Sprengstoffanschläge in Dresden 2016

Explosionen am Abend des 26. September 2016 in Dresden
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Die Sprengstoffanschläge in Dresden 2016 waren zwei Explosionen am Abend des 26. September 2016. Diese fanden in Dresden vor einer Moschee und vor dem Kongresszentrum statt. Letzteres sollte für die eine Woche später angesetzte Feier zum Tag der Deutschen Einheit 2016 unter Beteiligung von Bundespräsident Joachim Gauck genutzt werden. Es gab weder Tote noch Verletzte.

Die Fatih Camii
Spuren des Anschlags an der Eingangstür der Moschee

Tatabläufe

Um 21:53 MESZ explodierte vor der Fatih-Moschee im Dresdner Stadtteil Cotta ein Sprengkörper. Die Moschee ist eine Einrichtung der türkisch-islamischen Religionsgemeinschaft DITIB. Der Imam der Moschee, seine Frau und seine Söhne befanden sich zwar in dem Haus als es zur Explosion kam, blieben jedoch unverletzt. Durch die Druckwelle der Explosion wurde die Eingangstür nach innen gedrückt. Die Polizei Sachsen fand später Reste dieses selbstgebauten Explosionskörpers vor dem Gebäude.[1]

 
Die von einer Explosion betroffene Freiterrasse mit den Glasquadern im Jahr 2011

Etwa eine halbe Stunde später, um 22:19 Uhr Ortszeit,[2] explodierte ein weiterer Sprengkörper auf der Terrasse des Internationalen Congress Centers Dresden . Auch dort wurden dessen Reste gefunden. Die Druckwelle der Explosion zerstörte die Seite eines Glasquaders auf der Terrasse vor dem Gebäude. Die Polizei evakuierte die Hotelbar. Auf dieser Freiterrasse soll am 3. Oktober 2016 der Empfang des Bundespräsidenten zum Tag der Deutschen Einheit stattfinden.

Ermittlungen

Die Polizei Sachsen informierte die Öffentlichkeit am 27. September um 8 Uhr mit einer Pressemitteilung über die beiden Anschläge in der Stadt und nannte ermittlungstaktische Gründe für die verzögerte Mitteilung.

Am Nachmittag des 30. September 2016 steuerte die Generalstaatsanwaltschaft eine Öffentlichkeitsfahndung mithilfe vorhandenen Bild- und Videomaterials von einem Tatverdächtigen aus.[3][4]

Am 8. Dezember 2016 wurde ein 29-jähriger Tatverdächtiger festgenommen, dessen DNS an den Tatorten gesichert wurde. Der Festgenommene war im Sommer 2015 auch als Redner bei einer Pegida-Veranstaltung aufgetreten.[5][6]

Reaktionen

 
Spruchband der Nachbarschaft am Eingangstor der Moschee

Nach den – unmittelbar danach so bezeichneten – Anschlägen entschied die sächsische Regierung, die Sicherheitsmaßnahmen für die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit vorzeitig in Kraft zu setzen. Innenminister Markus Ulbig (CDU) sagte am Tag nach den Anschlägen, dass der Kontrollbereich für das Festgelände früher eingerichtet werde. Die Feierlichkeiten sollen mit einem großen Bürgerfest starten; unter anderem sollen Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel in Dresden anwesend sein.

„Wir gehen davon aus, dass zumindest der Anschlag auf die Moschee einen fremdenfeindlichen Hintergrund hat“

Horst Kretzschmar, Polizeipräsident von Dresden[7]

Innenminister Markus Ulbig präsentierte im ZDF ein Bekennerschreiben, das auf der frei bearbeitbaren Webseite Indymedia durch eine angeblich „linke Gruppe“ platziert worden war. Dieses Bekennerschreiben war zu dem Zeitpunkt bereits „als Fälschung verdächtig“; ein Verdacht den später auch die Generalstaatsanwaltschaft Dresden bestätigte.[8] Jürgen Kasek, Landeschef der sächsischen Grünen, warf Ulbig „gezieltes Verwirren“ und „vorsätzliche Panikmache“ vor. Er habe mit der Bezugnahme dem Schreiben unberechtigte „Legitimität“ verschafft.[9] Auch der „Sächsische Flüchtlingsrat“ kritisierte Ulbig scharf und verweist auf „jahrelanges Ignorieren des Themas Fremdenfeindlichkeit durch die CDU-geführten Landesregierungen“.[10][11]

Hintergrund

Es werde von einer rechtsterroristischen Tätergruppe ausgegangen, so erste Meldungen am 26. September 2016.[12] Die Zeitung Neues Deutschland wies darauf hin, dass der 26. September der 36. Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags auf das Oktoberfest 1980 war. Damals war die Bombe, die 13 Menschen das Leben kostete, und mehr als 200 weitere verletzte, ebenfalls gegen 22:19 Uhr detoniert.[13]

Einzelnachweise

  1. Polizeischutz für islamische Einrichtungen nach Sprengstoffanschlägen
  2. Pressebericht MDR mit Tatortphotos
  3. Die Zeit online: Pressebericht vom 30. Sept. 2016
  4. Pressebericht Focus online, mit der Einblendung des Überwachungsvideos des Tatverdächtigen
  5. Mutmaßlicher Bombenleger von Dresden gefasst. In: mdr.de, 9. Dezember 2016, abgerufen am 9. Dezember 2016.
  6. Redebeitrag von Nino. Pegida Dresden, 13.07.2015 auf YouTube
  7. Anschläge in Dresden: „Hier wurde bewusst der Tod von Menschen in Kauf genommen“. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 27. September 2016]).
  8. Anschläge in Dresden: Polizei veröffentlicht Fahndungsfoto - Bekennerschreiben war Fälschung - Politik - Tagesspiegel. In: tagesspiegel.de. , abgerufen Format invalid.
  9. Elsa Koester, Sebastian Bähr: Dresden: Antifa weist Vorwürfe von sich (neues deutschland). In: neues-deutschland.de. 28. September 2016, abgerufen am 28. September 2016.
  10. dpa: Verwirrung um angebliches Bekennerschreiben. In: FAZ.net. 28. September 2016, abgerufen am 28. September 2016.
  11. PM: „Das Problem heißt Rassismus“ | Sächsischer Flüchtlingsrat. In: www.saechsischer-fluechtlingsrat.de. Abgerufen am 28. September 2016.
  12. Z. B. Süddeutsche hier. Abgerufen am 27. September 2016.
  13. Dresden: Generalstaatsanwaltschaft ermittelt nach Anschlägen, Neues Deutschland 27. September 2016