Autismus

angeborene Störung der neuronalen Entwicklung
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Autismus (v. gr. αυτός: selbst) ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen zählen neben der autistischen Störung im engeren Sinne (frühkindlicher Autismus, auch Kanner-Syndrom genannt), das Asperger-Syndrom, das Rett-Syndrom, die desintegrative Psychose des Kindesalters sowie weitere umfassende Entwicklungsstörungen. Von atypischem Autismus spricht man, wenn nicht alle Diagnosekriterien erfüllt sind oder wenn die Störung sich erst nach dem dritten Lebensjahr manifestiert.

Es gibt die Auffassung, dass es sich bei den verschiedenen tiefgreifenden Entwicklungsstörungen nicht um verschiedene Kategorien, sondern um ein Kontinuum verschiedener Ausprägungen handelt. In diesem Sinne wird vom autistischem Spektrum bzw. der Autismusspektrumstörung (ASS) gesprochen. Gestützt wird diese Auffassung u.a. dadurch, dass in Einzelfällen Übergänge vorkommen: Es gibt z.B. Kinder, auf die die Diagnosekriterien des Aspergersyndroms zutreffen, deren Auffälligkeiten in früher Kindheit jedoch der Diagnose des Kanner-Syndroms entsprachen.

Begriff „Autismus“

Geprägt wurde der Begriff „Autismus“ 1911 durch den Schweizer Psychiater Eugen Bleuler. Autismus nannte er ein Grundsymptom der Schizophrenie, die Zurückgezogenheit in die innere Gedankenwelt des an Schizophrenie erkrankten Menschen.

Leo Kanner Vorlage:Lit und Hans Asperger Vorlage:Lit nahmen diesen Begriff - unabhängig voneinander - auf und benannten so ein Störungsbild eigener Art. Im Unterschied zu Menschen mit Schizophrenie, die sich aktiv in ihr Inneres zurückziehen, beschrieben Kanner und Asperger jeweils Menschen, die von Geburt an in einem Zustand der inneren Zurückgezogenheit leben. Damit unterlag der Begriff „Autismus“ einem Bedeutungswandel. Heutzutage wird der Begriff „Autismus“ zur Bezeichnung des von Kanner und Asperger beschriebenen Störungsbildes gebraucht.

Kanners Beschreibung, die den Begriff „Autismus“ eng fasste und im wesentlichen dem heute so genannten frühkindlichen Autismus entsprach, erlangte internationale Anerkennung und wurden zur Grundlage der weiteren Autismusforschung. Die Veröffentlichungen Aspergers hingegen, die den Begriff „Autismus“ etwas anders fassten, wurden zunächst international kaum rezipiert, zum einen wegen des Zweiten Weltkriegs und zum anderen, weil Asperger auf Deutsch publizierte. Erst in den 1990er Jahren erlangten die Forschungen Aspergers internationale Bekanntheit in Fachkreisen. Die englische Psychologin Lorna Wing Vorlage:Lit führte in den 1980er Jahren die Forschungen Aspergers fort und definierte die von Asperger beschriebenen Fälle von Autismus als Asperger-Syndrom.

Das Autismusspektrum

 
Schematische Darstellung des Autismusspektrums

Es werden in der klinischen Praxis meist folgende Formen von Autismus unterschieden:

  1. Frühkindlicher Autismus (low-functioning)
  2. Frühkindlicher Autismus (high-functioning)
  3. Asperger-Syndrom (AS)

Diese drei Typen bilden zusammen das Autismusspektrum (engl. autism spectrum). Auf der einen Seite steht der frühkindliche Autismus (low-functioning), der mit geistiger Behinderung auftritt. Auf der anderen Seite am Rand zur "Normalität" ist das Asperger-Syndrom angesiedelt, das in der Regel mit normaler bis überdurchschnittlicher Intelligenz auftritt.

Sowohl die Übergänge innerhalb des Spektrums als auch der Übergang vom Asperger-Syndrom zur „Normalität“ sind möglicherweise fließend. Allen Zuständen innerhalb dieses Spektrums sind die Merkmale eingeschränkte soziale Interaktion, eingeschränkte Kommunikation und repetitive Verhaltensmuster gemeinsam. Je nach Intensität der Ausprägung werden betroffene Personen innerhalb dieses Spektrums eingeordnet.

Unterscheidung der Formen innerhalb des Spektrums

Der frühkindliche Autismus (low-functioning) unterscheidet sich vom frühkindlichen Autismus (high-functioning) durch das Intelligenzniveau. Liegt es oberhalb eines IQs von 70 spricht man von high-functioning Autismus. Der frühkindliche Autismus unterscheidet sich vom Asperger-Syndrom dadurch, dass beim Aspergersyndrom kein Sprachentwicklungsrückstand und keine auffällige Störung der Kognition vorliegen darf. Atypischer Autismus ist eine Sammelkategorie für alle Personen, die die Diagnosemerkmale nicht voll erfüllen.


Die Unterschiede zwischen Frühkindlichem Autismus und Asperger-Syndrom sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:

frühkindlicher Autismus (HFA und LFA) Asperger-Syndrom (AS)
erste Auffälligkeiten erste Lebensmonate ab 3. Lebensjahr
Blickkontakt selten, flüchtig selten, flüchtig
Sprache in der Hälfte der Fälle Fehlen einer Sprachentwicklung; ansonsten verzögerte Sprachentwicklung, anfangs oft Echolalie, Vertauschen der Pronomina frühe Entwicklung einer grammatisch und stilistisch hoch stehenden Sprache, oft pedantischer Sprachstil, Probleme beim Verstehen von Metaphern
Intelligenz teilweise geistige Behinderung, teilweise normale Intelligenz normale bis hohe Intelligenz, teilweise Hochbegabung
Motorik keine Auffälligkeiten, die auf den Autismus zurückzuführen sind häufig motorische Störungen, Ungeschicklichkeit, Koordinationsstörungen


Einen guten allgemeinverständlichen Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von hochfunktionalem Autismus und Asperger-Syndrom bietet das Essay Is There a Difference Between Asperger's Syndrome and High-Functioning Autism? von Tony Attwood.

Einteilung nach ICD-10 und DSM-IV

Autismus wird in der ICD-10, dem Klassifikationssystem für Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), als tiefgreifende Entwicklungsstörung unter dem Schlüssel F84 aufgeführt und wie folgt unterteilt:

  • F84.0: Autismus; auch bezeichnet als: Frühkindlicher Autismus, Infantile Psychose, Infantiler Autismus, Kanner-Syndrom, Psychose im Kindesalter
  • F84.1: atypischer Autismus; auch bezeichnet als: Atypische Psychose im Kindesalter
    • F84.10: Autismus mit atypischem Erkrankungsalter
    • F84.11: Autismus mit atypischer Symptomatik
    • F84.12: Autismus mit atypischem Erkrankungsalter und atypischer Symptomatik
  • F84.5: Asperger-Syndrom; auch bezeichnet als: Autistische Psychopathie, Schizophrenes Syndrom beim Kind

Manche der oben genannten alternativen Bezeichnungen sind zwar veraltert jedoch noch heute in der ICD-10 zu finden.

Das DSM-IV, die US-amerikanische Klassifikation psychischer Störungen, führt Autismus als tiefgreifende Entwicklungsstörung unter dem Schlüssel 299 auf. Dabei werden zwei Kategorien unterschieden:

  • 299.00: autistische Störung
  • 299.80: Asperger-Syndrom

Atypischer Autismus kommt im DSM-IV als Diagnose nicht vor.

