Masturbation

überwiegend manuelle Stimulation der eigenen Geschlechtsorgane
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Unter Masturbation, Onanie oder Ipsation versteht man die geschlechtliche Selbstbefriedigung, im Volksmund "Wichsen" (kommend von der schnellen Tätigkeit des Schuheputzens). Masturbation kommt vom lateinischen manustupratio (von manus „Hand” und stuprum „Unzucht”: geschlechtliche Selbstbefriedigung). Ipsation kommt wahrscheinlich vom lateinischen ipse (selbst).

Geschichtlicher Hintergrund

Das Wort „Onanie” geht auf die biblische Gestalt Onan zurück. Im ersten Buch Mose (Kapitel 38) wird die Geschichte von Onan erzählt. Onan musste die Witwe seines verstorbenen Bruders Ger heiraten, um in seinem Namen Nachkommen zu zeugen. Dies war früher ein üblicher Brauch, da das Alte Testament alle noch lebenden Brüder als „Ersatzehemann” (Levirat oder Schwagerehe) verpflichtet.

Von Onan heißt es wörtlich in der Bibel: „Aber da Onan wusste, dass der Same nicht sein eigen sein sollte, wenn er einging zu seines Bruders Weib, ließ er’s auf die Erde fallen und verderbte es, auf dass er seinem Bruder nicht Samen gäbe. Das gefiel Gott dem Herrn übel, was er tat, und er tötete ihn auch.”

Es ist offensichtlich, dass diese Geschichte nichts mit Selbstbefriedigung zu tun hat. Onan vollzog den Geschlechtsverkehr mit seiner Schwägerin und nahm im entscheidenden Augenblick das Glied aus der Scheide. Der Geschlechtsverkehr wurde unterbrochen. Die Wissenschaftler nennen das coitus interruptus. Entscheidend an der Geschichte ist, dass Gott Onan tötete, weil er gegen ein ausdrückliches Gottesgebot handelte. Onan dachte nur an sich, und es war ihm ein Dorn im Auge, Kinder zeugen zu sollen, die ihm später nicht gehören und mit deren Arbeitskraft er nicht rechnen konnte. Er handelte ausgesprochen lieblos gegen die Frau und das jüdische Gesetz.

Sittliche Wertung

Das Missverständnis der „Onanie”, kirchliche Sexualmoral und Prüderie haben im Laufe der Geschichte die Selbstbefriedigung mit jenem Makel behaftet, der ihr bis heute in manchen Kreisen anhängt. Dagegen galt schon im antiken Griechenland die Masturbation als vollständig akzeptierte Spielart gesunder Sexualität.

Früher glaubte man, die Masturbation sei ein „unreifes” Sexualverhalten, während sich „reife Sexualität” in Form des vollzogenen Koitus ausdrücke. Die Katholische Kirche sieht noch immer in der bewussten und freiwilligen Selbstbefriedigung eine unreife und fehlgeleitete Form der Sexualität, da deren einziger Sinn nach katholischer Auffassung in der ehelich-sexuellen Begegnung von Mann und Frau liegt. Selbstbefriedigung wird als Ausdruck einer auf das eigene Ich bezogenen Haltung angesehen, die der personalen Liebe im Wege steht.

Heute sind viele der Auffassung, dass Selbstbefriedigung kein Ersatz für etwas ist, sondern eine eigenständige Form der Sexualität, die dem persönlichen Lustgewinn dient und für die Entwicklung einer gesunden Sexualität wichtig ist. Inwieweit die Masturbation in ethischer Perspektive positiv oder neutral zu werten oder aber als sittlich schlecht abzulehnen ist, ist kontrovers. Obwohl sie als Gesprächsthema (z. B. auf Partys) noch immer undenkbar ist, wird sie immer mehr still geduldet bzw. akzeptiert. Die wenigsten sehen jedoch auf dieser Stufe ihrer sexuellen Entwicklung ihr endgültiges Ziel und empfinden Masturbation oft nur als entwicklungsbedingtes Durchgangsstadium.

Medizinisch-psychologische Bewertung

Falsche Vorstellungen kursierten über Jahrhunderte, dass „Selbstbefleckung” die gesunde geschlechtliche Entwicklung eines Knaben behindere und zur Gehirnerweichung und zum Rückenmarksschwund führe. Auch Krebs, Wahnsinn oder Lepra sollten angeblich die Folge der Masturbation sein. Dies ist medizinisch nicht haltbar. Wie die kulturgeschichtichen Forschungen von Laqueur zeigen, war diese Herausstellung angeblicher gesundheitlicher Gefahren gerade in der geistigen Welt der Aufklärung weit verbreitet.

Heute weiß man, dass Masturbation normalerweise nicht mit gesundheitlichen Schäden verbunden ist. Es kann jedoch zu gesundheitlichen Problemen kommen, wenn man sich in sexuell erregender Absicht selber Verletzungen zufügt. Vom psychologischen Standpunkt aus ist Suchtverhalten in jedem Lebensbereich mit Risiken und möglichen Gefährdungen der eigenen Person oder anderer verbunden - so natürlich auch im Hinblick auf die Selbstbefriedigung. Masturbation wird nur dann als störend oder sogar krankhaft gewertet, wenn sie öffentlich oder zwanghaft ausgeübt wird.

Technik

Oftmals beginnen Männer bereits in der frühen Pubertät, sich selbst zu befriedigen, und sie tun es auch (statistisch gesehen) häufiger als Mädchen. Masturbiert wird auf ganz unterschiedliche Weise: Jeder Mann hat seine eigene Methode. Oft wird die Hand benutzt, um damit den Penis zu streicheln und zu reiben. Aber es gibt auch Männer, die ihren Penis an Gegenständen reiben. Bevorzugt stimuliert wird die Penisspitze, die so genannte Eichel. Sie reagiert höchst empfindlich auf Berührungen, weil dort viele Nervenenden zusammenlaufen. Noch empfindlicher ist das Vorhautbändchen, das so genannte Frenulum, das an der Unterseite des Penis dort liegt, wo sich die Eichel mit der Vorhaut verbindet.

Frauen masturbieren oft mit gespreizten Beinen, im Liegen und mit den Fingern. Es gibt auch technische Hilfsmittel wie Vibratoren oder Dildos. Dabei ist das wichtigste Lustzentrum die Klitoris, die am vorderen Ende der Vagina sitzt, dort, wo die kleinen Schamlippen zusammentreffen. Die Klitoris ist etwa erbsengroß und wie der Penis des Mannes ein so genannter Schwellkörper, durchzogen von Blutgefäßen und etlichen hochsensiblen Nervenenden, die für die sexuelle Erregung sorgen, wenn sie gereizt werden.

Gelenkigen Menschen ist auch die orale Selbstbefriedigung möglich; man spricht dann bei Männern von Autofellatio und bei Frauen entsprechend von Autocunnilingus.

Neben den direkten erogenen Zonen an Penis und Vagina können auch andere Regionen des menschlichen Körpers selbst erregt werden, beispielsweise die Brustwarzen, die Ohren oder der Mund. Das Onanieren erfolgt oft unter starker Beteiligung der Phantasie. Durch optische Reize, durch Musik, durch das Betrachten erotischer Fotos oder Filme, durch ein warmes Bad und durch akustische Reize können die beim Onanieren empfunden Lustgefühle gesteigert werden.

Siehe auch

Wichsen

Literatur

  • Thomas W. Laqueur: Solitary Sex – A Cultural History of Masturbation. Zone Books, 2003, ISBN 1-89095-132-3

Siehe auch: