Spielbare Porzellanglockenspiele aus Meißner Porzellan gibt es seit 1737. Sie werden fälschlicherweise oft als Carillon bezeichnet. Dabei sind die Porzellanglocken aus der Manufaktur Meißen klöppellose Glocken, welche meist von außen angeschlagen werden. In Deutschland gibt es den größten Bestand an Porzellanglockenspielen weltweit. Im 18. Jahrhundert waren solche Spiele noch klangtechnisch mangelhaft und deren Herstellung wurde daher nicht weiter verfolgt. Durch entsprechende Versuche und Weiterentwicklungen des Modelleurs Emil Paul Börner konnten dann ab 1929 die Glocken gestimmt werden. Jede Glocke trägt innen das Signet der Manufaktur nebst Bezeichnung der entsprechenden Tonhöhe. Die blauen gekreuzten Kurschwerter der Epochen können innen oder auch außen angebracht sein; seit 1934 werden die Schwerter einheitlich geradlinig gemalt. Die Versuche anderer Manufakturen, derartige Glocken oder sogar Glockenspiele aus Porzellan herzustellen, blieben ohne Erfolg.

Historisches
Die ersten Versuche ein Glockenspiel aus Meißner Porzellan herzustellen unternahm im Jahre 1731 der Modelleur der Porzellanmanufaktur Meißen Johann Joachim Kändler. Ein 1737 entstandenes Glockenspiel war zwar spielbar, allerdings war eine direkte Abstimmung der Glockenkörper nicht möglich. Ursprünglich formte man die einzelnen Glocken noch in Schüssel-, Kummen- oder Becherform aus. Kändler bekam damals viel Kritik, denn er musste für das geplante Spiel mit 52 Glocken ca. 7800 Glocken drehen lassen.[1] Das Ergebnis war nicht befriedigend, da die Glocken sich beim Brande verzogen hatten und weitere Probleme auftraten. Die damalige Glockenform, die Wandstärke sowie der Anschlagschlagmechanismus waren noch nicht ausgereift und deshalb schwer beherrschbar, die Akustik des Spiels eher unbefriedigend. Im Jahre 1740 schuf Kändler im Auftrag von Graf Heinrich von Brühl ein Tisch-Porzellanglockenspiel mit 48 Glocken in Schalen- und Becherform. Ein weiteres Glockenspiel entstand 1741. Dabei waren die einzelnen Glocken bereits farblich dekoriert und trugen das Wappen der Gräfin Brühl-Kolowrat.[2] Auch hier konnte man keine guten Ergebnisse erzielen. Nach weiteren missglückten Versuchen wurde die Herstellung von Porzellanglockenspielen, mit der Ausnahme von einzelnen Tischglocken, eingestellt. Erst 1929 wurde das Problem gelöst.
Inzwischen hatte die Manufaktur Meißen eine Glockengrundform entwickelt, welche mit verschiedenen Griffen ausgestattet werden konnte.[3] Im Hinblick auf die Jahrtausendfeier der Stadt Meißen im Jahre 1929 erhielt Prof. Emil Paul Börner vom Generaldirektor der Manufaktur Meißen, Max Adolf Pfeiffer, den Auftrag, die Versuche zur Herstellung von Porzellanglockenspielen wieder aufzunehmen. Ziel war es ein derartiges Glockenspiel in den Turm der Frauenkirche (Meißen) einzubauen. Am 1. Juni 1929 erklang dort gegen 12 Uhr erstmals ein abgestimmtes Porzellanglockenspiel.[4]
Seit 1929 haben viele kleinere und auch größere Porzellanglockenspiele die Manufaktur in Meißen verlassen und werden zu unterschiedlichen Zwecken genutzt. Anlagen, die nur mit wenigen Porzellanglocken betrieben werden, stellen oft ein Bindeglied zwischen Porzellangeläuten und Porzellanglockenspielen dar. Dabei spielen Glockenanzahl und Tonumfang eine wichtige Rolle. So bestehen Porzellangeläute aus drei bis maximal fünf Glocken, die mit Hämmerchen über eine durch Elektromotor angetriebene Nockenwelle bewegt und angeschlagen werden. Diese Geläute aus Meißner Porzellan haben zwar meistens nur eine Signalfunktion, können aber durchaus auch als „Spiel“ bezeichnet werden.[5] Porzellanglocken zeichnen sich gegenüber Glocken aus anderen Materialien besonders durch einen vollen und weichen Klang aus. Inzwischen gibt es auch Glasglockenspiele, die sich allerdings von Porzellanglockenspielen erheblich unterscheiden.
Herstellung und Stimmen der Glocken
Die weiße Porzellanmasse aus Kaolin, Quarz und Feldspat wird durch Druck mit den Händen des Porzellandrehers in die Form einer Glocke gebracht. Die Form ähnelt meist jener vom Zuckerhut oder dem Bienenkorb. Dabei entsteht aus freier Hand ein vorgeformter Hubel. Beim Walken und Formen (Massestoß) werden zeitgleich letzte Lufteinschlüsse entfernt. In einer Gipsform erhält die Glocke auf einer rotierenden Scheibe und mit Hilfe einer Schablone ihre erforderliche Wanddicke sowie die endgültige Gestalt. Wieder aus der Form wird die Rohglocke mit einem Schwamm überglättet, damit die Glasur später besser haftet. Nun werden die vorgeformten Glockenhenkel mit einer wasserverdünnten Porzellanmasse angebracht. Die Rohglocke kommt nochmals für ca. eine Stunde in eine Gipsform, dabei wird ihr Feuchtigkeit entzogen. In einer zweiten Variante der Herstellung wird die fertige Porzellanmasse direkt in die Gipsform gegossen. In beiden Fällen kommt nach dem Trocknen die Glocke in den Brennofen und muss zwei Brennprozesse bei 900 bis 1000 bzw. 1350 bis 1450 Grad Celsius durchlaufen. Es handelt sich dabei um den „Glühbrand“ und den „Gutbrand“. Die Glocke muss dabei ohne Kern und Mantel freistehen und sich im Brennraum selbst tragen. Während des Brennens schmelzen die Flussmittel Quarz und Feldspat und verbinden sich mit dem gesinterten Kaolin. Nach dem ersten Brennvorgang bezeichnet man den Rohling als Scherben. Der einmal gebrannte Scherben wird in eine Glasurmasse getaucht deren Zusammensetzung genau den Anteilen im Porzellan entspricht. Beim Sinterungsprozeß im „Gutbrand“ schwindet der Porzellanscherben in seiner geformten Größe um rund ein Siebentel außerdem neigt die Masse zu Deformierungen.
Die einzelnen Glocken aus Hartporzellan mit glasierter Oberfläche werden in der Glockendreherei der Meißner Manufaktur in sieben Grundformen gefertigt und bilden einen Basissatz. Dabei hat die „Grundform 1“ ca. 15 Zentimeter Höhe und die „Grundform 7“ ca. 70 Zentimeter Höhe. Mit diesem Satz lässt sich, durch entsprechende Intonation, eine Tonleiter erzeugen. Porzellanglocken wiegen zwischen 300 Gramm und 3 Kilogramm. Die jeweilige Schwingdauer der einzelnen Porzellanglocke ist immer erst nach dem Brand feststellbar. Es gibt demnach „Langschwinger“ oder „Kurzschwinger“. Dieses ist gerade für ein mehrstimmig geplantes Spiel von Wichtigkeit. Es können von den Grundformen durch Abschneiden oder Abschleifen des Glockenrandes alle Zwischentöne hergestellt werden. Die Porzellanglockenspiele können mit ihrer Tonskala über vier Oktaven reichen. Im Intonationsraum der Manufaktur werden die Glocken durch Musiker einzeln gestimmt. An einem Probierständer hängt die Glocke und wird angeschlagen. Der dabei erklingende Ton gibt Auskunft, ob und wieviel noch vom Glockenrand ringförmig abgeschnitten oder abgeschliffen werden muss. Es können bis zu zwei ganze Töne verändert werden, die verständlicherweise nur höher ausfallen können. Anschließend erfolgt eine Feinabstimmung, bei der erneut durch Abschleifen von hundertstel Millimetern am Glockenrand die erforderliche Schwingungszahl erreicht wird.[6]
Obwohl heute diese Feinabstimmung durchgeführt werden kann, müssen für jeden Ton immer mehrere Porzellanglocken zur Auswahl vorrätig sein. Zudem ist nur ein kleiner Spielraum vorhanden um den besten Anschlagspunkt am Glockenkörper zu finden. Dabei muss auch der Anschlagswinkel genau bedacht werden. Bei der Auswahl der Melodien und der jeweiligen Glocken („Langschwinger“ und „Kurzschwinger“) muss man sich nach den Möglichkeiten des Spiels richten, damit keine erheblichen Disharmonien entstehen können. Die Glocken eines Spieles müssen gut miteinander harmonieren damit das Mischverhältnis der mitschwingenden Obertöne, das Spiel nicht „verstimmt“ klingen lässt. Die Zusammenstellung eines Glockenspiels erfordert zwingend eine musikalische Betreuung von Musikpädagogen oder Komponisten.
Anschlagtechnik und Spielmechanik
Die einzeln aufgehängten, klöppellosen Glocken werden beim Spiel durch einen oft mit Hirschleder bezogenen Schlaghammer oder Schlegel, am Rande, meist von außen, angeschlagen. Inzwischen ist auch eine Apparatur im Gebrauch, welche die Anschlaghämmerchen praktisch an die Glocke „schießt“.
Die Glockenkörper sind dabei überwiegend weiß glasiert und ohne Schmuck. Es gibt aber auch Porzellanglocken, welche durch Malerei oder mit einem figürlichen Relief verziert sind. Börner versah viele seiner gefertigten Glocken mit einem plastischen Dekor. Die ersten Glocken hatten dabei auch noch verzierte „Schalllöcher“ im oberen Teil.
Porzellanglockenspiele können manuell über einen Spieltisch mit Klaviatur, aber auch mechanisch, pneumatisch, automatisch, durch Stiftwalzen, Lochbänder oder mikroelektronische Bauelemente zum Erklingen gebracht werden. Auch ältere Spiele funktionieren noch heute über Gestänge oder Drahtzug. Durch die früher übliche Stiftwalze war die Menge der zu spielenden Melodien allerdings begrenzt und sie wurde im Laufe der Zeit vom Lochband abgelöst. Später kamen immer mehr mikroelektronische Bauelemente zum Einsatz.
Porzellanglockenspiele werden meist von Komponisten und Musikpädagogen musikalisch betreut. Technik, Mechanik und Elektronik werden von Spezialfirmen gewartet und in enger Zusammenarbeit mit Musikern abgestimmt.
Ein Geläut kann schon mit drei bis sechs Porzellanglocken erklingen. Zum Spiel einstimmiger Melodien benötigt man sechs bis acht Glocken. Bis zu 42 Glocken sind für ein vielstimmiges Spiel notwendig. Viele Porzellanglockenspiele werden, je nach Standort, nicht im Winter betrieben.