Diagnosekriterien Frühkindlicher Autismus

Im DSM-IV wird der frühkindliche Autismus den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen zugeordnet und durch folgende diagnostische Kriterien beschrieben:

A. Es müssen mindestens sechs Kriterien aus (1), (2) und (3) zutreffen, wobei mindestens zwei Punkte aus (1) und je ein Punkt aus (2) und (3) stammen müssen:

(1) qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion in mindestens zwei der folgenden Bereiche:

  • ausgeprägte Beeinträchtigung im Gebrauch vielfältiger nonverbaler Verhaltensweisen wie beispielsweise Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gestik zur Steuerung sozialer Interaktionen,
  • Unfähigkeit, entwicklungsgemäße Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen,
  • Mangel, spontan Freude, Interessen oder Erfolge mit anderen zu teilen (z.B. Mangel, anderen Menschen Dinge, die für die Betroffenen von Bedeutung sind, zu zeigen, zu bringen oder darauf hinzuweisen),
  • Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit;

(2) qualitative Beeinträchtigungen der Kommunikation in mindestens einem der folgenden Bereiche:

  • verzögertes Einsetzen oder völliges Ausbleiben der Entwicklung von gesprochener Sprache (ohne den Versuch zu machen, die Beeinträchtigung durch alternative Kommunikationsformen wie Gestik oder Mimik zu kompensieren),
  • bei Personen mit ausreichendem Sprachvermögen deutliche Beeinträchtigung der Fähigkeit, ein Gespräch zu beginnen oder fortzuführen,
  • stereotyper oder repetitiver Gebrauch der Sprache oder idiosynkratische Sprache,
  • Fehlen von verschiedenen entwicklungsgemäßen Rollenspielen oder sozialen Imitationsspielen;

(3) beschränkte, repetitive und stereotype Verhaltensweisen, Interessen und Aktivitäten in mindestens einem der folgenden Bereiche:

  • umfassende Beschäftigung mit einem oder mehreren stereotypen und begrenzten Interessen, wobei Inhalt und Intensität abnorm sind,
  • auffällig starres Festhalten an bestimmten nichtfunktionalen Gewohnheiten oder Ritualen,
  • stereotype und repetitive motorische Manierismen (z.B. Biegen oder schnelle Bewegungen von Händen oder Fingern oder komplexe Bewegungen des ganzen Körpers),
  • ständige Beschäftigung mit Teilen von Objekten.

B. Beginn vor dem dritten Lebensjahr und Verzögerungen oder abnorme Funk-tionsfähigkeit in mindestens einem der folgenden Bereiche:

  • soziale Interaktion,
  • Sprache als soziales Kommunikationsmittel oder
  • symbolisches oder Phantasiespiel.

C. Die Störung kann nicht besser durch die Rett-Störung oder die Desintegrative Störung im Kindesalter erklärt werden.

Darüber hinaus nennt ICD-10 noch unspezifische Probleme wie Befürchtungen, Phobien, Schlafstörungen, Essstörungen, Wutausbrüche, Aggressionen und selbstverletzendes Verhalten (Automutilation).

Soziale Interaktion

Eine qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion zeigt sich manchmal schon in den ersten Lebensmonaten durch fehlende Kontaktaufnahme zu den Eltern, insbesondere der Mutter. Viele Kinder mit frühkindlichem Autismus strecken der Mutter die Arme nicht entgegen, um hochgehoben zu werden. Sie lächeln nicht zurück, wenn sie angelächelt werden und nehmen zu den Eltern keinen angemessenen Blickkontakt auf. Dem gegenüber steht eine starke Objektbezogenheit, die häufig auf eine bestimmte Art von Gegenständen beschränkt ist. Ihre Aufmerksamkeit ist auf wenige Dinge, wie Wasserhähne, Türklinken, Fugen zwischen Steinplatten oder kariertes Papier gerichtet, die sie magisch anziehen, sodass alles andere an ihnen vorbei geht. Oft finden sie in Gegenständen einen für andere fremden Zweck, sortieren beispielsweise die Einzelteile einer Spielzeugeisenbahn nach Größe und Farbe, oder ihr einziges Interesse an einem Spielzeugauto ist es, die Räder unablässig zu drehen.

Kommunikation

Etwa jedes zweite Kind mit frühkindlichem Autismus entwickelt keine Lautsprache. Bei den anderen verzögert sich die Sprachentwicklung. Die Entwicklung der Lautsprache erfolgt oft über eine lange Phase der Echolalie, manche der betroffenen Personen kommen über diese Phase nicht heraus. Im Kindesalter werden oft die Pronomina vertauscht (pronominale Umkehr). Sie reden von Anderen als „ich“ und von sich selbst als „du“ oder in der dritten Person. Diese Eigenart bessert sich üblicherweise im Laufe der Entwicklung. Darüber bestehen oft Probleme mit Ja/Nein-Antworten, Gesagtes wird stattdessen durch Wiederholung bestätigt. Probleme gibt es auch mit der Semantik: Wortneuschöpfungen (Neologismen) treten häufig auf. Manche Menschen mit frühkindlichem Autismus haften auch an bestimmten Formulierungen (Perseveration). Am ausgeprägtesten ist die Beeinträchtigung der Pragmatik: In der Kommunikation mit anderen Menschen haben Menschen mit Autismus Schwierigkeiten, Gesagtes über die genaue Wortbedeutung hinaus zu verstehen, zwischen den Zeilen zu lesen. Ihre Stimme klingt oft eintönig (fehlende Prosodie).

Die Probleme in der Kommunikation äußern sich außerdem in Schwierigkeiten in der Kontaktaufnahme zur Außenwelt und zu anderen Menschen. Manche Autisten scheinen die Außenwelt kaum wahrzunehmen und teilen sich ihrer Umwelt auf ihre ganz individuelle Art mit. Deshalb wurden autistische Kinder früher auch Muschelkinder oder Igelkinder genannt. Die Wahrnehmungen im visuellen und auditiven Bereich sind oft deutlich intensiver als bei neurologisch typischen Menschen, daher scheint eine Abschaltfunktion im Gehirn die Reizüberflutung als Selbstschutz auszublenden. Autisten haben ein individuell unterschiedlich ausgeprägtes Bedürfnis nach Körperkontakt. Einerseits nehmen manche mit völlig fremden Menschen direkten und teils unangemessenen Kontakt auf, andererseits kann auch jede Berührung für sie aufgrund der Überempfindlichkeit ihres Tastsinns unangenehm sein.

Vor diesem Hintergrund gestaltet sich eine verstehende Kommunikation mit einem Autisten als schwierig. Emotionen werden oft falsch gedeutet oder gar nicht erst verstanden. Diese möglichen Probleme müssen bei der Kontaktaufnahme berücksichtigt werden und verlangen ein großes Einfühlungsvermögen.

Repetitive und stereotype Verhaltensmuster

Veränderungen ihrer Umwelt, wie zum Beispiel umgestellte Möbel oder ein anderer Schulweg, führen bei manchen Menschen mit Autismus zu Beunruhigung und Verunsicherung. Manchmal geraten Betroffene auch in Panik, wenn sich Gegenstände nicht mehr an ihrem gewöhnlichen Platz oder in einer bestimmten Anordnung befinden, oder sie bringt ein unangekündigter Besuch oder spontaner Ortswechsel völlig aus der Fassung. Die Tatsache, dass viele Menschen mit Autismus eine intensive Wahrnehmung für Details haben und daher auch kleine Veränderungen bemerken, verschlimmert dieses Problem. Es kann vorkommen, dass Handlungen - möglicherweise aufgrund der Probleme bei Unregelmäßigkeiten - stark ritualisiert ablaufen.

Diagnosekriterien Asperger-Syndrom

Das Asperger-Syndrom gilt als die leichte Form des Autismus und manifestiert sich ab ca. dem 3. Lebensjahr bis zum ca. 5. Lebensjahr. Zur Diagnose werden meist die folgenden Diagnosekriterien nach Gillberg & Gillberg (1989) verwendet:

  • Soziale Beeinträchtigung (extreme Ichbezogenheit)

(mindestens zwei der folgenden Merkmale):

  1. Unfähigkeit, mit Gleichaltrigen zu interagieren
  2. mangelnder Wunsch, mit Gleichaltrigen zu interagieren
  3. mangelndes Verständnis für soziale Signale
  4. sozial und emotional unangemessenes Verhalten
  • Eingegrenzte Interessen

(mindestens eins der folgenden Merkmale):

  1. Ausschluss anderer Aktivitäten
  2. repetitives Befolgen der Aktivität
  3. mehr Routine als Bedeutung
  • Repetitive Routinen

(mindestens eins der folgenden Merkmale):

  1. für sich selbst, in Bezug auf bestimmte Lebensaspekte
  2. für andere
  • Rede- und Sprachbesonderheiten

(mindestens drei der folgenden Merkmale):

  1. verzögerte Entwicklung
  2. (oberflächlich gesehen) perfekter sprachlicher Ausdruck
  3. formelle, pedantische Sprache
  4. seltsame Prosodie, eigenartige Stimmmerkmale
  5. beeinträchtigtes Verständnis einschießlich Fehlinterpretationen von wörtlichen / implizierten Bedeutungen
  • Nonverbale Kommunikationsprobleme

(mindestens eines der folgenden Merkmale)

  1. begrenzte Gestik
  2. unbeholfene / linkische Körpersprache
  3. begrenzte Mimik
  4. unangemessener Ausdruck
  5. eigenartig starrer Blick
  • Motorische Unbeholfenheit
Mangelnde Leistung bei Untersuchung der neurologischen Entwicklung

Obwohl viele Verhaltensweisen das soziale Netz der Betroffenen, insbesondere der nächsten Bekannten, und der Familie stark in Anspruch nehmen, sind es nicht nur negative Aspekte, die AS qualifizieren. Es gibt zahlreiche Berichte über das gleichzeitige Auftreten von überdurchschnittlicher Intelligenz oder auch von – für als normal geltende Menschen unfassbaren – Inselbegabungen. Leichtere Fälle von AS werden im Englischen umgangssprachlich auch als „Little Professor Syndrome“, „Geek Syndrome“ oder „Nerd Syndrome“ bezeichnet.

Einen guten Überblick über die Symptome des Asperger-Syndroms bietet die von Aspergia e. V. herausgegebene Broschüre Wie macht sich das Asperger-Syndrom bemerkbar? Vorlage:Lit.

Soziale Interaktion

Das wohl schwerwiegendste Problem für Menschen mit AS ist das des beeinträchtigten sozialen Interaktionsverhaltens. Beeinträchtigt sind zwei Bereiche, zum einen die Fähigkeit, zwanglose Beziehungen zu anderen Menschen herzustellen, und zum anderen die nonverbale Kommunikation.

Kindern und Jugendlichen fehlt in der Regel der Wunsch, Beziehungen zu Gleichaltrigen herzustellen. Dieser Wunsch entsteht normalerweise erst in der Adoleszenz, meist fehlt dann aber die Fähigkeit dazu.

Die Beeinträchtigungen im Bereich der nonverbalen Kommunikation betreffen sowohl das Verstehen nonverbaler Botschaften anderer Menschen als auch das Aussenden eigener nonverbaler Signale.

Als besonders problematisch erweisen sich die Schwierigkeiten im Bereich des sozialen Interaktionsverhaltens, da Menschen mit Asperger-Syndrom nach außen hin keine offensichtlichen Anzeichen einer Behinderung haben. So können selbst Menschen, die sich ansonsten durch Toleranz gegenüber ihren behinderten Mitmenschen auszeichnen, die Schwierigkeiten von Menschen mit Asperger-Syndrom als bewusste Provokation empfinden. Wenn etwa ein Betroffener auf eine ihm gestellte Frage nur mit Schweigen reagiert, wird dies oft als Sturheit und Unhöflichkeit gedeutet.

Im Alltag machen sich die Schwierigkeiten im Bereich des sozialen Interaktionsverhaltens auf vielfältige Art bemerkbar. Menschen mit AS können schlecht Augenkontakt mit anderen Menschen aufnehmen oder halten. Sie vermeiden Körperkontakt, wie etwa Händeschütteln. Sie sind unsicher, wenn es darum geht, Gespräche mit anderen zu führen, besonders wenn es sich um einen eher belanglosen Smalltalk handelt. Soziale Regeln, die andere intuitiv beherrschen, verstehen Menschen mit AS nicht intuitiv, sondern müssen sie sich erst mühsam aneignen. Daher haben Menschen mit AS oft keine oder kaum Freunde. In der Schule etwa sind sie in den Pausen lieber für sich, weil sie mit dem üblichen Umgang anderer Schüler untereinander nur wenig anfangen können. Im Unterricht sind sie in der Regel wesentlich besser im schriftlichen als im mündlichen Bereich. In der Ausbildung und im Beruf macht ihnen der fachliche Bereich meist keine Schwierigkeiten, nur der Smalltalk mit Kollegen oder der Kontakt mit Kunden. Auch das Telefonieren kann Probleme bereiten. Im Studium können mündliche Prüfungen oder Vorträge große Hürden darstellen. Da auf dem Arbeitsmarkt wohl in allen Bereichen Kontakt- und Teamfähigkeit genauso viel zählt wie fachliche Eignung, haben Menschen mit AS Probleme, überhaupt eine geeignete Stelle zu finden. Viele sind selbstständig, jedoch können sie sich bei Problemen mit Kunden kaum durchsetzen, etwa wenn ein Kunde nicht bezahlt. In einer Werkstatt für behinderte Menschen indes wären sie völlig unterfordert. Die meisten Menschen mit AS können durch hohe Schauspielkunst nach außen hin eine Fassade aufrecht erhalten, sodass ihre Probleme auf den ersten Blick nicht direkt sichtbar sind, jedoch bei persönlichem Kontakt durchscheinen, etwa in einem Vorstellungsgespräch. Menschen mit AS gelten nach außen hin zwar als extrem schüchtern, jedoch ist das nicht das eigentliche Problem. Schüchterne Menschen verstehen die sozialen Regeln, trauen sich aber nicht, sie anzuwenden. Menschen mit AS würden sich trauen sie anzuwenden, verstehen sie aber nicht und können sie deshalb nicht anwenden. Die Empathie ist bei Menschen mit AS eingeschränkt. Menschen mit AS können sich schlecht in andere Menschen hineinversetzen und deren Stimmungen oder Gefühle an äußeren Anzeichen ablesen. Überhaupt bereitet es ihnen Schwierigkeiten, zwischen den Zeilen zu lesen und nicht-wörtliche Bedeutungen von Ausdrücken oder Redewendungen zu verstehen. Dadurch können sie im sozialen Umgang anecken, da sie für andere Menschen offensichtliche nonverbale Signale nicht verstehen. Auch können sie in gefährliche Situationen geraten, da sie äußere Anzeichen, die auf eine bevorstehende Gefahr etwa durch Gewalttäter hindeuten, nicht richtig deuten können.

Stereotype Verhaltensmuster und Sonderinteressen

Repetitive und stereotype Verhaltensmuster zeigen Menschen mit AS in ihrer Lebensgestaltung und in ihren Interessen. Das Leben von Menschen mit AS ist durch ausgeprägte Routinen bestimmt. Werden sie in diesen gestört, kann das zu erheblichen Beeinträchtigungen führen. In ihren Interessen sind Menschen mit AS teilweise auf ein Gebiet beschränkt, auf dem sie meist ein enormes Fachwissen haben. Ungewöhnlich ist das Ausmaß, mit dem sie sich ihrem Interessensgebiet widmen; für andere Gebiete als das eigene sind sie meist nur schwer zu begeistern. Da Menschen mit AS meist gut logisch denken können, liegen ihre Interessensgebiete oft im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, aber auch andere Gebiete sind möglich.

Atypischer Autismus

Atypischer Autismus unterscheidet sich vom frühkindlichen Autismus dadurch, dass Kinder nach dem dritten Lebensjahr erkranken (atypisches Erkrankungsalter) oder nicht alle Symptome aufweisen (atypische Symptomatik). Wenn atypischer Autismus zusammen mit erheblicher Intelligenzminderung auftritt, wird manchmal auch von „Intelligenzminderung mit autistischen Zügen“ gesprochen.

Inselbegabung

Die Interessen von Autisten sind meist auf bestimmte Gebiete begrenzt, jedoch besitzen manche Autisten auf dem Gebiet ihres besonderen Interesses außergewöhnliche Fähigkeiten, zum Beispiel im Kopfrechnen, Zeichnen, in der Musik oder in der Merkfähigkeit. Man spricht dann von einer sogenannten Inselbegabung und die sie haben, nennt man Savants. Sie können sich nicht alleine anziehen aber kennen komplette Telefonbücher sowie Lexika auswendig wie zum Beispiel Kim Peek, seit dem Film "Rain Man" der bekannteste unter den Savants. Nur die Hälfte aller Autisten sind auf einem Gebiet Savants, und auf sieben männliche Savants kommt nur ein weiblicher Savant.

