Traktur

Teil der Mechanik einer Orgel zwischen Spieltisch und Windlade
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Als Traktur bezeichnet man bei der Orgel einerseits die Verbindung zwischen den Tasten und den Spielventilen (Spieltraktur oder Tontraktur) und andererseits das System zum Ein- und Ausschalten der Register (Registertraktur).

Spieltraktur

Die Spieltraktur ist die Verbindung zwischen den Tasten und den Pfeifenventilen. Sie bewirkt, dass die Betätigung einer Taste einen Ton einer bestimmten oder auch mehrerer Pfeifen erzeugt.

Es gibt unterschiedliche Arten von Ton- oder Spieltrakturen:

mechanisch

 
Abstrakten, Wellenbrett und geöffnete Windlade einer mechanischen Spieltraktur

Die herkömmliche und bewährteste Art ist die mechanische Spieltraktur. Hier wird die Taste über verschiedene Mechaniken mit dem Pfeifenventil verbunden; die Mechanik besteht meist aus dünnen Holzstreifen, den Abstrakten, sowie aus Winkeln und Wellen aus Holz, Aluminium oder Stahl, die auf sogenannten Wellenbrettern zusammengefasst werden. Die direkte mechanische Verbindung zwischen Taste und Ventil ermöglicht dem Organisten im Vergleich zu den anderen Bauweisen die höchste Kontrolle über die Ansprache der Pfeifen. Sie ist auch heute wieder die bevorzugte Spieltraktur.

 
Bleirohre der pneumatischen Traktur, Schwarz-Orgel des Salemer Münsters, 1900–1901

pneumatisch

Die pneumatische Spieltraktur kam in der Romantik auf. Sie ermöglichte im Verleich zur mechanischen Traktur größere räumliche Entfernung zwischen Spieltisch und Windlade. Auch waren so viele Spielhilfen wie Kombinationen erst möglich. Der Barkerhebel ermöglichte größere Werke mit vielen Registern.

elektro-pneumatisch

Im Aufkommen der Elektrik zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden die pneumatische Trakturen teilweise durch elektrische Elemente ersetzt. So waren auch Fernwerke ohne Verzögerung spielbar.

Registertraktur

Die Registertraktur oder Registratur ist die Verbindung zwischen den Registerzügen und den eigentlichen Registern. Die Registerzüge sind im Spieltisch einer Orgel untergebracht und mit Namensschildchen versehen, die die Klangfarbe und Fußtonzahl eines Registers angeben.

Wie bei der Spieltraktur gibt es verschiedene Arten einer Registertraktur:

mechanisch

Bei der mechanischen Registertraktur wird durch das Betätigen eines Registerzugs eine Mechanik aus Zugstangen und Wellen in Gang gesetzt, die bewirkt, dass die Schleife in der Schleiflade verschoben wird und so ein bestimmtes Register der Orgel spielbar wird.

pneumatisch

Die pneumatische Registertraktur ist in vielen historischen Orgeln meist in Verbindung mit Kegelladen zu finden; heutzutage wird sie nahezu nicht mehr gebaut. Hier und auch bei der folgenden Art wird das Register mit Hilfe von kleinen Bälgchen aktiviert. Die elektro-pneumatische Registertraktur wird ebenfalls heutzutage nahezu nicht mehr gebaut; man findet sie häufig in Kombination mit Taschen- und Membranenlade.

elektrisch

 
Innenansicht einer elektrischen Registertraktur: links die Registerzüge (Manubrien), rechts die Wählschalter der freien Kombinationen

Bei der elektrischen Registertraktur wird dieser Vorgang elektrisch geregelt, was den Vorteil hat, dass man Registrierhilfen wie zum Beispiel Freie Kombinationen - häufig in Verbindung mit einem Sequenzer - verwenden kann, die eine Vorprogrammierung von Registerkombinationen erlauben. Häufig werden hier neben den gebräuchlichen Registerzügen auch Wippschalter oder Taster verwendet. Ein Elektromagnet wird aktiviert, der die Schleife in der Schleiflade verschiebt; meist ist diesem eine magnetische Bremse gegengeschaltet, die ein geräuschloses Verschieben der Schleife gewährleisten soll und diese am Ende des Vorgangs abbremst, sodass kein störendes Klappern entsteht.

Doppelregistratur

Bei der Doppelregistratur wird eine vollfunktionsfähige mechanische Traktur mit Hilfe von Magneten auch elektrisch steuerbar. So lassen sich auch elektronische Spielhilfen realisieren.