Darja Nikolajewna Saltykowa (russ. Дарья Николаевна Салтыкова), oft mit Spitznamen Saltytschicha (russ. Салтычиха) genannt (*1730, †1801 in Moskau), war eine russische Adlige und Gutsherrin. In die Geschichte ging sie als beispiellose Massenmörderin und Sadistin ein, deren unglaubliche Brutalität nicht nur in der russischen Geschichte ihres Gleichen sucht.
Vorgeschichte
Saltykowa (geborene Iwanowa) war dritte Tochter eines wohlhabenden russischen Großgrundbesitzers. Sie war zunächst mit dem Offizier Gleb Saltykow verheiratet und hatte von ihm zwei Söhne bekommen. Im Alter von 26 Jahren verwitwete sie jedoch und wurde alleinige Besitzerin über ein Haus in Moskau sowie über weite Landflächen und Landgüter im europäischen Teil Russlands und damit auch über Tausende von leibeigenen Bauern.
Bis heute weiß niemand so richtig, wann genau die Verbrechensserie angefangen hat und was der entscheidende Auslöser dafür war. Überliefert wurde jedoch, dass sie mit unglücklicher Liebe Saltykowas zum Ingenieur Nikolaj Tjutschew (übrigens Großvater des seinerzeit berühmten Dichters Fjodor Tjutschew) zu tun haben könnte, der sie angeblich wegen einer rothaarigen Frau verließ. Wenn dem tatsächlich so war, erscheint es wenig überraschend, dass Saltykowa es bei ihren Folterorgien vorzüglich auf junge, blonde Frauen abgesehen hatte.
Die Verbrechen
Insgesamt sollen 139 Menschen durch Saltykowas Verbrechen zu Tode gekommen sein, wenngleich ihr allerdings "nur" 38 Opfer nachgewiesen werden konnten. Sie wurden in der Regel nicht direkt getötet, sondern starben extrem qualvoll an den Folgen der Folterungen, die Saltykowa ihnen zufügte. Bis auf zwei nachgewiesene Fälle waren alle Opfer weiblich, unter ihnen gab es sogar ein paar 11- bis 12-jährige Mädchen. Saltykowa wurde bei ihren Verbrechen durch mehrere Komplizen unterstützt, die die Opfer während der Folter festhielten sowie später die Leichen entsorgten. Typischerweise begann Saltykowa eine ihr dienende Frau zu schlagen, während diese das Haus putzte, meist unter dem Vorwand mangelhaft ausgeführter Arbeit. Sie schlug zunächst mit einem Holzbalken oder einem heißen Bügeleisen mehrmals zu, und zwang die Frau anschließend, ihre Arbeit weiter zu verrichten. Da diese nach den Schlägen natürlich nicht mehr hierzu in der Lage war, wurde sie anschließend festgebunden und weiter gequält. Zu den bevorzugten Foltermethoden Saltykowas gehörten: Verbrennen der Haare, Verhungern oder verdursten lassen, Übergießen des Kopfes oder des Gesichts mit kochendem Wasser, Festbinden nackt im Freien bei Frosttemperaturen, Herausreißen der Ohren mit glühender Zange, bei hochschwangeren Frauen auch andauernde Tritte in den Bauch. Darüber hinaus wurde Saltykowa sogar des Kannibalismus verdächtigt.
Die meisten ihrer Taten beging sie auf ihrem Landgut "Troizkoje" nahe der Stadt Podolsk südlich von Moskau. Es sollte mehrere Jahre dauern, bis die Mordserie publik wurde und Saltykowa verhaftet werden konnte. Anfangs gab es in benachbarten Dörfern böse Gerüchte über eine unheimlich brutale Gutsherrin in der nahen Umgebung. Wenig später sichtete man immer wieder aus Troizkoje kommende Kutschen mit verdächtiger, notdürftig bedeckter Ladung, die sich dann auch als Leichen erwies. Zunächst versuchten die Fahrer dieser Kutschen sich auszureden, es handele sich bei diesen Toten um Bauern, die eines natürlichen oder eines Unfalltodes gestorben seien. Erst später merkte man auch, dass die Leichen grausam verstümmelt waren. Doch nicht einmal das konnte die Greueltaten schnell stoppen. Einige wenige Bauern, die es wagten, Saltykowa bei den Behörden anzuzeigen, scheiterten an der korrupten Polizei und den Beziehungen der reichen Satykowa zu den Machtstrukturen, die von ihr bestochen worden waren. Nicht selten kam es sogar, dass statt Saltykowa die Kläger bestraft wurden.
Der Prozess
Der Wendepunkt in dieser Geschichte zeichnete sich erst nach der Machtübernahme durch Katharina die Große ab, die schon damals der Leibeigenschaft der Bauern in Russland kritisch gegenüber stand. 1762 schafften es zwei Bauern, deren Ehefrauen Saltykowa zum Opfer fielen, ihre Beschwerde direkt an die Zarin zu übermitteln. Die Sache kam endlich in Bewegung, und im Mai 1764 wurde gegen Saltykowa Anklage erhoben. Die Ermittlungen dauerten jahrelang, viele Details konnten erst nach und nach preisgegeben werden, da viele potentielle Zeugen aus Angst um ihr Leben nicht aussagen wollten. Dass Saltykowa zur Tatzeit psychisch krank und demnach zurechnungsunfähig war, kann nur vermutet werden, da es im Russland des 18. Jahrhunderts natürlich noch keine psychiatrischen Gutachten von Serienmördern gab.
Der Prozess konnte erst 1768 abgeschlossen werden. Entlarvt wurden hierbei auch viele der korrupten Polizeibeamten, die die früheren Beschwerden gegen Saltykowa unterdrückten. Ihnen wurden ihre Titel aberkannt, sie wurden enteignet und in Verbannung geschickt. Saltykowas unmittelbare Komplizen wurden zur öffentlichen Auspeitschung und zur Arbeitslagerhaft verurteilt. Saltykowa selbst wurde zunächst zum Tode verurteilt; da jedoch Katharina die Große vermutlich keinen Präzedenzfall für die anderen Adligen in Russland schaffen wollte, um nicht den Zorn dieser einflussreichen Bevölkerungsschicht auf sich zu ziehen, auf der anderen Seite aber eine Art Schauprozess machen wollte, wurde der Todesurteil aufgehoben und statt dessen verfügt, Saltykowa lebenslang in ein unterirdisches Loch in einem Moskauer Kloster einzusperren. Unmittelbar vorher wurde sie auf dem Moskauer Roten Platz mit der angehängten Aufschrift "Peinigerin und Mörderin" für eine Stunde öffentlich an einen Pranger gestellt.
Die Haft
In ihrer darauffolgenden Haft verbrachte Saltykowa 33 Jahre lang bis zu ihrem Tod. Ihre unterirdische, stockfinstere Zelle wurde nur beleuchtet, wenn ihr Essen und Trinken gebracht wurde. Von ihrem Wärter bekam sie sogar mal ein Kind; ob es tatsächlich eine Beziehung war oder sie von ihm vergewaltigt wurde, ist nicht bekannt.
Ihre Taten hat sie weder gestanden noch jemals bereut - und das, obwohl sie zeit ihres Lebens (!) eine äußerst gläubige Person gewesen sein soll.
Saltykowas verwahrloste Grabstätte ist bis heute auf dem alten Teil des Donskoje-Friedhofs in Moskau erhalten geblieben.
Personendaten | |
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NAME | Saltykowa, Darja Nikolajewna |
ALTERNATIVNAMEN | Saltytschicha |
KURZBESCHREIBUNG | russische Massenmörderin |
GEBURTSDATUM | 1730 |
STERBEDATUM | 1801 |
STERBEORT | Moskau |