Gundernhausen
Gundernhausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Roßdorf im hessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg. Der Ort liegt circa fünf Kilometer südwestlich von Dieburg in der historischen Region Bachgau.
Gundernhausen Gemeinde Roßdorf
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Koordinaten: | 49° 52′ N, 8° 47′ O |
Höhe: | 157 m ü. NHN |
Fläche: | 6,75 km² |
Einwohner: | 3225 (30. Juni 2012)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 478 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1977 |
Postleitzahl: | 64380 |

Geschichte
Aus Bodenfunden geht hervor, dass die Gemarkung Gundernhausen seit Jahrtausenden besiedelt ist. Bedingt durch den Ortsnamen mit der Endung ...hausen wird vermutet, dass die Siedlung von den Franken im 8. oder 9. Jahrhundert gegründet wurde. Im Jahre 763 schenkte Pippin der Jüngere der Abtei Fulda das heutige Groß-Umstadt mit allem Zubehör, zu dem auch Gundernhausen gehört haben soll.
Die erste schriftliche Erwähnung des kompletten Ortsnamens als Gunthershusen finden wir in einer Urkunde des Klosters Fulda aus dem Jahre 1250.[2] In einer weiteren Urkunde aus dem Jahre 1257 erneuert der Abt von Fulda die Lehen der Grafen Dieter und Eberhard von Katzenelnbogen unter anderem an Gundernhausen. In den historischen Dokumenten ist der Ort dann im Laufe der Jahrhunderte unter wechselnden Ortsnamen belegt.[3] Unter anderem als Gunderadeshusen 1318, als Gunderdehusen 1423, als Gundelhusen 1453, Gondernhusen 1492 und als Gondernhaußen 1671.
Im ausgehenden 14. Jahrhundert kam es zu Streitigkeiten zwischen den Grafen zu Katzenelnbogen und der Stadt Worms, in deren Verlauf große Schäden in der Grafschaft entstanden. Im Schadenverzeichnis aus dem Jahre 1390 ist vermerkt, dass dem Kunz Ulrich von Gundernhausen sieben Ohm Wein genommen wurden. Damit gibt es einen Hinweis auf Weinbachaktivitäten um Gundernhausen.
Im Jahr 1479, mit dem Aussterben der Grafen von Katzenelnbogen, fiel Gundernhausen an die Landgrafschaft Hessen. 1526 wurde Gundernhausen zusammen mit der Landgrafschaft evangelisch. In der evangelischen Kirche blieb die 1520 gegossene Glocke Anna bis heute erhalten. Gundernhausen, das ursprünglich zur Mutterkirche Lengfeld gehörte, erhielt 1412 eine eigene Pfarrei.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gundernhausen zweimal schwer beschädigt. 1622 wurde das Dorf durch Truppen des Grafen von Mansfeld ausgeraubt, und um das Jahr 1636 lagerten die Schwedischen Truppen am heute noch so genannten Schwedenrain. Der anschließenden Pest fielen fast alle Einwohner zum Opfer; jahrelang war der Ort mit den verfallenen Häusern unbewohnt. Das älteste noch vorhandene Kirchenbuch wurde 1599 von Pfarrer Theoderich Kraft Weidling begonnen und endete 1634, als er an der Pest starb.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort langsam wieder neu besiedelt. Die treibende Kraft waren dabei die beiden in der Gemarkung gelegenen Hofgüter.
Im Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert gab es Einquartierungen französischer und anderer Truppen. 1813 wurde die Dieburger Mark aufgelöst und Gundernhausen erhielt anteilig zu seiner damaligen Einwohnerzahl Gemeindewald zugesprochen. 1863 wurde der erste Verein gegründet, der Bienenzuchtverein. Ihm folgten mehrere Gesangvereine (ab 1865), der erste Turnverein (1905) und später der Kaninchenzuchtverein (1912). 1897 erhielt Gundernhausen Anschluss an das Schienennetz, als am ehemaligen Bahnhof der Bahnstrecke Darmstadt Ost–Groß-Zimmern der erste Eisenbahnzug hielt. Eine elektrische Beleuchtung wurde im Jahr 1913 installiert und eine öffentliche Wasserversorgung entstand 1934 durch das verlegte Wasserrohrnetz.
Wie alle deutschen Gemeinden hatte auch Gundernhausen unter dem Zweiten Weltkrieg zu leiden, und 102 Männer und Frauen überlebten dieses einschneidende Ereignis nicht. Mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen am 25. März 1945 ging für Gundernhausen der Krieg zu Ende.
Über 400 Heimatvertriebene und Ausgebombte nahm Gundernhausen in den Jahren 1946 bis 1955 auf; das Dorf veränderte sich, Neubaugebiete wurden erschlossen, die Bevölkerungszahl verdoppelte sich, eine neue Schule wurde eingeweiht, und die 1957 durchgeführte Flurbereinigung veränderte das Landschaftsbild.
Verwaltung und Gerichte
Unter hessischem Besitz sind die übergeordneten Verwaltungseinheiten wie folgt dokumentiert:[3]
- 1581 gehört Gundernhausen zum Amt Lichtenberg wo es bis 1820 bleibt. Seit 1806 gehört es dann zur Provinz Starkenburg des Großherzogtums Hessen.
- 1821 bis 1832: Landratsbezirk Reinheim der Provinz Starkenburg.
- 1832 bis 1848: Kreis Dieburg, mit der Einführung von Kreisen im Großherzogtum Hessen.
- 1848 bis 1852: Regierungsbezirk Dieburg, während der Einteilung der Provinz Starkenburg in Regierungsbezirke.
- 1852 bis 1938: Kreis Dieburg mit der Wiedereinführung von Kreisen in der Provinz Starkenburg.
- 1938 bis 1977: Landkreis Dieburg. Im Zuge der Gebietsreform 1938 werden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen in Kreise aufgelöst.
- ab 1977: Landkreis Darmstadt-Dieburg, in den der Landkreis Dieburg im Zuge der Gebietsreform in Hessen aufgeht
Die zuständige Gerichtsbarkeit war:[3]
- Zentgericht: Ober-Ramstadt
- 1821: Landgericht Lichtenberg
- 1848: Landgericht Reinheim
- 1879: Amtsgericht Reinheim
- 1905: Amtsgericht Dieburg
Am 1. Januar 1977 wurde Gundernhausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen Ortsteil der Gemeinde Roßdorf.
Einwohnerentwicklung
Belegte Einwohnerzahlen sind:[3]
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Sonstiges
- Ein wichtiges Fest im Dorf ist die erstmals 1599 schriftlich erwähnte Kirchweih (Kerb). Sie findet am 1. Sonntag nach dem 1. September über vier Tage statt und wird von der gesamten Bevölkerung gefeiert.
Verkehr
Der Haltepunkt Gundernhausen lag an der Bahnstrecke Darmstadt Ost–Groß-Zimmern. Der Personenverkehr wurde am 1. Juni 1966 eingestellt. Diese Bahnstrecke ist stillgelegt.
Regelmäßige Veranstaltungen
- September: Kerb[4]
- November/Dezember: Weihnachtsmarkt[5]
Weblinks
- Geschichte von Gundernhausen auf www.rossdorf.de
- „Gundernhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Suche nach Gundernhausen. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Gemeinde Rossdorf; Daten-Informationen
- ↑ Die Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Band 1: 1060-1418
- ↑ a b c d „Gundernhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg“. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 23. Juli 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 30. Oktober 2012.
- ↑ Darmstädter Echo, Donnerstag, 1. September 2016, S. 24
- ↑ Darmstädter Echo, Donnerstag, 26. November 2015, S. 20