Differentialdiagnose

Autistische Verhaltensweisen können auch bei anderen Syndromen und Krankheiten auftreten. Von diesen muss Autismus abgegrenzt werden.

Wesentliches Unterscheidungskriterium zur Schizophrenie sind das Auftreten von Halluzinationen und Wahn, die bei Autismus nicht vorkommen.

Von autistischem Verhalten bei psychischem Hospitalismus, Kindesmisshandlung und Verwahrlosung unterscheidet sich Autismus dadurch, dass er primär, also von Geburt an, auftritt. Die typischen Verhaltensweisen werden bei Autisten nicht durch falsche Erziehung, mangelnde Liebe, Misshandlung oder Verwahrlosung ausgelöst. Bei psychischem Hospitalismus, Kindesmisshandlung und Verwahrlosung verschwindet das autistische Verhalten bei Besserung der äußeren Umstände wieder, wohingegen Autismus nicht heilbar ist.

Bei der schizoiden Persönlichkeitsstörung tritt im Gegensatz zu atypischem und frühkindlichem Autismus keine Intelligenzminderung auf. Eine Abgrenzung zum hochfunktionalen Autismus und Asperger-Syndrom kann im Einzelfall schwierig sein. Hierbei ist die Anamnese wichtig. Außerdem verschaffen neuropsychologische Testverfahren Klarheit.

Bei Menschen mit Zwangshandlungen (obsessiv-kompulsive Störung) ist die Sozial- und Kommunikationsfähigkeit normal ausgeprägt. Im Gegensatz zu Menschen mit Zwangshandlungen erleben Autisten ihre Routinen nicht als gegen ihren Willen aufdrängt, sondern sie schaffen ihnen Sicherheit und sie fühlen sich mit ihnen wohl.

Bei der Bindungsstörung ist das Sprachvermögen - anders als beim atypischen und frühkindlichen Autismus - intakt. Eine Abgrenzung zum hochfunktionalen Autismus und Asperger-Syndrom kann im Einzelfall schwierig sein. Der Anamnese kommt hier eine wichtige Rolle zu. Neuropsychologische Tests sind eine weitere Grundlage einer klaren Differenzierung.

Das Fragile X-Syndrom wird durch einen genetischen Defekt ausgelöst, der mit entsprechenden Analysemethoden eindeutig nachgewiesen werden kann, sodass eine Unterscheidung von Autismus eindeutig erfolgen kann.

Bei Magersucht können rigide Essgewohnheiten und soziale Isolation aufreten, die an hochfunktionalen Autismus oder Asperger-Syndrom erinnern. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Autismus ist, dass bei Magersucht beide Symptome nur zeitlich begrenzt auftreten und nach Behebung der Ursache wieder verschwinden.

Komorbide Störungen

Zusammen mit Autismus können verschiedene komorbide Störungen auftreten. Komorbide Störungen können sein:

  • Synästhesie; Sinneswahrnehmungen wie Gerüche oder Töne werden auch als Farben wahrgenommen
  • AD(H)S
  • Bipolarstörung (Schizophrenie); die Meinungen ob Schizophrenie und Autismus gleichzeitig auftreten können sind gespalten, zumal Autismus an sich schon der Schizophrenie ähnlich ist und früher sogar dem Formenkreis der Schizophrenie zugeordnet wurde
  • Depressionen, Psychosen, Phobien, posttraumatische Stressstörungen (PTSD), Zwangsstörungen, Essstörungen, Schlafstörungen; bleibt die autistische Störung lange Zeit unerkannt und unbehandelt können sich verschiedenartige zusätzliche Störungen wie ein Fächer ausbreiten. Dies ist auch der Grund warum eine frühe Diagnose so wichtig ist.
  • Epilepsie
  • nonverbale Lernstörung
  • Prosopagnosie (Gesichtsblindheit); Schwierigkeiten Gesichter zu erkennen. Autisten nehmen Menschen und Gesichter wie Gegenstände wahr. In jüngsten Untersuchungen wurde festgestellt dass Autisten die visuellen Informationen beim Betrachten von Personen und Gesichtern in einem Teil des Gehirns verarbeiten der eigentlich für die Wahrnehmung von Objekten zuständig ist. Ihnen fehlt die intuitive Fähigkeit Gesichter im Bruchteil einer Sekunde zu erkennen und Ereignissen zuzuordnen.
  • Tourette-Syndrom, bei Frauen Rett-Syndrom
  • Chromosomenalanomalien
  • Fragiles X-Syndrom
  • tuberöse Sklerose
  • Down-Syndrom äußerst selten, bei ca. 1% der Autismus Betroffenen

mögliche Ursachen von Autismus

Man geht heute davon aus dass Autismus genetische Ursachen hat. Die noch bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts vertretene These, Autismus entstehe aufgrund der emotionalen Kälte der Mutter (ehemaliger Terminus der sogenannten „Kühlschrankmutter“), durch lieblose Erziehung, mangelnde Zuwendung oder psychische Traumata gilt heute als widerlegt.

genetische Faktoren

Bei Familienstudien wurde festgestellt, dass es eine familiäre Häufung von Autismus gibt. Genetische Faktoren sind daher als Ursache für Autismus sehr wahrscheinlich. Zwillingsuntersuchungen aus Europa und den USA zeigen, dass ein eineiiges autistisches Zwillingskind mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit (zirka 95,7%) einen autistischen Zwilling hat, als ein zweieiiges Zwillingskind. Daraus ließe sich zunächst folgern, dass die Ursache genetischer Art ist. Da aber nicht alle eineiigen autistischen Zwillingskinder einen autistischen Zwilling haben, lässt sich keine allgemeingültige Erklärung auf genetischer Basis finden. Aber nach den bisherigen Erkenntnissen aus diesen Familien- und Zwillingsuntersuchungen wird davon ausgegangen, dass die Entstehung der Erkrankung durch eine Kombination verschiedener spezifischer Gene (sicher mehr als zwei), die wahrscheinlich insbesondere während der Gehirn-Entwicklung aktiv sind, bedingt ist.

Hirnschädigungen

Verschiedene Studien haben ergeben, dass manche Menschen mit Autismus Hirnschädigungen haben. Jedoch sind hier die Befunde uneinheitlich und es ist auch nicht klar, ob die Hirnschäden Autismus verursachen, ob der Autismus zu Hirnveränderungen führt oder ob die Hirnschäden lediglich ein Korrelat des Ereignisses sind, durch das der Autismus verursacht wurde. Festgestellt wurden insbesondere eine Funktionsstörung der linken Gehirnhälfte, abnorme Veränderungen des Stammhirns in Kombination mit Aufmerksamkeitsdefizit sowie Störungen in der sensorischen Reizverarbeitung. Jedoch besteht in diesem Bereich noch weiterer Forschungsbedarf. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Spiegelneuronen bei Menschen mit Autismus nicht hinreichend funktionstüchtig sind [1].

Biochemische Besonderheiten

Bei Untersuchungen von Menschen mit Autismus wurden Besonderheiten im biochemischen Bereich festgestellt. Teilweise weisen sie einen erhöhten Dopamin-, Adrenalin-, Noradrenalin- und Serotoninspiegel auf. Jedoch sind die Befunde in diesem Bereich uneinheitlich und lassen keine allgemeingültigen Schlüsse zu. Es gibt Berichte nach denen eine caseinfreie und glutenfreie Diät zu einer Besserung der Symptome beigetragen hat.

