Excalibur Series I

PKW-Modell
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Excalibur Automobiles oder - später - Excalibur Automobile Corporation ist ein US-amerikanischer, seit dem Jahr 1963 existierender Automobilhersteller. Das Unternehmen wurde vom Brooks Stevens (1911-1995) gegründet. Der Firmensitz befindet sich in Milwaukee. Den Schwerpunkt der Tätigkeit bilden die mit moderner Technik gebauten Replikas von Luxusautomobilen der 1930er Jahre.

Brooks Stevens war lange Jahre als Designer bei Studebaker angestellt gewesen. Gewissermaßen nebenbei hatte er sich bereits seit einigen Jahren mit dem Entwurf klassischer Automobile beschäftigt. So entstand 1951 auf Eigeninitiative ein Excalibur genannter Roadster im klassischen Stil, der auf Studebaker-Technik beruhte. Das Auto blieb ein Einzelstück.

Nachdem Brooks Stevens 1964 seine Tätigkeit für Studebaker beendet hatte, gründete er mit seinen Söhnen David und William das Unternehmen Excalibur Automobiles, das sich mit der Serienproduktion von Autos mit klassischem Design beschäftigte. Ziel war es nach eigenen Worten, einen Contemporary Classic, einen zeitgemäßen Klassiker, zu schaffen. Ende 1964 nahm der Betrieb die Produktion des Excalibur Roadsters auf. Nur die Wagen der ersten Serie lehnten sich in gestalterischer Hinsicht eng an ein konkretes Vorbild an; späteres Serien hatten dagegen mehr oder weniger eigenständige Designs, die mehr oder weniger frei interpretierten.

Excalibur war das erste Unternehmen dieser Art in den USA, und Brooks Stevens gebührt der Verdienst, diese Marktlücke entdeckt und als erster besetzt zu haben. Der Erfolg des Excalibur ließ seit den 1970er Jahren zahlreiche weitere Unternehmen wie etwa Clénet, Ron Sparks Coachworks oder Elegant Motors (letztere mit sehr akkuraten Duesenberg-Replicas) auf diesen Markt drängen, die Stevens´ Konzept kopierten und für Excalibur jedenfalls zeitweilig erhebliche Konkurrenz bedeuteten.

Excalibur Series I

Excalibur
Bild nicht vorhanden
Series I
Produktionszeitraum: 1965–1969
Klasse: Oberklasse
Karosserieversionen: Roadster, Phaeton
Motoren: Achtzylinder Ottomotor, 4,9 Liter (Studebaker) und 5,4 Liter (Chevrolet)
Länge:
Breite:
Höhe:
Radstand: 2.768 mm
Leergewicht: 1.320 kg

Vorgängermodell keine
Nachfolgemodell Excalibur Series II

Die erste Serie wurde zwischen 1965 und 1979 als Roadster und Phaeton produziert. Beide Modelle beruhten auf einem stabilen Chassis des Studebaker Lark Daytona, das Stevens durch einige Eingriffe modifiziert hatte. Als Antrieb wurde im ersten Jahr ein 4,9 Liter (289 cui) großer Achtzylinder von Studebaker verwendet, der mittels eines Kompressors aufgeladen und ursprünglich für den Studebaker Avanti konzipiert worden war. Als Studebaker 1966 die Produktion einstellte, wechselte Excalibur zu einem 5,4 Liter (327 cui) großen Achtzylinder aus der Chevrolet Corvette. Als Leistung waren wahlweise 300, 400 oder (ab 1968) 435 SAE-PS verfügbar. Dieses Triebwerk wurde bis 1969 verwendet.

Die Ausstattung der Wagen wurde im Laufe der Jahre deutlich komfortabler. Während es sich bei den Modellen der ersten Jahrgänge noch um vergleichsweise rustikale Fahrzeuge handelte, die viel leisteten, aber auch viel von ihrem Fahrer verlangten, waren ab 1968 Merkmale wie Servolenkung, Heizung und Entfroster, Klimaanlage, Lederpolsterung und Radioanlagen verfügbar; auch das Fahrwerk wurde deutlich verbessert. Ab 1969 schließlich bot Excalibur auch ein Hardtop für beide Karosserievarianten und außen zwischen Vorderachse und Tür installierte Reservereifen an. In einem Verkaufsprospekt wurden die gut ausgestatteten Excalibur als Wagen beschrieben "für den Mann, der dachte, bereits alles zu haben" ("for the man who thought he had everything").

