren u. a. das Gesamtinterieur für den Mercedes-Benz CLK, das FIS-Türmodul des BMW 7er, das Interieur der Luxuslimousine Maybach und des Porsche Panamera[9] sowie die erste Türverkleidung mit sichtbarer Naturfaser im BMW i3.[10]

Bordnetze und Elektronik

Zur Produktpalette der Dräxlmaier Group zählen alle Elemente des gesamten Bordnetzsystems. Dräxlmaier gilt als Erfinder des kundenspezifischen Kabelbaums. Das Unternehmen produziert Hochvolt- und Batterieverkabelungen, autarke Leitungssätze, Datenleitungen und Motorleitungssätze.

Die Dräxlmaier Group erstellt Komponenten, Systeme und Gesamtlösungen der digitalen Elektronik für Interieur und Bordnetze, Hochvolt-Energiespeicherung und Elektro-Mobilität.

Leitungssatzkomponenten

Das Portfolio der Dräxlmaier Group umfasst alle Umfänge der automobilen Elektrik und Elektronik. So werden u. a. Sensoren und Schalter sowie Hochvolt-Leistungsverteiler und Sicherungsboxen vom Unternehmen hergestellt.

Interieursysteme

Die Dräxlmaier Group fertigt Instrumententafeln, Mittelkonsolen und Türverkleidungen für Automobile im Premium-Segment.

Das Unternehmen erstellt die RGB-Ambientebeleuchtung. Durch den Einsatz dieser LED-Technik wird eine gleichmäßige und exakte Beleuchtung im gesamten Fahrzeuginnenraum gewährleistet.[11]

Speichersysteme und HV-Komponenten

Das Produktportfolio der Speichersysteme umfasst elektrische Speicher auf Lithium-Ionen Basis von 12V bis zu 900V und HV-Komponenten für eine Bordnetzspannung größer 60V.

Tür- und Cockpitmodule

Der Automobilzulieferer produziert komplette Tür- und Cockpitmodule, die durch Systemintegration an die Sonderausstattungen des jeweiligen Fahrzeugs angepasst werden.

Aviation

Dräxlmaier Aviation fertigt als Tochterunternehmen der Dräxlmaier Group Interieure für den Innenraum von Privat- und Geschäftsflugzeugen.

Kritik

In Siliana (Tunesien) produziert Dräxlmaier Kabelbäume für Premiumklassen der deutschen Automobilindustrie. Die 3000 Beschäftigten (überwiegend junge Frauen) erhalten dort einen Monatslohn von nur 125 Euro. [12]

In der mit dem Otto-Brenner-Preis ausgezeichneten Dokumentation „Profit um jeden Preis - Markt ohne Moral“[13] zeigt Ingolf Gritschneder den Kampf der Belegschaft der Firma HIB in Böblingen um die Arbeitsplätze ihres Standorts. Ohne die Mitarbeiter oder den Betriebsrat zu informieren, hatte der Dräxlmaier-Konzern an einem verlängerten Wochenende die Maschinen und Betriebsgeräte des Standorts demontiert. Sie nahmen dabei billigend eine Ordnungswidrigkeit in Kauf, um die Belegschaft des Standortes außerhalb des Kündigungsschutzes entlassen zu können. Obwohl die Löhne der Belegschaft ohne geleistete Arbeit weiter gezahlt wurden, kam es mehrere Monate zu keinem Kontakt zwischen der Geschäftsführung des Dräxlmaier-Konzerns und der Belegschaft am Standort Böblingen.[14]

Einzelnachweise

  1. Profil der Dräxlmaier Group. URL: http://www.draexlmaier.com/unternehmen.html
  2. Dräxlmaier Group: Zahlen und Fakten. URL: http://www.draexlmaier.com/unternehmen/profil/zahlen-und-fakten.html
  3. Zulieferstudie, abgerufen am 22. April 2015
  4. Top Arbeitgeber Automotive 2011/12, abgerufen am 22. April 2015
  5. Kunden der Dräxlmaier Group. URL: https://www.draexlmaier.com/unternehmen/kunden-und-referenzen/
  6. Dinner for Winner: Zulieferer in Brüssel ausgezeichnet vom 8. Oktober 2014, abgerufen am 22. April 2015
  7. International Zulieferbörse (IZB), abgerufen am 22. April 2015
  8. Der Interieur-Allrounder für VIP-Flugzeuge (Lisa Dräxlmaier GmbH) vom 3. April 2014, abgerufen am 22. April 2015
  9. Draexlmaier plays key role in Porsche Panamera's interior
  10. http://www.querdenker.de/boxen/award2013nachhaltigkeitlisa-draexlmeier_1626
  11. Dräxlmaier setzt für neue Ambientebeleuchtung auf RGB-LED
  12. CROSSING BORDERS, 11. Ausgabe, S. 1
  13. 2. Preis : Ingolf Gritschneder gewinnt 2007 den 2. Preis der Otto Brenner Preise
  14. Pressemitteilung Otto Brenner Preis 2007

Koordinaten: 48° 27′ 14″ N, 12° 20′ 33″ O