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Pierces Die Turner-Tagebücher
Entstehungsgeschichte
Dr. Pierce wurde durch den anonym erschienenen Roman The John Franklin Letters (1959) zum Abfassen eines fiktionalen Buches angeregt, dessen Geschichte in Form von Tagebucheinträgen erzählt wird. Der Vorschlag, ein belletristisches Werk zu verfassen, stammte von Prof. Dr. Revilo P. Oliver, der Pierce 1974 in Washington traf und ihm auch kurz nach dem Gespräch die von der „John-Birch-Gesellschaft“ herausgegebenen John Franklin Letters zuschickte. Oliver ist vermutlich selber der Verfasser des Buches.Vorlage:Ref
Der Roman Die Turner-Tagebücher wurde von Pierce 1978 unter dem Pseudonym Andrew Macdonald in mehreren Folgen publiziert, die an Interessenten per Post verschickt wurden; in dieser ersten Fassung spielte die Handlung in den 1980er Jahren. In späteren Auflagen wurden Änderungen vorgenommen, u. a. wurde bereits in der zweiten Auflage die Handlung um zehn Jahre in die Zukunft verschoben.
Inhalt
Literarische Wertung
In den Turner-Tagebüchern verbinden sich Charakteristika des Brief- bzw. Tagebuchromans – glaubhafte Behauptung der Realität, emotionale Nähe zum Protagonisten, Authentizität des Erzählten durch hohe Welthaltigkeit – mit der Untergattung der politischen Dystopie. Mehrere der Kriterien hochwertiger Literatur können nicht glaubhaft erfüllt werden, das Werk ist zur Trivialliteratur zu rechnen. Der Erfolg des Werkes in den USA ist sicher nicht zuletzt dem Rückgriff auf Topoi des Wildwest- und des Kriegsromans geschuldet. Science-Fiction-Elemente treten, nicht zuletzt da die Handlung in der nahen Zukunft spielt, in den Hintergrund, sind aber vorhanden.
Die von Pierce geschilderte dystopische Gesellschaft ist das Produkt von gesellschaftlich-politischen Mißständen, die sich nach Meinung des Autors bereits in der Gegenwart abzeichnen und von ihm zu Ende gedacht werden. Da diese weitergedachte Entwicklung nach Pierce politisch gewollt ist, wird mit den Turner-Tagebüchern der Bereich der politischen Verschwörungstheorie tangiert und bedient. Dem Protagonisten bleibt als einzige Handlungsmöglichkeit die ultima ratio, d. h. die nackte Gewalt. Durch dieses Handeln wird er schuldhaft: Er wird zum Mega- und Genozid getrieben; die innere Entwicklung des Protagonisten bleibt rudimentär, findet jedoch durch äußere Einflüsse statt, womit ein negativer Aspekt des Entwicklungsromans zutage tritt. Dem – aus Sicht des Verfassers – happy ending in bezug auf die Vernichtung der dystopischen, den „weißen Menschen“ entmenschlichenden Gesellschaft (Masse), wird der tragisch erscheinende Tod des Protagonisten (Individuum) gegenübergestellt. Das auf das Opfer Christi verweisende Selbstopfer des Protagonisten ist ein in amerikanischen Romanen und Filmen weitverbreiteter Topos; der Protagonist erscheint christusgleich, der Roman erlangt hierdurch eine soteriologische Dimension und hat auf den Leser eine kathartische Wirkung.
Rezeptions- und Wirkgeschichte
Obwohl Die Turner-Tagebücher aufgrund ihres rassistischen Inhalts weder von einem Mainstream-Verlag verlegt, noch von den großen nationalen Distribuenten ins Sortiment genommen wurde, verkaufte sich der Roman allein in den Vereinigten Staaten über 300.000mal (Stand: 2001).
Mittlerweile existieren Übersetzungen des Werkes in mehrere Sprachen – u. a. ins Deutsche, Französische und Portugiesische. Welche Verbreitung Die Turner-Tagebücher weltweit haben, kann unmöglich abgeschätzt werden, da das Werk in mehreren Sprachen im Internet gratis verfügbar ist und heruntergeladen werden kann.