Der SSK Roadster

Zunächst wurde der zweisitzige SSK Roadster vorgestellt, der dem deutschen Mercedes SSK nachempfunden war. Der Verkaufspreis des SSK Roadster betrug anfänglich 7.000 US-Dollar; im letzten Produktionsjahr war der Preis auf 9.000 US-Dollar gestiegen. Damit lag der Preis des Roadster jeweils geringfügig über dem der teuersten Limousine von Cadillac. Zwischen 1965 und 1969 entstanden etwa 200 SSK-Roadster; 100 davon trugen den aufgeladenen Studebaker-Motor.

Der Phaeton

Ab 1966 stellte Excalibur dem SSK Roadster ein viersitziges Cabriolet namens Phaeton zur Seite. Es beruhte auf dem gleichen Chassis wie der Roadster; lediglich die Gestaltung des Hecks war verändert worden. So trug der Phaeton eine zweite Sitzreihe, die hinter der Hinterachse montiert war. Der Phaeton war jeweils etwa 1.000 Dollar teurer als der Roadster. Er wurde bis 1969 in 100 Exemplaren hergestellt.

Die Produktion

Jahrgang SSK Roadster Phaeton Gesamt
1965 56 -- 56
1966 87 3 90
1967 38 33 71
1968 37 20 57
1969 47 44 91


Excalibur Series II

Excalibur
 
Bild
Excalibur Series II Roadster
Series II
Produktionszeitraum: 1970–1974
Klasse: Oberklasse
Karosserieversionen: Roadster, Phaeton
Motoren: Achtzylinder Ottomotor, 5,7 Liter (Chevrolet)
Länge:
Breite:
Höhe:
Radstand: 2.819 mm
Leergewicht: 1.490 kg

Vorgängermodell Excalibur Series I
Nachfolgemodell Excalibur Series III

Zum Modelljahr 1970 stellte Brooks Stevens eine zweite Auflage seines "Contemporary Classic" vor. Als Karosserievarianten gab es weiterhin einen Phaeton und einen Roadster, wobei letzterer im Modelljahr 1970 als SS Roadster und SSK-Roadster (ohne Trittbretter, weniger komfortabel abgestimmt) angeboten wurde. Ab 1971 gab es nur noch den SS Roadster und den SS Phaeton. Die Karosserien orientierten sich weiterhin an klassischem Mercedes Benz-Design, setzten die Vorlage aber deutlich freier um als es der Excalibur Series I getan hatte. Mit der Serie II gab Excalibur das bisherige Studebaker-Chassis auf. Die neuen Wagen ruhten auf einem eigenen Chassis, das Brooks Stevens´ Sohn David entworfen hatte. Die Aufhängungsteile waren allerdings der Chevrolet Corvette C3 entnommen.

Die Corvette lieferte auch die Antriebstechnik. Excalibur verwendete künftig den 5,7 Liter großen Achtzylinder ("Small Block") von General Motors, der für alle Modelle einheitlich 300 SAE-PS abgab. Als Kraftübertragung diente serienmäßig ein manuell zu schaltendes Vierganggetriebe von General Motors vom Typ Muncie; wahlweise war auch ein dreigängiges Automatikgetriebe vom Typ Turbo Hydra-Matic verfügbar, das tatsächlich wesentlich häufiger nachgefragt wurde als das manuelle getriebe. Nach Maßgabe des Verkaufsprospekts soll der SSK Roadster damit die Beschleunigung von 0 auf 96 km/h in sechs Sekunden absolviert haben; die Höchstgeschwindigkeit soll bei 150 Meilen pro Stunde (= 240 km/h) gelegen haben. Zeitgenössische Testberichte lobten neben der Sportlichkeit der Fahrleistungen vor allem das präzise Fahrverhalten der Excalibur, das sich auf dem Niveau eines Sportwagens befinde.

Die Modelle der Serie II waren deutlich teurer als ihre Vorgänger. Ein SSK Roadster des Jahrgangs 1970 wurde für 12.000 US-Dollar angeboten; der Preis des Phaeton lag bei 12.900 Dollar. Damit war er mehr als 50% teurer als ein Lincoln Continental Mark III und übetraf selbst die Cadillac Fleetwood Brougham 75 Limousine noch deutlich. 1974, in ihrem letzten Modelljahr, wurden sowohl der SS Roadster als auch der SS Phaeton für 17.000 US-Dollar angeboten. Insgesamt war der Excalibur Series II kein wirtschaftlicher Erfolg. Die hochpreisigen Autos verkauften sich jedenfalls zu Beginn des Modellzyklus schlecht.

Jahrgang SS Roadster SS Phaeton Gesamt
1970 und 1971 11 26 37
1972 13 52 65
1973 22 100 122
1974 26 92 118







Excalibur Series III

Excalibur
 
Bild
Excalibur Series III Phaeton
Series III
Produktionszeitraum: 1975–1979
Klasse: Oberklasse
Karosserieversionen: Roadster, Phaeton
Motoren: Achtzylinder Ottomotor, 7,4 Liter (Chevrolet)
Länge:
Breite:
Höhe:
Radstand: 2.844 mm
Leergewicht: 2.115 kg

Vorgängermodell Excalibur Series II
Nachfolgemodell Excalibur Series IV
 
Series III Phaeton in Potsdam; die Rückleuchten stammen vom VW Käfer

Für das Modelljahr 1975 wurde eine dritte Serie des Excalibur aufgelegt. Das Design entsprach abgesehen von geringfügigen Modifikationen dem der Serie II; weiterhin wurden der Roadster und der - mit Abstand erfolgreichere - Phaeton angeboten. Die wesentlichen Änderungen gegenüber der Serie II bezogen sich auf die Antriebstechnik und - vor allem - die Anpassung der Karosserie an die amerikanischen Sicherheitsbestimmungen. So wurden vorn und hinten massive Stoßstangen aus Aluminium installiert. Die vorderen Kotflügel waren nun seitlich verkleidet, um Verletzungsgefahren zu reduzieren. Schließlich gab es schulterhohe Einzelsitze mit Sicherheitsgurten. Die Maßnahmen machten die Excalibur-Modelle spürbar schwerer und unhandlicher; das Leergewicht wuchs um nahezu 800 kg auf mehr als zwei Tonnen.

Als Antrieb diente nun der 7,4 Liter große Big Block-Motor (454 cui) aus der Chevrolet Corvette, dessen Leistung im Hinblick auf die amerikanischen Emissionsbestimmungen mit vergleichsweise bescheidenen 215 SAE-PS angegeben wurde. Das erhöhte Gewicht schlug sich in der Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge nieder. Die Spitzengeschwindigkeit sank auf 180 km/h. Zugleich stieg der Verbauch erheblich. Er betrug nach Angaben von auto motor und sport zwischen 25 und 30 Litern auf 100 Kilometern.

Ein besonderes Gestaltungsdetail der Series III war die Verwendung von Leuchteinheiten des VW Käfer: Auf den vorderen Kotflügeln saßen die Blinker des Käfer, und die hinteren Kotflügel trugen die großen runden Rückleuchten (sog. Elefantenfüße) des VW Käfer 1303. Der Phaeton war mit einem großen separaten Koffer lieferbar, der am Heck des Wagens installiert war.

 
Excalibur Series III Phaeton

Der Excalibur Series III war das bislang erfolgreichste Modell des kleinen Unternehmens. Zwischen 1975 und 1979 entstanden 1141 Fahrzeuge, obwohl zur gleichen Zeit einige Konkurrenten, darunter der Franzose Alain Clénet mit seinen eigenen auf Ford-Komponenten beruhenden Produkten, auf den amerikanischen Markt drängten.

Konkurrenten:

Jahrgang SS Roadster SS Phaeton Gesamt
1975 8 82 90
1976 11 173 184
1977 15 122 137
1978 15 248 263
1979 27 340 367

Excalibur Series IV

Seit dem Jahr 1980 wird Excalibur Series IV hergestellt. Die Wagen waren deutlich größer als ihre Vorgänger. So wuchs der Radstand um mehr als 30 cm auf 3.170 m. Das Design wurde eigenständiger; man sah deutlich, dass die Karosserien die klassischen Vorgaben nur noch zitierten. Die Zahl der Karosserieversionen wuchs. Neben dem Roadster und dem Phaeton - jetzt auch mit fest installiertem Hardtop lieferbar - gab es zeitweilig auch eine viertürige und eine sechstürige Limousine. Als Antrieb diente ganz überwiegend der 5,0 Liter große Small Block-Achtzylinder von Chevrolet. Bis zum Jahr 1997 wurden über 3.500 Fahrzeuge produziert. Die meisten Modelle sind in Kalifornien zugelassen, wo sie lange Zeit als eines der Lieblingsfahrzeuge von Neureichen und Filmsternchen galten.

Literatur

Richard M. Langworth: Encyclopedia of American cars 1930-1980, New York 1984. ISBN: 0-517-42462-2 (engl.)

Commons: Excalibur vehicles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien