Footage

roher, ungeschnittener Film
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In der Film- und Videoproduktion wird unter Footage oder Stock Footage das ungeschnittene Kameramaterial verstanden, das beim Schnitt des Filmes verwendet wird. Als Footage werden darüber hinaus auch solche Filmsequenzen bezeichnet, die aus Archiven bezogen werden oder über Special-Effect-Verfahren produziert werden.

Der Begriff Footage entstand im englischen Sprachgebrauch dadurch, dass 35mm-Filmmaterial in feet (Plural von foot) und frames gemessen wurde, zu Deutsch in Metern und Feldern. Im Deutschen gibt es keinen entsprechenden Begriff, sodass sich in der Fachsprache das Fremdwort einbürgerte. Vereinzelt wird im Deutschen noch von Klammermaterial gesprochen.

Klammermaterial ist ein Begriff aus der Filmproduktion für Archivmaterial oder Footage, das aus einer Filmrolle abgeklammert wird. Innerhalb der Filmrolle wurde mit 2 Papierstreifen, die den Film umklammern, diejenige Sequenz bezeichnet, die im Kopierwerk für die Verwendung in einem neuen Filmwerk dupliziert werden sollte. Da heute dieses Verfahren aufgrund digitaler Produktionstechniken kaum mehr angewendet wird, ist der Begriff in der Fachsprache zunehmend durch den englischen Begriff Footage ersetzt worden.

Footage ist ein eigenes Produkt im Filmhandel. Fernsehsender handeln insbesondere mit Nachrichtenmaterial. Nachrichtenagenturen wie Reuters (ITN), Associated Press Television News (APTN) oder CNN und die britische BBC sind Weltmarktführer. Auch für Magazinbeiträge und in speziellen Bereichen, wie besonders Filmen mit historischem Filmmaterial, TV-Serien oder auch dem Tierfilm wird Stock Footage häufig bei der Produktion neuer Fernsehsendungen eingesetzt.

In anderen Sparten der Filmindustrie, wie dem Werbefilm, dem Unternehmensfilm oder in geringerem Umfang auch dem Spielfilm gibt es weitere Abnehmer von Footage Material. Die Werbefilmindustrie setzt immer öfter Footage als Grundlage für besonders kreative Produktionen ein, die zum Beispiel mit aufwändigen Compositing Verfahren ungewöhnliche Bildkompositionen in der Post Produktion erzeugen.

Die größten Anbieter in diesem Segment sind Framepool in Deutschland, Getty Images und Corbis Motion in den USA sowie ITN und BBC Motion Gallery in Großbritannien. Weltweit wird der Footage Markt auf eine Größe von über 200 Mio. US$ (2005) geschätzt. Zuverlässige Zahlen sind allerdings schwer zu ermitteln. Getty Images allein macht einen Umsatz von über 30 Mio. US$ mit Footage Material. Die Digitalisierung der Filmproduktion, von HDTV Kameras bis hin zur digitalen Post Produktion – dem früheren Filmschnitt – wird die Verwendung von Footage Material in den kommenden Jahren stark verbreitern. Erfolgreich in diesem Markt sind Agenturen und Archive, die ihre Bestände online über das Internet anbieten können.

Gefragt sind insbesondere Aufnahmen von hohem künstlerischen Wert, von hoher Motivoriginalität – wie etwa der brennenden Concorde oder dem World Trade Center Attentat am 11. September – und Aufnahmen, die zur Realisierung einen hohen technischen Aufwand erfordern, wie Flugaufnahmen oder Aufnahmen aus entlegenen Regionen der Erde. Und natürlich der weite Bereich an historischen Archivbeständen von den Tagen der Gebrüder Lumiere angefangen.

Es gibt heute Kameraleute, die nur noch für den Footagemarkt produzieren und gut von den Lizenzeinnahmen der Stock Footage Verkäufe leben können, wenn sie, ähnlich einem Fotografen, von einer im Markt geschätzten Agentur vertreten werden.