Lieferanten und Wartung
Unternehmen, die Porzellanglockenspiele liefern und warten, sind:
- Otto Buer Glocken – Uhrentechnik, Neustadt
- Turmuhrenbau Ferner, Niederau
- Ed. Korfhage & Söhne GmbH & Co., Melle
- Bernhard Zachariä GmbH, Leipzig
Bekannte Komponisten für Porzellanglocken
Bekannte Solisten für Porzellanglockenspiele
- Hannelore Döscher (Raschau-Markersbach)
- Willy Lehmann (spielte das Porzellanglockenspiel vom Ostberliner Weihnachtsmarkt bis 1989)
- Günter Schwarze (spielt an verschiedenen Orten)
- Karl Süss † (Raschau-Markersbach)
- Hans–Dieter Thomas (spielt an verschiedenen Orten)
Porzellanglockenspiele in Deutschland
Erlebbare Porzellanglockenspiele
- Aue (Sachsen): Diakonissenhaus „Zion“, 17 Glocken seit 1990 im eigens dafür errichteten Turm. Ursprünglich wurden die 17 Glocken im Jahre 1955 von Arthur Schwartner, dem Pfarrer der Kirche in Altensalz bestellt. Die Entwicklung einer eigenen Spielmechanik mit Drahtseilzügen erfolgte durch Schwartner. Mit dessen Versetzung nach Adorf/Vogtl. kam auch das Glockenspiel dorthin und blieb bis 1976 dort. Dann erfolgte der Verkauf an das Diakonissenhaus „Zion“. Von 1977 bis 1978 war das Glockenspiel in Meißen und wurde überprüft. Eine defekte C-Glocke musste ersetzt werden. Vorläufig fand man aber keinen geeigneten Platz für das Glockenspiel und eine neue Spielmechanik war erforderlich. Ab 1986 bis 1990 erfolgte der schrittweise Einbau im Turm des Speisesaals durch die Firma Turmuhrenbau Ferner aus Niederau bei Meißen. Das Glockenspiel ist heute mit einer computergesteuerten Spielmechanik ausgestattet.
Glocken des Friedens
- Breitenbrunn/Erzgeb.: Seit 1972 gibt es auf Initiative der damaligen „Natur- und Heimatfreunde“ ein Porzellanglockenspiel mit sechs Glocken. Heute kümmert sich der „Erzgebirgsverein“ um das Spiel. Das Glockenspiel ist im Rahmen touristischer Führungen erlebbar. Es erklingt nur das eine Erzgebirgslied: Ihr Leitle freit eich alle.[7]
- Bremen: In der Böttcherstraße im Haus des Glockenspiels ist seit 1934 ein Porzellanglockenspiel mit 30 Glocken installiert. Das ursprünglich erste Glockenspiel mit aufwendig verzierten Glocken wurde ein Opfer des Zweiten Weltkrieges. Vier der damals noch intakten Glocken wurden provisorisch zu einem Glockenspiel zusammengefügt. 1954 wurde ein neues Glockenspiel mit weißen Porzellanglocken eingebaut. 1984 wurde es gestimmt und zwei defekte Glocken wurden ausgetauscht. Im Jahre 1990 installierte die Firma Turmuhrenbau Ferner das dritte Porzellanglockenspiel. Es war nun mit elektronischer Spielmechanik ausgestattet, die man 2009 auf digitale Spieltechnik umstellte.
- Dresden: Glockenspiel von Johann Joachim Kändler von 1739, Heute Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Porzellansammlung. Es handelt sich hier um ein Schrank- bzw. Tischglockenspiel mit 52 Glocken.
Dresdner Zwinger
Fellbacher Rathaus
- Freiberg: Am historischen Rathaus der Stadt befindet sich seit 1986 ein Glockenspiel mit 12 Porzellanglocken. Es wurde 1986 zur 800-Jahr-Feier eingeweiht. Die Firma Klaus Ferner aus Niederau bei Meißen lieferte die Elektronik zum Spiel. Gekoppelt mit der Turmuhr wird diese bedient und werden gespeicherte Melodien gespielt. Das Glockenspiel kann auch manuell über einen Spieltisch gespielt werden.
- Glauchau: Im Rathausturm der Stadt Glauchau, mit 13 Glocken. Im Jahre 1986 erging der Auftrag an die Turmuhrenfabrik Ferner in Niederau bei Meißen, ein Glockenspiel zu bauen. Dieses wurde anlässlich der 750-Jahrfeier von Glauchau eingeweiht. 1997 erfolgte eine Überarbeitung, und es wurde ein computergesteuertes Spielwerk mit Funkuhr eingebaut. Im Laufe des Jahres werden drei Liederprogramme abgespielt. Es gibt ein Frühjahrs-, Halbjahr- und Weihnachtsprogramm. In den Wintermonaten wird das Glockenspiel nicht gespielt.
- Halberstadt: Das erste Glockenspiel von 1939 wurde mit ihren 25 Glocken im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das zweite Porzellanglockenspiel mit ebenfalls 25 Glocken ist seit dem 26. Juni 2004 an der Westfassade des Rathauses angebracht.[8]
- Hamburg-Groß Flottbek: Das Glockenspiel aus dem Jahre 1955, welches sich heute in der Waitzstraße 2 bis 4 befindet, wurde dort mit seinen 16 Glocken im Jahre 2000 eingebaut. Das elektronisch gesteuerte Spiel war vorher Bestandteil eines Schaufensters, im sogenannten „Burmeisterhaus“. Ursprünglich wurden die Porzellanglocken 1955 von dem in der Ferdinandstraße ansässigen Glas- und Porzellangeschäft Rode und Zerrath bei der Meißner Manufaktur in Auftrag gegeben. Dieses Geschäft wurde 1984 von der Firma Burmeister übernommen und das Glockenspiel kam damit in die Waitzstraße. Es wurde hier von der Firma Klaus Ferner aus Niederau bei Meißen im Jahre 2000 installiert. Alle Glocken tragen jeweils auf der Schauseite den Hinweis zur entsprechenden Tonhöhe, in der Form von Notenlinien und Note. Der Musikwissenschaftler Günter Schwarze von der Dresdner Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ stimmte die einzelnen Glocken. In den Wintermonaten wird das Glockenspiel nicht betrieben.
- Hirschberg an der Bergstraße: Über dem Eingang vom Hirschberger Rathaus wurde am 19. Oktober 1996 ein Porzellanglockenspiel eingeweiht. Dieses war durch Spenden finanziert. Die letzte Glocke hat man dem Spiel im März 2007 beigefügt und es besitzt nun insgesamt 18 Glocken. Neben dem Stundenschlag werden verschiedene Volkslieder, entsprechend der Jahreszeit, gespielt.
- Krefeld: Im Jagdschloss Museumszentrum Burg Linn gibt es seit 1995 ein Porzellanglockenspiel. Professor Günter Schwarze arrangierte die zwölf Melodien für die 18 Glocken, welche im Wechsel der Jahreszeiten erklingen. Zusätzlich können einige Hochzeitslieder und die Europahymne gespielt werden. Ursprünglich waren es einmal 24 Porzellanglocken, die sich der Krefelder Uhrmacher Karl Lenzen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg beschaffte. Woher diese kamen ist unbekannt. Zum Einbau kam es nicht und die 24 Glocken waren von 1965 bis 1995 im Jagdschloss Linn eingelagert. Wo die fehlenden sechs Glocken geblieben sind ist ebenfalls unbekannt.
- Leimen (Baden): An der Fassade des alten Schul- und Rathauses im Stadtteil St. Ilgen ist ein Glockenspiel aus Meißner Porzellan installiert. Zur 1200-Jahrfeier Leimens und der gleichzeitigen 860-Jahrfeier St. Ilgens im Jahre 1991 wurde das Glockenspiel mit 13 Glocken eingeweiht. Viermal täglich erklingen verschiedene Melodien. Gespeichert sind vier Programme mit 64 Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Weihnachtsliedern. Es kann auch über einen Spieltisch manuell gespielt werden.
- Leipzig: Ein Glockenspiel mit sechs Glocken hing ab 1965 in der Mädlerpassage und wurde dort zur 800-Jahr-Feier eingeweiht. Seit 1969 befindet sich ebenfalls in der Mädlerpassage ein Porzellanglockenspiel mit 25 Glocken. Es war ein Geschenk der Manufaktur Meißen an das Leipziger Messeamt.[9] Ab 1983 erfolgte die Umstellung der Mechanik auf mikroelektronische Steuerung und rechnergesteuerten Betrieb.
- Leipzig: Auf dem Ostfriedhof Leipzig befindet sich seit 1950 ein Porzellanglockenspiel mit sechs Glocken. Es wurde in der Aussegnungshalle installiert und ist das älteste Porzellanglockenspiel in Leipzig.
- Lüneburg: Im Rathausturm von Lüneburg befindet sich seit der Sylvester Nacht 1956/1957 ein Porzellanglockenspiel mit 42 Glocken. Es gibt drei verschiedene Melodienfolgen, die am Tag gespielt werden. Das Glockenspiel wird in den Wintermonaten nicht betrieben.
- Luckenwalde: In der Friedhofskapelle des Waldfriedhofes gibt es ein Spiel mit drei Porzellanglocken.
- Meißen: In der Frauenkirche befindet sich das erste stimmbare Porzellanglockenspiel von 1929, mit 37 Glocken. Von Juni 2002 bis Mai 2004 erfolgte der Ersatz von 22 defekten Glocken und die Reparatur des alten Spielwerks mit Spielwalze. Wiederinbetriebnahme des Glockenspiels war am 31. Mai 2004.
- Meißen: Im Krematorium Meißen gibt es ein kleines Porzellanglockenspiel. Der Einbau erfolgte 1932 mit 4 Glocken, es ist heute auf 6 Glocken erweitert. Bei der Erweiterung wurden einige Glocken ausgetauscht. Die Spielmechanik stammt von der Uhrenfabrik Bernhard Zachariä aus Leipzig. Das Glockenspiel befindet sich im Chorraum oberhalb der Aussegnungshalle und ist somit nicht sichtbar. Es wird zu Beginn jeder Trauerfeier für ca. dreißig Sekunden oder während der Überführung in die Aussegnungshalle für ca. eine Minute gespielt.[10]
- Meißen: Türgeläute in der Manufaktur Meißen, bestehend aus vier Glocken (Westminsterschlag). Es ist eines der kleinsten Porzellanglockenspiele.
- Münster: In Münster (Westfalen) ist ein Glockenspiel seit 1964 am „Haus Schütte“, Alter Steinweg 3 installiert. Das Spiel kann auch über einen Spieltisch bedient werden. Die 18 Porzellanglocken werden bei niedrigen Temperaturen nicht gespielt.
- Potsdam: In der Nähe vom Brandenburger Tor am Luisenplatz steht seit 1979 eine Spieluhr von Gottfried Höfer mit einem Glockenspiel aus Meißen. Dabei sind die acht Porzellanglocken hinter einer Rosenlaube verborgen. Es spielte zu jeder vollen Stunde einen Auszug des Frühlingsliedes von Hanns Eisler.[11] Um 1990 war die Spieluhr nebst Glockenspiel defekt und musste restauriert werden. Am 2. Mai 2010 wurde sie erneut in Betrieb genommen.
- Raschau-Markersbach: In der sächsischen Gemeinde gibt es in der „Süss-Mühle“ seit 1956 ein Porzellanglockenspiel mit 26 Glocken. Der letzte Müllermeister Karl Süss baute im Jahre 1952 ein transportables Glockenspiel, welches über eine Klaviatur spielbar ist. Es wurde mehrmals überholt und auf den neusten Stand der Spieltechnik gebracht. Im Jahre 1983 wurde das privat betriebene Porzellanglockenspiel von Hannelore Döscher übernommen. Gespielt wird das Glockenspiel auf verschiedenen Veranstaltungen und da es nicht ortsgebunden ist, kann es auch außerhalb der Mühle erklingen.
