Gefecht bei Wollerau (1798)

Kampfhandlung nach der Helvetischen Revolution
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Das Gefecht bei Wollerau fand am 30. April 1798 zwischen Richterswil (Kanton Zürich) und Wollerau (Kanton Schwyz) statt. Die Beteiligten stammten aus dem mit Schwyz verbündeten Kanton Glarus auf der verlierenden Seite und auf der siegreichen aus Frankreich, das als Schutzmacht der kurz zuvor gegründeten Helvetischen Republik auftrat.

Gefecht bei Wollerau
Teil von: Helvetische Republik

Karte der Helvetischen Revolution 1798
Datum 30. April 1798
Ort Wollerau, Kanton Schwyz
Ausgang Französischer Sieg
Konfliktparteien

Frankreich Frankreich
Helvetische Republik Helvetische Republik

Glarus
Schwyz

Befehlshaber

General Schauenburg

Alois von Reding
Oberst Paravicini

Vorgeschichte

1798 beendete die Helvetische Revolution die Herrschaft privilegierter Gruppen[1] in der Eidgenossenschaft. Die Stadt Zürich z. B. musste ihren Untertanen am 5. Februar die Gleichberechtigung gewähren. Am 5. März zwang eine militärische Intervention Frankreichs Berns reformunwilliges Patriziat zur Kapitulation. Am 8. März sagte sich die Landsgemeinde des Untertanengebiets March von Schwyz los. Als Reaktion darauf erklärte Schwyz am 18. März das angrenzende Untertanengebiet Höfe, zu dem Wollerau gehörte, für gleichberechtigt. Am 12. April wurde in Aarau die Eine und Unteilbare Helvetische Republik ausgerufen, deren Devise Freiheit, Gleichheit lautete. In den Berg- und Waldkantonen, an deren Landsgemeinden ein grosser Teil der Bevölkerung mitbestimmen konnte[2], regte sich Widerstand gegen den Verlust der kantonalen Souveränität. Dass der Einheitsstaat trotz Beibehaltung des bisherigen Staatskirchentums[3] dem Einzelnen Glaubensfreiheit zusicherte, nahmen geistliche und weltliche Profiteure des Ancien Régime zum Vorwand, den Untergang der Religion an die Wand zu malen.

Gegen Ende April wurde Landeshauptmann Alois von Reding zum Oberbefehlshaber des Heeres von rund 10'000 Mann der sogenannten Urkantone Kantone Schwyz, Uri und Nidwalden ernannt. Die Schwyzer zogen am 21. April gegen die Franzosen aus. Die Hauptmacht besetzte die Stadt Luzern und Rapperswil wurde von den Schwyzern und den verbündeten Glarnern unter Oberst Paravicini eingenommen. Reding stiess in den Aargau und über den Brünigpass ins Berner Oberland vor in der Erwartung, dass die übrige Schweiz sich dem Widerstand anschliessen würde. Dadurch war die innerschweizer Armee jedoch auf eine lange Verteidigungslinie zwischen Napf und Rapperswil verteilt. Redings Rechnung ging nicht auf, da die anvisierten Orte von den Besetzern zu eingeschüchtert waren.

Diese Gegenoffensive stellte für die Franzosen jedenfalls eine Bedrohung ihrer Militärpräsenz in der Schweiz dar und Schauenburg reagierte entsprechend heftig. Als die Franzosen mit einem Heer von 12'000 Mann vom besetzten Zürich und vom Aargau aus gegen Schwyz marschierte, gaben die Schwyzer Luzern auf, da der Hauptangriff ihnen galt, zogen sich überstürzt in ihr eigenes Land zurück und mussten zur Defensive übergehen. Die Zuger verloren ein Gefecht bei Hägglingen in den Freien Ämtern und gegen Ende April war nahezu der ganze Kanton Zug besetzt.

