Der Bamberger Dom St. Peter und St. Georg oder Kaiserdom zu Bamberg ist eines der Wahrzeichen der historischen Bamberger Altstadt. Charakteristisch sind seine vier Türme, die paarweise die beiden Chöre umschließen.


Geschichte
Der erste Dom
Des Vorgängerbau des heutigen Bamberger Doms, der so genannte Heinrichsdom, wurde im Jahr 1004 von Kaiser Heinrich II. „dem Heiligen“, dem Gründer des Bistums Bamberg, in Auftrag gegeben. Der Bau wurde auf einer Anhöhe über den Fundamenten der Kapelle und des Friedhofes der ehemaligen Babenburg, die Heinrich von seinem Vater Heinrich dem Zänker geerbt hatte, in einem Zeitraum von acht Jahren errichtet.
Im Jahr 1007 wurde Bamberg Bistum, womit der Kirchenbau enorm aufgewertet wurde. Am 6. Mai 1012, den Geburtstag Heinrichs II., wurde der Dom in Gegenwart von 45 Bischöfen und anderer Würdenträger zu Ehren des Apostels Petrus, der Muttergottes Maria und des Heiligen Georg geweiht. Diese Patronate blieben bis heute erhalten. Bei der Domweihe waren - mit einer einzigen Ausnahme - alle Erzbischöfe des Heiligen Römischen Reichs anwesend. Dies unterstreicht die Bedeutung des Neubaus, denn bei keiner anderen Domweihe des Mittelalters waren so viele Bischöfe anwesend.
Der Heinrichsdom stand in der Tradition der großen Kathedralen des 11. Jahrhunderts, war aber im Vergleich zum Mainzer Dom und zum Speyerer Dom eher bescheiden. Er hatte eine Länge von 75 Metern und sein Ostchor wurde von zwei Türmen flankiert. Von diesem Dom ist heute noch die unterirdische Grablege der Bischöfe erhalten.
Der zweite Dom
Von den oberirdischen Teilen des Heinrichsdoms ist so gut wie nichts erhalten, denn schon im Jahr 1081 brannte der Dom bis auf die Grundmauern nieder, war jedoch bis zum Jahre 1087 wieder soweit aufgebaut, dass dort eine Synode stattfinden konnte. Bischof Rupert hatte jedoch in der Zeit des Investiturstreits nicht die Energie, mehr als die unbedingt notwenigen Wiederherstellungsarbeiten vornehmen zu lassen. Diese Arbeiten wurden erst von seinem Nachfolger, dem Bischof Otto durchführen gelassen.
Der dritte Dom
Nach einem erneuten Großfeuer im Jahr 1185 wurde der Bau abgerissen und erst 1215 mit einer Neuerrichtung auf Veranlassung von Bischof Eckbert von Andechs-Meranien (1203-1237) begonnen. Dieser dritte, größere Dom wurde am 6. Mai 1237, dem Geburtstag Kaiser Heinrichs II., feierlich geweiht.
Kaiser Heinrich war schon im Jahr 1146 heiliggesprochen worden. Nun setzte sich Bischof Timo dafür ein, dass auch Kaiserin Kunigunde kanonisiert wurde. Diese Heiligsprechung fand am 29. März 1200 statt und war deshalb bemerkenswert, weil im Mittelalter nur ganz wenige Frauen heiliggesprochen wurden, die keine Märtyrerinnen waren. Vermutlich wollte Timo dieses feierliche Ereignis schon im neuen Dom stattfinden lassen und wahrscheinlich war zu diesem Zeitpunkt die Ostapsis schon so weit fertig gestellt, dass ein Altar zu Ehren Kunigundes aufgestellt werden konnte. Daran erinnert heute noch ein kleines Rundfenster am Georgenchor, hinter dem sich vermutlich die Reliquienbüste Kunigundes befand.
Im Jahr 1457 wurde der Domkreuzgang in seiner heutigen Form, um 1510 die steinerne Ostterrasse, der „Domkranz“, errichtet.
