Sestine

Literaturform
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Aus sechs Strophen bestehende Gedichtform zu je sechs jambischen Verszeilen; Besonderheiten: Die Schlusswörter der Verszeilen der ersten Strophe werden durch sämtliche Strophen in freier Folge beibehalten. Ferner kehrt das Schlusswort der letzten Zeile einer Strophe als Schlusswort der ersten Zeile der folgenden Strophe wieder. An die sechs Strophen schließt sich eine dreizeilige Coda an, in der sämtliche Schlusswörter in der Reihenfolge der ersten Strophe frei verarbeitet wiederkehren. Vertreter: Opitz, Gryphius, Uhland, Rückert

Beispiel:

Wenn durch die Lüfte wirbelnd treibt der Schnee,

Und lauten Fußtritts durch die Flur der Frost

Einhergeht auf der Spiegelbahn von Eis;

Dann ist es schön, geschirmt vorm Wintersturm,

Und unvertrieben von der holden Glut

Des eignen Herds, zu sitzen still daheim.


O dürft ich sitzen jetzt bei der daheim,

Die nicht zu neiden braucht den reinen Schnee,

Die mit der sonngen Augen sanfter Glut

Selbst Funken weiß zu locken aus dem Frost!

Beschwören sollte sie in mir den Sturm,

Und tauen sollte meines Busens Eis.

Erst muß am Blick des Frühlinges das Eis

(...)

Mit Blütenschnee schmückt sich der kahle Frost,

Das Eis wird Lichtkristall und Wohllaut Sturm,

Wo ich voll Glut zu dir mich denke heim.


Fr. Rückert: Sestine (aus den italienischen Gedichten)


siehe Gedichtform