Begleitet durch Bernard Rimland, PhD (beriet Dustin Hoffman für den Film Rain Man) hat man in Californien Stoffwechselabweichungen bei autistischen Kindern durch die Gabe von Co-Enzymen entgegengewirkt. Man nimmt an, dass eine genetische Prädisposition eine entscheidende Rolle für die Manifestation des Autismus hat. Hinzu kommen extreme Stresssituationen (z.B. Geburtsstress), die dann quasi als auslösendes Moment angesehen werden. Bei auffällig vielen Autisten konnten Störungen im Stoffwechsel nachgewiesen werden, die durch Co-Enzyme beeinflusst werden konnten. In Zusammenarbeit mit einem Gastroenterologen (Andrew Wakefield, MD) kam man auf die Idee, eine spezielle Diät (für jeden individuell) aufzustellen, die meist auf eine kasein- und glutenfreie Ernährung hinausläuft. Eine mögliche Erklärung für autistische Wesensveränderungen ist ein durchlässiger Darm (Darmpermeabilität). Hier spielt der Hinweis auf Zöliakie eine Rolle, dadurch dass der Darm durchlässig ist, kommen (zu große) Moleküle in einer chemischen Zusammensetzung ins Blut wie es normal nicht üblich ist. In der weiteren Verstoffwechselung kommt es zu überschiessenden Reaktionen des Stoffwechsels, ähnlich wie bei Allergien. Nebenprodukte hiervon sind Kaseomorphine und Peptide, die über das Blut ins Gehirn gelangen und dort eine ähnliche Wirkung zeigen wie Drogen.

Gefühlsblindheit (mindblindness theory)

Leo Kanner selbst ging davon aus, dass Kinder mit Autismus Defizite im affektiven Kontakt aufweisen, also ihre Fähigkeit, anhand der Körpersprache anderer Menschen deren Gefühle zu erkennen, eingeschränkt ist. Dies wird auf kognitive Defizite (Gefühlsblindheit, engl. mindblindness) zurückgeführt. Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten zu verstehen, dass Menschen unterschiedliche Empfindungen haben. Außerdem wurde festgestellt, dass Autisten im Gegensatz zu neurologisch typischen Menschen Objekte und Menschen in der gleichen Gehirnregion wahrnehmen.

empathising-systemising theory (E-S)

Der britische Autismusforscher Simon Baron-Cohen vermutet, dass Autisten, verursacht durch einen hohen Testosteronspiegel im Mutterleib, ein extrem ausgeprägtes männliches Gehirn haben. In einer Studie mit 58 schwangeren Frauen zeichneten sich Kinder, die im Mutterleib einem erhöhten Testosteronspiegel ausgesetzt waren, gegenüber normalen Kindern durch einen kleineren, aber qualitativ höheren Wortschatz und selteneren Blickkontakt aus. Im Alter von vier Jahren waren diese Kinder sozial weniger entwickelt. Daraufhin entwickelte Baron-Cohen die empathising-systemising theory (E-S), die besagt, dass sich das Gehirn von Kindern, die im Mutterleib einem erhöhten Testosteronspiegel ausgesetzt waren, in Richtung zu einer verbesserten Fähigkeit, Muster zu sehen und Systeme zu analysieren, entwickelte. Diese Theorie wird auch extreme male brain theory genannt, da diese Fähigkeiten üblicherweise männlichen Gehirnen zugeschrieben werden.

underconnectivity theory

Die underconnectivity theory sieht die Ursache von Autismus in einem Mangel in der Koordination unter den verschiedenen Gehirnbereichen. In fMRI-Aufnahmen wurde festgestellt, dass bei Autisten Verbindungen zwischen Gehirnregionen fehlen. Diese Theorie erklärt, warum bei Autisten die Intelligenz ungleichmäßig ausgeprägt ist.

Monotropismus-Theorie

Monotropismus beschreibt den Aufmerksamkeitstunnel als die zentrale Ursache der kognitiven Stärken und Schwächen autistischer Menschen. Demnach können autistische Menschen sich tendenziell stark auf ein Interesse oder einen Reiz konzentrieren, sind aber tendenziell schlecht im Multitasking, wie es für das Verständnis sich potenziell schnell ändernder sozialer Situation erforderlich ist. Aufmerksamkeitstunnel seien der Grund, warum Menschen nicht aus Erfahrungen lernen und generalisieren, aber auch dafür, dass sie etwas so intensiv betrachten können, dass sie nicht hören, wenn man sie anspricht. Diese Theorie von Dinah Murray, Mike Lesser und Wendy Lawson wurde im Mai 2005 von der britischen Autismus-Organisation National Autistic Society in dem Journal Autism veröffentlicht. Eine deutsche Übersetzung des Artikels ist hier veröffentlicht. Wendy Lawson schreibt in ihren Büchern über "Monotropismus", Donna Williams über "mono-track".

Schäden durch falsche Impfung/Impfstoffe

Es tauchen immer wieder Gerüchte auf, Autismus könne durch Impfungen etwa gegen Mumps, Masern oder Röteln verursacht werden. Die Meinungen darüber sind jedoch äußerst gespalten, wie man an dem folgenden Zitat ersehen kann: „Diese Berichte entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage, z.B. unterscheidet sich die Häufigkeit von Autismus nicht bei geimpften und ungeimpften Kindern.“ (Lit.: Poustka 2004, S. 60).

Epidemiologie

Frühkindlicher Autismus tritt mit einer Häufigkeit von 0,5 Prozent auf, wobei das Verhältnis von Jungen zu Mädchen bei 4:1 liegt.

Zur Häufigkeit von atypischem Autismus gibt es keine systematischen Studien.

Über die Häufigkeit des Asperger-Syndroms gibt es nur grobe Schätzungen, wobei sich die Zahlen in den letzten Jahren mit zunehmendem Bekanntheitsgrad des Syndroms erhöht haben. Vor 1980 Geborene wurden in der Regel – oft bis heute – nicht erkannt. Im Extremfall sind laut Schätzungen bis zu 1,5 Prozent der Bevölkerung betroffen. Asperger-Syndrom tritt bei deutlich mehr Männern als Frauen auf, wobei die Angaben des Zahlenverhältnisses von 4:1 bis 8:1 schwanken. Das mag daran liegen, dass sich das Asperger-Syndrom bei Frauen teilweise unauffälliger äußert. Möglicherweise können Frauen durch sozialere Verhaltensmuster, Nachahmung und Schauspielerei, stärkeren Bezug auf Kommunikation und weniger spielende Interaktion die negativen Aspekte besser ausgleichen, durch weniger auffällige Besonderheiten oder Verwerfungen mit Auffälligkeiten weniger in Erscheinung treten oder schlicht eine bessere Langzeitprognose haben, da sie besser in der Lage sind zu lernen, wie man mit anderen Menschen umgeht. Insgesamt ist noch einiges an Forschungs- und Aufklärungsarbeit nötig, um angemessenere Zahlen ermitteln zu können.

 
rote Linie:Zahl der Autismus-Neudiagnosen, Schuljahre 1992 bis 2003 in den USA

Die Zahl der Autismus-Fälle scheint in den vergangenen Jahrzehnten ständig zu steigen. Spekuliert wird von der einen Seite, dass zum Beispiel Umweltgifte Autismus förderten oder dass Impfstoff-Zusätze eine tragende Rolle spielen würden - doch die unter Medizinern und Epidemiologen anerkannte These ist, dass

  • frühere Einschulung der Kinder die Chance erhöht, dass Autismus entdeckt wird; ebenso zeigt sich der häufigere Besuch von Kindergärten
  • Eltern heute aufmerksamer beobachten, ob sich ihre Kinder normal entwickeln; früher brachte man ein Kind erst dann zum Arzt, wenn es auffällig spät sprechen lernte
  • die Definition des Autismus an sich verbreitert wurde, so dass mehr verhaltensauffällige Kinder als autistisch gelten
  • in der Vergangenheit Autismus viel eher unter "kindlicher Schizophrenie" oder ADS eingeordnet wurde

Langzeitverlauf

Der Langzeitverlauf einer Störung aus dem Autismusspektrum hängt von der individuellen Ausprägung des Autismus beim einzelnen Patienten ab. Die Ursache des Autismus kann nicht behandelt werden. Möglich ist lediglich eine unterstützende Behandlung in einzelnen Symptombereichen.

