Idinen
Idinen ist der Name eines Felsmassivs in der Sahara (südwestliches Libyen) an den Ausläufern des Tassili n'Ajjer (25.5 nördl. Breite, 10.2 Länge)
Der Idinen gehört zu den kleineren Bergmassiven des südlibyschen Provinz Fezzan neben dem Tadrart Akakus. Die nächstgelegene Stadt ist die alte Karawanenstadt Ghat. Aus der Ferne wirkt die Silhouette des aus der Hochebene emporragenden Idinen wie eine Burgruine mit Türmen und Zinnen. Bei den Tuareg-Nomaden heißt der Berg mit Spitznamen "Tadrart-n-Kel Eru" (arab.: Dschebel adsch-Dschenun), d. h. "Geisterberg", oder "Bordj-n-Kel Eru" (arab.: Qasr adsch-Dschenun), also "Geisterburg". Der Überlieferung ist das Felsmassiv der Sitz von Geistern, deren Stimmen man im Sturm hören kann.
Traditionell wird das Massiv von den Tuareg gemieden. Als 1850 der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth in Sichtweite der Felsen kam, wurde ihm berichtet, dass in den Felsen die Seelen der Menschen hausten, die vor den mslimischen Tuareg das Land bevölkert hätten. Der archäologisch vorgebildete Barth hatte bereits mehrfach in den Felsmassiven des Landes Inschriften in Tifinagh, der alten Schrift der Tuareg, gefunden und auch Felsbilder entdeckt - die ersten, die überhaupt jemals in Afrika beschrieben und in ihrer Bedeutung für die Erforschung der Geschichte des Kontinents gedeutet wurden. In der Hoffnung, im Idinen-Massiv weitere Spuren frühzeitlicher Besiedlung zu finden, begab sich Barth gegen den Rat seiner Begleiter dorthin und verirrte sich, ohne die erhofften Gräber oder Felsmalereien zu finden. Er wäre wohl verdurstet, wenn sich nicht ein mutiger Targi in das Felsmassiv gewagt hätte, um den Christen zu retten.
Heute ist der Idinen lediglich eine Zwischenstation für Sahara-Reisende, die unterwegs zum benachbarten Tadrart Akakus, einer der bedeutendsten Ansammlungen von prähistorischen Felsbildern.