- Schneeberg (Erzgebirge): Für den Rathausturm von Schneeberg wurde 1961 von der Schneeberger Stadtverwaltung ein Porzellanglockenspiel mit 25 Glocken in der Manufaktur Meißen angekauft. Ein Einbau erfolgte allerdings nicht.[12] Im Jahre 2006 wurden die vorhandenen Glocken zu einem Ensemble vereinigt, das 24 Glocken mit einem Tonumfang in zwei Oktaven umfasst. Heute trägt das Spiel den Namen Veit Hans Schnorr von Carolsfeld Glockenspiel.
- Schwarzenberg/Erzgeb.: Erstes Glockenspiel in einer Weihnachtspyramide, eingebaut zur Erzgebirgsausstellung im Jahre 1937, mit 27 Porzellanglocken. Ein weiteres Glockenspiel mit ebenfalls 27 Glocken befand sich 1938 in den damaligen Krausswerken. Ab 1960 erfolgte die Aufstellung eines dritten Spiels, die Anzahl der Glocken ist unbekannt. 1967 erfolgte die Einweihung eines Turmes mit 37 Glocken im Rockelmannpark. 1981 wurden die Glocken abgenommen und eingelagert; 1984 wieder in den Turm vom Rockelmannpark eingebaut. Heute besteht eine historische Brunnenanlage in der Altstadt mit einem Porzellanglockenspiel. Von 1993 bis 1994 wurde diese restauriert und das Glockenspiel mit 37 Glocken im Turm eines ehemaligen Trafohauses installiert. In den Wintermonaten erklingt das Glockenspiel nicht.
- Selb: Ein Glockenspiel mit 22 Glocken aus Meißner Porzellan befindet sich seit 1994 am Rathaus.
- Ulm: Porzellanglockenspiel an der Fassade vom „Kaufhaus Abt“ am Münsterplatz mit 15 Porzellanglocken. Zur Hundertjahrfeier der Firma wurde es im Jahre 1979 installiert.
- Weimar: Es gibt das Porzellanglockenspiel seit 1929. Die Glocken wurden damals allerdings nicht installiert. Im Jahre 1967 fand man 12 Glocken auf dem Dachboden des Weimarer Rathauses und ergänzte diese mit weiteren 23 Glocken. Das neu zusammengestellte Glockenspiel wurde zunächst im Schloss Belvedere aufgehängt, verblieb dort aber nur kurz. Die Glocken wurden 1983 im Keller des Gärtnerhauses aufgefunden. Die 35 Porzellanglocken übergab man darauf der Porzellanmanufaktur Meißen zur Überprüfung. Danach wurde das Glockenspiel von der Firma Turmuhrenbau Ferner aus Niederau bei Meißen schrittweise in den Turm des Weimarer Rathauses eingebaut, am 30. April 1987 wurden sie dort eingeweiht. Die programmgesteuerte Wiedergabe von insgesamt 14 Melodien erfolgte zu bestimmten Jahreszeiten, und kann auch von Hand gespielt werden.
- Zittau: Zur Blumenuhr aus Zittau gehört auch ein Porzellanglockenspiel mit 21 Glocken. Am 27. August 1966 wurde es in Betrieb genommen. 1982 erfolgte die Abnahme der Glocken wegen starker Korrodierung der Aufhängungen. 1984 wurden die reparierten Glocken wieder am gleichen Standort eingebaut. Bis 2002 erklang zu jeder halben Stunde ein Volkslied. Da die Glockenkörper inzwischen überholungsbedürftig geworden sind, erklingen die Glocken seit 2003 nur noch zur vollen Stunde.
- Zwickau: Vom Direktor der „Zwickauer Sanitas-Miederfabrik KG“, Walter Becher wurde 1962 ein Porzellanglockenspiel gestiftet. Es besteht aus 25 Glocken. Im Jahre 1973 erfolgte der Abbau und die Einlagerung im Städtischen Museum. Von 2000 bis 2008 waren die Glocken am Rathaus aufgehängt. Seit 2015 befindet sich das Glockenspiel auf dem Schumannplatz.
Geplante und nicht mehr existente Porzellanglockenspiele
- Adorf/Vogtl.: Es handelt sich dabei um das Glockenspiel, welches heute in Aue ist.
- Altensalz: Es handelt sich dabei um das Glockenspiel, welches heute in Aue ist.
- Annaberg-Buchholz: Eine Weihnachtspyramide auf dem Marktplatz von Annaberg hatte ab 1972 ein Porzellanglockenspiel mit sechs Glocken. Es wurde vom ortsansässigen Werner König eingebaut und mit einer selbst entwickelten Spielmechanik, unter Verwendung von Magnethämmern der Firma Zachariä aus Leipzig elektronisch gesteuert. Das Glockenspiel wurde wegen der störanfälligen Mechanik wieder ausgebaut.
- Berlin: Im Rahmen der Ausstellung Wunder des Lebens bekam Berlin im Jahre 1935 sein erstes Porzellanglockenspiel mit 16 Glocken. Nach Ende der Ausstellung kam das Spiel in einen Glockenturm auf dem Dönhoffplatz.[13] Einweihung auf dem Dönhoffplatz als „Lebensuhr“ war am 15. Oktober 1935. Das Spiel wurde später durch Bronzeglocken ersetzt.
- Breslau: Am Rathaus von Breslau gab es ein Porzellanglockenspiel mit 39 Glocken.
- Burgscheidungen: Im Schloss Burgscheidungen war bis 1987 ein Porzellanglockenspiel geplant. Auftraggeber war die Christlich-Demokratische Union Deutschlands (DDR), welche dort eine Schulungsstätte betrieb. Im Juni 1987 wurde der Plan zurückgestellt.[14]
- Dresden: Tischglockenspiel für Graf Heinrich von Brühl aus dem Jahre 1740 von Kändler mit 48 Glocken. Das Spiel verbrannte in Stade am 18. Februar 1767.[15]
- Dresden: Tischglockenspiel für die Gräfin Brühl-Kolowrat aus dem Jahre 1741, mit 48 Glocken in napfförmiger Form und farbig dekoriert. Später kam dieses Spiel in den Besitz des Großherzogs von Weimar. Einzelne Glocken blieben erhalten und befinden sich im Schloss Museum Weimar.[16]
- Fürth: Fünf Porzellanglocken aus Rosenthal Porzellan, Selb, waren im Jahre 1951 zum 100-jährigen Bestehens des Rathauses in dessen Turm installiert. Das Spiel erfüllte nicht die Ansprüche und wurde bald wieder entfernt, nachdem eine Glocke gesprungen war. Auch vom Klang her erfüllten sich die Erwartungen nicht. Es blieb damit der einzige Versuch, keine Porzellanglocken aus der Manufaktur Meißen für ein Glockenspiel zu verwenden.[17]
- Görlitz: Auf der Landeskrone bei Görlitz gab es 1930 an der Berggaststätte eine Blumenuhr mit Porzellanglockenspiel. Die Uhr und die vier Porzellanglocken wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
- Hainichen: Das Porzellanglockenspiel am Gellert-Museum gab es ab 25. September 1971. Es hatte 26 Glocken und befand sich einst als Anbau vor dem Fenster im 1. OG am Treppenturm des Parkschlösschens. Nicht alle Glocken waren zum Spiel vorgesehen. Spieltechnik: Hauptauftragnehmer Firma Erich Fiedler, Meißen, Walzen der Firma B. Zachariä GmbH, Leipzig. Reparaturen am Spiel gab es 1979 und 1986. 1990 bis Mitte 1991 war das Glockenspiel außer Betrieb, da die Spielwalzen abgenutzt waren. 1991 erfolgte Einbau einer Mikroprozessorsteuerung. 1995 lag ein Verschleiß der Magnethämmer vor. Eine Zustandsanalyse und Angebot zur schrittweisen Erneuerung mit komplett neuer Technik wurde in Auftrag gegeben. Im November 1995 nahm man die Demontage der Glocken vor. 1997 erfolgte das Prüfen der Glocken in der Manufaktur Meißen. Insgesamt hätten 11 Porzellanglocken erneuert werden müssen. Das war insbesondere aus finanzieller Sicht nicht umsetzbar. Die Porzellanglocken sind seither im Heimatmuseumsbestand. 1998 erfolgte die Demontage des Anbaus und der Fensterrückbau am Gebäude.[18]
- Hameln: Ein Porzellanglockenspiel aus der Manufaktur Meißen war 1956 geplant, wurde allerdings nicht in Auftrag gegeben.
- Kattowitz: Am Rathaus von Kattowitz gab es ein Porzellanglockenspiel. Die Anzahl der Glocken ist unbekannt.
- Königstein (Sächsische Schweiz): Ein Glockenspiel mit neun Glocken ist seit langer Zeit geplant.
- Leipzig: Für die Leipziger Trinitatiskirche wurden um 1950 sechs Porzellanglocken geliefert.[19] Die größte Glocke war 70 cm hoch. Die Porzellanglocken wurden wieder abgenommen als man einige Bronzeglocken fand, die im Hamburger Glockenlager ihrem Kriegsschicksal entgangen waren.[20] Die sechs Glocken gingen zum Ostfriedhof Leipzig.
- Meerane: An der Außenfassade eines Kindergartens befand sich ab 1971 ein Porzellanglockenspiel mit sieben Glocken, welches im Gesamtwerk Vier Jahreszeiten vom Gestalter als „Glockenblume“ dargestellt wurde. Die Spielmechanik war in den einzelnen Glocken eingebaut. Somit wurden diese von innen angeschlagen. Auf einer Stiftwalze waren zehn Kinderlieder programmiert. Die Glocken wurden oft durch Vandalismus zerstört und man ersetzte sie durch weiße Glocken aus Plastik. Zur Installation der vorhandenen Porzellanglocken auf dem Dach vom Kindergarten kam es aus Kostengründen nicht.
- Meißen: Im Hof der Porzellanmanufaktur Meissen befand sich seit 1938 ein Porzellanglockenspiel mit 28 Glocken. Dieses Spiel gilt als verschollen. Um 1950 gab es in der Schauhalle der Manufaktur ein Schlagwerk mit vier Glocken. Aus Anlass der Feier „250 Jahre Meißner Porzellan“ wurde 1960 ein Spiel mit 42 Glocken im Werkhof der Manufaktur in Betrieb genommen. Die Glocken hingen in einem 11 Meter hohen Glockenturm. Im Zuge von Bauarbeiten in den siebziger Jahren hat man Turm und Glockenspiel abgebaut. Zur 275–Jahr–Feier 1985 sollte ein neues Porzellanglockenspiel in der Schauhalle aufgestellt werden; dieses Vorhaben wurde nicht verwirklicht.
- Nürnberg: Das Spiel bestand aus 25 Porzellanglocken und befand sich in der sogenannten „Kdf–Stadt“ (Kraft durch Freude) im Zusammenhang mit den dort abgehaltenen Reichsparteitagen. Im August 1942 wurde bei einem Nachtangriff der Alliierten der Glockenturm mit Spiel vernichtet.
- Rostock: 1994 gabt es den Plan, ein Porzellanglockenspiel am Gebäude der damaligen Hauptstelle der Sparkasse Rostock am Rosengarten zu installieren. Die Rostocker Partnerstadt Bremen wollte das Vorhaben unterstützen und noch vorhandene Porzellanglocken zusammen mit der Sparkasse in Bremen stiften.
- Schwarzenberg/Erzgeb.: In den Krausswerken gab es 1938 eine Metall-Glocken.Pyramide mit 27 Porzellanglocken. Zum 50-jährigen Firmenjubiläum schmückte es den Festsaal. Später gingen diese Glocken in das Spiel von Raschau ein.
- Schwerin: Im Jahre 1985 geplant für das Rathaus der Stadt auf dem kleinen Markt. Später entschied man sich allerdings für ein Spiel mit Bronzeglocken.
Mobile Porzellanglockenspiele
Auf besonderen Ausstellungen, Veranstaltungen und Messen kamen und kommen in Deutschland auch mobile Glockenspiele zum Einsatz. Sie waren oder sind demnach nur für die Dauer der jeweiligen Veranstaltung an einem bestimmten Ort. Nach den Veranstaltungen kamen die Glocken meist wieder in die Manufaktur Meißen zurück oder sie wurden mit anderen bestehenden Glockenspielen vereint. Solche aufgelösten Spiele wurden auch als „Ersatzteilspender“ für defekte Glockenspiele genutzt. Einige Orchester oder auch Solisten setzen Porzellanglockenspiele aus der Manufaktur Meißen als Schlaginstrumente ein.
- Berlin: Zur Ausstellung Wunder des Lebens im Jahre 1935, in den Ausstellungshallen am Kaiserdamm gab es ein Porzellanglockenspiel. Das Glockenspiel hatte 16 Porzellanglocken. Später kam es auf den Dönhoffplatz.
- Berlin: Auf dem Weihnachtsmarkt in Ost-Berlin gab es ab 1955 ein Porzellanglockenspiel mit 13, später mit 25 weißen Glocken. Eigentümer war der Magistrat von Ostberlin. Es war etwas erhöht über den Köpfen der Besucher und meist in einer Turmkulisse untergebracht. Das Spiel war über eine Klaviatur spielbar. Zuerst war es auf dem Weihnachtsmarkt am Marx-Engels-Platz, danach Stalinallee und später Karl-Marx-Allee aufgestellt. Danach bis 1989 auf dem Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz. Mit dem Spiel wurde jedes Jahr die Weihnachtszeit symbolisch eingeläutet und zweimal täglich kletterte dazu ein Glöckner in den Turm und spielte Weihnachtslieder. Das Glockenspiel war im Sommer zeitweise im Kulturpark Berlin und Unter den Linden aufgestellt, sonst lagerte es in Leipzig. Seit 1990 erklang das Glockenspiel auf einen Berliner Weihnachtsmarkt nicht mehr. Der Verbleib des Porzellanglockenspiels ist unbekannt.
- Berlin: Für kurze Zeit war von 1969 bis 1971 im Kulturpark Plänterwald und Unter den Linden ein Porzellanglockenspiel aufgestellt. Es handelt sich dabei um das gleiche Spiel, welches auch auf dem Weihnachtsmarkt in Ostberlin aufgestellt war.
- Berlin: Die Kammer für Außenhandel der DDR beschaffte um 1964 ein transportables Porzellanglockenspiel. Zuerst war es nur ein Spiel mit 18 Glocken, das am Stand der DDR auf internationalen Messen betrieben wurde. Ab 1966 erweiterte man das Spiel auf 24 Porzellanglocken. Zu sehen war das Glockenspiel zum Beispiel im Jahre 1965 in Wien, 1966 in Budapest und Helsinki und 1967 in Bari, Paris und Wien. Es folgten noch weitere Einsätze auf Messen im Ausland. Je nach Messeort wechselten die Kulissen und dazu wurden die Glocken auch anders angeordnet. Die Kammer wurde im August 1990 aufgelöst. Der Verbleib des Porzellanglockenspiels ist unbekannt.
- Dresden: Zur Dresdner Hygieneausstellung am Stübelplatz, im Jahre 1930, wurde ein Glockenspielturm am Pavillon vom Dresdner Anzeiger errichtet. Die genaue Anzahl der dort eingebauten Porzellanglocken ist heute umstritten. Während Dokumente von 40 Porzellanglocken berichten, kann man auf Fotos 70 Glocken zählen. Einige der aufgehängten Glocken wurden allerdings nicht gespielt und dienten zur Präsentation und Schau. Geplant war das Spiel von zwanzig Liedern. Die Spieltechnik erfolgte pneumatisch über Papierrollen. Gespielt wurde über eine Fernwahlvorrichtung oder über eine Klaviatur. Erstmalig konnte auf einem Glockenspiel forte und piano gespielt werden. Die Turmuhrenfabrik Zachariä aus Leipzig stellte das Spielwerk her.[21] Nach der Ausstellung wurde das Gebäude wieder abgebaut. Der Verbleib der Glocken ist ungeklärt.
- Dresden: Ab 1945 fand für einige Jahre in der Vorweihnachtszeit eine Weihnachtsmesse statt, die meist in der „Nordhalle“ abgehalten wurde. Während den Weihnachtsmessen erklang ein Porzellanglockenspiel mit sechs Glocken, die in einer weihnachtlichen Kulisse eingebaut waren. Ab 1954 war das Glockenspiel mit sechs Glocken in einer Pyramide auf dem Dresdner Striezelmarkt über mehrere Jahre zu sehen. Der Verbleib der Glocken ist unbekannt.
- Raschau-Markersbach: Das private Glockenspiel besteht aus 26 Glocken nebst Spieltisch mit Klaviatur. Es kann verpackt und transportiert werden.
Porzellanglockenspiele in Europa
Finnland
- Pyhäjärvi (Stadt): In einem privat betriebenen Glockenmuseum gibt es seit 1989 ein Porzellanglockenspiel aus der Manufaktur Meißen mit 26 Glocken. Das Museum dient gleichzeitig als Raststätte und an jedem Tisch ist ein Glockenspiel angebracht; dabei ist das Spiel aus Meißen das einzige aus Porzellan. Die einzelnen Glocken werden von innen angeschlagen, was selten ist. Das elektronisch gesteuerte Spiel intoniert finnische und deutsche Volkslieder.
Italien
- Bruneck: Porzellanglockenspiel in der Südtiroler Stadt Bruneck (Brunico), am Haus Stadtgasse (Via Centrale) 19. An der Hausfassade der Firma Schönhuber wurde zum 750-jährigen Stadtjubiläum im Jahre 2006 ein Glockenspiel mit 14 Glocken aus Meißner Porzellan installiert.
Österreich
- Gmunden: In der dritten Loggia im Rathaus der Stadt gibt es seit 1958 ein Porzellanglockenspiel aus Meißen mit 19 Glocken. Eingeweiht wurde das Spiel am 11. Mai 1958. Ungewöhnlich für Meißner Porzellanglocken ist das grüngeflammte Gmunder Dekor auf der Schauseite. Im Jahre 1993 wurde das Spiel auf 24 Porzellanglocken erweitert. Dazu wurde auch ein Spieltisch angeschafft, um das Spiel auch manuell über Klaviatur zu betreiben. In den Wintermonaten erklingt das Spiel nicht.
Porzellanglockenspiele außerhalb Europas
Japan
- Arita (Saga): An der Giebelseite, im Garten vom Kyushu-Porzellanmuseum, hängt seit 1984 ein Porzellanglockenspiel aus Meißen, mit 25 Glocken. Es war ein Geschenk der DDR und intonierte damals auch die Nationalhymne der DDR. Heute wird die Deutsche Nationalhymne intoniert. Seit 1986 werden zusätzlich abwechselnd insgesamt 16 japanische und deutsche Volkslieder gespielt. Dieses Spiel ist das erste Glockenspiel aus der Manufaktur Meißen, dass den mitteleuropäischen Raum verließ.
- Yokohama: Porzellanglockenspiel und Orgel mit 40 Glocken. Seit 2007. Diese Kombination wurde eigens für ein neues großes Einkaufszentrum in Yokohama konzipiert und gebaut. Die 40 Glocken und 49 Pfeifen ertönen seit der feierlichen Eröffnung des Einkaufszentrums Lalaport Mall im Jahre 2007.
Literatur
- Bücher
- Jean Louis Sponsel: Kabinettstücke der Meissner Porzellan–Manufaktur von Johann Joachim Kändler. Hermann Seemann Nachfolger, Leipzig 1900.
- Emil Paul Börner: Meißner Glockenspiele in Bilder aus Sachsen. Verlag Truhe, F. Pfeifer, Meißen 1935.
- Franz Maria Feldhaus: Deutsche Glockenspiele. Verlag Archiv für Musikwissenschaften, Trossingen 1953.
- Arthur K. Haumann: Lobgesang der Glocken. St. Benno–Verlag, 1956.
- Martin Mields: Meißner Porzellanglocken in Silikattechnik. 1960.
- Anselm Lange: Europäische Tischglocken. Minnerverlag, 1981.
- Margarete Schilling: Glocken und Glockenspiele. Greifenverlag, Rudolstadt 1982.
- Helmut Dämmig: Meißner Porzellanglockenspiele. Meißen–Information, 1987.
- Annelene Raasch: Glockenspiele aus Meissener Porzellan. Verlag Hauschild, Bremen 1994.
- Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen. Sax-Verlag, Beucha 2009.
- Zeitschriften
- Die Uhrmacher–Woche, verschiedene Ausgaben.
- Die Uhrmacherkunst, verschiedene Ausgaben.
- Johanna Hoffmann: Klingendes Porzellan. In: Urania, Heft 1, 1960.
- Hermnann Lichtenberger: Meißner Porzellanglockenspiele. In: Sächsische Heimatblätter, 1961.
- Ingelore Menzhausen: Das Glockenspiel aus Porzellan. In: Keramos, Heft 22, 1963, Düsseldorf.
- Ingelore Menzhausen: Glockenspiele aus weißem Porzellan. In: Urania, Heft 12, 1965.
- Prospekte
- Staatliche Porzellanmanufaktur Meißen: Meißner Porzellanglocken. Prospekt um 1938.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jean Louis Sponsel: Kabinettstücke der Meissner Porzellan–Manufaktur von Johann Joachim Kändler.
- ↑ Karl Berling: Das Meißner Porzellan und seine Geschichte.
- ↑ Helmut Dämmig: Meißner Porzellanglockenspiele.
- ↑ Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen.
- ↑ Helmut Dämmig: Meißner Porzellanglockenspiele.
- ↑ Artikel Neue Zeit vom 24.Dezember 1985, 19.September 1988, Helmut Dämmig: Meißner Porzellanglockenspiele.
- ↑ Auskunft der Gemeindeverwaltung Breitenbrunn und des Erzgebirgsvereins
- ↑ Auskunft vom Kulturbüro der Stadt Halberstadt
- ↑ Berliner Zeitung vom 6. September 1969.
- ↑ Auskunft vom Krematorium Meißen
- ↑ Berliner Zeitung vom 26. September 1987.
- ↑ Helmut Dämmig: Meißner Porzellanglockenspiele.
- ↑ Die Uhrmacherkunst, 1935, Nr. 21 und 27.
- ↑ Helmut Dämmig: Meißner Porzellanglockenspiele.
- ↑ Helmut Dämmig: Meißner Porzellanglockenspiele.
- ↑ Helmut Dämmig: Meißner Porzellanglockenspiele.
- ↑ Annelene Raasch: Glockenspiele aus Meissener Porzellan, Seite 73.
- ↑ Auskunft vom Gellert–Museum Hainichen von 2016
- ↑ Helmut Dämmig: Meißner Porzellanglockenspiele.
- ↑ Neue Zeit vom 1. Januar 1955
- ↑ Die Uhrmacher–Woche, 1930, Nr. 22.