Verlauf

Redings Freund Zschokke[4] schildert den Verlauf der Kämpfe wie folgt: „Schon am folgenden Morgen griffen die Franken an, und zwar in der Gegend, wo man es am wenigsten erwartete, bei Wollerau, am Zürichsee.[5] Von beiden Seiten ward das Gefecht lebhaft. Die Franken wurden bis auf Richterswyl zurükgeworfen; doch verstärkt erneuerten sie dort die Gegenwehr, und zwangen die Eidsgenossen durch eine glükliche Wendung, indem sie denselben in die Seite fielen, bis Wollerau zurückzuziehn. – Am Nachmittage begannen die Franken das Feuer von neuem. Sie schienen auch diesesmahl nicht glüklicher zu seyn. Sie wankten. Hauptmann Hauser von Näfels war mit einer Schaar Freiwilliger schon wieder bis nahe an Richterswyl vorgedrungen. Da änderte sich das Glük. Hauser sank von zwei fast tödlichen Wunden nieder; seine Schaar zog sich alsbald zurück mit ihrer Fahne, welche wahrend des Gefechtes schon zum drittenmahl ledig, und immer durch Freiwillige wieder emporgehoben worden war. Als, von den Franken verfolgt, die Schaar wieder gen Wollerau kam, fand sie, statt frischer Unterstützung, Verwirrung, Muthlosigkeit und Flucht, durch den Obrist Paravicini veranlaßt, welcher, wegen empfangner Wunden, sich vom Kampfplaz zurükgezogen hatte. Die Franken benuzten diesen Umstand; bei überall erschlaffnem Widerstande verdoppelten sie ihren Angriff. Die Glarner mit allen Hülfstruppen verliessen das Schlachtfeld, und die Sieger besezten noch am selbigen Abend die Höfe Wollerau, und Pfäffikon am Fuß des rauhen Ezel. Die Schwyzer selbst, vom Obrist Paravicini befehligt, gegen Hütten die Höhen zu dekken, hatten an den Vorfällen keinen Theil.“[6]

Dass das Gefecht bei Heinzmann[7] nicht einmal erwähnt wird, weist darauf hin, dass es sich eher um ein Scharmützel handelte.[8]

Folgen

Nach dem Gefecht bei Wollerau und der Einnahme von Rapperswil kapitulierten die Glarner. Am 1. Mai kam die Nachricht von der Einnahme Küssnachts. Zug hatte schon vorher kapituliert, so dass Schwyz nun von Norden und Westen her bedroht war. Dem Gefecht bei Wollerau folgte am 2. Mai das Gefecht bei Schindellegi.

Verluste

Alle Gefechte des Frühjahrs 1798 zusammengerechnet, betrugen die Verluste der Schwyzer laut von den Pfarrern eingeschickten Namenlisten 172 Tote und 133 Verwundete. Davon entfielen auf die Höfe 50 Tote und 18 Verwundete. Die Zuger sollen 30 Tote und 25 Verwundete, die Glarner 28 Tote und 30 Verwundete, die Urner 6 Tote und 7 Verwundete beklagt haben.[9]

Siehe auch: Liste von Schweizer Schlachten

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bürgerschaften bestimmter Städte (z. B. Zürich) und Talschaften (z. B. Land Schwyz) und innerhalb dieser Bürgerschaften Angehörige bestimmter Familien (regierende Geschlechter).
  2. In Schwyz zum Beispiel die Angehörigen der 150 Landleutegeschlechter, nicht aber die Hintersassen und die Bewohner der Untertanengebiete.
  3. Einige der besten Köpfe der Helvetik wie Stapfer und Zschokke waren Theologen. In Frankreich blieb die religionsfeindliche Phase der Revolution (Winter 1793/94) eine kurze Episode.
  4. 1798 Mitarbeiter Stapfers, 1798–1800 Herausgeber des Schweizer-Boten, 1799 Regierungskommissär in Unterwalden, 1799/1800 im Kanton Waldstädten, 1800 im Tessin, 1800/01 Regierungsstatthalter im Kanton Basel.
  5. „Den 30. April.“ (Anmerkung Zschokkes)
  6. Heinrich Zschokke: Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone, besonders des alten eidsgenössischen Kantons Schwyz. Bern/Zürich 1801, S. 308–310.
  7. (Johann Georg Heinzmann:) Kleine Schweizer-Chronik. 2. Theil, Bern 1801 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D8EBCAAAAcAAJ%26pg%3DPA491%26dq%3DRevolutionsgeschichte%2Bvon%2BHelvetien%26hl%3Dde%26sa%3DX%26ved%3D0ahUKEwiV3rW6_8XQAhUqL8AKHf0nBuwQ6AEIJTAC%23v%3Donepage%26q%26f%3Dfalse~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. Dies hindert einige Autoren nicht daran, es als „Schlacht“ zu bezeichnen.
  9. Heinrich Zschokke: Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone, besonders des alten eidsgenössischen Kantons Schwyz. Bern/Zürich 1801, S. 1–13.