Barockisierung
Die Erneuerung der katholischen Kirche, die vom Konzil von Trient ausging, drückte sich künstlerisch im Barockstil aus. Das Bamberger Domkapitel war allerdings zuerst zögerlich in der Umsetzung der neuen Kunstströmung, doch im Jahr 1678 waren fast alle 30 Altäre barockisiert.
Purifizierung
In den 1830er Jahren wollte der bayerische König Ludwig I. den Dom wieder in seinen ursprünglichen romanischen Stil zurückversetzen lassen und ordnete diverse purifizierende Rekonstruktionen an, an denen der bedeutende Architekt Friedrich Gärtner maßgeblich mitwirkte. Diese Maßnahmen, die zum Erhalt des Domes beitrugen, entsprachen dem romantischen Geist der Zeit, der sich für das „reine“ Mittelalter ohne Zusätze aus nachfolgenden Stilepochen begeisterte. Sie trugen aber auch zu einer „Verarmung“ des Bauwerks bei, da seine Historizität auf ein idealisiertes Mittelalter reduziert wurde.
Nach dem Zweiten Vatikanum
Die Wiederbelebung der Konzelebration nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil machte die Vielzahl von Altären überflüssig. Eine Kirche sollte jetzt wieder nur einen Altar haben. Dieses Ziel wurde im Dom nicht erreicht, aber zumindest hat sich die Anzahl der Altäre drastisch reduziert.
Eine weitere Neuerung des Konzils war die Ablösung des Hochaltars, der vom Hauptschiff der Kirche aus stirnseitig in der Apsis lag. Beim neuen Volksaltar leitet der Priester mit dem Gesicht zur Gemeinde die Eucharistiefeier. Der Hauptaltar des Doms befindet sich jetzt im Westchor vor dem Bischofssitz, der Kathedra.
Architektur und Ausstattung
Türme und Portale
Domtürme
Der Vorgängerbau des heutigen Doms hatte nur zwei gedrungene Türme. Die jetzigen vier Türme sind im Osten noch in romanischer Architektur, während die beiden westlichen Türme deutliche Zeichen der Gotik zeigen.
Im Jahr 1766 wurden Turmhelme neugestaltet und bekamen ihr heutiges Aussehen. Auch erhielten die beiden Osttürme durch Aufstockung um ein Geschoss annähernd die gleiche Höhe wie die Westtürme. Gleichzeitig wurde der Dachreiter auf dem Mittelschiff entfernt, wodurch sich das äußere Bild des Doms veränderte.
Über den beiden Portalen sind in den Türmen kleine romanische Rundfenster zu sehen, die zu den beiden ehemaligen Turmkapellen gehören, die den Heiligen Kilian und Nikolaus geweiht waren. Sie waren offensichtlich bis zur Barockisierung des Doms in Gebrauch, wurden dann jedoch profaniert. Dennoch sind die Altarsteine mit eingelassenen Reliquien erhalten. Sie stammen vermutlich aus dem 13. Jahrhundert und sind die ältesten erhaltenen Altäre des Dom. Beide Kapellen öffnen sich über Rundbogenöffnungen zu den Seitenschiffen des Doms.
Adamspforte
Die Adamspforte ist das älteste Portal des Doms und wurde erst nach der Fertigstellung der benachbarten Gnadenpforte auch ausgeschmückt. Dieses abgestufte Rundbogenportal ohne Bogenfeld wird durch zwei das ganze Portal umlaufende Zickzackfriese verziert. Wahrscheinlich noch während der Bauzeit wurden zwischen die Zickzackbänder sechs Sandsteinfiguren gestellt, die vermutlich für den Innenraum des Doms vorgesehen waren. Bis 1937 standen hier sechs Figuren, die sich heute im Lapidarium des Diözesanmuseums befinden:
- Rechte Seite:
- Linke Seite
- Heinrich (der Bistumsgründer)
- Kunigunde (eine neue Maria)
- Stephanus (der erste christliche Märtyrer)
Nach dieser Figurengruppe wurde das Portal Adamspforte genannt. Die Figuren der Stammeltern Adam und Eva sind übrigens die ersten lebensgroßen Aktskulpturen seit der Antike.
Die Adamspforte gehörte möglicherweise zur Bußpraxis des Doms, bei der am Gründonnerstag die sündhaften Menschen symbolisch aus dem dem Paradies vertrieben wurden und nach dem Anhören von Bußpredigten und öffentlicher Buße in weißen Gewändern durch die benachbarte Gnadenpforte wieder in den Dom gelangten.
Gnadenpforte
Das Bogenfeld der Gnadenpforte zeigt den Ritter Georg, den Apostel Petrus, die Muttergottes Maria sowie das heilige Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde. In der Mitte des Tympanon thront Maria mit dem Jesuskind. Nach hierarchischer Rangordnung und in Abstufung der Größe folgen dann die anderen Figuren:
- Rechte Seite
- Linke Seite
- Heinrich (Bistumsgründer)
- Kunigunde (Bistumsgründerin)
Ganz außen befinden sich die Bauherren des Domes, Bischof Ekbert und Dompropst Poppo von Andechs. Bei dem Kreuzfahrer zu Füßen Marias dürfte es sich um Herzog Otto VII. von Andechs handeln, der möglicherweise das Portal gestiftet hat.
Beim Gnadenportal befanden sich geschmiedete Löwenköpfe, die als die ältesten mittelalterlichen Längeneinheiten betrachtet werden. Diese Bamberger Elle hatte eine Länge von 67 Zentimetern, der Fuß eine Länge von 26,8 Zentimetern. Angeblich war letzteres das Fußmaß der Heiligen Kunigunde.
Vor dem Gnadenportal steht auch noch die verwitterte Sandsteinskulptur eines Löwen. Von einem Löwen ist heute so wenig zu erkennen, dass diese Figur von Bambergern als „Domkröte“ bezeichnet wird. Die Bezeichung "Kröte" geht vermutlich auf falsch verstandenes Latein zurück, denn in alten Texten ist von den Stufen (lateinisch: gradus) des Doms die Rede.
Fürstenportal
Das Fürstenportal, das direkt auf den Domplatz führt, zeigt eine Darstellung des Jüngsten Gerichts mit Christus in der Mitte als Weltenrichter. Zur rechten Seite Christi (vom Betrachter aus links) sind die Erlösten dargestellt, zu seiner Linken die Verdammten. Maria und Johannes der Täufer umfassen kniend die Füße Christi. Zwischen ihnen steigen zwei Tote aus den Gräbern.
- Linke Seite
- Zur Rechten Christi kommen drei Engel mit den Leidenswerkzeugen, ein weiterer führt einen König herbei. Ganz am Rand stehen drei lachende und betende Menschen. Letztere sind ein gern verwendetes Motiv auf Postkarten und anderen Darstellungen.
- Rechte Seite
- Zur Linken Christi schleppt ein nackter Teufel an einer Kette die Verdammten ab. Beachtlich an der Darstellung ist die Tatsache, dass zu den Verdammten Bischöfe und Könige gehören. Die Menschen des Jüngsten Gerichts krümmen sich vor Verzweiflung und schreien ihren Schmerz heraus.
Auf der Seite der Seligen stand ursprünglich die Statue der Ecclesia, während auf der Seite der Verdammten die Statue der Synagoge stand. Die Skulpturen von Synagoge und Ecclesia zeigen das mittelalterliche Verhältnis von Christentum und Judentum. Während die Synagoge mit verbundenen Augen, entgleitenden Gesetzestafeln und gebrochenem Stab dargestellt ist, zeigt sich die Ecclesia (lateinisch: „Kirche“) erhaben und trug neben einem Kreuz ursprünglich auch einen Kelch.
Zu der Darstellung der Synagoge gibt es die Sage, dass ein unschuldig zum Tod verurteiltes Mädchen auf dem Gang zur Hinrichtungg gebetet habe, der Himmel möge sie von der Schande befreien. In diesem Augenblick fielen Ziegel vom Dach des Doms und erschlugen sie.
Die Originalfiguren von Synagoge und Ecclesia befinden sich seit den 1930er Jahren im Inneren des Domes, wo sie vor Witterungseinflüssen geschützt sind. Es ist aber auch zu vermuten, dass die Nationalsozialisten nicht unglücklich darüber waren, dass dieser Verweis auf das Judentum von der Außenseite des Doms entfernt wurde.
Einen weiteren Bezug des Christentums zum Judentum zeigt die Darstellung der Apostel, die auf den Schultern der alttestamentarischen Propheten stehen.
Veitspforte
Die Veitspforte ist der am wenigsten ausgeschmückte Eingang zum Dom. Dieser Zugang liegt in der Nordwand des Querschiffes. Die Portalwand ist dreifach gegliedert, die Säulen sind mit Kelch- und Knospenkapitellen geschmückt, im Bogenfeld ist ein Vierpass eingebaut.
Sie ist benannt nach der St.-Veits-Pfarrei für die weltlichen Bewohner der Domburg. Die St-Veits-Pfarrei besaß ihren liturgischen Mittelpunkt am St.-Veits-Altar im nördlichen Domquerschiff, das die Pfarrangehörigen durch die Veitspforte betraten.
Räume und Kapellen
Andreaskapelle
Die Andreaskapelle ist den Heiligen Andreas, Wenzel und Sigismund geweiht. Die Abgelegenheit dieser Kapelle führte dazu, dass die Fenster während der Barockisierung nicht ausgewechselt wurden, wodurch das Glasfenster aus dem 15. Jahrhundert unversehrt erhalten ist.
Gertraudenkapelle
In einer kleinen Kapelle wurde die heilige Gertrud von Nivelles verehrt. Dieses Patrozinium wurde später um den heiligen Johannes Nepomuk und den Evangelisten Johannes erweitert.
Nagelkapelle
In der Nagelkapelle wurde ein heiliger Nagel vom Kreuz Jesu gezeigt, eine im Mittelalter äußerst wertvolle Reliquie.
Die Nagelkapelle wurde im Stil eines zisterziensischen Kapitelsaales noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet und diente dem Domkapitel als Grablege und bis etwa 1350 als Versammlungsraum. Die Bronzegrabplatten bedeckten immer mehr den Fußboden, bis sie schließlich im Jahr 1762 an den Wänden aufgestellt wurden. Seit dieser Zeit ist auch die Bezeichnung Nagelkapelle üblich. Denn dieser Nagel wurde im 18. Jahrhundert so stark verehrt, dass man ihn am Kreuzaltar in der Sepultur des Domkapitels zeigte, um die Gottesdienste im Dom nicht zu stören.
Krypta
In der Hallenkrypta unter dem Ostchor befinden sich die Gräber des Bischofs Gunther von Bamberg und des Königs Konrad III. Außerdem steht hier ein Brunnen, der noch heute für Taufen verwendet wird. Der alte Brunnenschacht war wahrscheinlich schon vor dem Dombau vorhanden und wurde in die Krypta integriert.
Die Krypta unter dem Georgenchor ist der älteste Teil des neuen Dombaus. Hier wurde der Dombau begonnen. Sie wurde als dreischiffige Hallenunterkirche angelegt und hat eine Länge von 27 Metern.
Bei Ausgrabungen im Jahr 1969 vor dem Hochchor stieß man auf einen schachtartigen Raum. Dieser war ein Teil der ehemaligen Ostkrypta, die nach dem ersten Dombrand durch Bischof Otto I. erweitert und nach Errichtung der jetzigen Ostkrypta mit Bauschutt verfüllt worden war.