Die autistischen Syndrome gehören nach dem Schwerbehindertenrecht zur Gruppe der psychischen Behinderungen. Nach den Anhaltspunkten für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbehindertenrecht beträgt der Grad der Behinderung bei der leichten Form (z.B. Typ Asperger, HFA) 50 bis 80, ansonsten 100.

Beim frühkindlichen und atypischen Autismus bleibt eine Besserung des Symptombilds meist in engen Grenzen. Etwa 10-15 Prozent der Menschen mit frühkindlichem Autismus erreichen im Erwachsenenalter eine eigenständige Lebensführung. Der Rest benötigt in der Regel eine intensive, lebenslange Betreuung und eine geschützte Unterbringung.

Über den Langzeitverlauf beim Asperger-Syndrom gibt es noch keine Studien. Hans Asperger selbst ging von einem positiven Langzeitverlauf aus. Vorlage:Lit In der Regel lernen Menschen mit Asperger-Syndrom im Laufe ihrer Entwicklung, ihre Probleme – abhängig vom Grad ihrer intellektuellen Fähigkeiten mehr oder weniger gut – zu kompensieren. Der australische Autismusexperte Tony Attwood vergleicht den Entwicklungsprozess von Menschen mit Asperger-Syndrom mit der Erstellung eines Puzzels. Mit der Zeit bekommen sie die einzelnen Teile des Puzzels zusammen und erkennen das ganze Bild. So können sie das Puzzle (oder Rätzel) des Sozialverhaltens lösen. Vorlage:Lit Schließlich können Menschen mit Asperger-Syndrom einen Status erreichen, in dem ihre Störung im alltäglichen Umgang nicht mehr auffällt.

Es existiert eine Reihe von Büchern über autistische Menschen. Die Psychologen Oliver Sacks und Torey L. Hayden haben Bücher über ihre Patienten mit Autismus und deren Lebensweg veröffentlicht. An Büchern, die von Autisten selbst geschrieben wurden, sind insbesondere die Werke der US-amerikanischen Tierwissenschaftlerin Temple Grandin, der australischen Schriftstellerin und Künstlerin Donna Williams, der US-amerikanischen Erziehungswissenschaftlerin Liane H. Willey und des deutschen Schriftstellers Axel Brauns bekannt.

Schule, Ausbildung, Beruf

Welche Form der Beschulung für Menschen mit Autismus geeignet ist, hängt von Intelligenz, Sprachentwicklung und Ausprägung des Autismus beim Einzelnen ab. Sind Intelligenz und Sprachentwicklung normal ausgeprägt, können Kinder mit Autismus eine Regelschule besuchen. Andernfalls kann der Besuch einer Lernhilfe- oder Sonderschule in Betracht gezogen werden.

Hinsichtlich Ausbildung und Beruf muss ebenfalls der individuelle Entwicklungsstand des Einzelnen berücksichtigt werden. Sind Intelligenz und Sprachentwicklung normal ausgeprägt, kann ein reguläres Studium oder eine reguläre Berufsausbildung absolviert werden. Andernfalls kann etwa eine Tätigkeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen in Betracht gezogen werden. In jedem Fall ist es für die Integration und das Selbstwertgefühl autistischer Menschen sehr wichtig, einer Tätigkeit nachgehen zu können.

Problematisch kann der Einstieg ins reguläre Berufsleben werden, da viele Autisten die hohen sozialen Anforderungen der heutigen Arbeitswelt nicht erfüllen können. Verständnisvolle Vorgesetzte und Kollegen sind für Menschen mit Autismus unerlässlich. Wichtig sind außerdem geregelte Arbeitsabläufe und überschaubare Sozialkontakte.

Welcher Beruf geeignet ist, hängt von den Interessen und Fähigkeiten des Einzelnen ab. Tätigkeiten in den Bereichen Informatik, Verwaltung und Bibliothekswesen können geeignet sein, ebenso Archiv-, Sortier-, Verpackungs- oder Reinigungsarbeiten.

Therapieansätze

Ausgehend vom individuellen Entwicklungsprofil des Patienten wird ein ganzheitlicher Behandlungsplan aufgestellt, in dem die Art der Behandlung einzelner Symptome festgelegt und die einzelnen Behandlungsarten aufeinander abgestimmt werden. Bei Kindern wird das gesamte Umfeld (Eltern, Familien, Kindergarten, Schule) in den Behandlungsplan einbezogen.

Eine Auswahl von Behandlungsmethoden soll im Folgenden kurz vorgestellt werden. Einen guten Überblick über Behandlungsmethoden bietet Lit.: Poustka 2004, S. 52-61. Weiterführende Informationen enthält Lit.: Weiß 2002.

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist in der Autismustherapie die am besten wissenschaftlich abgesicherte Therapieform. Ziel ist es, einerseits störende und unangemessene Verhaltensweisen wie übermäßige Stereotypien oder (auto)aggressives Verhalten abzubauen und andererseits soziale und kommunikative Fähigkeiten aufzubauen. Im Prinzip wird dabei so vorgegangen, dass erwünschtes Verhalten durchgängig und erkennbar belohnt wird (positive Verstärkung). Verhaltenstherapien können entweder ganzheitlich oder auf einzelne Symptome ausgerichtet sein.

Die Applied Behavior Analysis (ABA) ist eine ganzheitlich ausgerichtete Therapieform, die in den 1960er von Ivar Lovaas entwickelt wurde. Diese Therapieform ist auf die Frühförderung ausgerichtet. Zunächst wird anhand einer Systematik festgestellt welche Fähigkeiten und Funktionen das Kind bereits besitzt und welche nicht. Hierauf aufbauend werden spezielle Programme erstellt, die das Kind befähigen, die fehlenden Funktionen zu erlernen. Die Eltern werden in die Therapie einbezogen. Die Verfahrensweisen von ABA basieren im Wesentlichen auf Methoden des operanten Konditionierens. Hauptbestandteile sind Motivation bei richtigem Verhalten und Löschung bei falschem Verhalten. Lernversuche und -erfolge sowie erwünschtes Verhalten werden möglichst direkt verstärkt, wobei primäre Verstärker (z.B. Nahrungsmittel) und sekundäre Verstärker (z.B. Spielzeug) eingesetzt werden, um erwünschtes Verhalten zu belohnen. In den 1980er Jahren wurde ABA durch Jack Michael, Mark Sundberg und James Partington weiterentwicklet, indem auch die Vermittlung sprachlicher Fähigkeiten (Verbal Behavior) einbezogen wurde. Es gibt zur Zeit in der Bundesrepublik Deutschland nur zwei Institute, die diese Therapie anbieten.

Ein weiteres ganzheitliches Therapieprogramm ist TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children), das sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene mit Autismus richtet. TEACCH ist darauf ausgerichtet, die Lebensqualität von Menschen mit Autismus zu maximieren und sie anzuleiten, sich im Alltag zurechtzufinden.

Soziales Kompetenztraining

Erwachsene Autisten mit gut ausgeprägten sprachlichen und intellektuellen Fähigkeiten können soziale und kommunikative Fähigkeiten beispielsweise in Patientengruppen trainieren. Bei sozialem Kompetenztraining finden sich Menschen mit vergleichbaren Auffälligkeiten zusammen, um unter fachkundiger Anleitung ihre Sozialkompetenz zu verbessern.

Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie

Die Ergotherapie umfasst handwerkliche, gestalterische sowie spielerische Übungen. Einen elementaren Bereich stellt das Üben lebenspraktischer Tätigkeiten dar. Durch Verbesserung, Wiederherstellung oder Kompensation der beeinträchtigten Fähigkeiten soll dem Patienten eine möglichst große Selbstständigkeit und Handlungsfreiheit im Alltag ermöglicht werden.

Motorische Defizite können durch Physiotherapie abgebaut werden.

Sprachauffälligkeiten in Lautstärke, Tonlage, Geschwindigkeit und Modulation können durch Logopädie normalisiert werden.

