Die Neutralität dieses Artikels ist umstritten. Siehe Wikipedia:Neutraler Standpunkt sowie Diskussion:Passivhaus
Ein Passivhaus ist ein Gebäude - meist ein Wohnhaus - mit einem Heizenergiebedarf von weniger als 15 kWh/m². Dies entspricht umgerechnet 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche. Das ist ein Fünftel des Heizenergiebedarfs eines Niedrigenergiehaus (75 kWh/m²a) und weniger als ein Sechstel des Heizenergiebedarfs, welches die allerdings seit 1. Februar 2002 veraltete Wärmeschutzverordnung (WSVO 95) für Neubauten vorschrieb (100 kWh/m²a).
Das wird mit 2 Prinzipien erreicht.
Prinzip I: Wärmegewinne erzielen
Aufgrund des geringen Heizwärmebedarfs sollte ein Passivhaus ohne eine konventionelle Heizung auskommen. Für extrem kalte Witterungen ist eine Zusatzheizung (z.B. Wärmepumpe, Holzpelletheizung, Elektroheizung) trotzdem notwendig, die diesem Falle den zusätzlichen Wärmebedarf deckt.
Die allgemeine Erwärmung erfolgt passiv durch
- eine Nutzung der Sonneneinstrahlung durch Fenster oder Glasfasaden
- die Abwärme der haushaltsüblichen Elektrogeräte und der Nutzer,
- Wärmerückgewinnung aus der Abluft.
Prinzip II: Wärmeverluste vermeiden
Um mit diesen geringen Wärmemengen auszukommen, muss ein Passivhaus sehr gut wärmegedämmt, ohne Wärmebrücken und luftdicht sein. Ob ein Haus luftdicht ist, kann mit dem Blow-door-Test geprüft werden. Der notwendige Luftaustausch erfolgt über eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Luft wird häufig schon durch einen Erdreichwärmetauscher vorgeheizt. Diese Anlage überträgt die Wärmeenergie der Abluft an die zugeführte Frischluft. Das Öffnen von Fenstern während der Heizperiode ist nicht zu empfehlen. Allgemein wichtig ist die Qualität der handwerklichen Arbeiten.
Verbreitung und Bauarten von Passivhäusern
Über 3000 Passivhäuser (Stand 2003) sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz bewohnt. Es gibt Passivhäuser als Massiv-, Holz, Fertighäuser und Styroporsteinhäuser.
Förderung
In Deutschland werden Passivhäuser durch ein zinsvergünstigtes Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Höhe von 50.000 EUR je Wohneinheit (CO2 Gebäudesanierungsprogramm 6) gefördert.
Darüber hinaus gibt es in vielen Bundesländern regionale Förderprogramme.
Geschichte
Das erste Passivhaus in Deutschland wurde 1991 in Darmstadt-Kranichstein der Heizenergieverbrauch betrug durchschnittlich 10 kWh/m²a. [1]
Kritik
Einleitende Betrachtung
Das Passivhauskonzept wird in den Medien ausgiebig dargestellt und genießt auch politische Unterstützung. Von ihm werden merkliche Energieeinsparungen und damit verbunden eine geringere Belastung der Umwelt durch Schadgase und dadurch Erfolge beim Klimaschutz erwartet. Passivhäuser werden als zu bevorzugende Bauweise insbesondere für Wohnhäuser empfohlen. Das Passivhauskonzept versucht häusliches Leben und Wohnen bei geringstem Energiebedarf und gleichzeitig ausreichendem Komfort zu ermöglichen. Dies soll durch bestens aufeinander abgestimmte Komponenten erreicht werden. Die Komponenten sind: das Gebäude mit seinen Materialien und Bestandteilen, die installierte Gerätetechnik und deren Funktionen, sowie die Benutzer oder Bewohner mit ihren Vehaltensweisen. Hausbau ist eine Gemeinschaftsarbeit und seit je her zeitaufwendig und teuer. So entwickelte sich eine Bautradition, die der Wirtschaftlichkeit und den menschlichen Bedürfnissen folgt. Nach ihrer Fertigstellung sollen Häuser die folgenden Jahrzehnte schadlos überstehen und dadurch den hohen anfänglichen Kapitaleinsatz rechtfertigen. Die Häuser sollen den menschlichen Bedürfnisse nach erträglichen Raumbedingungen, mit Licht, Luft, Wärme, Feuchtigkeit, Schallschutz, Brandschutz, Sicherheit, Ästhetik und Raumempfinden genügen. Diese Bautradition war und ist ein lebendiger Optimierungsvorgang, dessen Ergebnissen und Erkenntnissen das Passivhauskonzept standhalten muss.
Kosten
Derzeit ist ein Passivhaus in der Herstellung teurer als ein konventionell gebautes Haus. In wieweit sich die Kosten anpassen, wenn das Pasivhaus weiter verbreitet wird, bleibt abzuwarten. Beim Kostenvergleich sind Mehrkosten und Einsparungen gegeneinander abzuwägen:
Mehrkosten beim Passivhaus
Es gibt folgende Kostenblöcke bei der Herstellung:
- Hohe Wärmedämmung - Materialkosten für den Dämmstoff (nach Volumen)
- Zentrale Lüftungstechnik mit Wärmerückgewinnung
- Sehr hoch dämmende Fenster mit Dreifach-Verglasung, ggf. beschichtet
- Aufwendigere Detaillösungen für die Abdichtung (luftdichte Hülle notwendig)
- Hoher Aufwand für Sonderlösungen (z.B. Katzenklappe)
- Zusatzheizung für Extremfälle
Minderkosten gegenüber konventionellem Haus
Bei der Herstellung entfallen folgende Kostenblöcke:
- Entfall der konventionellen Heizung incl. Leitungen, Heizkörper etc.
- ggf. Lagerraum für Heizöl oder die Kosten für Fernwärme oder Gasanschluß
Betriebskosten
Beim Passivhaus entfallen im Idealfall komplett die Energiekosten für die Heizung. Demgegenüber stht ein erhöhter Strombedarf für die Lüftungsanlage. Die Wartung für die Lüftungsanlage (Filterwechsel, Reinigung) ersetzt die Wartung der Heizung (Schornsteinfeger, Reinigung).
Ein genauer Kostenvergleich ist nur für den konkreten Fall möglich. Eine langfristige Betrachtung der Rentabilität ist sehr schwierig (Dynamische Amortisationsrechnung), da hier sehr viele Unbekannte einfließen wie:
- Entwicklung der Energiekosten
- Lebenserwartung des vergleichsweise neuen Passivhauses und seiner Bestandteile
Durchfeuchtung der Wärmedämmung ("U-Werte" sind nur theoretische Größen)
Der Wärmeverlust durch die Außenmauern des Gebäudes soll von außenliegenden Dämmstoffen gebremst werden. Diese Dämmstoffe haben geringe Wärmedurchgangswerte, die unter genau festgelegten Laborbedingungen (U-Wert) gemessen werden. Der Feuchtgehalt hat auf die erzielbaren Messwerte einen bestimmenden Einfluss. Feuchte Materialien dämmen schlecht, trockene gut. Im Labor wird daher mit gleichbleibender und für den jeweiligen Dämmstoff niedrigster erzeugbarer Feuchte gemessen. Mit der von Wind und Wetter geprägten Situation eines Hauses hat dies nichts zu tun. Der mit den Labormesswerten berechnete Wärmebedarf spiegelt, so die Kritiker, nicht die Realität wider.
Die Kritiker (z.B. [2], [3],[4]) gemängeln dies als die zentrale Schwäche des Passivhauskonzeptes. Es sei von seinen Grundlagen her realitätsfremd. Tag-, Nachtwechsel, Wind, Wetter, Baupfusch und die Bewohner selbst lassen die Dämmstoffe ihres Hauses nachhaltig durchfeuchten.
Diese Kritik richtet sich nicht nur an das Passivhaus, sondern ist allgemein auf die Wärmedämmung bezogen. Beim Passivhaus ist allerdings die Dämmung ein wesentlicher Bestandteil.
Die Dämmung sei dann wirkungslos, und das in kürzerer Zeit, als die erhoffte Lebensdauer des Hauses. Der berechnete Wärmebedarf kann nicht mehr eingehalten werden. Das Haus benötigt jährlich immer mehr Energie. Einmal feucht, trocknen die Dämmstoffe auch während warmer Sommertage eben nicht aus, sondern die Sommerwärme lässt in Verbindung mit dem feuchten Material Schimmelpilze wachsen.
Spätestens dann müsste die Außendämmung vollständig erneuert werden, sollen die Bewohner keine Gesundheitsschäden erleiden. Schimmelpilzbefall am Haus gilt seit jeher als ein äußeres Zeichen für misslunge Häuser. Das Passivhaus ist da keine Ausnahme. Um das Passivhauskonzept zu retten, werden vielfältige Gegenmaßnahmen angeboten. Gifte(!) in Dämmstoff und Außenputz sollen Schimmelpilzbefall, Dampfsperren die Durchfeuchtung verhindern. Technische Geräte sollen die Feuchte- und Wärmesituation im Haus steuern. Verhaltensregeln für die Bewohner seien strikt einzuhalten.
Beführworter halten z.B. dagegen, daß beim Vorzeigeobjekt des Passivhausinstitut in Darmstadt-Kranichstein der Heizenergieverbrauch innerhalb von 10 Jahren durchschnittlich 10 kWh/m²a (s.o.) betrug.
Fenster öffnen
Die erwärmte Innenraumluft enthält die aufgewendete Heizenergie. Entweicht diese Luft, entweicht auch die Energie. Innenräume müssen aber belüftet werden. Denn, Menschen und deren Haustiere atmen, brennende Zigaretten und Kerzen, Gasflammen in der Küche entziehen der Luft Sauerstoff. Die Fenster sollen jedoch geschlossen wegen des Energieverlustes bleiben. Stattdessen befördert eine Lüftungsanlage die Innenluft nach außen. Diese entzieht der Abluft teilweise Wärme, mit der die gleichzeitig zugeführte Frischluft vorgewärmt wird. Die Fenster zu öffnen wird dadurch überflüssig. Im Alltag gibt es jedoch Anlässe die Fenster zu öffnen, die eine Lüftungsanlage nicht über nehmen kann. Da wäre z. B. Fensterputzen, der morgentliche Genuß am offenen Fenster die frische Morgenluft zu atmen, Außenstehenden etwas zu zurufen oder deren Zurufe hören zu wollen, plötzlich auftretende hohe Geruchskonzentrationen, die durch die Lüftung subjektiv empfunden zu langsam abgebaut werden, oder einfach mal ein Fenster zu öffnen, weil die Bewohner Herr im eigenen Haus sind. Durch die geöffneten Fenster entweicht, vor allen bei niedrigen Temperaturen, die warme Luft mit ihr die Energie. Der tatsächliche Energiebedarf übersteigt den berechneten. Kritiker behaupten, dieser Energieverlust sei hoch, während Passivhausbeführworter hin als eher gering einschätzen. Soll ein Wärmenverlust vollständig vermieden werden, bleibt den Bewohnern nichts anderes übrig als sich (wenn es draußen Kälter ist als Drinnen) strikt an die Verhaltensregeln zu halten. Deshalb werfen Kritiker dem Passivhaus vor, an den menschlichen Wohn- und Lebensbedürfnissen vorbei konzipiert zu sein. Sein alleiniger Maßstab sei der minimale Energieaufwand, dem alles andere unterzuordnen ist.
Architektureinfalt
Kritiker bemängeln, das man bei einem Passivhaus wesentlich festgelegter in Bezug auf die Materialauswahl sei, als bei einem normalen Haus. Passivhäuser sähen alle gleich aus, es gäbe keine Architekturvielfalt.
Lebensdauer der luftdichten Hülle
Weiterhin sind zeitlich stabile Dichtigkeitsverhältnisse nicht zu erwarten, da Materialien nicht unendlich lange halten, und bei Beschädigung, je nach Bauweise, zum Teil schlecht ersetzt oder repariert werden können. In Musterprojekten wurde auch die Abfuhr von Gerüchen aus der dichten Gebäudehülle bemängelt.
Durch die Dämmung bleibt die Sonne draußen
Durch die ausgeprägten Dämm-Eigenschaften des Passivhauses wird oft auch der solare Energieeintrag vermindert oder gänzlich unterbunden. Dadurch verschlechtert sich die Energiebilanz.
Alle Räume gleichmäßig warm
Das Leben im Passivhaus ist gewöhnungsbedürftig, da alle Räume gleichmäßig warm sind. Auch der Keller ist sehr warm, falls er innerhalb der Dämmhülle liegt. Viele Menschen sind aber z.B. kältere Schlafräume gewohnt.
Besondere Sorgfalt und Qualifikation beim Bau eines Passivhauses
In Musterprojekten kritisierte Punkte sind die "mangelhafte, nicht passivhausspezifische Anlagenkomponenten und die geringe Fachkompetenz lokaler Handwerksbetriebe".
Die geforderte extrem hohe Sorgfalt bei der Ausführung ist beim üblichen Baubetrieb nicht gewährleistet, so dass Ausführungsmängel, die in einem konventionellen Haus unbedeutend sind, das gesamte Passivhauskonzept zunichte machen können, z.B. Lecks für Luft, Fehlstellen in der Dämmung oder Wärmebrücken.
Weblink
- Passivhaus Institut Darmstadt
- Liste von Passivhausprojekten in Europa
- Passivhaussiedlung "Im Sonnenfeld" in Ulm
- http://www.passivhaustagung.at
- http://www.energiesparhaus.at/gebaeudehuelle/passivhaus/index.htm
- http://www.uni-lueneburg.de/infu/download/pdfs/kronsberg.pdf
- http://www.iwu.de/datei/kurz_ph_wiesbaden.pdf