Figuren und Malereien
Domreiter
Bis zu den Veränderungen am Bauwerk Ende des Mittelalters blieben die Namen der Baumeister und Künstler, die an der Schaffung des Bauwerks beteiligt waren, unbekannt, so auch der Schöpfer des Bamberger Reiters. Diese Figur - die älteste erhaltene mittelalterliche Plastik eines Reiters - wurde um das Jahr 1230 aus mehreren Schilfsandsteinblöcken gefertigt und zeigt einen unbekannten Herrscher. Sie wurde auch ursprünglich nicht an dem Pfeiler aufgestellt, an dem sie heute steht.
Ganz anders, als man es vermutet, war die Reiterstatute ursprünglich farbig bemalt. Die Akanthuskonsole mit der Blattmaske war grün, das Pferd rotbraun, das Kleid rot, der Umhang blau mit goldenen Sternen, die Stiefel braun, die Krone, die Sporen, der Gürtel vergoldet, der Körper in natürlicher Farbe.
Über die Identität des Dargestellten ist man sich bis heute noch im Unklaren. Angenommen wird, dass der Domreiter den heiligen Stephan, den ersten christlichen König der Ungarn darstellt. Er war der Schwager Kaiser Heinrichs II. und mit dessen Schwester Gisela verheiratet.
Die Krone auf dem Haupt des Domreiters deutet auf einen König, der Baldachin über seinem Haupt deutet auf einen Heiligen hin. Es ist deshalb davon auszugehen, dass es sich beim Domreiter um einen heiligen König handelt. Da der Baldachin als Kirche gestaltet ist, kann er für das himmlische Jerusalem stehen.
Weitere Kunstwerke im Dom
Weiterhin finden sich Werke von Lucas Cranach. Bemerkenswert sind auch die Darstellungen der Propheten, die Statuen der Heiligen Elisabeth und der Engel sowie der Westchor mit dem Hauptaltar.
Das Diözesanmuseum mit dem Domschatz und seinen hochmittelalterlichen Sakralgewändern besitzt eine große kulturgeschichtliche Bedeutung.
Ostchorschranke
An der Ostchorschranke (Georgenchor) befinden sich plastische Darstellungen der Apostel auf der Südseite und auf der Nordseite der Propheten. Je zwei von ihnen sind im Gespräch miteinander. Aufschlussreich wäre es, wenn die Namen auf den Spruchbändern noch lesbar wären. So ist nur der Prophet Jonas an seinem Kahlkopf zu erkennen.
Neben den Aposteln und den Propheten, der Synagoge und der Ecclesia befindet sich an der Ostchorschranke auch eine Figurengruppe, die wohl erst nachträglich zu einer Gruppe zusammengestellt wurde und jetzt die Verkündigung oder die Heimsuchung darstellen soll:
- Die mittlere weibliche Gestalt gilt als Maria.
- Die linke, eine Greisin, wird als Sibylle, Anna oder Elisabeth gesehen.
- Die rechte Figur ist der so genannte lachende Engel.
Diese Bildwerke zählen zu den besten Leistungen der deutschen Bildhauerei zum Ende des 13. Jahrhunderts.
Altäre
Veit-Stoß-Altar
Von dem berühmten Künstler Veit Stoß stammt der Marien- oder Weihnachtsaltar, der lange Zeit unbeachtet auf einem Speicher lag, bis er im Bamberger Dom erneut aufgestellt wurde. Es handelt sich dabei um Lindenholzreliefs, die Veit Stoß im Jahr 1523 fertig stellte. Auftraggeber war sein Sohn Andreas Stoß, der Prior im Nürnberger Karmeliterkoster war. Als das Kloster ein Jahr später aufgelöst wurde und Andreas Stoß nach Bamberg kam, kaufte er den Altar für die Bamberger Obere Pfarre an.
In der Mitte des Triptychons wird die Geburt Jesu dargestellt, wobei die Engel durch die Leidenswerkzeuge bereits auf die Passion hinweisen.
Die beiden oberen Reliefs auf dem Außenflügel sind flacher und waren vermutlich für die Außenseite bestimmt. Sie stellen die Flucht nach Ägypten und die Geburt Marias dar. Die unteren Reliefs zeigen die Anbetung der Drei Könige und den zwölfjährigen Jesus im Tempel.
Mühlhausener Altar
Riemenschneider-Altar
Kirchgattendorfer Altar
Hochaltäre
Volksaltar
Gräber und Epitaphien
Kaisergrab
Tilman Riemenschneider schuf in den Jahren 1499 bis 1513 das marmorne Hochgrab des Kaisers Heinrich II. und der Kaiserin Kunigunde. Die Reliefs auf den Seitenwänden zeigen Legenden aus dem Leben des Kaiserpaars:
Die Feuerprobe
Heinrich wurde zugeflüstert, dass Kunigunde ihm untreu gewesen sei. Deshalb musste die Kaiserin als Gottesurteil über glühende Pflugscharen gehen und blieb dabei unverletzt.
Der gerechte Lohn
Das Pfennigwunder der heiligen Kunigunde zeigt, wie die Kaiserin persönlich den Lohn für die Bauleute von St. Stephan auszahlte. Ein Handwerker, der mehr nehmen wollte als ihm zustand, schrie vor Schmerzen auf, weil er einen glühenden Pfennig ergriff.
Heinrich auf dem Sterbebett
Diese Szene zeigt, wie Kunigunde und einige Mitglieder des Hofstaats den sterbenden Kaiser betrauern.
Die Seelenwägung
Die Seelenwägung des heiligen Heinrich zeigt, wie sich der Erzengel Michael und der Teufel um die Seele des Kaisers streiten. Als der heilige Laurentius, einen Kelch als Zeichen für Heinrichs fromme Taten in die Waagschale legt, schlägt die Waage zu seinen Gunsten aus.
Zu dem (fehlenden) Zünglein an der Wage gibt es die Sage, dass die Welt untergehen werde, wenn es ganz in der Mitte stehe.
Die Heilung vom Steinleiden
Heilung des Kaisers Heinrich Heinrich litt oft unter Nierensteinen. Bei einem Aufenthalt im Kloster Montecassino soll Heinrich im Schlaf durch den heiligen Benedikt (mit dem Messer in der Hand) von seinem Steinleiden geheilt worden sein, während sein Arzt schlafend am Bett sitzt. Der Kaiser erwacht am Morgen mit dem (überdimensionierten) Nierenstein in seiner Hand.
Deckplatte des Kaisergrabs
Auf der monumentalen Deckplatte, die nur von oben betrachtet werden kann, sind Heinrich und Kunigunde als liegende Figuren dargestellt. Zu ihren Füßen liegen zwei Löwen mit dem bayerischen und luxemburgischen Wappen.
Papstgrab
Im Bamberger Dom befindet sich außer dem Kaisergrab auch das Grab des Papstes Klemens II., das einzige Grab eines Papstes nördlich der Alpen. Klemens II. wurde auf der Synode von Sutri zum Papst bestimmt, blieb aber weiterhin Bischof von Bamberg. Nach seinem unerwarteten und rätselhaften Tod wurde sein Leichnam nach Bamberg überführt und befindet sich heute – kaum sichtbar und nicht zugänglich - hinter dem Bischofsstuhl, der Kathedra.
Der zweite Papst, der den Bamberger Dom besuchte, war Leo IX., der im Jahr 1052 den Gräbern von Heinrich und Kunigunde sowie dem Sarkophag seines Vorgängers Klemens II. seine Reverenz erwies. Bei der Erhebung des Bamberger Domes zur Päpstlichen Basilika betonte Papst Pius XI., "daß der Dom zu Bamberg vor allen anderen Kathedralen Deutschlands dadurch sich auszeichnet, daß in ihm das Grabmal Unseres Vorgängers Clemens II. sich befindet".
Im Archiv des Erzbistums Bamberg gibt es eine Aufzeichnung aus dem Jahre 1824 über eine Öffnung des Papstgrabes im Jahr1731:
- "Anno 1731 den 22 Octobris ist das Grab Pabst Clementis 11, weil solches zu repariren höchst nöthig, in Gegenwart Capitulfarsl v. Horneck, Subcustodis, Obleyers und 4 Kirchnern von den Werkleuten geöffnet worden. Vorn auf dem Haupte waren viele lichtgelbe Haare, die Pontifikal Paramenten blau, seine Länge 6 Schuh 3 Zoll, M,v Reider 1824."
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Papstgrab am 3. Juni 1942 erneut geöffnet und mit anderen Kunstwerken an einem sicheren Ort geborgen. Bei der Rückführung im Jahr 1947 wurden nur noch die Gebeine von des Papstes im Dom beigesetzt. Die Textilien sowie Grabbeigaben wurden restauriert und sind seitdem im Diözesanmuseums ausgestellt.
Grabplatten
Die Grabplatte des 1352 gestorbenen Bischofs Friedrich von Hohenlohe ist deshalb bemerkenswert, weil sie den Bischof nicht idealisiert darstellt, sondern als alten Mann, in dem Alter, in dem er gestorben ist. Diese Grabplatte wurde das Vorbild für eine ähnliche Darstellung des Bischofs Friedrich von Truhendingen.
Sonstiges
Der Dom als Kirche
Durch die Gräber von Heinrich und Kunigunde entwickelte sich der Dom im Mittelalter zu einem Wallfahrtszentrum.
Bis zum Jahr 1805 gab es im Dom zwei von Domvikaren versehene Pfarreien, nämlich die Chorpfarrei für die Geistlichen des Domstifts und die St.-Veits-Pfarrei für die weltlichen Bewohner der Domburg.
Tourismus
In einem Zeitungsbericht zum 750. Domjubiläum im Jahr 1987 beschreibt der damalige Bamberger Weihbischof Werner Radspieler, welche Formen der Tourismus im Bamberger Dom annehmen kann:
- "Es ist ein hoher Feiertag. Festlicher Gottesdienst. Die Orgel verstummt, denn das Evangelium wird verkündet, Und dann die Predigt. Der Dom ist voll, die Gläubigen hören zu und denken nach - man wird zum meditierenden Christen. Ich als Prediger versuche mich zu konzentrieren und mich innerlich auf meine Zuhörer einzustellen, die zum Heiligtum gekommen sind. Aber dann erschrecke ich sehr - mit meiner Sammlung ist es fast vorbei. Denn ich habe ja die Marien- und Adamspforte im Blick. Ich muß als erster die unvermeidliche Invasion bemerken -meine Zuhörer werden sich erst nach einer Minute umdrehen. Die Touristen kommen! Mit halb-frommen Mienen schieben sie sich nach vorne, nicht sehr schnell, aber doch zielstrebig. „Wo ist er denn, der Bamberger Reiter?" - „Und was ist das für ein Kasten? Ja, sieh mal, das ist ein Beichtstuhl!" „Da sitzt ja sogar ein Pfarrer drin - wie originell!" Und dann das unvermeidliche Blitzlicht und auch die klappernden Schuhe von stöckelnden Damen. Vorne am Altar ist es am schönsten und am feierlichsten - und der Prediger ist gut im Bild: Und so werde ich also gnadenlos zum Urlaubsdia. Das ist Realität, lieber Leser. Kein Wort ist übertrieben. Wollen Sie es miterleben? Dann kommen Sie in den Dom - möglichst an einem Sonntag in der Urlaubszeit."
Zitiert aus: Fränkischer Tag, 8. Mai 1987
Domkapitel
Seit dem Mittelalter gehören zu den Kathedralen Priestergemeinschaften, die als Domkapitel das Chorgebet und den Gottesdienst im Dom versahen sowie in der Verwaltung der jeweiligen Diözese tätig waren. Im alten Bistum Bamberg mussten die 34 Domherren nach dem Statut von 1398 adelig sein.
Dombauhütte
Als der Bamberger Dom 1803 in staatliche Hände fiel, mussste der Staat auch die Baulast (Pflege und Ausbesserung der Bausubstanz) übernehmen. Da bei vielen Vorhaben staatliche und kirchliche Befugnisse ineinander greifen, wurde im Jahr 1929 eine Dombauhütte gegründet, die die Sanierungsmaßnahmen durchzuführen hat und von einem Angestellten des Hochbauamts geleitet wird. Die Handwerker sind Arbeitnehmer eines privaten Bau- und Steinmetzbetriebs und haben für die Beseitigung von Witterungsschäden zu sorgen. Am meisten Arbeit fällt an den Türmen an, von denen fast ständig jeweils einer eingerüstet ist.
Umgebung
Der Domplatz hieß bis zur Säkularisation Hofplatz oder Burgplatz. Lediglich der Bereich vor dem Kapitelhaus wurde Domplatz genannt. Dann benannten die neuen bayerischen Herrscher das gesamte Areal zu Ehren der damaligen (evangelischen) Königin Karoline in Karolinenplatz. Erst nach dem Sturz der Monarchie bürgerte sich allmählich die Bezeichnung Domplatz ein. Seit dem Jahr 1949 ist dieser Name amtlich.
Zitate
Der Bamberger Kunstmaler Fritz Hoffmann beschreibt seine erste Begegnung mit dem Bamberger Dom folgendermaßen:
- "Durch einen Brief von besonderer Tragweite wurde ich 1937 nach Bamberg, in die Stadt, die ich bis dahin optisch noch nicht kannte, zur Ableistung meiner Militärzeit einberufen. Gelesen hatte ich schon vom Bamberger Dom und dem Bamberger Reiter, ohne damals zu wissen, wo dieser Reiter sich befand. Die „Lösung" ergab sich bei meinem ersten Besuch im Dom. Am Tag der Einberufung, mit der Eisenbahn aus Richtung Würzburg kommend, bei Austritt aus dem Maintal, begann für mich persönlich der „Film Bamberg" mit der einzigartigen Silhouette dieser Stadt. Inmitten dieses flächigen Umrißbildes, alle Gebäude der näheren Umgebung majestätisch überragend, sah ich erstmals den Bamberger Dom. Dieses einprägende Wahrzeichen im Gesamtbild unserer Stadt hat meinen späteren Lebensweg wesentlich mit beeinflußt."
Zitiert aus: Fränkischer Tag, 8. Mai 1987
Der Bamberger Mundartdichter Gerhard C. Krischker schreibt in einem Gedicht über den Dom:
- duusdä
- aa wann bai uns ka sunna schaind
- schdämmä im dom sain schaddn
(Düster: Auch wenn bei uns keine Sonne scheint, stehen wir im Schatten des Doms.)
Siehe auch
Liste von Kathedralen und Domen - Domberg (Bamberg) - Erzbistum Bamberg - Liste der Erzbischöfe von Bamberg - Diözesanmuseum Bamberg - Alte Hofhaltung (Bamberg) - Neue Residenz (Bamberg)
Literatur
- Christian Dümler: "Der Bamberger Kaiserdom. 1000 Jahre Kunst und Geschichte". Bamberg: Verlag Fränkischer Tag, 2005. ISBN 3936897182
- Bruno Neundorfer: "Der Dom zu Bamberg. Mutterkirche des Erzbistums". "Bamberg: St. Otto-Verlag, 1989. ISBN 3876930502
- Josef Urban: "Der Dom zu Bamberg" (in der Serie "Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart". Straßburg)
- Peter Braun: "Der Bamberger Dom. Ein Kurzführer". Bamberg: Heinrichs-Verlag, 2002. ISBN 3898890112
- Andrea Hubel, Gabriele Schneidmüller: "Der Bamberger Dom von A(psis) bis Z(werggalerie)". Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2003. ISBN 3935590040