Medikamentöse Behandlung

Die medikamentöse Behandlung kann eine Komponente im Gesamtbehandlungsplan sein. Beispielsweise bei Hyperaktivität, Wutausbrüchen, selbstverletzendem Verhalten und Depressionen können Medikamente Besserung verschaffen. Jedoch können durch Medikamente weder die Ursache noch die Kernsymptome des Autismus behandelt werden. Vereinzelt wird von manchen Ärzten zur Gabe von Ritalin geraten, jedoch sind hier die Meinungen (wie so oft) gespalten, es gibt Aussagen von mit Autismus vertrauten Ärzten welche besagen dass Ritalin die Symptome von Autismus verstärken kann, denn es macht den bei Autismus sehr durchlässigen "sensorischen Filter" noch durchlässiger. Diese Eigenschaft ist darauf begründet, dass Ritalin ein Medikament ist, das eigentlich bei der Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS) gegeben wird, um die Verfügbarkeit von Dopamin am synaptischen Spalt zu erhöhen. Ritalin würde laut Aussage der Ärzte bei manchen autistischen Kindern zu einer weiteren "Überstimmulation" führen, an der das Kind aber bedingt durch Autismus ohnehin schon leidet. Eine medikamentöse Behandlung bei Autismus ist also nur mit äußerster Vorsicht vorzunehmen.

Ergänzende Maßnahmen

Mögliche ergänzende Methoden sind etwa Musiktherapie, Kunsttherapie, Massagetherapie, Reittherapie oder Delfintherapie. Sie können die Lebensqualität steigern, indem sie positiv auf Stimmung, Ausgeglichenheit und Kontaktfähigkeit einwirken.

Sonstige Maßnahmen

Weitere bekannte Maßnahmen sind Festhaltetherapie, gestützte Kommunikation und Daily-Life-Therapie. Diese Maßnahmen „sind im Kontext der Behandlung des Autismus entweder äußerst umstritten und unglaubwürdig oder deren Annahmen und Versprechungen wurden durch wissenschaftliche Untersuchungen im Wesentlichen widerlegt.“ (Lit.: Poustka 2004, S. 59)

Die Festhaltetherapie wurde 1984 von der US-amerikanischen Kinderpsychologin Martha Welch entwickelt und von Jirina Prekop ins Deutsche übertragen. Ansatzpunkt bei dieser Therapie ist die Annahme, dass der Autismus eine emotionale Störung ist, die durch negative Einflüsse in der frühsten Kindheit hervorgerufen wird, sodass das betroffene Kind kein Urvertrauen aufbauen konnte. Bei der sehr umstrittenen Festhaltetherapie soll durch Festhalten des Kindes der Widerstand gegen Nähe und Körperkontakt gebrochen und so das Urvertrauen nachträglich entwickelt werden. Bedenklich bei der Festhaltetherapie „ist nicht nur die manchmal äußerst dramatisch und fast gewalttätig anmutende Vorgehensweise, sondern auch die dem Konzept mehr oder weniger zugrundeliegende These, daß das frühe Urvertrauen vom Kind nicht erworben werden konnte. Dies wird häufig von Eltern im Sinne einer persönlichen Schuld am Sosein ihres autistischen Kindes interpretiert“ Vorlage:Lit.

Bei der gestützten Kommunikation wird von einer lautsprachlich kommunikationsbeeinträchtigten Person mit bestimmten körperlichen Hilfestellungen einer Hilfsperson eine Kommunikationshilfe (Buchstabentafel, Kommunikationstafel, Computertastatur u.ä.) angesteuert. Durch das einzelne Ansteuern von Buchstaben und Satzzeichen entsteht ein Text. Hilfspersonen werden in Seminaren in die gestützte Kommunikation eingeführt. Kritik an der Methode der gestützten Kommunikation entzündet sich daran, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Hilfsperson den Patienten unbewusst und unbeabsichtigt beeinflusst, sodass letztendlich die Hilfsperson und nicht der Patient Urheber des Textes ist.

Die Daily-Life-Therapie wurde erstmals 1964 in Japan angewandt. Dabei wird von der Grundhypothese ausgegangen, dass ein hohes Angstlevel bei Menschen mit Autismus durch körperliche Anstrengung beseitigt werden kann. Körperliche Anstrengung führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Endorphinen, die schmerzlindernd bzw. schmerzunterdrückend (analgetisch) wirken.

Des Weiteren gibt es verschiedene biologisch begründete Therapiemethoden. Diese „sind aber nachgewiesenermaßen nutzlos, z.B. die Behandlung mit dem Darmhormon Sekretin, mit hohen Dosen von Vitaminen und Mineralien oder besonderen Diäten. Von diesen Maßnahmen ist mit Nachdruck abzuraten.“ (Lit.: Poustka 2004, S. 59)

Auties und Aspies

 
Autismusschleife

Die Ausprägungen von Autismus umfassen ein breites Spektrum. Verständlich ist, dass sich manche Menschen mit einer hohen Ausprägung des Autismus eine Heilung wünschen (nicht alle von ihnen tun dies). Viele Erwachsene mit leichter Ausprägung des Autismus haben gelernt, mit ihren autistischen Eigenarten zurechtzukommen. Sie wünschen sich vielfach keine Heilung ihres Autismus, sondern die Akzeptanz durch ihre Mitmenschen. Auch sehen sie Autismus nicht als etwas von ihnen Getrenntes, sondern als integralen Bestandteil ihrer Persönlichkeit.

Die australische Künstlerin und Kanner-Autistin Donna Williams hat in diesem Zusammenhang den Begriff Auties eingeführt, der sich entweder speziell auf Menschen mit Kanner-Autismus oder allgemein auf alle Menschen mit einer Autismusspektrumstörung bezieht. Von der US-amerikanischen Erziehungswissenschaftlerin und Asperger-Autistin Liane Holliday Willey stammt die Bezeichnung Aspies für Menschen mit Asperger-Syndrom. Die Psychologen Tony Attwood und Carol Gray richten in ihrem Essay Die Entdeckung von „Aspie” den Blick auf positive Eigenschaften von Menschen mit Asperger-Syndrom. Die Begriffe Auties und Aspies wurden von vielen Selbsthilfeorganisationen von Menschen im Autismus-Spektrum übernommen.

Um dem Wunsch vieler Autisten nach Akzeptanz durch ihre Mitmenschen Ausdruck zu verleihen, feiern sie seit 2005 jährlich am 18. Juni den Autistic Pride Day.

Historisches

Es gab zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Vorstellungen über die Entstehung von Autismus. Im zaristischen Russland etwa glaubte man, dass autistische Kinder als besonders religiöse Menschen zur Welt gekommen seien und dass diese sich freiwillig für ein Leben jenseits aller Konventionen entschieden hätten. Aus überlieferten Berichten weiß man, dass Autisten in Lumpen durch den russischen Winter liefen, ohne sich vor der Kälte zu schützen. Sie sprachen selten, ihr Verhalten erschien merkwürdig und sie missachteten Gesetz, Ordnung und soziale Regeln. Man nannte sie deshalb „heilige Narren“ und glaubte, dass in ihrem Verhalten göttliche Botschaften verschlüsselt seien. Vorlage:Lit

Bekannte Autisten

  • Richard Borcherds – Mathematik-Professor an der University of California, Berkeley, der 1998 die Fields-Medaille gewann (Quelle: Simon-Baron-Cohen, "Von ersten Tag an anders"). Richard Borcherds war 38, als er sich auf Autismus untersuchen ließ und Asperger-Syndrom diagnostiziert wurde.
  • Axel Brauns – deutscher Schriftsteller, Asperger-Syndrom
  • Dr. Temple Grandin, Tierpsychologin – US-amerikanische Spezialistin für den Entwurf von Anlagen für die kommerzielle Tierhaltung und Dozentin für Tierwissenschaften. Sie wurde als Kind mit frühkindlichem Autismus diagnostiziert und erhielt später im Erwachsenenalter die Diagnose Asperger-Syndrom.
  • Craig Nicholls - Sänger, Gitarrist und Texter der australischen Rockband The Vines, Asperger-Syndrom
  • Birger Sellin – deutscher Schriftsteller, frühkindlicher Autismus; LFA
  • Donna Williams – australische Schriftstellerin und Künstlerin, frühkindlicher Autismus; HFA

Siehe auch

Psychische Störung - Liste psychischer Störungen - Liste der Syndrome - Liste der Krankheiten

Literatur

Fachliches

  • Hans Asperger: Die „Autistischen Psychopathen“ im Kindesalter. In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten 117 (1944), 73-136. (online verfügbar)
  • Tony Attwood: Asperger-Syndrom. Wie Sie und Ihr Kind alle Chancen nutzen. Das erfolgreiche Praxis-Handbuch für Eltern und Therapeuten. Trias, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-3219-4
  • Uta Frith: Autismus. Ein kognitionspsychologisches Puzzle. Spektrum, Heidelberg u.a. 1992. ISBN 3-860-25058-2
  • Ole Sylvester Jørgensen: Asperger: Syndrom zwischen Autismus und Normalität. Diagnostik und Heilungschancen. Beltz, Weinheim/ Basel 2002, ISBN 3-407-22112-6
  • Leo Kanner: Autistic Disturbances of Affective Contact. In: Nervous Child 2 (1943), 217-250. (online verfügbar)
  • Diane M. Kennedy: The ADHD Autism Connection: a Step Towards More Accurate Diagnosis and Effective Treatment. WaterBrook Press 2002, ISBN 1-578-56498-0
  • Joan Matthews, James Williams: Ich bin besonders! Autismus und Asperger. Das Selbsthilfebuch für Kinder und ihre Eltern. Trias, Stuttgart 2001, ISBN 3-89373-668-9
  • Fritz Poustka u. a.: Ratgeber autistische Störungen. Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher. Hogrefe, Göttingen u. a., 2004, ISBN 3-801-71633-3
  • Poustka, F. / Bölte, S. / Feineis-Matthews, S. / Schmötzer, G.: Autistische Störungen, Reihe: Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie - Band 5 2004, XI/ 178 S. , ISBN: 3-8017-1632-5, erschienen im Hogrewe Verlag
  • Regionalverband Mittelfranken Hilfe für das autistische Kind (Hrsg.): Asperger-Autisten verstehen lernen. Internet 2004. URL: <http://www.autismus-mfr.de/_pdf/asperger.pdf>.
  • Helmut Remschmidt: Autismus. Erscheinungsformen, Ursachen, Hilfen. C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-44747-3
  • Daniel Tibi: Wie macht sich das Asperger-Syndrom bemerkbar? Eine Kurzinformation. Hrsg. v. Aspergia e. V. Kiel 2005.
  • Siegfried Walter: Autismus - Erscheinungsbild, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten, Hrsg: Erik Dinges / Heinz-Lothar Worm, Persen 2001, ISBN 3-893-58809-4
  • Michaela Weiß: Autismus: Therapien im Vergleich. Ein Handbuch für Therapeuten und Eltern. Marhold, Berlin 2002, ISBN 3-89166-997-6
  • Ingrid Wickelgren: Autistic Brains Out of Synch? In: Science Band 308 (24. Juni 2005), S. 1856-1858 (Übersicht über den Stand der neurologischen Forschung)
  • Lorna Wing: Asperger's syndrome: a clinical account. In: Psychol Med. 11 (1981) 115-129 (Abstract online verfügbar)

Erfahrungsberichte

  • Axel Brauns: Buntschatten und Fledermäuse. Leben in einer anderen Welt. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-09353-1
  • Gunilla Gerland: Ein richtiger Mensch sein. Autismus, das Leben von der anderen Seite. Verl. Freies Geistesleben, Stuttgart 1998, ISBN 3-7725-1667-X
  • Temple Grandin: Durch die gläserne Tür. Lebensbericht einer Autistin. Dt. Taschenbuch-Verl., München 1994, ISBN 3-423-30393-X
  • Temple Grandin: Ich bin die Anthropologin auf dem Mars. Mein Leben als Autistin. Droemer Knaur, München 1997, ISBN 3-426-77288-4 (deutsche Ausgabe von Thinking in Pictures: And Other Reports from My Life with Autism, ISBN 0-679-77289-8)
  • Temple Grandin, Catherine Johnson: Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier. Wie ich als Autistin Menschen und Tiere einander näher bringen kann. Ullstein, München 2005, ISBN 3-5500-7622-3
  • Christine Preissmann: ... und dass jeden Tag Weihnachten wär': Wünsche und Gedanken einer jungen Frau mit Asperger-Syndrom. Weidler, Berlin 2005, ISBN 3-896-93446-5
  • Jasmine Lee O'Neill: Autismus von Innen. Nachrichten aus einer verborgenen Welt. Huber, Bern/ Göttingen/ Toronto/ Seattle 2001, ISBN 3-456-83536-1
  • Katja Rohde: Ich Igelkind. Botschaften aus einer autistischen Welt. Nymphenburger, München 1999, ISBN 3-485-00826-5
  • Susanne Schäfer: Sterne, Äpfel und rundes Glas. Mein Leben mit Autismus. Verl. Freies Geistesleben, Stuttgart 1997, ISBN 3-7725-1679-3
  • Birger Sellin: Ich Deserteur einer artigen Autistenrasse. Neue Botschaften an das Volk der Oberwelt. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995, ISBN 3-462-02457-4
  • Birger Sellin: Ich will kein Inmich mehr sein. Botschaften aus einem Autistischen Kerker. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995, ISBN 3-462-02463-9
  • Patricia Stacey: Der Junge, der die Fenster liebte. Die Rettung eines autistischen Kindes. Beltz, Weinheim/ Basel 2004 - ISBN 3-407-85795-0
  • Franz Uebelacker: Ich lasse mich durch wilde Fantasien tragen. Selbstporträt eines autistischen Spastikers. Frieling, Berlin 1998, ISBN 3-8280-0503-9
  • Liane Holliday Willey: Ich bin Autistin - aber ich zeige es nicht. Leben mit dem Asperger-Syndrom. Herder, Freiburg im Breisgau/ Basel/ Wien 2003, ISBN 3-451-05300-4
  • Donna Williams: Ich könnte verschwinden, wenn du mich berührst. Erinnerungen an eine autistische Kindheit. Hoffmann und Campe, Hamburg 1992 (und weitere Auflagen), ISBN 3-455-08440-0
  • Donna Williams: Wenn du mich liebst, bleibst du mir fern. Eine Autistin überwindet ihre Angst vor anderen Menschen. Hoffmann und Campe, Hamburg 1994, ISBN 3-455-08601-2

Kinder- und Jugendliteratur

  • Laurie Lears, Karen Ritz: Unterwegs mit Jan. Leben mit einem autistischen Bruder. KiK-Verlag, Berg am Irchel 2000, ISBN 3-906-58137-3
  • Dirk Bracke: Ich bin nicht aus Stein. Rex-Verlag, Luzern 1998, ISBN 3-725-20678-3
  • Kolet Janssen: Mein Bruder ist ein Orkan. Anrich, Weinheim 1997, ISBN 3-891-06304-0
  • (englisch) Mark Haddon: The Curious Incident of the Dog in the Night-Time, ISBN 0-099-45025-9
  • Mark Haddon: Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone, Goldmann, ISBN 3-442-46093-X (deutsche Fassung von The Curious Incident of the Dog in the Night-Time)
  • Tito R. Mukhopadhyay: Der Tag, an dem ich meine Stimme fand. Ein autistischer Junge erzählt, Rowohlt Taschenbuch Verlag, ISBN 3-499-61933-4

Film und TV

Dokumentationen

  • Pascale Gmür, Otmar Schmid: Meine Denksprache. Menschen, die nicht reden können, finden Worte. Dokumentarfilm zur gestützten Kommunikation. 2005. 57 Minuten.
  • Expedition ins Gehirn; (DVD, deutsch/englisch, ca. 156 Minuten) 3-teilige Wissenschafts-Dokumentation über Savants und Autisten mit Savant-Fähigkeiten; Beschreibung. Arte und Radio Bremen. TR-Verlagsunion, 2006, ISBN 3-8058-3772-0

Kinofilme und Serien

Im Folgenden eine Liste von Filmen und Serien, in denen Autismus vorkommt, mit entsprechender Angabe der Autisten-Rolle in Klammern.

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Wiktionary: Autismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen